Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Mit Pfennigabsätzen auf der Straße der Emanzipation

DschinDschin, Tuesday, 11.07.2006, 13:03 (vor 6920 Tagen)

Von Pascale Hugues


Des Gebärstreiks für schuldig befunden

Vor allem aber darf man die Schubladen nicht durcheinander bringen, in die jeder Einzelne säuberlich eingeordnet ist: die frustrierten Mütter mit ihrem Schlabberlook und ihrer kastrierenden Übermacht. Die versagenden Väter, die lieber Überstunden machen, als zu Hause die Kinder zu wickeln. Die frigiden Karrierefrauen mit ihren taillierten, dunkelblauen Kostümchen, die in der Menopause von Depressionen heimgesucht werden.
Im März hat die "Bild"-Zeitung eine Reihe kinderlose Moderatorinnen vorgestellt: Anne Will, Sandra Maischberger, Sabine Christiansen. Ich traute meinen Augen nicht. Dieser Katalog von Frauen, die des Gebärstreiks für schuldig befunden wurden, erinnerte an die Fahndungsplakate der RAF-Terroristen, die in den siebziger Jahren an den Zollbaracken der deutsch-französischen Grenze klebten. Glücklicherweise sind die Moderatorinnen des deutschen Fernsehens - ihren Visagistinnen und Stilistinnen sei gedankt! - wesentlich hübscher als die finsteren bärtigen Männer, die damals auf der anderen Seite der Brücke von Kehl gesucht wurden.

Nicht Lösungen werden gesucht, sondern Sündenböcke. Die Gesellschaft ist schuld: egoistisch, autistisch, materialistisch. Die Familie ist schuld: Sie vermittelt keine Werte mehr. Sie ist durch die hohe Scheidungsrate ausgelaugt. Gibt es die Familie überhaupt noch? Der Staat ist schuld: Er hat keine Betreuungseinrichtungen für Kinder geschaffen. Er hat die Steuern nicht gesenkt. Die Nazis sind schuld: Die Mutterkreuz-Ideologie beeinflusst die deutsche Gesellschaft bis heute. Eine Mutter muss sich mit Leib und Seele der Erziehung ihrer Blondschöpfe widmen. Der Romantizismus ist schuld: Der schwarze und exaltierte Bodensatz der deutschen Seele drängt an die Oberfläche. Ein esoterisches und obskures Magma, in dem der Frau eine fast mystische Rolle als Schöpferin des menschlichen Geschlechts zugewiesen wird.

Deutsche Familien

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Barbarus hic ergo sum, quia non intellegor ulli.


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