Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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"Das laute Gejaule"- muß diese Polemik sein ?

everhard, Wednesday, 31.12.2008, 23:47 (vor 5807 Tagen) @ Wolfgang A. Gogolin

Gejaule ist, was ich als solches empfinde! ;-)

Der Hinweis @Flints auf 'millionenfach Kinder auf bestialische Art
zu töten' oder einen 'Babycaust' reizt offenbar nicht zum Hinweis, doch auf
Polemik oder Beleidigungen gegenüber abtreibenden Müttern zu verzichten -
oder haben solche Mütter ihre Menschenwürde verloren?

Eine Abtreibungsdebatte paßt meiner Meinung nach allenfalls insofern in
ein Gleichberechtigungsforum, als es bei der Änderung des § 218 StGB um die
Entkriminalisierung von Frauen ging, während männliches Verhalten eher
kriminalisiert wird.

Frauen haben nun einmal die alleinige Entscheidung, da gibt es doch gar
nichts mehr zuzusprechen. Wenn sie abtreiben wollen, dann tun sie das, auch
wenn die Väter dagegen sind. Wenn sie gebären wollen, dann tun sie das,
auch wenn die Väter dagegen sind - das haben wir als Ist-Zustand. Was wir
allerdings nicht haben, ist die den Frauen danach zuzuordnende
Verantwortung, die wird Männern und/oder dem Staat übertragen. Das sollte
geändert werden.

Ich halte es für undenkbar, dem Staat (oder wem auch immer) eine
Verfügungsmacht darüber einzuräumen, ob ein Kind nun auszutragen ist oder
nicht.

Viele Grüße
Wolfgang

Hallo Wolfgang,

da Flint ja mein Post zitiert hat, gestatte ich mir mal zu antworten.

Die Abtreibungsfrage hat imho zwei Facetten. Eine ethische, die ist in der Tat in einem Geschlechterforum eher off topic. Diese berührt die Frage, ob, warum und unter welchen Bedingungen wir als Gesellschaft Abtreibungen erlauben, dulden, ächten oder verbieten sollen.

Davon ganz unabhängig steht aber meine Aussage, daß mit der Abtreibungsfrage der Feminismus steht und fällt. Diese Aussage hat eben gar keine ethische, sondern eine politische Dimension und gehört daher hierher.

Es ist zunächst nachweislich falsch, daß "Frauen sowieso abtreiben". Wer sich die Zahlen etwa in Spanien ansieht, erkennt daß mit der Legalisierung sowohl die Zahl der Abtreibungen in Spanien zu, als auch die Zahl der spanischen "Abtreibungstouristen" (etwa nach England oder NL) abnahm. Allerdings nahm die Zahl der ABtreibungne noch Jahre nach der Legalisierung zu, als es längst keien "Abtreibungstouristen" mehr gab. Wie in allen Rechtsbereichen prägt die Rechtsnorm eben auch hier das Verhalten.
Wir sollten uns da nicht die Argumente der Feministen zu eigen machen!
Wir (die Gesellschaft, unser Staat) greifen an so vielen Stellen in die Verfügungsmacht des einzelnen ein, daß überhaupt nicht einzusehen ist, warum dies gerade in einer ethisch so entscheidenden Frage nicht geschehen sollte.
Gerade die derzeitige Regelung bestätigt ja auch den grundsätzliche Vorbehalt des Staates: Abtreibung ist eben immer noch verboten, wenn auch im Normalfall straffrei.
Das können wir aber jederzeit auch wieder ändern, wenn wir darüber einen Konsens finden.


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