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6 Jahre sind wieder vergangen und diese ignorante Politik schaut noch immer weg! (Politik)

Yussuf K., Thursday, 11.04.2013, 14:06 (vor 4046 Tagen)

Psychosoziale Folgen des Vaterverlusts: Vergleichbares Trauma wie beim Verlust der Mutter
PP 6, Ausgabe September 2007, Seite 412

Kinder und Jugendliche betreuende Ärzte sollten die psychosozialen Folgen beim Verlust des Vaters für die Diagnostik berücksichtigen und der Mutter als Ansprechpartner zur Verfügung stehen.

Die ausreichende Anwesenheit der Mutter und ihr einfühlender Umgang mit den wechselnden Bedürfnissen des Säuglings gehören zu den basalen Voraussetzungen für eine gesunde psychische Entwicklung des Kindes. Entsprechend bedeutet eine längere oder endgültige Abwesenheit der Mutter, wie die Deprivationsforschung ab Ende des Zweiten Weltkrieges überzeugend nachweisen konnte, ein schweres seelisches Trauma. Diese Zusammenhänge sind seit Langem einer breiten Öffentlichkeit und vor allem Ärzten bekannt, die Kinder und Jugendliche behandeln.

Auffallenderweise haben dabei alle namhaften Deprivationsforscher, wie René Spitz, John Bowlby, Anna Freud, Dorothy Burlingham und D. W. Winnicott, ihr Augenmerk ausschließlich auf die frühe Mutter-Kind-Beziehung gelenkt. Eine systematische Vaterforschung setzte erst in den letzten drei Jahrzehnten ein. Eine angemessene Rezeption der Ergebnisse steht jedoch bisher aus, obwohl sie zu einer grundlegenden Revision bis dato bestehender Vorstellungen über väterliche Aufgaben geführt haben.
Die neueren Einblicke in die wesentlichen Vaterfunktionen verdanken wir hauptsächlich der psychoanalytischen Entwicklungspsychologie und der Bindungsforschung. Erstere konnte durch umfangreiche Säuglings- und Kleinkindbeobachtungen nachweisen, dass der Vater im Unterschied zu früheren Auffassungen bereits im Lauf des ersten Lebensjahrs im Rahmen der Dreiecksbildung Mutter-Vater-Kind, der sogenannten Triangulierung, enorme Bedeutung bekommt. In erster Linie trägt er zur notwendigen Umstrukturierung der frühen Mutter-Kind-Dyade bei. Durch den Elementarkonflikt zwischen Bindungswünschen und Autonomiebestrebungen gerät der Säugling bei seinen ersten Ablösungsschritten von der Mutter in eine schmerzhafte, weil hochambivalente, Trennungskrise. Die dabei auftretenden Trennungsängste werden durch die verstärkte Anlehnung an den Vater abgepuffert. Neben diesem Halt bietet der Vater als Dritter im Bunde dem Kind etwa ab dem zweiten Lebensjahr eine zur Mutter gegengeschlechtliche Orientierung und Identifizierungsmöglichkeit an, wodurch dessen zu enge Bindung an die Mutter verhindert und eine altersgemäße Separation ermöglicht werden.

Komplementär angeborenes Bindungsrepertoire

Diese Befunde sind durch die jüngere Bindungsforschung eindringlich bestätigt und ergänzt worden. Nach ihr verfügen Mütter und Väter über ein unterschiedliches, aber in idealer Weise komplementär angeborenes Bindungsrepertoire, das durch die bindungssuchenden Verhaltensmuster des Kindes aktiviert wird. Kurz gefasst: Das Bindungsverhaltenssystem der Mutter zielt neben ihren nährenden und pflegenden Funktionen mehr auf eine emotional Schutz und Sicherheit bietende Interaktion ab, während die Bindung an den Vater stärker über dessen „Explorationsverhaltenssystem“ erfolgt. Durch seine „Spielfeinfühligkeit“, motorische Handlungsorientiertheit und stärkere gesellschaftliche Verankerung fördert er den Erkundungsdrang des Kindes, seine Neugier, Risikobereitschaft und seine kognitiven und instrumentellen Fähigkeiten bei der schrittweisen Aneignung der Welt.

In der ersten ödipalen Phase um das vierte bis fünfte Lebensjahr herum und noch einmal in der zweiten ödipalen Phase während der Pubertät ist der Vater außerdem als Identifikationsobjekt unverzichtbar. Durch die Verinnerlichung seines Vorbilds verhilft er dem Kind zur Integration seiner Triebwelt, zum Aufbau einer sozial adaptierten Ich- und Über-Ich- Struktur und, bei Jungen und Mädchen gleichermaßen, zu einer stabilen psychosexuellen Identität.

In der Familienforschung besteht heute weitgehende Einigkeit darüber, dass diese spezifischen Vaterfunktionen durch die Mutter allein nicht ersetzbar und durch soziale Ersatzväter nur bedingt kompensierbar sind. Insofern muss man im Fall eines definitiven Vaterverlustes von einem vergleichbaren Trauma für das Kind ausgehen wie bei der Mutterentbehrung. Mit diesem Befund, der auch den Risikokriterien der Psychotraumatologie entspricht, sind Ärzte vor neuartige Aufgaben im Erkennen und im Umgang mit Scheidungs- und Trennungsfamilien gestellt. Der Umfang des Problems ist beträchtlich, wenn man von geschätzten zehn Prozent Kindern und Jugendlichen in der Bevölkerung ausgeht, die ihren Vater nie kennengelernt haben oder kurze Zeit nach der Trennung der Eltern für immer verlieren.

http://www.aerzteblatt.de/archiv/56851

Ob das Thema auf Merkels "Familiengipfel 2013" war?


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