"Hubert Seipel – oder: Der deutsche Mainstream bastelt sich einen Rettungsring" (Manipulation)
Weil die Maden vom Mainstream derzeit die Person Hubert Seipel zu vernichten gedenken, hier die korrekte Sicht der Dinge:
15.11.2023
Hubert Seipel – oder: Der deutsche Mainstream bastelt sich einen Rettungsring
Das soll jetzt also die große Enthüllungsgeschichte sein. Hubert Seipel, einer der wenigen verbliebenen alten Journalisten, die noch nicht heruntergeschrieben wurden, soll Geld von einer russischen Firma erhalten haben. Und schon wird sein Lebenswerk zur Lüge erklärt.
Von Dagmar Henn
Es hat etwas von Vatermord, wenn man liest, wie die deutschen Medien jetzt gegen den Journalisten Hubert Seipel Stimmung machen, denn wirklich logisch ist die ganze Sache nicht. Seine Filme wurden vielfach gezeigt, aber sind alle nicht gerade aktuell, seine Bücher sind längst abverkauft, und im Alter von 73, nach einer langen Karriere mit sicher nicht allzu schlechten Einnahmen, sind kaum mehr allzu viele neue Werke von ihm zu erwarten.
Und trotzdem wird mit viel Aufwand ein Skandal gebastelt. Das Muster kennt man schon aus den "Panama-Papers", jenem angeblich investigativ errungenen Konvolut von Finanzdaten, die dann von einem ganzen Bataillon Journalisten ausgewertet und als Belege für alles Mögliche herangezogen wurden. Die gleiche Zusammensetzung findet man jetzt auch wieder, da die angeblich vorhandenen Daten aus Zypern stammen sollen, aber wie bei den "Panama-Papers" die wirkliche Quelle irgendwo zwischen CIA und MI6 liegen dürfte.
Der Spiegel und ZDF Frontal erklären nun also, sie hätten einen Vertrag gefunden, den Hubert Seipel 2018 mit einer zypriotischen Briefkastenfirma geschlossen habe, in Höhe von 600.000 Euro für ein geplantes Buch. Dieses Geld stamme aber in Wirklichkeit aus Russland. Daraus wird dann abgeleitet, er habe bereits zuvor gewissermaßen Auftragsarbeit "für Putin" geleistet.
Es hat schon einen gewissen Witz, wenn Spiegel-Autoren, deren Blatt – früher einmal eine Goldgrube – mittlerweile durch großzügige Spenden nicht nur der Bundesregierung, sondern auch eines gewissen Herrn Bill Gates am Leben gehalten wird, einem Berufskollegen, der nachgewiesener Weise über Jahrzehnte hinweg ohne milde Gaben seiner Arbeit nachgegangen ist, vorwerfen, journalistisch unlauter zu sein. Noch witziger wird das, wenn man daran denkt, mit welchem begrenzten Eifer wirklich gefährliche Fälle von Korruption bei politisch Handelnden, beispielsweise bei Ursula von der Leyen, von eben diesen Redaktionen aufgegriffen – oder lieber nicht aufgegriffen – werden.
Zugegeben, es muss demütigend sein, auf diesen ganzen Sumpf zu blicken und nie, wirklich nie zu historischem Ruhm gelangen zu können, weil Enthüllungen, die relevant sind, die einer westlichen Regierung Schmerz zufügen, schlicht nicht mehr gedruckt werden oder die Karriere beenden würden. All die Jugendträume zuschanden gehen zu sehen, den eigenen Jagdinstinkt brachliegen zu lassen und mit der Meute zu heulen. Verständlich, dass man sich dann freut, wenigstens einmal so tun zu dürfen, als ob.
Oder wenn man an die speichelleckerische Weise denkt, wie ein Totalausfall – wie etwa die Bundesaußenministerin Annalena Baerbock, die es fast im Alleingang geschafft hat, deutsche Außenpolitik zur internationalen Lachnummer zu machen – mit Lobpreisungen überschüttet wird. Wobei der Verdacht, die Schreiber täten dies um der Karriere oder einer besonders guten Bezahlung willen, schon fast die positive Variante darstellt; viel schlimmer ist der Gedanke, sie täten dies aus Überzeugung.
Aber zurück zur Jagd auf Seipel. Vieles an der Geschichte funktioniert nur durch Ungenauigkeit. So wird im Frontal-Beitrag immer wieder Seipels Film über Putin angegriffen, der aus dem Jahr 2012 stammt, während der Sponsorenvertrag aus dem Jahr 2018 ist, also einen Film von 2012 noch gar nicht beeinflusst haben kann. Überhaupt sind auch im Spiegel-Artikel die Formulierungen alle von der Sorte "nichts Genaues weiß man nicht". Man könnte sie fast als Lehrbeispiele für die Konstruktion unbewiesener Zusammenhänge verwenden:
"Die internen Dokumente belegen, dass Seipel 2018 einen 'Sponsorenvertrag' unterschrieben hat, im Original 'Deed of Sponsorship' genannt und sehr großzügig honoriert. Ein handschriftlicher Vermerk legt außerdem nahe, dass es einen ähnlichen Vertrag bereits im Jahr 2013 für eine 'Putin biography' gab. Finanziert werden sollten zwei Bücher, die Seipel schreiben würde."
