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Wieviel »Gleichberechtigung« verträgt das Land?

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Teil 2 | Kernpunkte einer Legitimation | Alles unerfüllt ... fremde, statt deutsche Interessen. (Politik)

Hamidullah, Saturday, 13.12.2025, 21:18 (vor 1 Tag, 16 Stunden, 40 Min.) @ Hamidullah

Pflicht ohne Sinn

So entsteht eine paradoxe Situation: Ein Staat, der sich seiner Souveränität rühmt, führt eine Pflicht ein, die nicht seiner Selbstbehauptung dient, sondern der Stabilisierung einer Ordnung, deren Zentrum außerhalb seiner Grenzen liegt. Die Bürger werden zu symbolischen Trägern einer Politik, die sich selbst nicht mehr zu legitimieren vermag. Wir sehen die Gewöhnung an eine semantische Ordnung, in der „Sicherheit“ immer militärisch, „Freiheit“ immer westlich und „Verantwortung“ immer transatlantisch konnotiert ist. Wer in diesem Diskurs „Verteidigung“ sagt, meint in Wahrheit Anbiederung gegenüber fremden Hegemonien.

Natürlich wäre eine allgemeine Dienstpflicht – sozial, ökologisch, zivilgesellschaftlich – denkbar und unter bestimmten Bedingungen sogar wünschenswert. Sie könnte das zerrissene Band zwischen den Generationen erneuern, neue Formen gemeinsamer Erfahrung ermöglichen und Verantwortung als soziale Praxis erlebbar machen. Doch eine militärische Dienstpflicht in einem Staat, der weder politisch souverän noch institutionell funktionsfähig ist, kann keine moralische Ordnung stiften. Sie bleibt ein Versuch, durch Zwang zu kompensieren, was durch Sinn und Legitimität verloren ging.

„Ja“ zur Wehrpflicht – aber nicht unter diesen Bedingungen

Dabei ist eine Wehrpflicht im Allgemeinen für einen souveränen Staat in einer zunehmend multipolaren und von Konflikten heimgesuchten Welt unabdingbar. Doch dafür müssten die Bedingungen grundlegend andere sein. Erstens bräuchte es einen souveränen Staat, der über seine Sicherheitsinteressen selbst bestimmt, statt sie aus transatlantischen Doktrinen zu übernehmen. Nur wer aus eigenem Willen verteidigt, kann moralisch legitim zum Dienst verpflichten. Zweitens müsste die Infrastruktur – Kasernen, Ausbildungssysteme, Ausrüstung, Verwaltung – wiederaufgebaut und modernisiert werden. Pflicht kann nur dort gelten, wo auch die organisatorische Realität existiert, sie sinnvoll zu erfüllen. Drittens bedürfte es einer neuen politischen und gesellschaftlichen Legitimation, die über Angst, Bündnistreue oder moralische Kampfrhetorik hinausgeht. Eine Wehrpflicht darf nicht auf Propaganda, sondern muss auf Vertrauen gründen – auf die Überzeugung, dass der Staat, dem man dient, tatsächlich das eigene Gemeinwohl schützt.

Die Diskussion über die Wehrpflicht ist daher kein Streit über Rekrutierungszahlen, sondern über die politische Seele der Bundesrepublik. Solange der Staat nicht fähig ist, seine Macht im Interesse der eigenen Bürger und nicht im Schatten fremder Hegemonien auszuüben, bleibt jede Form von Dienstpflicht ein autoritäres Experiment im Gewand freiheitlich-demokratischer Tugend. Die wahre Frage lautet also nicht, ob junge Menschen wieder dienen sollen – sondern ob der Staat, dem sie dienen sollen, noch ihnen gehört.

Quelle: https://www.freilich-magazin.com/politik/souveraenitaet-oder-simulation-die-wehrpflichtdebatte-im-schatten-der-hegemonie


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