Die Hetzplattform Nr.1 in Deutschland, unterstellt AFD Hetze (Allgemein)
Vor Drag-Lesung in München
AfD-Plakat weckt Erinnerungen an NS-Zeit – wird aber nicht verboten
Teuflischer Blick und gieriger Griff: Auf einem AfD-Plakat werden queere Menschen verunglimpft. Es ist der vorläufige Höhepunkt des Protests gegen eine Lesung.
Die Stadt München wird das heftig kritisierte Plakat der AfD, mit dem zum Protest gegen eine Lesung für Kinder aufgerufen wird, nicht verbieten. Das berichtet die "Abendzeitung" unter Berufung auf das Kreisverwaltungsreferat (KVR) der Stadt. So könne das KVR "keine eindeutige Erfüllung eines Straftatbestandes feststellen", sagt Leiterin Hanna Sammüller-Gradl. Nur wenn das der Fall wäre, könne man das Plakat verbieten.
Die Lesung in der Stadtteilbibliothek in Bogenhausen, die am Dienstag um 15.30 Uhr stattfinden wird, steht massiv in der Kritik. Rund um die Veranstaltung werden mehrere Demonstrationen erwartet, als Organisatoren treten etwa die AfD oder eine in der "Querdenker"-Szene bekannte Aktivistin aus München auf. Jedoch gab es auch kritische Töne aus dem demokratischen Spektrum, etwa von Freien Wählern, CSU oder vom Oberbürgermeister Münchens, dem SPD-Politiker Dieter Reiter, der mit seinen Enkeln nicht hingehen würde, wie er sagte.
Woher die Hetze gegen die Drag-Lesung in München kommt
Auf dem AfD-Plakat, mit dem zum Protest gegen die Lesung aufgerufen wird, ist eine Person zu sehen, die einerseits stark geschminkt ist und lange Haare trägt, andererseits kräftige Hände und Bart hat. Damit sollen offenbar sowohl stereotyp männliche als auch weibliche Merkmale dargestellt werden, um das Bild eines Transsexuellen oder einer Drag-Queen zu erzeugen. Der Slogan lautet "Hände weg von unseren Kindern! Genderpropaganda verbieten!"
Kritiker befürchteten eindeutig sexualisierte Inhalte vor einem dafür ungeeigneten Publikum. Die Lesung richtet sich an Kinder im Grundschulalter, auftreten werden etwa die Drag-Künstler "Vicky Voyage" und "Eric Big Clit". Trotz des eindeutig anzüglichen Namens, der auf Deutsch etwa "Eric Große Klitoris" heißt, gebe es natürlich keine Travestie-Show für Kinder in der Bibliothek, wie die Veranstalter mitteilten.
Stattdessen heißt es auf der Webseite der Stadtbibliothek, dass eine "farbenfrohe Leserunde" geplant sei, die unabhängig vom Geschlecht zeigen solle, "was das Leben für euch bereithält und dass wir alles tun können, wenn wir an unseren Träumen festhalten". Ebenfalls in der Kritik steht der geplante Vortrag der transsexuellen 13-jährigen Autorin Julana Gleisenberg, deren Eltern in der BDSM-Szene bekannt sind und nicht nur ihr Buch "Julana, endlich ich", sondern etwa auch BDSM-Workshops vermarkten. Aktuell sind sowohl die Webseite als auch die Kanäle ihres Vereins "Das Haus Roissy" nicht erreichbar.
AfD-Plakat in München deutet Kindesmissbrauch durch Drag-Queen an
Die Person auf dem Plakat greift nach einem verängstigt wirkenden Kind, als habe sie vor, das Kind zu missbrauchen. Die gierige und diabolische Darstellung des angeblichen Angreifers erinnert dabei stark an die Darstellung von politischen Feinden durch die NS-Propaganda. Dass das Plakat einen volksverhetzenden Charakter haben könnte, sieht man offenbar auch im KVR nicht anders. "Ich kann nachvollziehen, dass ein solches Plakat als diskriminierend und abstoßend empfunden wird", sagte Chefin Sammüller-Gradl der "Abendzeitung".
Und auch der katholische Priester Wolfgang F. Rothe sieht darin "queere Menschen pauschal als (potenzielle) Missbrauchstäter verunglimpft", wie er auf Twitter schreibt. Er erstattete Anzeige gegen die AfD. Dass ein Gericht die Urheber des Plakats wegen Volksverhetzung verurteilen wird, ist daher nicht ausgeschlossen, auch wenn die Stadt die Plakate nicht verboten hat.
Zu den Demonstrationen gegen die Lesung werden rund 500 Teilnehmer erwartet, die Polizei ist mit etwa 200 Einsatzkräften vor Ort, wie sie auf Nachfrage von t-online mitteilt. Hinweise auf mögliche Ausschreitungen gebe es keine, doch man sei für alles gewappnet. Vor der Bibliothek werden nicht nur Gegner der Lesung auftreten. Eine Demo des Bündnisses "München ist bunt" unterstützt das Anliegen der Veranstalter.
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