Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Frauenparkplätze?

Hemmaneddo, Saturday, 22.12.2001, 14:06 (vor 8402 Tagen) @ Gatina

Als Antwort auf: Frauenparkplätze? von Gatina am 21. Dezember 2001 15:34:23:

Angsträume im öffentlichen Raum

Nicht erst die tatsächliche Belästigung, sondern bereits die Angst davor führen zur
Mobilitätseinschränkung.(1)

Angsträume sind z.B.:

Parks und Anlagen
Tagsüber zählen diese Orte zu den beliebtesten für Frauen, nachts werden sie aus
Angst gemieden. Gründe dafür sind die mangelhafte Beleuchtung, die Anlagen sind
unüberschaubar und nicht mehr belebt. Möglichkeiten des Sicht- und Rufkontaktes
sind durch oft fehlende Anwohner oder Passanten nicht mehr gegeben.

Innenstadt
Nach Geschäftsschluß leeren sich die Innenstädte in der Regel sehr schnell, da es
dort kaum Wohnungen, Cafes oder sonstige Freizeitangebote gibt, die dann noch
geöffnet sind. Dadurch sind kaum noch Passanten unterwegs und es ist keine
"soziale Kontrolle möglich".

Tiefgaragen, Parkhäuser und Unterführungen
Diese Orte zählen sowohl tags- als auch nachtsüber zu den Angsträumen für Frauen.
Viele Frauen fühlen sich in Parkhäusern "grundsätzlich" unsicher, auch wenn sie sich
nicht dirket bedrocht fühlen, haben sie doch zumindest ein ungutes Gefühl.
Die schlechte Beleuchtung, Unübersichtlichkeit und das Fehlen von anderen
Menschen vermitteln das Gefül des "Ausgeliefertseins". Tiefgaragen und Parkhäuser
bieten Versteckmöglichkeiten für Täter und kaum Fluchtwege für die Frauen.
Unterführungen werden von manchen Frauen ganz gemieden, da sie schwer
einsehbar und nicht gut beleuchtet sind. Die "Tunnelsituation" schränkt außerdem die
Fluchtmöglichkeit ein.

Haltestellen
Sowohl die Haltestellen selbst, als auch die Wege von Haltestellen zu den
Wohnungen werden von Frauen als bedrohliche Sitaution wahrgenommen. Sie sind
zu dunkel, schlecht beleutet, ungünstig gestaltet und oft in verlassenen Gegenden. So
liegen sie eher an stark befahrenen Straßen, als in der Nähe von den Wohngebieten.
Von dort aus sind oft "beängstigende" Gehwege zurückzulegen, mit Begrünungen, die
unübersichtliche Situationen schaffen. Notrufsäulen und Telefonzellen fehlen auf den
Wegen oft ganz. Die Haltestellen sind oftmals ohne Beleuchtung, oder mit falscher
Beleuchtung, so daß die Frauen sich wie auf einem "Präsentierteller" fühlen.

Einsame, dunkle Straßen bieten weder Radfahrerinnen noch Fußgängerinnen ein
Gefühl der Sicherheit. Schlechte oder fehlende Beleuchtung, kaum Wohnbebauung
ermöglichen Angreifern Hinterhalte und können so zu größerer Gewalt ermutigen, da
die Hilfeschreie dort niemand hören würde.

In Bahnhofsbereichen befindet sich abens/ nachts zu wenig Aufsichtspersonal. Die
Angst vor verbaler oder körperlicher Anmache ist größer als vor "Raubüberfällen".


Folgen

Nahezu jede Frau ist in ihrer Mobilität und damit in ihrer Lebensqualität
eingeschränkt. Aufgrund dieser Gegebenheiten ergreifen nahezu alle Frauen
Vorsichtsmaßnahmen, um das Gefühl der Bedrohung nicht aufkommen zu lassen und
dennoch außer Haus gehen zu können. Aber vor allem ältere Frauen trauen sich bei
Dunkelheit gar nicht mehr aus dem Haus. Dabei wird jedoch die Dunkelheit eher
akzeptiert, wenn die aufgesuchten Straßen und Plätze belebt und bewohnt sind.
Jede Frau besitzt ihre individuelle Strategie mit Bedrohung auf nächtlicher Straße
umzugehen. Das Vermeiden von Angst- und Gefahrenräumen generell gehört ebenso
dazu, wie sich abends nur mit dem Pkw zu bewegen. Selbstverteidigungsmittel, die
bei einer Konfrontation helfen, sexuelle Gewalt abzuwehren, werden relativ selten
von den Frauen mitgetragen. Und die wenigsten Frauen haben
Selbstverteidigungskurse besucht.

Die Fortbewegungsmittel ändern sich abends drastisch. Der Großteil der
Fußgängerinnen und Radfahrerinnen steigen nachts auf das Auto um. Ebenso die
Benutzerinnen von öffentlichen Verkehrsmitteln, nicht zuletzt wegen der Wege von
den Haltestellen nach Hause. Die Benutzung von Taxen steigt auch, allerdings nicht
in dem Maße, sicherlich wegen des Kostenfaktors.


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