Der 34-jährige Wohnungsvermieter weiß weder ein noch aus: "Es ist langsam ein Zustand, der
meine Existenz gefährdet", schreibt er in einer E-Mail an das Rote Kreuz, die er auch unserer
Redaktion zur Verfügung stellt. Im Telefonat erzählt er seine Geschichte: Inmitten der
Flüchtlingskrise, im Herbst 2015, sei der Bedarf an Unterkünften für Flüchtlinge groß gewesen.
Als die Vormieterin, eine unzuverlässige Zahlerin, aus der etwa 50 Quadratmeter großen Wohnung
ausgezogen sei, habe er deshalb nicht lange gezögert, seine Wohnung als
Wohnraum für Flüchtlinge zu vermieten.
"Anfangs war auch alles okay", erinnert er sich. Zunächst sei ein junger Flüchtling eingezogen und
schließlich ein zweiter. Das Amt habe zuverlässig monatlich für jeden 248 Euro Miete plus eine
Nebenkostenpauschale überwiesen. Nach einem Jahr jedoch sei plötzlich für eine Person kein
Geld mehr eingegangen. Er habe nachgeforscht, es habe sich herausgestellt, dass der erste
Asylsuchende eine Arbeitsstelle in Villingen gefunden habe und deshalb nun selbst für seine
Miete aufkommen müsse.
Dann habe der Ärger begonnen. Die Zahlungen blieben trotz Aufforderungen aus. Der örtliche
Stromversorger habe damit gedroht, den Strom abzustellen. Sein zahlungsunwilliger Mieter habe
sich aus dem Staub gemacht – mitsamt der Schlüssel, ohne Abmeldung. Epple sei auf etwa 2500
Euro Mietschulden sitzen geblieben. Der andere Bewohner jedoch sei dort geblieben, – und mit
ihm womöglich weitere, unangemeldete Geflüchtete. Diesen ungeheuren Verdacht hegt Epple seit
einem seiner Besuche vor Ort. Aus dem überquillenden Briefkasten seien gelbe Briefen geragt,
adressiert an mehrere Unbekannte unter "seiner" Adresse, "es waren nicht nur einer oder zwei".
Haben sich hier weitere Leute eingenistet? Bei seiner Rückfrage beim vermittelnden DRK habe er
erfahren, dass ein Adressat der gelben Briefe gar nicht mehr hierzulande sei, er sei "zurück in
Afghanistan", das Problem habe sich in diesem Fall wohl erledigt. Für Epple aber ist gar nichts
erledigt.
Stattdessen spitzte sich die Lage in dem Mehrfamilienhaus zu. Die Nebenkosten für die kleine
Wohnung explodierten. Bei Minustemperaturen, laufenden Heizungen und offenem Fenster hätte
sich eine Nachzahlung von 1400 Euro angestaut. Hinzu kam ein Wasserschaden über mehrere
Stockwerke – der Bewohner habe eine neue Waschmaschine erhalten, sie aber nicht fachgerecht
angeschlossen, Schadensbilanz: "mindestens 10.000 Euro – und wohingegen andere Gemeinden
gegen solche Fälle versichert seien, treffe das laut Auskunft der Gemeindeverwaltung nicht zu.
Viel schwerer jedoch wiegt offenbar das gescheiterte Zusammenleben in der Hausgemeinschaft.
Sein Mieter habe mehrfach randaliert, bedauert Epple. Zuletzt, vergangene Woche, sei die
Situation so sehr ausgeartet, dass die Polizei mit vier Kräften nachts anrücken musste.
Epple hingegen bekommt später
Klarheit über das Ausmaß des Schadens, per Post von der Hausverwaltung: "Ihr Mieter gewährte
jedoch der Polizei keinen Zugang zu Ihrer Wohnung", heißt es darin und weiter: "die
Hauseingangstür und die Briefkastenanlage wurden beschädigt, das Treppengeländer wurde
abgerissen und an der Wohnungstür befinden sich Blutspuren." Die Krönung für den gebeutelten
Eigentümer: "Selbstverständlich gehen alle Kosten, die aus diesem Schaden resultieren, zu Ihren
Lasten." Ein Einzelfall ist das, glaubt man den Nachbarn, nicht. Von Hausfrieden ist keine Rede mehr – "ernsthaft, ich gehe nur noch bewaffnet aus dem Haus", schildert ein Nachbar vor Ort und zeigt als Beweis, dass er das stattliche Jagdmesser im Lederschaft stets griffbereit
hat. Lebenspartnerinnen der dort wohnenden Männer würden von dem Mann als "Bitches"
beschimpft, erzählt ein anderer, einer Nachbarin habe er sogar in den Nacken gespuckt. Und
nachts, wenn der Bewohner oft Besucher empfange, würden die übrigen
Mieter von Lärm gestört.