Underachievement von Jungen - zwei Aufsätze dazu, die...
NICHTPARTEILICHE forschung würde erst einmal versuchen, nicht nur ÜBER menschen zu sprechen. eine der erfolge des feminismus war die stärkung der subjektposition von frauen und mädchen, die berücksichtigung ihrer wünsche und bedürfnisse. dass sich das positiv auf ihre schulerfolge auswirkt, ist zu begrüßen. in sachen jungen ist nun auffällig, dass immer ÜBER sie gesprochen wird, aber nicht mit ihnen. ihnen wird also diese subjektposition verweigert. es gibt mittlerweile mehrere generationen junger männer, die durch die feminisierte schule hindurchgegangen sind. vielleicht sollte man diese erst einmal nach ihren erfahrungen befragen?
ansonsten erklärt dieser ansatz manches, aber eben nicht alles und erweckt deshalb den eindruck, durch teilweise, aber eben nur teilweise gerechtfertigte gegen-differenzierung das problem wegrechnen zu wollen: auch wenn man sich auf die objektiv benachteiligten bzw. randständigen milieus konzentriert, kommt man um das statistisch schlechtere abschneiden von jungs nicht herum.
das herumge-eiere auf geschlechterstereotypen ideologisiert ein weltbild, das bestimmte selbstbilder von männlichen wesen bevorzugt (menschen also für ein "falsches" selbstbild bestaft), beantwortet aber nicht folgende fragen:
1. warum erhalten jungen bei gleicher kompetenz die schlechteren noten? gibt es da womöglich jungenfeindliche stereotype in der lehrerschaft?
2. gelegentlich wird frage 1) beantwortet mit unterschiedlichem lern- und schulverhalten. daran knüpft sich aber eine grundsätzlichere frage an: dienen noten der feststellung von kompetenzen oder der feststelung bestimmter verhaltensweisen? und da es nun einmal so ist: warum wird als weiblich konnotiertes verhalten als besser bewertet denn als männlich konnotiertes? und zwar bis zur entwertung tatsächlich vorhandener, also auch durch eigene leistung erworbener kompetenz?
nebenbemerkung: der gender-gap als unterschied zwischen schulischem und beruflichem erfolg der geschlechter hängt womöglich auch damit zusammen. d.h., dass die mädchenförderung, wie sie abläuft, zwar die ausbildung verweiblicht und als weiblich konnotiertes verhalten bevorzugt, im berufsleben, sobald dieses außerhalb der staatlichen quarantäne stattfindet, aber nicht wirklich hilfreich ist.
kann es sein, dass die hier unternommene zurückweisung der gender-perspektive selbst schon wieder von parteilichkeit getragen ist? und, vf. würde das sicher weit von sich weisen, aber vf. ist ja gebildet und reflexionsfähig und kennt den auftrag zur kritischen selbstbefragung des gebildeten, von heimlicher männerfeindlichkeit?
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Ein Mann,
11.03.2010, 17:39
- Underachievement von Jungen - zwei Aufsätze dazu, die... - jojo, 11.03.2010, 18:32
- Underachievement von Jungen - zwei Aufsätze dazu, die... - Narrowitsch, 11.03.2010, 19:11
- Underachievement von Jungen - zwei Aufsätze dazu, die... - Gobelin, 11.03.2010, 19:18