Der neue Totalitarismus – freundlich, sanft und hochgefährlich (Politik)
Wie „weichgespült“ kann eine Diktatur daherkommen? Ist es möglich, die Anzeichen zu übersehen? Vor allem jene, die im Ostblock überlebt haben, warnen heute vermehrt vor dem neuen Totalitarismus, dessen verschleiertes Ziel es ist, absolut alle Aspekte des Lebens zu kontrollieren.
Sieht man davon ab, dass auch ein fundamentaler Amtskirchen-Katholizismus in gewisser Weise blind gegenüber eigenen dogmatischen Strömungen zu sein scheint, so gibt es doch in den christlichen Reihen ausgezeichnete warnende Stimmen in Bezug auf eine bedrohliche Entwicklung des Westens, welche die völlige Unterwerfung unter elitäre Machtideologien fordert. Dies erläutert so mancher Beitrag in „Vision 2000“, diesmal in Nr. 5/23 etwa von Rod Dreher:
Der US-Autor Rod Dreher warnt in seinem Buch „Lebt nicht mit der Lüge“ („Live not by lies“, 2020) jedenfalls zu Recht davor, dass der neue Totalitarismus sich nicht mit „harten“ Mitteln wie Revolution oder militärischem Zwang etablieren wird, sondern zumindest in seinen Anfängen sanft und heuchlerisch daherkommt. Diese Ideologie werde „therapeutisch“ sein und zugleich sehr geschickt ihren Hass auf jene verbergen, die nicht gehorchen wollen. Bevorzugt wird man unter dem Deckmantel von Rettung, Hilfe und Heilung agieren. Covid hat uns die Methodik ja vor Augen geführt, die „Klimarettung“ scheint als logische Fortsetzung längst geplant.
Es bestehe ein Unterschied, so Dreher, zwischen Autoritarismus (also der bloßen staatlichen Diktatur, so schlimm diese Zwangsherrschaft auch sein mag) und echtem Totalitarismus. Ein totalitärer Staat will nichts weniger, als die Wirklichkeit bestimmen, wobei die Machthaber entscheiden, was „Wahrheit“ ist, sie alleine definieren die Realität. Man erinnere sich hier an die Aussage einer EU-Parlamentarierin, wonach gewisse Eliten „die Wissenschaft besitzen“ oder an den immer beliebter werdenden Ausdruck „alternativlos“. Ein solcher Staat will nicht nur unsere Handlungen, sondern auch unsere Gedanken und Gefühle kontrollieren und seine idealen Untertanen haben gelernt, „Big Brother“ zu lieben. Heute braucht diese „Liebe“ nicht mehr kompatibel mit der Logik oder mit offensichtlichen Fakten zu sein, auch nicht mit einer Religion. Was stattdessen zählt, sind „Fortschritt und Technologie“, wobei gar nicht mehr so sehr der Staat die Konformität verlangt, sondern bestimmte (Finanz)eliten – etwa die WHO, Big Pharma und ihre Gönner. Eine möglichst „geschmeidige“ Politik und dazu die richtigen „Haltungsmedien“ sind als Helfer äußerst willkommen. Wer hier nicht versteht, wie Macht funktioniert, übersieht die enormen Gefahren.
Macht ist nicht gleich Zwang
Es ist grundfalsch, so der polnische Dissident, Dichter und Literaturkritiker Czeslaw Milosz, nur in Begriffen von Macht und Zwang zu denken. Der neue Totalitarismus ist weder „links noch rechts“ (oder er ist beides) und er operiert mit unserem tiefen Verlangen nach einer „gerechten Gesellschaft“. Er kommt nett und freundlich daher, dämonisiert aber zu diesem Zweck jeden Andersdenkenden, angeblich, um die Gefühle der „Opfer“ zu schützen (man betrachte hier öfter die Aktionen der Gender- und Regenbogengemeinde). Von sozialer Gerechtigkeit ist die Rede, jedoch zielt diese neue totale „Freiheit“ auf die Präferenz des modernen, dekadenten Menschen für persönliches Vergnügen und Selbstverwirklichung, dies jederzeit auch auf Kosten anderer. Diese Gesellschaft wird somit den Überwachungsstaat nicht fürchten, weil dieser sie durch möglichst viele Annehmlichkeiten für sich gewinnt. Damit sind wir über George Orwells „1984“ tatsächlich längst hinaus – viel aktueller ist jetzt Aldous Huxleys „Schöne neue Welt“! Eine Welt, in der uns ein „rosa Überwachungsstaat“ dazu bringt, nach und nach alle politischen und persönlichen Rechte für die Garantie totaler Bequemlichkeit aufzugeben.
