Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Wieder einer - "Arzt tötet Frau und Sohn"

Garfield, Wednesday, 17.05.2006, 19:57 (vor 6769 Tagen) @ Jachin

Hallo Jachin!

"...langsam frage ich mich wirklich in was für einer Art von Welt zu lebst."

In der real existierenden Welt.

"Du setzt allen Ernstes das Erlebnis, dein eigenes (womöglich einziges) Kind in einer blutigen Schießerei zu verlieren, mit etwas vollkommen alltäglichem
und im Verhältnis dazu geradezu winzigen wie einer Scheidung
gleich?"

Nein, das tue ich nicht. Aber davon betroffene Menschen tun das häufig. Du mußt bedenken, daß Menschen in Extremsituationen oft nicht mehr rational denken und erst recht nicht so handeln.

Es ist auch längst nachgewiesen, daß Menschen nach einer Trennung dieselben Empfindungen haben können wie nach einem Todesfall. Weil einfach sowohl bei einer Trennung als auch bei einem Todesfall ein Teil der gewohnten, liebgewonnenen Welt verloren geht. Der verschwundene Partner wird quasi als Toter betrachtet, weil er eben weg ist. Und man trauert ihm hinterher wie einem Toten. Man trauert ja überhaupt immer auch der gemeinsam verbrachten Zeit hinterher, und die ist in jedem Fall zu Ende, egal ob ein Mensch stirbt oder einfach nur geht.

Wenn man nun einem Menschen mit einer Scheidung droht, und zusätzlich noch mit dem Entzug der Kinder, dann kann das eine sehr starke Abwehrreaktion bewirken, die sich durchaus in irrationalem Verhalten äußern kann.

"...wenn verständlicherweise die meisten Eltern in dieser Situation ausrasten würden (Gott weiß dass ICH es vermutlich tun würde...)"

Siehst du - du würdest also auch einen Mord nicht ausschließen, wenn jemand einen Menschen getötet hätte, der dir viel bedeutete! Dabei wäre solch ein Mord letztendlich auch irrational, weil er ja den verlorenen Menschen nicht zurück bringt.

"...gibt es tausende, zehntausende geschiedene Väter und Mütter die mit ihrem Schicksal zurechtkommen ohne deshalb ihre Familie umzubringen wie dieser Arzt es getan hat..."

Manche Menschen sind eben belastbarer. Aber irgendwann kriegt man jeden soweit, daß er ausrastet. Es ist nur eine Frage des Ausmaßes der Ungeheuerlichkeiten, die man ihm zumutet. Was meinst du - wo ist deine Grenze?

Außerdem laufen Trennungen ja auch nicht immer gleich ab. Wenn z.B. der Mann fremdgeht, dann kalkuliert er vielleicht durchaus eine Scheidung ein. Vielleicht verläßt er seine Frau sogar für die Geliebte. Dann hat er vorher alles genau durchdacht und keinen Grund, spontan auszurasten. Sie ist dann zwar schockiert, aber üblicherweise behält sie ja die Kinder, also wird nicht ihre gesamte Welt total zerstört. Nur wenn er dann vielleicht damit droht, ihr die Kinder zu nehmen, könnte das bei ihr so eine Kurzschlußreaktion bewirken (was auch tatsächlich schon vorgekommen ist).

Manchmal leben sich Eheleute auch auseinander. Wenn es dann zur Scheidung kommt, hassen sie sich vielleicht, aber gerade deshalb empfindet keiner mehr genug für den anderen, um ihn als wichtigen Teil seines Lebens zu betrachten und dann durch den Verlust schockiert zu sein.

Fatal ist aber, wenn so eine Scheidung für einen Partner aus heiterem Himmel kommt, und wenn er befürchten muß, dabei wirklich alles zu verlieren.

"Als was für einen Haufen von potentiell gewaltbereiten, psychisch labilen Charakterschweinen stellst du geschiedene Männer hier eigentlich dar?"

Erstens bezog sich alles, was ich geschrieben habe, keineswegs nur auf Männer. Zweitens sind solche Fälle ja glücklicherweise Ausnahmen, es kann also keine Rede davon sein, daß alle geschiedenen Männer oder Frauen so etwas tun.

Eine Scheidung kann Menschen aber offensichtlich in solch eine Ausnahmesituation bringen. Es kann auch andere Anlässe geben, z.B. Verlust des Arbeitsplatzes, verbunden mit der Gewißtheit, keinen neuen Job zu finden und der Befürchtung, von Frau und Kindern verlassen zu werden, wenn der bisherige Lebensstandard nicht mehr gehalten werden kann, das Haus zwangsversteigert werden muß usw. Das hat zuweilen auch schon zu solchen Tragödien geführt.

Freundliche Grüße
von Garfield


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