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Novitschoks - weltweit (Politik)

MANNfred, Wednesday, 23.09.2020, 18:34 (vor 1303 Tagen)

Ich lese nicht nur die Artikel zum Navalny Fall sondern oft auch die Kommentare. Dabei fiel mir auf, dass über die weltweite Verbreitung von Novitschok wenig bekannt ist ("ist irgendwas russisches"). Insbesondere ist wenig bekannt, dass es zwei Länder gibt, die in größerem Umfang Forschung dazu betrieben haben und eigene Novitschok Kampfstoffe entwickelten.

In Russland wurden in den 70er und 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts die chemische Kampfstoffe der Novitschok Gruppe entwickelt. Der erste Versuch war A-230, der allerdings bei niedrigen Temperaturen unter Null schnell kristalisierte und damit im Winter schlecht einsetzbar war. Verbesserte Varianten waren A-232, A-234 und A-242, die auch in den Streikräften eingeführt wurden.
(Bei dem Anschlag auf die Scripals wurde A-234 nachgewiesen.)

Die russischen Novitschok Kampfstoffe wurden in einem militärischen Labor in Usbekistan produziert. Nach dem Zerfall der Sowjetunion wendete sich Unsbekistan mehr dem Westen zu. Die US-Amerikaner haben das usbekische Chemiewaffenlabor übernommen, um bei der Dekontaminierung zu unterstützen.

Das die USA in Fort Edgewood ein Forschungs­programm zur Entwicklung neuer Novitschok Kampfstoffe betreiben, wurde 2006 vom damaligen Vorsitzenden des wiss. Beirates des OWCP öffentlich gemacht. Ergebnis der Forschung waren die Kampf­stoffe C01-A035 und C01-A039, die auch in nennenswertem Umfang produziert wurden.

Aus den Wikileaks Cable Gates geht hervor, dass die USA zusammen mit Verbündeten 2010 eine Diskussion der Novitschok Kampfstoffe in der OWCP verhindert haben.

Die Meinung der USA änderte sich nach dem Anschlag auf die Scripals. Mit Kanada und den Niederlanden beantragten die USA beim OWCP, die russsichen Novitschok Kampfstoffe in die Liste der verbotenen Chemiewaffen aufzunehmen. Russland konterte mit dem Antrag, auch die US-amerikanischen Novitschoks zu ächten. Das OWCP hat beide Anträge angenommen und damit zum ersten Mal die Liste der verbotenen Kampstoffe erweitert.

Außerdem hat der Iran im Rahmen der Forschung zur Chemiewaffenabwehr kleine Mengen verschiedener Novitschoks produziert, um Nachweismethoden zu entwickeln. Die Forschung wurden transparent gemacht und die Ergebnisse der OWCP zur Verfügung gestellt.

Tchechien hat in kleinem Umfang Novitschok hergestellt und betreibt in Brno ein Chemie­waffenlabor in Kooperation mit der NATO, was Päsident Zeman 2018 offiziell bestätigte.

Großbritannien hat zugegeben, über kleinere Mengen von Novitschok Kampfstoffen zu verfügen.... und wer weiß, in welchen Giftschränken es noch liegt. Die Konvention über das Verbot von Chemiewaffen erlaubt jedem Land die Herstellung von jährlich bis zu 100g.

Disclaimer: das ist kein Kommentar zum aktuellen Navalny Fall sondern für die Allgemein­bildung gedacht. FYI! Im Fall Navalny denke ich eher - ...aber das sind Spekulationen, da es viele Seltsamkeiten gibt und keine schlüssige Theorie, die alle Puzzelteile zusammenfügt.


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