Auch Polizei infiziert (Allgemein)
Schläger vom Gesundbrunnen
Wirbel um Fahndung der Berliner Polizei
Wie sollte ein junges Trio bezeichnet werden, das einen 32-Jährigen beleidigt, verprügelt und ausgeraubt haben soll? Eine Fahndung der Polizei steht in der Kritik.
Nach der Veröffentlichung eines Fahndungsaufrufes der Berliner Polizei nach drei Tatverdächtigen hat in den Sozialen Netzwerken eine Debatte um die Beschreibung der Verdächtigen begonnen. Denn das bislang unbekannte Trio, das Ende Juni 2023 einen 32-Jährigen homophob beleidigt und dann attackiert haben soll, wurde in der Täterbeschreibung als "männlich gelesen" bezeichnet.
Diese Bezeichnung wird von Menschen benutzt, die sich gegen ein binäres Geschlechterkonzept einsetzen und davon ausgehen, dass man Menschen nicht anhand ihrer äußeren Merkmale einem Geschlecht zuordnen kann. Der Einsatz der Bezeichnung sorgte für Wirbel in den Sozialen Netzwerken – und offenbar auch unter den Polizisten selbst.
Der "Tagesspiegel" berichtete von "Kopfschütteln" bei den Gewerkschaften und Berufsverbänden der Berliner Polizisten und zitierte den Sprecher der Polizeigewerkschaft GdP, der erklärte: "Wir können jetzt auch nicht so ganz nachvollziehen, wieso es in der Personenbeschreibung zu einer derartigen Formulierung gekommen ist."
Gegenüber der Zeitung erklärte daraufhin dann ein Sprecher der Berliner Polizei, wie es zu der Beschreibung gekommen war: Demnach sei die Formulierung eine Einzelfallentscheidung der Zentralstelle Hasskriminalität beim Staatsschutz des Landeskriminalamts, die die Ermittlungen in dem Fall wegen der gefallenen homophoben Äußerungen übernommen hatte.
Bezeichnung soll mehr Hinweise erbringen
Ein sensibler Sprachgebrauch in den Fahndungsaufrufen habe zu einer höheren Akzeptanz in der queeren Community und auch "merkbar zu einem verbessertem Anzeigeverhalten" geführt, heißt es in dem Bericht. Zugleich stellte der Sprecher klar, dass die Formulierung "gelesen" normalerweise von der Berliner Polizei nicht verwendet werde.
In dem bislang ungeklärten Fall sollen die drei Männer am 30. Juni um 4.30 Uhr am U-Bahnhof Gesundbrunnen einen 32-Jährigen erst homophob beleidigt und dann auf ihn eingetreten haben. Im Anschluss hätten sie dann auch die Tasche des Mannes gestohlen. Die drei Verdächtigen sollen etwa 17 Jahre alt sein. Zudem hätten die drei dunkelhaarigen Mitglieder eine normale Statur und seien zwischen 1,70 und 1,75 Meter groß.