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Von Ratten, Mäusen und Menschen (Gesellschaft)

Rainer ⌂ @, ai spieg nod inglisch, Sunday, 27.04.2025, 01:02 (vor 12 Tagen)

Eine interessante Geschichte und ich hoffe der Autor verzeiht mir, dass ich sie hier als Vollzitat bringe
https://citronimus.wordpress.com/2018/10/20/von-ratten-maeusen-und-menschen/

Die hierzulande – insbesondere gilt dies für Großstädte – typische hohe Bevölkerungs- bzw. Besiedelungsdichte hat fatale Folgen für unser Sozialverhalten, derer man sich bewusst sein sollte, wenn man’s noch nicht selbst an sich bemerkt hat.

Der Psychologe und Verhaltensforscher John Calhoun untersuchte anhand von Ratten (und Mäusen) in diversen Experimenten, wie sich Überbevölkerung und eine hohe Besiedelungsdichte auf das soziale Verhalten von Individuen auswirken. Anhand dieser Versuche lassen sich auch menschliche Verhaltensweisen urbaner Individuen besser verstehen und erklären. Ratten sind wie wir sehr soziale Wesen und daher auf stabile Gruppenbindungen und Beziehungen zu anderen Individuen angewiesen. Sie kooperieren eng miteinander und gehören zu den intelligentesten Tieren überhaupt. Sie verfügen über die Fähigkeit der Metakognition, reflektieren also ihr eigenes Können bzw. ihren Wissensstand und können Stress, Gewissensbisse, Begeisterung und auch Mitleid empfinden. In einem legendären Experiment von 1958 wurden Ratten erst dann gefüttert, wenn sie ihren Artgenossen durch Betätigen eines Hebels einen elektrischen Schlag versetzten. Anders als viele Menschen dies tun oder erwarten würden, weigerten sich die Ratten jedoch, den Hebel zu drücken und ihre Artgenossen auf diese Weise zu quälen, obwohl sie dafür auf leckeres Futter verzichten mussten. Dies aber nur nebenbei, ich will ja auf etwas anderes hinaus …

Besagter Calhoun setzte also einige Rattenpärchen auf einem Gelände von ca. 100 m² aus, versorgte die Tiere dann mit ausreichend Futter und stellte sicher, dass äußere negative Einflüsse, wie Krankheitserreger oder Raubtiere, eliminiert wurden. Für die Versuchstiere und deren Nachkommen gab es aber keinerlei Möglichkeiten, ihren Lebensraum zu erweitern und den Konsequenzen ihrer eigenen Vermehrung sowie der damit anwachsenden Bevölkerungsdichte zu entfliehen.

Nach 27 Monaten hatte sich die Bevölkerungszahl bei 150 erwachsenen Tieren stabilisiert. Eine sehr niedrige Zahl, die sich später bei ähnlichen Experimenten wiederholen bzw. bestätigen ließ. Calhoun schloss daraus, dass dies die ideale Populationsgröße sei. Aufgrund der üblichen Vermehrungsrate hätte man aber im Versuchsgehege eine Bevölkerungszahl von 5000 Ratten erwarten können. Was hatte zu dieser unerwartet niedrigen Bevölkerungszahl geführt? Die Sterblichkeit unter den jungen Ratten war außerordentlich hoch, nicht wegen etwaiger Krankheiten, sondern aufgrund mütterlicher Verhaltensstörungen. Selbst bei nur 150 Erwachsenen in der räumlich begrenzten, abgeschotteten Rattenkolonie entstand für die Rattenweibchen ein so hoher sozialer Stress, dass sie die Pflege ihrer Nachkommen vernachlässigten, so dass insgesamt nur wenige Jungratten überlebten.

Dieser Effekt ist übrigens auch jedem Hobby-Aquarianer bekannt, denn in Aquarien kommt es bei Überbesatz – die meisten Aquarien sind leider überbevölkert – dazu, dass nur noch wenige Jungfische überleben, da die meisten von den erwachsenen Tieren ggf. gefressen werden. Fische sind ebenfalls sehr stressanfällig und werden auf zu engem Raum meist keinen stabilen Bestand ausbilden oder halten können.

Eines der folgenden Experimente Calhouns fand ich jedoch viel interessanter, daher gehe ich etwas genauer darauf ein. Calhoun baute eine seiner Ansicht nach perfekte, aber räumlich eng begrenzte Rattenstadt, in der alle leiblichen Bedürfnisse der Bewohner befriedigt wurden. Auf zweieinhalb Quadratmetern stellte er den possierlichen Nagern eine kleine Stadt mit 256 Rattenwohnungen sowie Wasser- und Verpflegungsstellen zur Verfügung. Dann klimatisierte er den ganzen Raum und richtete Kontaktplätze ein, die den Bewohnern als Stellen der Begegnung dienen sollten. Schließlich wurden die ersten Bewohner, acht weiße Ratten, eingesetzt, und das Schicksal konnte seinen Lauf nehmen.

