Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Doing Gender - Meine Meinung

DschinDschin, Friday, 04.08.2006, 19:58 (vor 6936 Tagen) @ DschinDschin

Zitat Anfang:
Das Alleinleben als defizitäre weibliche Lebensform?

Im Rückgriff auf die Studie Singlefrau und Märchenprinz des französischen Soziologen Jean-Claude KAUFMANN beschreibt PARIS die Einsamkeit der Karrierefrau:

"Abgeschnitten vom traditionellen Modell des Privatlebens (Mann, Kind, Haus), das sie als ?erhobenen Zeigefinger? gleichwohl tief verinnerlicht hat, findet sich die solo lebende Frau im gesellschaftlichen und emotionalen Niemandsland wieder. Umstellt von Bildern des Paares und der Familie erlebt sie sich auch dort als zerrissen und defizitär, wo sie beruflich erfolgreich und nach außen hin alles in Ordnung ist. Ja mehr noch: Gerade die Perfektheit des schönen Scheins, mit dem sie ihr Leid kompensieren sucht, sondert sie immer stärker von den wenigen noch in Frage kommenden Männern ab und zwingt sie, die ?Flugbahn der Autonomie? fortzusetzen. Um sich ihren Nachteil erträglich zu machen, akzentuiert sie die Vorteile ihres Nachteils, die den Nachteil wiederum zementieren."

Diese typisch männliche Lesart - darauf weist PARIS selbst hin - ist für das Alleinleben nicht repräsentativ. Sie entspricht jedoch dem Wunschbild frustrierter Männer ideal.
Es lässt sich nicht bestreiten, dass es diesen Typus der einsamen, allein lebenden Karrierefrau gibt, quantitativ bedeutsam ist er jedoch nicht.
Das Alleinleben im mittleren Lebensalter ist MÄNNLICH! Es kommt noch schlimmer: allein lebende Männer sind im Vergleich mit verheirateten Männern und allein lebenden Frauen gewöhnlich schlechter gebildet und überproportional unter den Geringverdienern zu finden.
Alleinleben im mittleren Lebensalter ist also - wenn überhaupt - die typische Lebensform männlicher Modernisierungsverlierer.

Mit der Abschaffel-Trilogie hat der Schriftsteller Wilhelm GENAZINO einen Prototyp des allein lebenden Modernisierungsverlierers beschrieben.
Davon abgesehen. Was nicht vergessen werden darf: Alleinleben ist weder identisch mit Alleinwohnen, noch mit Partnerlosigkeit.
Die Perspektive des Haushaltsansatzes kann die Lebensverhältnisse von Alleinlebenden nicht beschreiben und führt deshalb zu folgenschweren Missverständnissen und Fehlinterpretationen des Alleinlebens.

Zitat Ende:

Der hier besprochene Aspekt ist interessant und zeigt uns eine zu erwartende Folge der Aktivierung der Frauen für den Arbeitsmarkt. Die Emanzipation, verstanden als die Teilnahme der Frauen an der Konkurrenz um Arbeitsplätze, verbunden mit dem Geburtenrückgang, der zur Folge hat, das weniger heiratsfähige Frauen verfügbar sind, führt dazu, dass viele Männer der Unterschicht kinderlos bleiben, weil sie keine Frauen finden.
Auf der anderen Seite der gesellschaftlichen Skala finden wir ein umgekehrtes Phänomen. Da Frauen meist nur innerhalb ihrer gesellschaftlichen Schicht oder darüber hinaus heiraten, Männer jedoch auch Frauen aus darunter liegenden Schichten wählen, finden viele hochqualifizierte Frauen keine Männer und bleiben ebenfalls kinderlos.
Darüber hinaus wird mit zunehmender Berufstätigkeit der Frau die gesellschaftliche Schichtung schärfer, weil sich die Gehaltsunterschiede bei nun zwei verfügbaren Einkommen noch deutlicher darstellen.
Das beschriebene Phänomen wird übrigens auch verhindern, dass sich Männer beim Kampf um Aufstieg zurücknehmen, da ihr Zurückfallen im beruflichen Sektor gleichzeitig ihre Chance auf Familie und Kinder deutlich reduzieren.

Mir ist der genannte Aspekt wichtig, weil er die zukünftige gesellschaftliche Entwicklung deutlicher prägen wird, als alles, was so unter der Überschrift Feminismus zusammengefaßt wird.

--
Barbarus hic ergo sum, quia non intellegor ulli.


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