Sex ist banal (Allgemein)
Damit sagt Wolf allerdings etwas, was sie schon von Rolf Eden, Dieter Bohlen oder Arnold Schwarzenegger hätte erfahren können: Eine sexuell befriedigte Frau macht keinen Ärger. Damit es so platt nicht klingt, hat Wolf viel Neurologisches und Evolutionspsychologisches in das Buch einfließen lassen, von dem Experten nun allerdings behaupten, es sei noch nicht einmal Halbwissen.
Dr. Saltz hört sich das alles an. In New York scheinen heute nicht mehr so viele Menschen zur Psychoanalyse zu gehen wie in den siebziger Jahren (man geht jetzt eher, mit oder ohne Alkoholproblem, zu den Anonymen Alkoholikern, das ist billiger und hipper). Trotzdem gibt es immer noch einige berühmte Psychoanalytiker, und Saltz gehört dazu. Heute Abend soll sie Naomi Wolf helfen, und sie tut das, wie es Psychoanalytiker eben tun: mit Zuhören.
Saltz gibt zu bedenken, ob man nicht eher, wenn es ja im weitesten Sinne um Lust gehe, über die Klitoris reden müsse, nicht über die Vagina. Das sei Siebziger-Jahre-Feminismus, antwortet Wolf, da sei die Vagina zu dem "langweiligen Hausmütterchen" geworden, während die Klitoris plötzlich als "glamouröse Diva" galt.
Am Ende des Abends signiert Naomi Wolf Bücher. Auf dem Umschlag ihres Buchs ist die nackte Eva zu sehen, gemalt von Lucas Cranach dem Älteren. In der Hand hält sie den verbotenen Apfel vom Baum der Erkenntnis. Die Ursünde, initiiert durch eine Frau. Sie soll Adam überredet haben. Sie hatte die Macht. Womöglich ist diese 2500 Jahre alte Erzählung bis heute der Grund, dass Naomi Wolf die Kraft der Vagina beschwört, Hanna Rosin die "hook-up culture" zu einem Sieg für die Frau umdeutet und eine Konferenz in Boston zwei Tage lang über das Ende der Männer diskutiert.
Am zweiten Tag in Boston, dem zweiten Konferenztag, sind übrigens viel weniger Teilnehmer gekommen. Hanna Rosin ist nirgendwo mehr zu sehen. Ein bisschen fühlt es sich in dem Hörsaal an, als wäre das hier das Ende vom Ende der Männer.
Ich habe dann übrigens beschlossen, ein Buch über den Penis zu schreiben. ◆
DschinDschin
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Barbarus hic ergo sum, quia non intellegor ulli.