"Ein Vermerk legt nahe ..." – das ist wirklich ein erschütternder Beweis. Aber es geht noch besser:
"Seipels 'Sponsor', sein Vertragspartner, ist laut Vertrag eine Briefkastenfirma namens De Vere Worldwide Corporation, die ihren Sitz auf den Britischen Jungferninseln in der Karibik hat. De Vere gehört augenscheinlich zum Severstal-Firmengeflecht des russischen Oligarchen und langjährigen TUI-Großaktionärs Alexej Mordaschow, den die Europäische Union im Februar 2022 wegen seiner Nähe zu Putin sanktioniert hat."
Der Spiegel liefert dann noch eine hübsche Grafik. Nach dieser Grafik gibt es zwei Ebenen zwischen besagtem Mordaschow und der auf Zypern beheimateten De Vere Worldwide Corporation.
Konstrukte zwischen Zypern und den Jungferninseln sind gar nicht ungewöhnlich; bei international agierenden Konzernen ist so was geradezu üblich, in der Regel in der Absicht, Gewinne nicht zu versteuern. Die wirklich interessante Frage ist, was alle beteiligten Firmen sonst so treiben. Und da gibt es mit Sicherheit auch eine ganze Menge geschäftlicher Aktivität. Denn wenn auch Der Spiegel so schreibt, als wären 600.000 Euro eine ungeheuer hohe Summe für ein Buch, das in vielen Sprachen verlegt wurde, allein die Registrierung der Firmen auf Zypern und auf den Jungferninseln dürfte mitsamt der Honorare der beteiligten Rechtsanwälte wenigstens in dieser Preisklasse liegen. Und es wäre wirklich interessant, mal eine entsprechende Grafik zu Herrn Bill Gates zu erhalten.
Dass dann der besagte Oligarch mit dieser Zahlung politische Absichten gehegt habe (interessanterweise etwas, was westlichen Oligarchen wie Bill Gates selbstverständlich völlig fremd ist, denn die handeln stets nur aus Menschenliebe), wird nur durch den Verweis auf EU-Sanktionen begründet.
Sicher, wenn man beim Spiegel arbeitet, muss man so tun, als wären die Entscheidungen der EU-Kommission weise und wahr. Das gehört mit zur Gegenleistung für das Spiegel-Gehalt. Aber in der wirklichen Welt dürfte es mittlerweile aufgefallen sein, dass Entscheidungen der EU, gerade im Bereich Sanktionen, von ausnehmender Dummheit geprägt sein können. Die als Nächstes geplanten Sanktionen gegen russische Diamanten dürften beispielsweise keine wirkliche Freude in Indien auslösen – die in Antwerpen verkauften Diamanten werden nämlich vor allem in Indien geschliffen. Die Beziehungen zu Indien zu verschlechtern ist eigentlich gerade kein Handlungsziel des Westens, eher im Gegenteil.
Die entscheidende moralische Frage, welche die Berichterstattung beantworten müsste, ist jedoch: hatte diese Zahlung tatsächlich einen Einfluss auf das Geschriebene? Und genau das ist die Frage, die unbeantwortet bleibt. Dabei könnte man doch zitieren, wenn dem so sein sollte, und Fehler nachweisen. Schließlich ist an den Büchern, um die es geht, nichts Geheimes.
"Stetig beklagte Seipel öffentlich, dass in der Debatte die Russen die Bösen und die USA die Guten seien. Dass Desinformation ein 'normales Spiel auf der ganzen Welt' und keine 'russische Spezialität' sei. Selbst die Vergiftung des Oppositionellen Alexej Nawalny, mutmaßlich ausgeführt von russischen Agenten, wie der Spiegel seinerzeit enthüllte, verurteilte Seipel nicht: 'Nowitschok gibt es zwischenzeitlich überall, er (Nawalny; Anm. d. Red.) hat viele Feinde.'"
Da gab es zum Beispiel so eine "Russiagate"-Nummer in den Vereinigten Staaten von Amerika. Und dann die Behauptung, den Laptop eines gewissen Hunter Biden gäbe es gar nicht. Zwei Erzählungen, die eindeutig Desinformation waren, erfundene Propagandageschichten, erzeugt in den USA in Kooperation zwischen den Spitzenpolitikern der US-Demokraten und dem MI6, unter gelegentlicher Mitwirkung des German Marshall Funds, der von der Bundesregierung finanziert wird. Das sei hier nur so als kleines Beispiel angemerkt, aber das kann Der Spiegel natürlich nicht wissen.
Genauso wenig, wie Misstrauen bezüglich einer Erzählung von Gut und Böse zum journalistischen Handwerk gehört, oder? Wenn die NATO sagt, sie sei gut, dann muss das wahr sein. Ernsthaft, als Journalist einem Journalisten vorzuhalten, dass er sich gegen eine derartige Weltsicht ausspricht, ist im Grunde eine professionelle Selbstentleibung. Wer einfache Geschichten von Gut und Böse hören will, soll in die Kirche gehen.
