Mehr als einmal lachte das gekaufte Studiopublikum (Allgemein)
"Caren Miosga"
"Ist das schon Frauenverachtung?" – AfD-Chef verteidigt sich
Caren Miosga konfrontiert AfD-Chef Chrupalla mit frauenfeindlichen Aussagen seiner Parteikollegen. Der antwortet immer wieder das Gleiche.
Mehr als einmal lachte das Studiopublikum am Sonntagabend bei „Caren Miosga”. Für die Erheiterung waren neben Kommentaren der Moderatorin auch die Aussagen des AfD-Bundesvorsitzenden Tino Chrupalla verantwortlich. So etwa als Miosga das Thema Frauenfeindlichkeit in der AfD ansprach. Zu diesem Zweck zeigte sie ein Bild, das 2022 von einem Parteimitglied aus Sachsen gepostet worden war.
Auf diesem Bild zu sehen: Die Darstellung einer "modernen ‚befreiten‘ Feministin" in Hotpants, also in sehr kurzen Hosen, neben einer "traditionellen Frau" im Kleid und mit einem Baby im Arm. Erstere wird mit den Worten charakterisiert: "Schon ihre dritte Abtreibung mit 22 und stolz drauf". Neben der anderen steht: "Lebt Familie, ist stolz für ihre Kinder zu leben".
AfD-Chef spricht von "Geschmacksache"
"Welche Wählerinnen möchten sie da gewinnen?", hakte Miosga mit Blick auf die Darstellung bei Chrupalla nach. Es handele sich natürlich um eine überspitzte Abbildung, die er in der Tiefe so auch noch nicht gesehen habe, erklärte der AfD-Chef.
Der Post sei "Geschmacksache", befand er. "Das ist nicht mein Geschmack!", fügte er hinzu und erntete ein Raunen im Publikum. "Ist das Geschmackssache oder ist das Frauenverachtung?", wollte Miosga wissen.
"Das lass' ich offen, wie das jeder für sich bewertet", so der AfD-Chef. Als die Moderatorin ihn darauf hinwies, den Kommentar zum Thema Abtreibung könne er doch nicht einfach so "wegwischen", entgegnete Chrupalla, das tue er ja auch nicht. Der Abtreibungs-Kommentar sei aus seiner Sicht "überflüssig" gewesen.
Den Kreisvorsitzenden, der den Post abgesetzt hat, nahm Chrupalla dennoch in Schutz. Es handele sich um einen "sehr guten jungen Mann", den er Wählern nur empfehlen könne, so der AfD-Chef. "Wir machen doch nicht eine Person an so einem Bildchen fest", erklärte er diesen Standpunkt.
Das Thema Frauenfeindlichkeit war damit noch nicht abgeschlossen. Immer wieder zitierte Miosga am Sonntagabend aus dem jüngsten Buch von AfD-Politiker Maximilian Krah, der für seine Partei als Spitzenkandidat bei der Europawahl antritt.
Miosga amüsiert mit Krah-Zitaten
Zusammengefasst heißt es dort, dass Intelligenz bei Frauen von Natur aus anders verteilt sei als bei Männern. Für Spitzenpositionen seien sie deswegen auch weniger geeignet. Technische Fortschritte von Haushaltsgeräten bewirkten jedoch heutzutage, dass es keinen Grund gebe, Frauen vom Berufsleben auszuschließen.
Während sich das Publikum über diese Zitate hörbar amüsierte, entgegnete Chrupalla, dass es sich bei Krahs Buch nicht um das Partei- oder Europawahlprogramm der AfD handele. Stattdessen bilde es die "Einzel- und Privatmeinung von Maximilian Krah" ab.
Ob es sich bei den Aussagen über Frauen um die "tiefste Überzeugung" Krahs handele, könne er nicht bewerten, so der Parteichef. "Ich weiß auch nicht, ob er das Buch selbst geschrieben hat", sagte Chrupalla außerdem und sorgte für Gelächter im Studio. "Auch das müsste man vielleicht mal fragen", fügte er hinzu. Einmal mehr erklärte er außerdem: "Mein Geschmack ist es nicht."
Miosga scherzte derweil, sie sei froh, den AfD-Chef dank ihres Staubsaugerroboters interviewen zu dürfen. Ihr Vorschlag an ihn: Er solle doch in Zukunft Bücher seiner Parteigenossen lesen, bevor diese Spitzenkandidaten würden.
Journalistin nimmt Chrupalla in die Mangel
Bekräftigt wurde diese Idee von Deutschlandradio-Journalistin Nadine Lindner. "Vielleicht würde sich die Lektüre lohnen", erklärte die Hauptstadtkorrespondentin über das Krah-Buch in Richtung Chrupalla. In diesem gehe Krah nämlich auch den deutschen Sozialsystemen an den Kragen. So werde die Einführung der Rentenversicherung als Faktor angeführt, der die Reproduktionszahl besonders stark verringert habe, warnte Lindner. "Wollen wir heute einen Buch-Club machen?", entgegnete Chrupalla.
Chrupallas Argumentationsversuch, die Verantwortung abzuschieben, indem er auf Krah als Urheber verwies, wollte Lindner jedoch nicht gelten lassen. Immerhin sei er, Chrupalla, Parteivorsitzender und Krah "aus der Mitte der Partei gewählt", so die Journalistin.
Anstoß nahm sie auch daran, dass Chrupalla an anderer Stelle erklärte: "Niemand in unserer Partei hat etwas gegen Weltoffenheit." Lediglich Zuwanderer, die nur Bürgergeld wollten, seien nicht erwünscht, fügte er hinzu. Nadine Lindner verwies in diesem Zusammenhang auf die ostdeutschen AfD-Fraktionsvorsitzenden. "Deutschland muss wieder deutscher werden", hatten die im Februar in einer gemeinsamen Erklärung gefordert. Das sei ein klares Indiz dafür, dass sich die Partei gegen Weltoffenheit sperre, so Lindner.
"Entschuldigung, wir sind Deutschland", antwortete Chrupalla. Dass Identität und Kultur deutsch bleiben sollen, sei aus seiner Sicht ein "legitimer Anspruch" und stehe nicht im Widerspruch zu Weltoffenheit.
Krah und Bystron mit Rückendeckung
Mit Blick auf die Europawahlen ging es am Sonntagabend auch um Vorwürfe, die gegen Krah im Raum stehen: Er soll in prorussische Propagandakanäle verwickelt gewesen sein und in diesem Zusammenhang Geld aus Russland bekommen haben.
Gleiches wird AfD-Mann Petr Bystron zur Last gelegt. Beide bestreiten eine Verwicklung. Bei Miosga erklärte Chrupalla, dass er zu diesem Zeitpunkt hinter beiden Parteikollegen stehe. Solange es weder Beweise noch Belege gebe, würden auch keine Konsequenzen in Form eines Parteiausschlusses veranlasst. Er und seine Partei seien an einer Aufklärung interessiert, beteuerte der AfD-Chef. Bis die abgeschlossen sei, gelte für Krah und Bystron jedoch die Unschuldsvermutung.
Am Montag will sich der AfD-Bundesvorstand erneut mit dem Thema befassen. Auch Bystron und Krah sollen bei dieser Gelegenheit noch einmal gehört werden.