Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Kleiner Einwurf: Ich bin mir bei ihr nicht so sicher

Leser, Wednesday, 24.03.2010, 23:48 (vor 5616 Tagen) @ TLG

Vorfahrt für die Familie?

Von Tina Groll

Journalisten bekommen weniger Kinder als der Bevölkerungsdurchschnitt. Liegt´s nur an den Bedingungen?

Sie ist Ende 30 und Hörfunkjournalistin. Sie arbeitet gerne, aber sie hat ein Problem. Es ist vier Jahre alt und muss versorgt werden, wenn die Kita pünktlich am späten Nachmittag schließt. „Aber dafür gibt es in den Redaktionen kein Verständnis. Mein Vorgesetzter hat mir sogar ins Gesicht gesagt, dass mein Kind ein Hindernis sei", erzählt die junge Mutter, die lieber anonym bleiben möchte. Lukrative Aufträge gehen an die kinderlosen Kollegen, die festen Jobs sowieso.

Die (Un-)Vereinbarkeit von Familie und Beruf – ein Dauerbrennerthema, gerade weil die Praxis nach wie vor hierzulande so viele Probleme aufwirft. Dass das keineswegs nur ein Frauenthema sein sollte, darauf verwies nachdrücklich auch Familienministerin von der Leyen, als sie im Februar die 5. „Oldenburger Feder", den Medienpreis der EWE, für Berichte zu dem Thema verlieh (s.a. Seite 78). Grund genug, mit weiblichen und männlichen Teilnehmern der Medienpreisfeier zu diskutieren, wie es bei jenen selbst aussieht, die über dieses Thema berichten.

Die Fakten: Journalisten mit Kindern sind in der Minderheit. Haben es die Männer noch etwas einfacher, weil in den meisten Fällen die Partnerin die Erziehungsarbeit übernimmt, ist die Vereinbarkeitsfrage für die Journalistinnen eine erhebliche Schwierigkeit. Die Geburtenrate der Frauen in Deutschland liegt bei 1,35 Kindern pro Kind, bei den Journalistinnen bei 0,73 Prozent. Die Unvereinbarkeit von journalistischem Beruf und Familie schlägt sich auch im Frauenanteil in der Branche nieder: Machen Frauen in der Ausbildung noch über die Hälfte aus, scheinen sie im Alter zwischen 30 und 35 auf einmal zu verschwinden – dieses Alter fällt mit der Familiengründungsphase zusammen. Die Frauen steigen aus dem Beruf aus, sie schaffen den Wiedereinstieg kaum und wenn doch, arbeiten sie meist als Freie oder bleiben auf den unteren Sprossen der Karriereleiter stecken. Das liegt auch daran, dass viele Journalistinnen Leitungs-Angebote ablehnen. Die häufige Begründung: Es sei schon schwer genug, einen Redaktionsjob ohne Führungsaufgaben zu 100 Prozent zu erfüllen, wenn man Kinder hat.

Das dominierende Mütterlichkeits- ideal hat Jutta Hoffritz als eine Wurzel des Unvereinbarkeits-Übels ausgemacht – auch in der eigenen Branche . Für ihr Buch „Aufstand der Rabenmütter" und den preisgekrönten „Zeit"-Beitrag über „die Mütterfalle" spürte sie dem überhöhten Mutterideal in Deutschland nach, das sich in einer Beschäftigungsindustrie mit Baby-Yoga, Baby-Schwimmen und Early English niederschlägt – und stellte fest, dass in Ländern, in denen das Mütterlichkeits- ideal nicht so ausgeprägt ist, die Geburtenrate höher ist. ...

http://www.mediummagazin.de/archiv/2009/03/vorfahrt-fur-die-familie/

Generell hatte ich auch den ersten Reflex @TLG, allerdings komme ich des öfteren auch ins Grübeln, was die neuen Femis da so "antreibt". Vielleicht geht es denen auch(!) tatsächlich um Dinge, wie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Es ist doch letztendlich ein Thema, das Männer genauso betrifft (Stichwort "Entsorgte (Zahl-)Väter"). Es sollte meiner Meinung nach auch unsere eigene Emanzipation betreffen. Nämlich sich davon zu lösen, dass man tagaus, tagein schuftet und ackert, ohne die eigenen Kinder großartig aufwachsen sehen zu können - bzw. der "Gearschte" zu sein, wenn die ganze Familie in die Brüche geht.

Letztendlich fehlen in diesem D...land einfach die Rahmenbedingungen, in denen sich ein Individuum frei entfalten kann, egal, ob nun "m" oder "w". Und manchmal glaube ich, es ist auch garnicht so gewollt. Da ist das gegenseitige Aufhetzen seitens einer fetten Obrigkeit doch viel einfacher ... (lasst die Kinder mal "spielen" und uns in Ruhe regieren)

So gesehen, deshalb auch als kleiner Einwurf, kann vielleicht ein Grund-Minimal-Verständnis füreinander auch ein Ansatz sein für ein gewisses Miteinander sein. (Stichwort Kinderbetreuung, @ChrisTine deutete es in einem anderen Thread schon mal an).

Was mich nicht davon abhalten wird, diese unglaubliche Ungleichbehandlung von Männern in diesem Land wieder und wieder anzuprangern; so wie es Eugen mit Manndat und viele, sehr viele andere (mittlerweile) auch tun.

Soweit mein Einwurf, nun massakriert mich ;-)

PS: An @Eugens Stelle hätte ich auch nicht anders reagiert

PPS: Ich habe guten Kontakt zu einer Journalistin die Alleinerziehende ist. Deren Sorgen und Nöte sind andere, als meine z.B. Aber es sind ihre Sorgen und Nöte, die in den Rahmenbedingungen in diesem Land begründet liegen. Sie selbst nannte sich mal überzeugte Feministin und war entsetzt, als sie mitbekam, was Männern hierzulande so widerfährt. Nun denkt sie etwas anders und setzt sich für beide Seiten ein - und wir schätzen uns trotz aller damaligen Differenzen jetzt umso mehr.


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