Nein, Seipel wird vorgehalten, an der Nawalny-Geschichte zu zweifeln. Wer sich noch daran erinnert (was nicht mehr viele sein werden, die letzten Jahre waren so ereignisreich), weiß noch, dass besagter Herr erst durch eine Tasse Tee, dann durch eine Wasserflasche und zuletzt mittels seiner Unterhose vergiftet worden sein soll. Kronzeuge dabei ist die gleiche Charité in Berlin, die 2014 eine gewisse Julia Timoschenko am Rücken operiert haben will, obwohl ein Vergleich der Bilder davor und danach doch eher eine Wangenstraffung nahelegt. Aber wen interessiert schon die Wahrheit.
Die "Osteuropa-Historikerin", Franziska Davies, die gegen Seipel ins Feld geführt wird, ist eine von jenen, die den Vorwurf erhoben haben, die russische Armee begehe einen Genozid an den Ukrainern, und zwar wegen der Evakuierung von Kindern aus einem Kriegsgebiet. Es wäre sehr interessant zu wissen, was sie jetzt zu den Tausenden toter Kinder im Gazastreifen sagt. Das fragt Der Spiegel selbstverständlich nicht, das würde ja die "Expertin" beschädigen, die man gegen Seipel braucht.
Es ist schon befremdlich, dass ohne jede wirkliche, inhaltlich überprüfbare Aussage jetzt Bücher angegriffen werden, die mehrere Jahre alt und teilweise derzeit gar nicht mehr zu haben sind. Auch wenn der Verlag Hoffmann und Campe (der auch einmal eine andere Rolle spielte, aber Heinrich Heine ist schon lange tot) inzwischen erklären ließ, er habe sich "aufgrund des vom 'Spiegel' und des ZDF veröffentlichten Berichts zu Hubert Seipel entschlossen, dessen Bücher nicht mehr zum Verkauf anzubieten".
Seipels größte Sünde ist vermutlich, den russischen Präsidenten Wladimir Putin nicht dämonisiert zu haben. Aber mal abgesehen davon, dass die Nachfrage nach seinen Büchern jetzt sprunghaft steigen dürfte, weil die Glaubwürdigkeit von ZDF und Spiegel bei Weitem nicht mehr das ist, was sie einmal war, bleibt immer noch die Frage, was diese Kampagne zum jetzigen Zeitpunkt soll. Da bleibt, selbst bei gründlichem Nachdenken, neben psychischen Abgründen in den Reihen des beteiligten journalistischen Nachwuchses eigentlich nur ein einziges Motiv übrig. (Nun gut, auf US-Seite könnte noch der Wunsch eine Rolle spielen, Geschäfte von Zypern nach Delaware umzulenken.)
Das ganze Spektakel soll im Umkehrschluss die Vorstellung verstärken, sie – die vermeintlich aufklärerisch tätigen Journalisten – seien unbestechlich und lauter. Aufrichtig und ehrlich? Der Eindruck muss ganz unbedingt erweckt werden. Da sitzt der ganze Mainstream in einem Boot, denn schließlich geht es in der Bundeskasse gerade etwas knapper zu, und irgendwie muss der eigene Job gesichert werden. Es ist keine allzu überlegte Reaktion; eher solch eine wie, ganz laut "haltet den Dieb" zu rufen, wenn man fürchtet, mit den Fingern in fremden Taschen erwischt worden zu sein; es ist ein Zeichen der Verzweiflung, weil es schlicht zu viele Geschichten waren, bei denen man sich zum Büttel hat machen lassen.
So viele mögliche Opfer, denen man überhaupt noch vorhalten könnte, etwas anderes als die vorgegebenen NATO-Märchen zu schreiben oder zu filmen, gibt es nicht mehr im Umfeld des deutschen Mainstream. Da dürfte die Freude groß gewesen sein, etwas gefunden zu haben, woraus sich ein Schurkenstück stricken lässt, wenn auch unter Einsatz von ganz viel "könnte", "dürfte" und "soll", auch wenn die Summe, um die es dabei geht, im Vergleich zu den Beträgen, die beispielsweise gerade über die Ukraine in die Rüstungsindustrie und womöglich von dort noch weiter geschaufelt werden (Burisma?). Im Vergleich zu dem gigantischen Korruptionsmanöver Corona und den berüchtigten "ten percent for the big guy" wäre das wirklich schon fast keine Meldung mehr wert, ganz zu schweigen davon, dass die Kaste der Milliardäre solche Beträge der Portokasse entnimmt.
Egal, Geld ist schließlich nur dann schlecht, wenn es aus Russland stammt. US-Dollars sind gut, und zwar immer. Euros – gleich von wem, gleich wofür – sind es auch. Wer Putin zeigt, sollte dabei nie den Pferdefuß und die Hörner vergessen, und die Losung des Tages ist so simpel wie immer:
Glaube dem Mainstream. Glaube dem Mainstream. Glaube dem Mainstream.
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