Kriminelle können sich auf den 360°-Schutz der Grünen ganzheitlich verlassen. (Grüne)
"Stehen bei Aldi an Ladesäule": Leere Akkus bei Polizei-E-Autos sorgen für Entsetzen
Die Polizeigewerkschaft ist entsetzt: Viele Einsatzfahrzeuge mit Elektrobetrieb sind nicht einsatzfähig. Ein CDU-Politiker hatte einen eher ungewöhnlichen Tipp.
Ende März schlugen Rainer Wendt und Ralf Kusterer Alarm. Der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) und der Landeschef aus Baden-Württemberg drückten die Notfallsirene. Ausgerechnet ein Polizei-Pilotprojekt der grün-schwarzen Landesregierung ließ die beiden Gewerkschaftsfunktionäre in den SOS-Modus schalten. Was war passiert?
Polizei: "Erst Ladeinfrastruktur dann E-Autos"
Die Landesregierung hat etwa 150 reine Elektro- und 113 Hybrid-Fahrzeuge für die Einsatzflotte der Polizei im Südwesten der Republik angeschafft. Aber: Die Autos funktionieren offenbar nicht so, wie es sich alle Beteiligten erhofft hatten und wie es aus Sicherheitsgründen notwendig wäre.
Laut Kusterer würden die Akkus der E-Fahrzeuge zu schnell leerlaufen, sodass bereits Einsätze abgebrochen werden mussten. „Teilweise ist es so, dass E-Fahrzeuge über Nacht auf der Dienststelle aufgeladen werden – tagsüber ist die Leistung dann schon wieder aufgebraucht“, beschrieb Kusterer gegenüber bild.de die Situation.
Wendt legte in einem Fernsehinterview nach: "Es ist doch Irrsinn, wenn ein Hilferuf bei der Polizei eingeht und die Polizei muss sagen: ,Wir können nicht kommen, wir stehen bei Aldi an der Ladesäule.'"
Wendt erinnerte in dem Zusammenhang daran, dass die Polizeigewerkschaft stets gefordert hatte, "erst die Ladeinfrastruktur bereit zu stellen und dann die E-Autos zu kaufen".
Polizei-Recherche während des Ladevorgangs
Entsetzen löste bei Wendt und Kusterer die Antwort des baden-württembergischen Innenministers Thomas Strobl (CDU) auf eine Anfrage der FDP zu den Einsatzproblemen der E-Autos aus.
In der Antwort aus dem Ministerium hieß es laut eines Berichts von welt.de: „In den Fällen, in denen Tankvorgänge bei öffentlichen Ladestellen anfallen, können Polizeibeamte beispielsweise durch die Nutzung von zur Verfügung gestellten persönlichen Mobilfunktelefonen Recherchen durchführen oder eine teilweise Vorgangssachbearbeitung vornehmen.“ Kusterers Konter: „In der Realität sitzen zwei Beamte im Fahrzeug und hören im Funk, wie eine andere Streife um Hilfe ruft.“
In Niedersachsen 770 Ladepunkte für Polizeiautos
Doch wie sieht es in anderen bundesdeutschen Flächenländern aus, wo die Polizeiautos ebenfalls im Einsatz bei der Jagd auf Kriminelle weite Strecken zurücklegen müssen.
Beispielsweise in Niedersachsen: Laut Innenministerium in Hannover verfügt die Polizei Niedersachsen über 746 teil- oder vollelektrisierte Kraftfahrzeuge. Und wie ist die Einsatzfähigkeit gewährleistet?
Gegenüber der SV-Gruppe teilte eine Sprecherin von Innenministerin Daniela Behrens (SPD) mit: "Der Einsatz von Dienstkraftfahrzeugen in der Polizei Niedersachsen erfolgt nach entsprechender Lagebewertung der Polizeibehörden. Daher sind Einschränkungen grundsätzlicher Natur nicht zu erwarten."
Doch wie sieht es mit der Ladeinfrastruktur konkret aus? "Durch den anhaltenden Ausbau der polizeieigenen Ladeinfrastruktur, derzeit ca. 770 Ladepunkte, wird gewährleistet, dass der Ladevorgang grundsätzlich an den Dienststellen erfolgen kann. Immer wenn administrative Tätigkeiten – beispielsweise das Fertigen von Berichten oder Strafanzeigen – in den Dienststellen erfolgen, kann dieser Zeitraum entsprechend für den Ladenvorgang genutzt werden." Im übrigen seien für alle vollelektrischen Fahrzeuge auch Ladekarten für die öffentliche Ladeinfrastruktur vorhanden.