Die acht Ureinwohner vermehrten sich im Laufe der Zeit (wie vorstehend geschildert) auf 150 Tiere (nach Calhoun die ideale Populationsgröße). Da die Tiere gut gefüttert, gesund und sicher waren, also auch geschützt vor natürlichen Feinden gehalten wurden, vermehrten sie sich weiter und konnten zu einer Population von 600 Ratten heranwachsen. Allmählich bildeten sich jetzt soziale Strukturen heraus: Es sonderten sich 14 Gruppen ab, die als die dominanten Tiere angesehen werden konnten, während die übrigen sich in der Mitte des Raumes zusammendrängten. Hier versammelten sich über 400 unterdrückte Ratten, von denen es nur wenigen gelang, in eine der 14 Gruppen aufzusteigen. Diese unterprivilegierten Tiere, die in der Mitte des Geheges zusammengepfercht lebten, entwickelten eine erhebliche Aggressivität gegen ihre gleichfalls schwachen Artgenossen; schließlich bekämpften sich diese Außenseiter sogar untereinander. Die ranghohen Tiere, die in der sozialen Hierarchie zu einer der 14 Gruppen gehörten, vermehrten sich weiterhin ungemein schnell, bis die Bewohnerzahl des Geheges schließlich auf 2.200 Tiere anschwoll. In der Phase dieses explosiven Bevölkerungswachstums zerbrachen die gewohnten Sozialstrukturen völlig. Die Mütter zeigten kein arttypisches Pflegeverhalten mehr, vernachlässigten z. B. den Nestbau oder verzichteten ganz auf Nester. Die jungen Ratten überlebten nicht mehr, viele wurden von der schieren Masse ihrer Artgenossen zerquetscht. Nur wenigen Ratten gelang es noch, sich zu paaren, da sie ständig von aggressiven Artgenossen angegriffen und an der Kopulation gehindert wurden. Das sozial abgesicherte Leben in der luxuriösen Rattenstadt kam zum Erliegen. Das fröhliche Pfeifen, mit dem sich die Nager früher verständigt hatten, verstummte.

Die meisten Tiere, so Calhoun, seien zwar physisch gesund gewesen, aber sozial steril, eingefroren in eine Art kindhafter Trance (d. h. infantilisiert – woran erinnert uns das?). So war das Ende des kleinen Rattenwohlfahrtsstaates nur eine Frage der Zeit. In der saturierten Überflussgesellschaft wurde kein Nachwuchs mehr geboren. Die Zahl der Bewohner schrumpfte auf 600, und weiterer Nachwuchs war nicht mehr zu erwarten. Die mit allen Annehmlichkeiten eines Rattenlebens ausgestattete Überflussgesellschaft war dem Untergang geweiht und starb schließlich aus.

Interessant erschien mir insbesondere das letzte Stadium der Existenz der Rattengesellschaft (in einer Quelle wird der Versuch analog auch mit Mäusen beschrieben): John Calhoun nannte sie Phase D bzw. Todesphase. In dieser Phase tauchte ein Schlag von Männchen auf, die als „Schönlinge“ bezeichnet wurden. Dabei handelte es sich um männliche Tiere, die kein arttypisches Verhalten mehr zeigten, sondern darauf verzichteten, ihr Revier zu verteidigen, um Weibchen zu werben und zu kopulieren. Sie pflegten einen völlig passiven Lebensstil. Diese „Schönlinge“, die ein gepflegtes, glänzendes Fell und keinerlei Narben oder Kampfspuren aufwiesen, beschränkten ihre Aktivitäten auf Fressen, Trinken, Schlafen sowie Körperpflege; sie vermieden alle Konflikte und verweigerten sich ihren sozialen Pflichten. Die Forscher waren überrascht vom fehlenden Trieb der Schönlinge zur Paarung und Vermehrung. Die letzten Bewohner praktizierten Homosexualismus. Die wenigen noch gebärenden Weibchen töteten und fraßen ihre Nachkommen, obwohl ausreichend Ressourcen vorhanden waren. Die „triebbefreiten“ Individualisten, also „Schönlinge“, und sog. Einsiedler-Weibchen, welche sich ebenfalls der Paarung verweigerten und in die ruhigen Nester des Baus geflüchtet waren, stellten die Mehrheit der letzten Generation der wohlbehüteten untergehenden Nagetiergesellschaft …

In der sog. Todesphase wurden einige Experimente durchgeführt, von denen ich eines auch für sehr interessant halte. Als man zu Beginn der letzten Phase einige Gruppen von Nagern dem Versuchsgehege entnahm und in eine Umgebung umsiedelte, in der quasi der ideale Anfangszustand des Versuchs wiederhergestellt war, d. h. niedrige Bevölkerungsdichte und ausreichender Lebensraum, stellte man fest, dass die Individualisten, die männlichen Schönlinge und weiblichen Einsiedler, nicht mehr zu ihrer arttypischen Verhaltensweise zurückkehrten: sie waren offenbar durch ihr bisheriges Leben im dicht besiedelten „Wohlfahrtsstaat“ bereits sozial bzw. psychisch irreparabel geschädigt. Sie verweigerten sich weiterhin der Paarung und erfüllten keine sozialen Funktionen, die mit der Reproduktion zusammenhingen. Alle umgesiedelten Versuchstiere starben vereinsamt eines natürlichen Todes, während sie sich doch unter idealen Bedingungen befanden …

Rainer

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