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Die Mistel (Allgemein)

DschinDschin, Sunday, 24.02.2013, 12:10 (vor 4091 Tagen)
bearbeitet von DschinDschin, Sunday, 24.02.2013, 12:17

Es war einmal eine Mistel, die lebte glücklich und zufrieden auf ihrem Baum, dem sie zwar mehr Resourcen abzog, als sie selbt zurückgab, aber der Baum mochte die kleine Mistel auf seinem Ast und sie wog ja auch nicht so schwer.

Doch leider konnte die kleine Mistel lesen und es fielen ihr Bücher in die Hände wie "Die andere Pflanze" und "Der kleine Unterschied" und "Der Mistelwahn" und der Mistel wurde klar, dass auch sie den Anspruch darauf hätte, ein vollständiger Baum zu sein, der auf eigenen Wurzeln steht und hoch in den Himmel ragt.

Solches diskutierte die kleine Mistel mit ihren Freundinnen und diese waren ganz hingerissen von den neuen Gedanken und sie fanden es in der Tat auch langweilig, immer nur an den Ästen der Wirtsbäume herumzuhängen. Auch ärgerten sie sich über ihre Wirte, hatte nicht über die Jahrtausende ein hinterhältiges Baumarchat die Mistel daran gehindert, selbst zur freien Eiche heranzuwachsen.

Solche Gedanken hatten schwerwiegende Folgen.

Manche Misteln lösten sich von ihren Wirtsbäumen, fielen auf die Erde und mussten erleben, dass das mit dem Einwurzeln nicht so einfach ist und viele gingen zugrunde. Wieder so eine böse List des Baumarchats.

Andere Misteln begannen ungezügelt zu wachsen, mit der Folge, dass langfristig der Wirtsbaum zusammenbrach.

Aber die Misteln fanden auch einen Freund, den Gärtner. Er sammelte die heruntergefallenen Misteln ein, und setzte sie in ein Gefäß mit Nährlösung, die er aber zuerst den Bäumen abzapfen musste. So konnten die Misteln mehr oder weniger gedeihen. Gut, Baumgröße erreichten sie immer noch nicht, aber in der Gemeinschaft mit den anderen Misteln in den Töpfen mit dem Baumsaft, also unter Kleinen, da fällt die Kleinheit nicht auf. Und sie riefen den Bäumen zu: seht, wir sind Powermisteln, und brauchen Euch nicht.

Für die Bäume stellte sich die Mistelfrage aber so dar: War die Mistel zuvor eine manchmal lästige, aber meist auch angenehme Begleiterscheinung gewesen, welche der Gesundheit der Bäume keinen Schaden zufügte, war nun die Mistel für die Bäume eine erste Gefahr. Der emsige Gärtner legte immer mehr Mistelfarmen an, was dazu führte dass aus Platzmangel immer mehr Bäume umgesägt wurden. Die verbleibenden Bäume wurden durch den abgezapften Baumsaft geschwächt und freie Bäume mussten sich hüten, sich eine Mistel einzufangen, denn diese konnten unversehens zu wachsen beginnen, und den Baum dadurch töten.

Das führte dazu, dass durch Selektion mistelfreundliche Bäume mehr und mehr ausstarben und verschwanden und durch Bäume ersetzt werden, deren Saft für Misteln unverträglich und deren Rinde für Mistelsamen undurchdringlich ist.

Und das führte dazu, dass mit den mistelfreundlichen Bäumen auch die Misteln mehr und mehr verschwanden. Das Ende der mistelfreundlichen Bäume würde das Ende der Misteln sein. Aber manche Misteln verstanden den Zusammenhang nicht und fabulierten lustvoll über das Ende der Bäume, verfassten Bücher wie Sind Bäume noch notwenig. Auch freuten sich viele Misteln diebisch, wenn sie sahen wie heruntergekommen die Wirtsbäume aussahen.

Das bekam unsere kleine Mistel aber nicht mehr mit, die, nachdem sie aus Nährstoffmangel in ihrem Topf vertrocknet war, dicht bei ihrem ehemaligen Wirtsbaum verrottete, der durch Pilzbefall gestorben war, entstanden durch die vielen Einritzungen zur Saftgewinnung und dem Saftverlust.

Und da sie nun gestorben sind, gibt es in diesem Märchen auch kein Happy End.

DschinDschin, selten war er so Andersen

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Barbarus hic ergo sum, quia non intellegor ulli.


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