Linksextreme Plattform, findet Asow richtig gut (Allgemein)
Ein gekaufter "Zeuge" berichtet
"Während Russland das Asow-Regiment als einen "Haufen Neonazis" brandmarkt, wird die Kampftruppe in der Ukraine als Nationalhelden gefeiert. Die Kämpfer stehen damit im Zentrum des Informationskrieges zwischen Moskau und Kiew."
Ein junger Ukrainer will zum Asow-Regiment: "Mein Land braucht mich"
Krieg in Kiew? Unmöglich!
Das waren Rosts Gedanken am 23. Februar. Seine Freunde zeigten ihm Nachrichten, dass morgen der Krieg beginnen würde. "Ich konnte es nicht glauben", erzählt er im Gespräch mit watson. Seine Stimme klingt, als könne er bis heute nicht glauben, was in seinem Land geschieht.
Mit 18 flüchtete er aus der Ostukraine nach Kiew
Der 26-Jährige wurde in der Ostukraine in Luhansk geboren. Dort marschierten 2014 von Russland unterstützte Separatisten auf und beanspruchten die Gebiete Luhansk und Donezk für sich. Die ukrainische Armee drängt die Separatisten in den Osten zurück. Rost und seine Familie entschieden sich damals, ihre Heimatstadt zu verlassen.
Der 26-Jährige Rost hätte das Land 2014 verlassen können, doch für ihn ist die Ukraine sein Zuhause.
Der 26-Jährige Rost hätte das Land 2014 verlassen können, doch für ihn ist die Ukraine sein Zuhause. Bild: bild / privat
Seine Eltern zogen nach Polen – doch er wollte bleiben. "Ich kann nicht woanders hin. Die Ukraine ist mein Zuhause", sagt Rost. Seine Mutter ist gebürtige Polin. Er spricht Polnisch und kennt das Land, aber er wollte die Ukraine nicht verlassen. So zog er 2014 zu seiner Schwester nach Kiew. Acht Jahre später folgte ihm der Krieg, vor dem er geflüchtet war, bis in die Hauptstadt.
Russland greift völkerrechtswidrig die Ukraine an
In der Nacht zum 24. Februar weckte ihn ein lautes Knallen. Er dachte, es sei das Feuerwerk einer Feier und schlief weiter.
Doch der Krach ertönte erneut – er sollte nicht mehr aufhören. Bis heute. Über Kiew fielen Raketen und der Krieg wurde für Rost erneut zur Realität. Er packte Dokumente und Klamotten in seinen Rucksack und suchte gemeinsam mit Freunden Zuflucht in einem Haus. "Das war die erste Stunde des Krieges. Eine nicht enden wollende Stunde", sagt Rost.
Noch am selben Tag schlossen sich einige seiner Freunde der ukrainischen Armee an – ohne militärisches Training. "Sie nahmen sich Waffen und zogen los", sagt Rost. Die Stimmung sei euphorisch gewesen. "Wir töten diese verdammten Russen", hätten sie gesagt. Doch wenige Wochen später ruft ihn einer seiner Freunde an und erzählt vom Krieg. Er habe bitterlich geweint und immer wieder gesagt: "Es ist grausam. Es ist so grausam."
Diese Reaktion habe den jungen Ukrainer überrascht, denn sein Freund sei sonst ein starker, taffer Kerl.
"Ich weiß nicht, wie es sich anfühlt, jemanden zu erschießen."
Rost schließt sich einer humanitären Hilfsorganisation an
Auch für Rost stand fest: Er will seinem Land helfen, ohne dabei zur Waffe zu greifen. Er schloss sich der humanitären Organisation "Captains ua" an, die Lebensmittel und Wasser in besonders schwer betroffene Kriegsregionen ausliefert. Er kenne die Situation der Menschen vor Ort. "Ich habe viele Horrorgeschichten von meinen Freunden gehört, die während des Krieges 2014 in Luhansk geblieben sind", sagt Rost.
Nun sollte es auch den Menschen in Butscha, Irpin und Lyssytschansk so ergehen. "Ihnen fehlte es an dem Nötigsten, auch Seife, Zahnbürsten und Decken", sagt Rost. Die katastrophale Situation für die Menschen in seinem Lande führte ihm vor Augen: Er müsse wohl doch zur Waffe greifen.
Für eine humanitäre Organisation lieferte Rost Lebensmittel und Wasser in die Kriegszonen wie Butscha und Irpin.
