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Feministische Männer: die hippen Heiligen (Feminismus)

Alfonso, Friday, 23.08.2019, 22:17 (vor 1920 Tagen)

Viele Männer schmücken sich gerne damit, dass sie sich für Frauenrechte einsetzen. Dabei sind sie häufig eines: Machos.

«Sorry, jetzt mansplaine ich gerade», sagt ein Bekannter zu mir und hört plötzlich auf, mit mir über Politik zu reden. Der Begriff «mansplaining» wurde von der Autorin Rebecca Solnit geprägt, als ihr ein Mann in seiner Luxusvilla in Aspen den Inhalt ihres eigenen Buches erklärte. Seitdem haben sich Feministinnen mehrere Begriffe für nervige Machos ausgedacht, wie «mansplaining» oder «manterrupting». Die Message dahinter ist klar: Liebe Männer, nehmt euch zurück, redet weniger, unterbrecht nicht, nehmt weniger Raum ein, stellt euch infrage.

Mein Bekannter ist ein Typ, den man in Berlin häufig antrifft: schiefes Baseball-Cap, neuste Sneakers, eine «Berghain»-Stempelkarte und: bekennender Feminist. Er ist stolz darauf, dass er sich als Mann auch mal infrage stellt und sich eben nicht so verhält wie der alte Sack auf Solnits Party. Dabei ist er genau das Gegenteil: ein feministischer Chauvinist.

Denn in seinen Augen kommen Frauen nicht ohne seine Hilfe in der Gesellschaft zurecht. Wenn feministische Männer demonstrativ ein Stück von ihrer Macht abgeben, ist das so gönnerhaft wie ein Pascha, der seiner Frau ein paar Scheine vor die Füsse wirft und sagt: «Hier, Kleines, kauf dir was Schönes.»

Mit Schwäche zum Erfolg?

Feministische Männer sind wie Machos, nur cooler. Den Bierbauch haben sie sich wegtrainiert, die Krawatte durch eine Designerbrille ersetzt, sich den richtigen Jargon angeeignet. Wie etwa der Chefredaktor des «Zeit-Magazins» Christoph Amend: «Wenn ich verunsichert bin, denke ich darüber nach, ob die Gewissheiten, die ich vor mir hertrage, wirklich Gewissheiten sind oder ob ich sie überdenken sollte», erzählt er in Sophie Passmanns Buch mit dem doofen Titel «Alte weisse Männer». Oder der Grünen-Politiker Robert Habeck, der Männer dazu auffordert, mehr Selbstzweifel zuzulassen. «Vielleicht ist es auch gar keine Schwäche, sich selbst infrage zu stellen», gibt er dort demütig zu.

Ich finde das heuchlerisch. Denn Chefs und Spitzenpolitiker wissen, wie es in den Branchen abgeht, in denen nur Geld, Macht und Anerkennung zählen: Es ist knallhart. Jeder will ganz nach oben, entsprechend skrupellos sind auch die Machtkämpfe. Die werden nicht mit Selbstzweifel und Schwäche gewonnen. Männer, die in den Chefsesseln sitzen, werden ihre Plätze nicht einfach so aufgeben, nur weil ein paar Feministinnen Hashtags setzen.

Es geht um Identität

Typen wie Habeck und Amend kommen mir vor wie die Gangster aus den Mafia-Filmen, die jeden Sonntag ihrer Maria in der Kirche die Füsse küssen, um dann für den Rest der Woche wieder Drogen zu verticken und Menschen abzuknallen. Ihnen geht es nicht um das, was sie Geschlechtergerechtigkeit nennen, sondern darum, ihr eigenes Image aufzupolieren: «Schaut mal, ich bin nicht so wie die ganzen anderen Brutalos!»

Man kann ihnen dieses Gehabe nicht wirklich verübeln. Fordern Feministinnen doch vehement Lippenbekenntnisse ein, die nur dazu dienen, sich in der Welt als moralische Superhelden zu feiern. Feministinnen geht es um Identität. So sehr, dass sie sie sogar in der Sprache durch das Sternchen markieren müssen. Motto: Wir sind gut, ihr seid der Rest.

Margarete Stokowski schrieb für «Spiegel Online» neulich 40 Punkte auf, wie Männer Feministen werden können: Sie sollen keine Frauen anfassen, nicht weniger als zwei Monate Elternzeit nehmen und nachts die Strassenseite wechseln, wenn sie Frauen begegnen. Das ist überhaupt das Witzige an den Frauenrechtlerinnen: dass sie so hip und modern daherkommen, aber im Kopf konservativer ticken als ein Nonnenkloster.

Chauvinismus ist keine Frage des Geschlechts. Auch Frauen können machtgeil sein, Raum einnehmen und anderen mit ihrem dicken Ego auf die Nerven gehen. Dass Feministinnen das Gegenteil behaupten, offenbart vor allem eines: ihren eigenen Sexismus.

Quelle: https://www.nzz.ch/feuilleton/feministische-maenner-sind-die-hipperen-machos-ld.1479997

Also mich als normalen Mann plagen keine Selbstzweifel, bin doch keine durchgeknallte Feministin.

s_happy

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