Systemling im Interview (Allgemein)
Jan Hofer
Die Öffentlich-Rechtlichen werden allerdings auch deutlich lauter kritisiert, teils heftig angefeindet. Mit den "Lügenpresse"-Rufen haben allerdings viele Medien zu kämpfen. Wie sehr schmerzt es Sie, wenn Sie so etwas hören?
Es schmerzt mich schon sehr, weil ich weiß, dass sowohl bei ARD und ZDF als auch bei RTL und vielen anderen Sendern und Medien redliche Leute arbeiten, die gut ausgebildet sind. Die wollen eigentlich nur eins: eine vernünftige Berichterstattung sicherstellen.
Woher dann all der Hass?
Diese Menschen, die Lügenpresse schreien, sind überhaupt nicht an ausgewogener, guter Berichterstattung interessiert. Sie wollen nur die Sachen hören, die in ihr Weltbild passen – alles andere wird ausgeblendet, verleugnet, schlechtgeredet. Denen kann man nicht helfen. Ich habe jahrelang versucht, mit diesen Menschen zu diskutieren, aber festgestellt: Das funktioniert nicht.
Eine erschreckende Diagnose, wenn man bedenkt, dass bald Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen anstehen und dort die lauteste "Lügenpresse"-Fraktion mehr als 30 Prozent der Wähler überzeugen könnte: Sind diese vielen Menschen für uns schon verloren?
Das müssen vor allem Politiker für sich beantworten. Mir fällt es schwer, das zu sagen, denn Politiker-Bashing zu betreiben, liegt mir fern, aber vielleicht sind in der Politik auch über Jahre hinweg Fehler gemacht worden. Vielleicht fühlen sich die Menschen im Osten nicht ausreichend wahrgenommen. Vielleicht hätte man mehr auf ihre Sorgen und Nöte hören sollen.
Systemling im Interview
Mit den "Lügenpresse"-Rufen haben allerdings viele Medien zu kämpfen.
Nun hatten sich diese Medien allerdings selbst mit stolzgeschwellter Brust dem "werteorientierten Journalismus" verschrieben - und diese Selbstüberhöhung war nun mal ein klassisches Eigentor.
Dies bedeutet nämlich im Klartext, dass solche Journalisten dann und nur dann an der Wahrheit interessiert sind, wenn und soweit die Wahrheit zu eben diesen Werten, oder unfreundlicher formuliert, zu eben dieser Ideologie passt. Alles andere wird kleingeredet, verdreht, oder gleich ganz unter den Teppich gekehrt.
Werteorientierter Journalismus bedeutet somit inhaltlich genau dasselbe wie Lügenpresse - es klingt nur vornehmer.
Daher, an Jan Hofer & Co - heult bitte leise. Ihr habt euch die "Lügenpresse"-Rufe mit eurer Art des Journalismus redlich verdient!