"Familienbild im Wandel: Der deutsche Vater ist ein Versager!" (Manipulation)
Wer einwenig kotzen möchte, dem seien zum Frühstück folgenden Mainstream-Absonderungen empfohlen (zur Textsicherung als Vollzitat):
02.04.2023
Familienbild im Wandel: Der deutsche Vater ist ein Versager!
Artikel von Bascha Mika • Freitag
Das Bild von Familie hat sich gewandelt – doch das familiäre Zusammenleben wird weiterhin von üblen Beharrungskräften bestimmt. Der Leitartikel.
Ist die Familie ein Hort des Glücks und der Liebe? Zumindest wird gern so getan, als sei sie ein Rührstück, in dem geweint und gelacht wird und es sich dennoch gut aushalten lässt. Vielleicht, weil die Wirklichkeit viel unerfreulicher sein kann?
Kein Kind sucht sich die Familie aus, in die es hineingeboren wird. Doch an den Verhältnissen, in denen es aufwächst, lässt sich gesellschaftlich viel tun: politisch, wirtschaftlich, sozial. Schon deshalb ist es nicht hinnehmbar, was der kürzlich veröffentliche Report des Bundesfamilienministeriums erneut bestätigt: Die Kinderarmut in Deutschland ist gravierend. Spätestens ab dem ersten Schrei wird der kleine Mensch durch die materiellen Möglichkeiten der Eltern geprägt. Und wenn die von allem zu wenig haben, bekommt auch der Nachwuchs von allem zu wenig. So wird der Zufall zum lebenslangen Schicksal.
Wer sich jenseits der ökonomischen Fragen den Zustand der deutschen Familie anschaut, wird auf zwei Dinge gestoßen. Beide charakteristisch, doch völlig unterschiedlich in der Tendenz. Zum einen hat sich das Bild von Familie in den vergangenen Jahrzehnten erstaunlich gewandelt. Zum anderen wird das familiäre Zusammenleben von üblen Beharrungskräften bestimmt.
Verändert haben sich vor allem der Begriff von Familie und ihre gelebten Formen. Neben dem Klassiker, bei dem Kinder von ihren leiblichen Eltern aufgezogen werden, gehören inzwischen Patchworkfamilien, Allein- und Getrennterziehende und gleichgeschlechtliche Partnerschaften mit Kindern zum Alltag.
Doch so bunt das äußere Bild erscheint, so grau sind die innerfamiliären Strukturen. Wie in Beton gegossen kommen die Rollen von Müttern und Vätern daher, seit Jahrzehnten kaum aufgebrochen. In Mittelschichtsgroßstadtkreisen gibt man sich cool als partnerschaftlich, doch die gelebte Realität in den meisten Familien quer durchs Land ist alles andere als cool. Eher gestrig. Und eigentlich völlig out!
Die Daten des Bundesfamilienministeriums untermauern, was niemand laut ausspricht. Der deutsche Vater ist ein Versager! Zwar räumt er, wenn man ihn fragt, der Familie den höchsten Stellenwert ein. Und er beteuert laut, dass er ein partnerschaftliches Modell bevorzugt, bei dem die Erwerbs- und Familienarbeit gerecht geteilt wird. Zwei Drittel der Eltern finden es wichtig, dass beide Partner gute berufliche Perspektiven haben und finanziell unabhängig sind, so der Familienreport. Und nur noch ein Drittel meint, dass Mütter den Hauptteil der Kinderbetreuung und der Hausarbeit übernehmen sollen.
Doch kaum geht’s um die praktische Umsetzung, stellt sich heraus: Der Wunsch nach Gleichberechtigung ist nur vorgespiegelt, die Wirklichkeit spricht eine andere Sprache. Frauen übernehmen die Hauptverantwortung für Haushalt, Kinder und pflegebedürftige Angehörige, reduzieren dafür ihre Erwerbsarbeit oder steigen ganz aus dem Beruf aus. Selbst die Bundesfamilienministerin kommt nicht umhin festzustellen: „Mit der Geburt des ersten Kindes fallen die meisten Paare in traditionelle Geschlechterrollen und Aufgabenverteilungen zurück.“
Denn kaum sollen den männlichen Worten Taten folgen, kneift der Familienmann. Und sorgt dafür, dass er sein Leben einrichten kann wie schon sein Vater, Großvater, Urgroßvater ... „Verbale Aufgeschlossenheit bei gleichzeitiger Verhaltensstarre“, hat der Soziologe Ulrich Beck dem deutschen Mann attestiert. Ist es nicht unendlich peinlich, dass sein Befund aus den 1990er Jahren noch immer gilt?
Genauso erbärmlich ist, dass Väter finanzielle Anreize brauchen, damit sie sich um die Kinder kümmern. Erst seit der Staat Elterngeld zahlt, bequemen sich gut 40 Prozent der Väter, kurz im Beruf auszusteigen. Drei Viertel von ihnen tut das aber nur für zwei Monate. Als Grund wird der übliche Kram genannt: Zu wenig Geld, zu groß die Gefahr, im Job abzuschmieren. Doch gilt nicht genau dasselbe auch für die Mütter? Wie soll die Arbeitswelt je familiengerechter werden, wenn Rabenväter die Regel sind?
Männer ziehen ihr Ding durch – Frauen lassen es zu. Klar, die Macht der mistigen Verhältnisse macht ein partnerschaftliches Leben nicht leicht, das fängt beim Ehegattensplitting an und hört bei fehlenden Kitaplätzen nicht auf. Aber warum sollen allein Frauen die Konsequenzen tragen? Würden sich die Strukturen nicht schneller ändern, wenn Männer stärker betroffen wären?
Mütter verzichten auf vieles zugunsten der Familie. Und sind dabei keineswegs immer glücklich. Zwei Drittel der Berufstätigen beklagen, dass die Zeit für sie selbst zu kurz kommt. Hingegen sind Eltern mit partnerschaftlicher Aufgabenverteilung überdurchschnittlich zufrieden mit ihrem Familienleben. Finnland beweist es. Die Finn:innen teilen Erwerbs- und Familienarbeit gerecht zwischen Männern und Frauen auf – und sind laut Weltglücksbericht auch deshalb die glücklichsten Menschen auf Erden. Geht doch!