Jeder hat sicher schon gesehen, mit welchem Stolz manch einer (meist sind es Männer) an der Supermarktkasse mit Smartphone oder Smartwatch bezahlt (stolz rundumblickend, ob es auch alle gesehen haben), während man die Augen nach oben verdreht, falls ein altes Muttchen ihr Bargeld zu langsam heraussucht. Oder wie gehorsam muss man sein, um einen sprechenden Spion ins Zimmer zu stellen oder sich von anderen „Digital Devices“ privat kontrollieren zu lassen? Alles „total normal“. Diese Überwachungstechnologien sind (noch) nicht staatlich angeordnet, sondern sie werden den Verbrauchern als notwendige Hilfsmittel aufgedrängt und sind natürlich besonders im Gesundheitswesen aktiv. Niemand, der sich an Big Data gewöhnt hat, wird sich noch über Big Brother aufregen – die „Erziehung“ geschieht ganz von selbst.
Philip Rieff, ein nicht-religiöser, amerikanischer Soziologe und Kulturkritiker durchschaute sehr klar das Wesen der modernen westlichen „Kulturrevolution“ und erklärt in seinem Buch „The Triumph of the Therapeutic“ (Harper & Row, 1966), wie „der Tod Gottes im Westen“ eine Zivilisation erschuf, welche die in diesem neuen Vacuum aufkommenden Ängste mit exzessiven individuellen Vergnügungen zu bewältigen versucht. An die Stelle des vormals „religiösen“ Menschen tritt ein „psychologisches“ Individuum, das jede transzendente Ordnung ablehnt und keine spirituellen Prinzipien mehr achtet. Der Sinn des Lebens besteht für diesen Menschen darin, einfach durch Versuch und Irrtum den eigenen Weg entlang zu stolpern. Er versteht sich, so Rieff, nicht mehr als Pilger auf einer bedeutungsvollen Reise, sondern als Tourist mit dem Ziel das ultimative persönliche Glück zu finden. Wer daran scheitert, hat eben Pech gehabt und versinkt in Depressionen und Fatalismus.
Rieff bezeichnet diese „Revolution“ sogar als radikaler als die bolschewistische von 1917. Er schreibt, die Bolschewiken mögen gottlos gewesen sein, aber selbst sie glaubten an eine metaphysische Ordnung, in der sich der Einzelne zu einem höheren Zweck hinbewegt. Wenn es allerdings keine göttliche Ordnung mehr gebe, so ist das ursprüngliche Versprechen der Schlange im Garten Eden: „Ihr werdet sein wie Gott“ zum Grundprinzip der neuen totalitären Kultur geworden.
Es reicht hier, sich die Zukunftsvisionen von Herrn Yuval Noah Harari anzuhören, um zu verstehen, was gemeint ist. In der Corona-Krise plädierte Harari angesichts des sich ständig verlagernden Zentrums der Epidemie für „verstärkte internationale Kooperation“.
„Solange sich das Virus in anderen Gegenden ausbreitet, sind auch wir in Gefahr – es kann und wird zu uns zurückkehren. Wenn wir anderen Ländern helfen, tun wir es nicht aus Mitleid, sondern aus Eigeninteresse.“
Den Umgang mit der Pandemie im Alltag sieht Harari auch als „riesiges soziales Experiment“ mit dauerhaftem Veränderungspotenzial. Seit Jahren lediglich geplante Onlinekurse an Universitäten seien unter Corona-Bedingungen binnen Wochen eingerichtet worden; man werde nach der Krise nicht einfach zum Ausgangszustand zurückkehren. Harari über die Überwachungsmaßnahmen zur Corona-Eindämmung:
„Sobald die Bevölkerung sich daran gewöhnt hat, dass es gewisse Überwachungsmaßnahmen gibt, hat die Regierung keinen Grund mehr, sie nicht mehr einzusetzen. Dann wird das Kriseninstrument zum Normalzustand.“
(Aus Wikipedia: Yuval Noah Harari im Interview mit Maria Sterkl: Wir müssen aus Eigeninteresse helfen. In: Zeit Online, 7. April 2020)
Herzlich willkommen in der neuen Wirklichkeit!
Und am Ende haben wieder alle nichts gewusst und nichts bemerkt…
https://tkp.at/2023/10/06/der-neue-totalitarismus-freundlich-sanft-und-hochgefaehrlich/
Richtig, am Ende war keiner dabei und von nichts gewusst zu haben von dieser schleichenden Diktatur.
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