"Mein Land braucht mich", sagt er. Eines Tages soll wieder die ukrainische Flagge in seiner Geburtsstadt Luhansk wehen. "Wenn wir die Stadt befreien, will ich unbedingt dabei sein", meint Rost. Dafür will er sich der ukrainischen Armee anschließen – und zwar dem "Asow-Regiment".
Als Asow-Elitesoldat für die Ukraine kämpfen
Asow war anfangs ein Bataillon, sprich eine kleinere, militärische Einheit als ein Regiment einer Armee. Die Asow-Soldaten kämpften 2014 gegen die prorussischen Separatisten im Osten der Ukraine. Noch im selben Jahr wurden sie als Regiment Teil der Nationalgarde des Innenministeriums der Ukraine – heute gelten sie als Elitesoldaten. Dennoch sind sie umstritten.
Während Russland das Asow-Regiment als einen "Haufen Neonazis" brandmarkt, wird die Kampftruppe in der Ukraine als Nationalhelden gefeiert. Die Kämpfer stehen damit im Zentrum des Informationskrieges zwischen Moskau und Kiew.
Rost sagt dazu:
"Asow-Kämpfer lieben die Ukraine mit ganzem Herzen. Jeder von ihnen würde für dieses Land bis zum letzten Atemzug kämpfen. Menschen, die sich auf ihrem eigenen Grund und Boden verteidigen müssen, sollten nicht verurteilt werden."
Für ihn sei Russland das Gesicht des Faschismus. Ohne zuvor der Ukraine den Krieg zu erklären, hat Russland das Land am frühen Morgen angegriffen.
Die Russen seien es, die Kinder und Frauen töten.
Sie seien es, die Massaker verüben.
Sie seien es, die unbewaffneten Männern in den Rücken schießen und Gefangene ermorden.
Rost könne diese Aufzählung unendlich fortsetzen.
Für ihn sei es eine Ehre, in der Asow-Kampftruppe zu dienen. Dafür trainiert er täglich. Insgesamt drei Monate dauert das Training, bis er zu der Eliteeinheit gehört. "Es ist hart, körperlich sowie mental. Man muss der Schnellste und Stärkste sein", erklärt Rost und vergleicht Asow mit der US-Spezialeinheit Navy Seals. Seine Familie weiß noch nichts von seinem Vorhaben. Er wolle es ihr erst erzählen, wenn die Kampftruppe ihn aufgenommen hat.
Asow Kämpfer während eines Trainings im Sommer 2022 außerhalb von Charkiw, Ukraine.
Für ihn sei es ein großer Moment, seinen Eltern zu verkünden, dass er als Asow-Soldat die Ukraine beschütze. "Mein Vater wird stolz sein, aber meine Mutter will mich und meine Schwester in Polen haben", sagt Rost.
Doch dazu ist es zu spät. Männer dürfen die Ukraine nicht mehr verlassen. Das hat das ukrainische Verteidigungsministerium zu Kriegsbeginn im Februar 2022 angeordnet. Und Rosts Schwester will ihn und ihren Freund nicht allein lassen.
Was Rost als Asow-Soldaten genau erwartet, wisse er noch nicht – auch nicht, wie er reagiert, wenn er seinen ersten Schuss auf einen Menschen abgibt.
Wenn ein junger Mensch über das Töten nachdenken muss
"Ich weiß nicht, wie es sich anfühlt, jemanden zu erschießen", sagt Rost. Er hält für einen kurzen Moment inne und überlegt. "Keine Ahnung, was es mit mir macht, wenn es passiert." Mehr Angst mache ihm der Gedanke, zu sterben. Aber diese Furcht sei gut, sagt er. "Sie hält einen gleichzeitig am Leben."
Auf die Frage, ob er sich nicht an den Anruf seines Freundes erinnere, der ihm weinend sagte, dass der Krieg grausam sei, antwortet Rost:
"Ich weiß nicht, was mit mir passiert. Ich kann 120 Jahre lang leben oder morgen an einem Herzinfarkt sterben. Also, was mache ich morgen? Ich kämpfe für mein Land. Das ist, was jetzt zählt."
Rost liebt die Städte und Menschen in der Ukraine. Die Tradition und Geschichte des Landes liegen ihm am Herzen. Wenn er die Augen schließt, sieht er sich als Kind die traditionellen Volkstänze tanzen. "Meine zukünftigen Kinder sollen in meinem Land aufwachsen", sagt der junge Ukrainer. Dafür werde er kämpfen – bis diese lange Stunde des Krieges endet. Dieser lange Tag, der die Dieser lange Tag, der die Ukrainer:innen seit dem 24. Februar wachhält.