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Es gibt keine seriöse Wissenschaft mehr / Weiber in der Wissenschaft (Allgemein)

Pack, Monday, 22.07.2024, 08:32 (vor 129 Tagen)

Auch Regeln für Tiere in der Kritik
Botaniker ändern rassistische Pflanzennamen

Botaniker wollen rassistische Bezüge aus wissenschaftlichen Pflanzennamen entfernen und durch neue, nicht beleidigende Namen ersetzen.

Wissenschaftler haben dafür gestimmt, die Namen bestimmter Pflanzen zu ändern, die als rassistisch gelten. Die Entscheidung wurde in der vergangenen Woche nach einer sechstägigen Sitzung getroffen, an der mehr als hundert Forscherinnen und Forscher teilnahmen. Diese fand im Rahmen des Internationalen Botanischen Kongresses statt, der am heutigen Sonntag in Madrid beginnt.

Laut "The Guardian" hat die Abstimmung zur Folge, dass das Wort "caffra" in allen Pflanzen-, Pilz- und Algennamen durch das Wort "affra" ersetzt wird. Denn "caffra" ist ein Schimpfwort, das auf schwarze Menschen zurückgeht. "Affra" weist dagegen auf ihre afrikanische Herkunft hin. Betroffen seien mehr als 200 Arten. Darunter ist beispielsweise auch der Küstenkorallenbaum. Sein botanischer Name "Erythrina caffra" wird in "Erythrina affra" geändert.

Die Wissenschaftler einigten sich außerdem auf die Gründung einer Expertenrunde, die künftig über die Namen neu entdeckter Pflanzen, Pilze und Algen entscheiden soll. Normalerweise ist die Namensgebung in der Verantwortung derjenigen, die sie erstmals in wissenschaftlicher Literatur beschreiben. Sollte sie jedoch nicht den neuen Regeln entsprechen, kann die Expertenrunde die Namen aufheben, wenn sie als abwertend für eine Gruppe oder Rasse bewertet werden.
Sandra Knapp: "Dies ist ein monumentaler erster Schritt"

Einem allgemeineren Beschluss über andere umstrittene historische Bezeichnungen haben die Botaniker nicht zugestimmt. Dennoch sind die Änderungen, auf die sich die Forscher nun geeinigt haben, die Ersten, denen sie offiziell bei der Benennung von Arten zugestimmt haben. Die Botanikerin Sandra Knapp vom "Natural History Museum" in London – eines der größten naturhistorischen Museen der Welt –, die die sechstägige Sitzung leitete, begrüßte die neue Regelung. "Dies ist ein absolut monumentaler erster Schritt zur Lösung eines echten Problems in der Botanik und auch in anderen Biowissenschaften", sagte sie und fügte hinzu: "Es ist ein sehr wichtiger Anfang."

Das Wort "caffra" aus den Artennamen zu streichen, wurde von Botaniker Prof. Gideon Smith von der Nelson Mandela University in Südafrika und seiner Kollegin Prof. Estrela Figueiredo vorgeschlagen. Beide kämpfen seit Jahren dafür, dass das internationale System zur Vergabe wissenschaftlicher Namen für Pflanzen und Tiere geändert wird. Außerdem setzen sie sich für die Streichung und die Ersetzung von Namen ein, die als anstößig erachtet werden. "Wir sind sehr erfreut über die rückwirkende und dauerhafte Beseitigung rassistischer Beleidigungen aus botanischen Fachbezeichnungen", sagte Smith. Ihm zufolge unterstützen "mehr als 60 Prozent unserer internationalen Kollegen diesen Vorschlag".

Tieren nach Rassisten und Faschisten

Doch nicht nur Pflanzennamen stehen in der Kritik. Auch die Benennung von Tieren nach Rassisten, Faschisten und anderen umstrittenen Persönlichkeiten verursache bei den Wissenschaftlern viel Kopfzerbrechen. Beispiele hierfür sind etwa ein fünf Millimeter langer, brauner, augenloser Käfer, der nach Adolf Hitler benannt wurde: der "Anophthalmus hitleri" lebt in Höhlen in Slowenien. Dieser räuberische Laufkäfer ist jedoch nicht der Einzige, der einen zweifelhaften Namen hat.
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Anophthalmus hitleri: Bekommt der "Hitler-Käfer" einen neuen Namen?

Auch die Namen vieler anderer Arten erinnern an Individuen, die Anstoß erregen, etwa die Motte "Hypopta mussolinii". Allerdings hat die Internationale Kommission für Zoologische Nomenklatur (International Commission on Zoological Nomenclature, ICZN) es bisher abgelehnt, ihre Regeln zu ändern, um rassistische oder faschistische Bezüge zu entfernen. Eine Umbenennung wäre störend, außerdem könnten neue Namen eines Tages ebenfalls als beleidigend empfunden werden, "da sich die Einstellungen in Zukunft ändern", hieß es zur Begründung in einem Beitrag im "Zoological Journal of the Linnean Society". Dennoch haben viele Forscher eingeräumt, dass auch bei Tieren Regeländerungen bei der Namensvergabe nötig seien.

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