So funktionieren Sexismus-Debatten in Italien (Gesellschaft)
"Angela Bruno hatte das Pech, im Wahlkampf Silvio Berlusconis Weg zu kreuzen. Der war vor zwei Wochen zu Besuch in der Firma Green Power, Sparte Solarenergie und Miniwindkraftanlagen, im hohen Norden vor den Toren Venedigs. Dort verdient die junge Frau ihr Geld in der Verkaufsabteilung.
Ihre Aufgabe war es, vor hunderten Zuhörern dem alten, aber fast immer brünstigen Politiker die Verkaufsstrategien zu erklären. Schnell unterbrach der Frauenheld sie, auf die übliche tumbe Art. „Kommen Sie? Nur einmal? Wie oft kommen Sie? In welchem zeitlichen Abstand?“, fragte er."
Na also, der Profi-"Sexist" Berlusconi (Nur die taz kann auf die Idee kommen, diesen als "Brüderle Italiens" zu bezeichnen) hält sich eben nicht mit irgendwelchen Nebensächlichkeiten wie Dirndl-Bemerkungen auf, sondern kommt direkt zur Sache. Und das Publikum?
"Das Publikum quietschte vor Vergnügen, Bruno lachte verlegen, versuchte immer wieder, vom Glatteis der Obszönitäten Berlusconis runterzukommen.
Ihre Firma legte nach, verbreitete ein Kommuniqué, wonach sich die junge Frau durch die Anmache „geehrt“ gefühlt habe. "
Also nix #Aufschrei, sondern Vergnügen. Aufgeregt hat sich nur Frau Bruno selbst:
"Erst mit einem Brief an die Zeitungen, dann mit einem TV-Interview am letzten Montag schlug Bruno zurück. „Keineswegs geehrt, sondern bloß in Verlegenheit gebracht“ habe sie der Auftritt Berlusconis. Der solle sich gefälligst entschuldigen."
Entschuldigen? Berlusconi? Der käme ja zu nichts anderem mehr.
Aber es kommt noch besser:
"Und sie berichtete, wie Journalisten ihren Eltern, Freunden, ja selbst ihrer 13-jährigen Tochter bis in den Klassenraum nachgestellt hätten. Darauf fiel Green Power nichts Besseres ein, als die Angestellte mit der Mitteilung zu bedrohen, wenn sie ihre Meinung geändert habe, „dann werden wir Konsequenzen ziehen“. Bruno nahm erst mal Urlaub."
Na also, in Italien weiß man noch, wie mit zickigen Weibern umzugehen ist.