Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Männer verhüten – ist das erwünscht?

pascal @, Neuburg, Saturday, 01.03.2008, 00:41 (vor 6160 Tagen)

Ich lese hier im Forum gerne mit und will auch mal was loswerden zum Thema Männer und Verhütung / Familienplanung.
Ich bin 37 und mir war mit Anfang 20 schon klar, dass ich keine Familie gründen werde (will). Ich hatte das Glück, im näheren Bekannten / Verwandtenkreis Scheidungen mitzubekommen und so wusste ich schon in jüngeren Jahren wie das so läuft im Trennungsfall, lebenslange Alimentation inclusive.

Vor diesem Hintergrund habe ich mich sehr für das Thema „Pille/ Verhütungsspritze für den Mann“ interessiert und habe die Entwicklungen dafür in den 90ger Jahren im Internet und in der Zeitung verfolgt, nachdem mir ein paar mal der Gummi geplatzt ist (folgenlos), umso interessierter und immer in der Hoffnung, das mal für mich nutzen zu können, um ohne Bedenken im Hinterkopf Sex haben zu können. Für eine Sterilisation fühlte ich mich in meinen Zwanzigern noch zu jung. Und so habe ich jedes Jahr Schlagzeilen wie „Die Pille/ Spritze für den Mann ist bald da“ verfolgt. Allein, sie kam nie. Immer hieß es, nur noch ein paar Jahre Forschung und dann steht den Männern ein sicheres Verhütungsmittel zur Verfügung – wie den Frauen ja auch. Aber auf den Markt gekommen ist nichts.
Und das bis heute!!!!

Der letzte Eintrag bei Wikipedia:
(…) Im Juni 2007 gaben die Pharmakonzerne Bayer AG und Organon bekannt, die Forschungen an dem Projekt eingestellt zu haben. Die Aufgabe der Bayer AG fand dabei im Rahmen einer Umstellung der gesamten Forschungsstrategie statt, so dass Bayer unter anderem die gesamte Männerkunde aufgegeben hat und sich fortan schwerpunktmäßig auf die Forschungsfelder Krebs, Frauen-Gesundheit, Herz-Kreislauf und diagnostische Bildgebung konzentriert. Die Markteinführung eines mit dem weiblichen Kontrazeptivum der "Pille" vergleichbaren Produkts für den Mann ist somit gegenwärtig in weite Ferne gerückt.

Als ich dann 33 war und immer noch nichts in der Richtung in Sicht war, bin ich sehr nachdenklich geworden und habe mich gefragt, ob so etwas überhaupt jemals bis zur Marktreife erforscht wird. Es ist doch so: Für Forschungsvorhaben braucht man Gelder. Ohne Geld keine Forschung. Wenn aber die Gesellschaftliche Akzeptanz fehlt, dann gibt’s auch kein Geld. Ich glaube, niemand will ernsthaft, dass Männer autark, einfach und sicher und vor allem unabhängig von der Partnerin verhüten können – ein zweiter Pillenknick, noch gravierender als der in den Sechzigern wäre doch die demographische Folge.

Gut, es gibt das Kondom, aber das ist ja bei Männern in einer festen Partnerschaft ziemlich unbeliebt. Frauen, die zum Frauenarzt gehen, werden auch nicht auf das „Femidom“ (das Gegenstück zum Kondom) verwiesen, nein ihnen stehen eine Menge mehr oder weniger komfortablerer Verhütungsmethoden zur Verfügung (Spirale, Drei Monats- Spritze, Implantatstäbchen, diverse „Pillen“). Männern nicht, und das ist ungerecht.

Ich hab mich dann mit Gewissheit, dass ich wenn dann eine Partnerschaft aber keine Familie will, mit 33 ohne eigene Kinder zur Sterilisation entschlossen, in der Überzeugung, ein vernünftiges Verhütungsmittel für den Mann erlebe ich nicht mehr. Meine Entscheidung habe ich gründlich vorbereitet durch Lesen einschlägiger Bücher und durch Gespräche mit nahe stehenden Personen.

Dann muss man mit dem Arzt ein Gespräch führen und seine Motivation darlegen für den Eingriff, weil er je irreversibel ist. Dabei habe ich meine nächste Überraschung erlebt. Der Arzt sagte, gut, er erkenne meine Motivation an und sehe, dass ich mir das gut überlegt habe. Ich solle aber noch eine Einwilligungserklärung der Partnerin mitbringen. Gut, es gab damals keine Partnerin, ich habe mir aber die Bemerkung nicht verkneifen können, dass ich ein freier Bürger bin und nicht die Erklärung eines (weiblichen) Vormundes für den Eingriff benötige. Er hat dann etwas gefaselt, dass das ja nur deswegen sei, weil eine etwa bestehende Ehe dadurch ungültig wäre (häh?????? Davon steht aber im ganzen BGB nichts). Kurz und gut, ich konnte es dann machen lassen und bin heute sehr glücklich über den Eingriff.

Einem Bekannten von mir ist aber was ganz anderes passiert: Dem hat der (ein anderer) Urologe gesagt, nein Sterilisation macht er erst ab vierzig und wenn drei Kinder da sind.. Sprachs und hat den Mann wieder weggeschickt. Mit der Bemerkung, es gäbe da Richtlinien von der Ärztekammer (kennt die von Euch einer). In einem Forum habe ich mal gelesen, dass deswegen Männer den Eingriff schon in den Niederlanden machen haben lassen. Sachen gibt’s.

Es ist also doch so: Will der Mann autark von einer Partnerin verhüten, wird das sehr misstrauisch beäugt. Oder gleich verboten. Deswegen braucht es auch die „Spritze für den Mann“ nicht. Wo kämen wir denn dahin, wenn die Dame dem Zeugungsunwilligen nicht sanft nachhelfen könnte: Mach Dir keine Sorgen Liebling, ich nehm doch die Pille…. Oooops….. vergessen…… ich bin schwanger ….

Insgesamt finde ich es aber – vornehm ausgedrückt – sehr unbefriedigend, dass dem verhütungswilligen Mann heute – im Jahr 2008 und vierzig Jahre nach der Mondlandung – noch immer nur Kondom oder irreversible Steri zur Verfügung stehen, während die Konzerne gemäß Wikipedia weiter fleißig zum Thema „Frauengesundheit“ forschen.


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