E-Mobilität: Irrsinn mit Methode (Gesellschaft)
Peter – Milchmädchen – Altmaier begeistert sich für die so genannte Spitzenglättung.
Den Floh haben ihm die Stromversorger ins Ohr gesetzt, die längst wissen, dass die Abschaltung von Kern- und Kohlekraftwerken erhebliche Risiken für die Stabilität der Stromversorgung mit sich bringt, die mit dem zügigen Ausbau der E-Mobilität noch einmal auf ein nicht mehr beherrschbares Niveau gehebelt werden.
Großverbraucher, deren Stromkosten in hohem Maße von der in Anspruch genommenen Spitzenlast beeinflusst werden, haben solche Einrichtungen schon sehr lange installiert. Erreicht der Stromverbrauch im Laufe des Tages einen kritischen Höchstwert, dann werden „unkritische“ Verbraucher für ein paar Sekunden oder Minuten abgeschaltet. Was „unkritische“ Verbraucher sind, entscheidet das Unternehmen allerdings selbst und es entscheidet, über die Reihenfolge, in der bestimmte Verbraucher abgeschaltet werden, um den Schaden durch Unterbrechung der Stromversorgung so gering wie möglich zu halten. So bleibt es zum Beispiel nahezu folgenlos, wenn die Gargeräte in der Küche der Betriebskantine für ein paar Minuten abgeschaltet werden, während die Abschaltung der IT-Netze katastrophale Folgen haben könnte.
Die Stromversorger haben nun den Gedanken entwickelt, die Ladeinfrastruktur der E-Mobilität dann vom Netz zu trennen, wenn der produzierte Strom im europäischen Verbundnetz nicht ausreicht, um alle Abnehmer damit zu versorgen. Strommangel, wie er hier erwartet wird, kann nämlich relativ schnell zu großflächigen Blackouts führen, wobei ein auf Wind- und Sonnenstrom basierendes Netz nur unter größten Schwierigkeiten und in einem mehrtägigen Prozess wieder hochgefahren werden kann.
Das ist die eine Seite.
Die andere Seite sieht Peter – Milchmädchen – Altmaier in der Rolle des Förderers der E-Mobilität. Da freut er sich mit, wenn die Hersteller verkünden, dass die Ladezeiten bald massiv verkürzt werden können, weil Autos, deren Betankung mehrere Stunden in Anspruch nimmt, von jenen Kunden, die vorher denken, überhaupt nicht angenommen werden. Also bringt VW für den iD3 jetzt das Laden mit 170 Kilowatt auf den Markt. Abgesehen davon, dass kaum irgendwo Leitungen liegen, weder im Einfamilienhaus, noch an öffentlichen Straßen, Parkplätzen und Autobahn-Raststätten, deren Querschnitt und Absicherung so bemessen ist, dass, wenn die 170 Kilowatt angefordert werden, weder die Sicherung rausfliegt, noch das Kabel in Brand gerät, bedeutet das gleichzeitige Laden von nur 20 iD3 mit der 170 Kilowatt Ladefähigeit bereits eine Last von 3,4 Megawatt. Das ist die Leistung einer großen Windturbine – falls denn der Wind weht.
Für die Zukunft der E-Mobilität lässt sich also eine Vorhersage machen, die ungefähr so lautet:
Je mehr alltagstaugliche, und das heißt eben auch „schnellladefähige“ E-Mobile auf unseren Straßen unterwegs sein werden, desto länger werden die Wartezeiten an der Ladesäule, weil dann nämlich für bis zu zwei Stunden pro Tag kein Strom aus der Steckdose kommt.
Das ist ein Versuch, die Bewirtschaftung des bewusst herbeigeführten Mangels zu optimieren, ohne den Mangel selbst zu beheben.
Natürlich wird der gezielt verursachte Stromausfall relativ bald zur Normalität werden, weil man dem sonst aus Lastgründen drohenden Ausfall der gesamten Stromversorgung vorbeugen muss. (Erinnert irgendwie an die Lockdown-Strategie: Alles herunterfahren, um Schlimmeres zu verhüten.)
Aber die Abschaltung der Ladesäulen wird nur der Anfang sein. Relativ bald wird man der Versorgung weiter Teile der öffentlichen Ladesäulen-Infrastruktur eine sehr hohe Priorität einräumen und stattdessen lieber vermehrt die Last der privaten Haushalte abwerfen. Dank Smart-meter-Technologie wird das ein Kinderspiel.
Wir werden nie mehr wissen, wann und für wie lange uns elektrische Energie zugebilligt wird. Dafür wird dann irgendwann der Batteriepuffer im Keller verpflichtend vorgeschrieben. Trotz regelmäßiger Kontrolle durch den TüV wird das mittelfristig auch die Prämien der Gebäudebrandversicherung in die Höhe treiben.
Warum der Wirtschaftsminister so widersprüchlich handeln kann, nämlich zugleich den Ausbau der E-Mobilität fördern und die sichere Stromversorgung durch Abschaltung der Grundlastkraftwerke gefährden, würde sich leichter erschließen, wenn der Name des Ministeriums der Wahrheit entsprechend in Wachstumsministerium geändert würde.
Unser gesamtes, funktionierendes Energieversorgungssystem wird mit Abwrackprämien im Umfang von vielen Milliarden Euro in die Verschrottung getrieben, um aus dem so geschaffenen Chaos heraus neues, unsinniges, ressourcenvernichtendes Wachstum zu ermöglichen.
Das ist etwas besser als einen Krieg zu verlieren und hinterher alles neu aufbauen zu müssen. Das stimmt schon. Aber viel intelligenter kommt es mir nicht vor.