Wenn der Mensch zur MenschIn wird - oder:

Wieviel »Gleichberechtigung« verträgt das Land?

How much »equality« the country can stand?

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Liste Femanzen Katrin Rönicke b. (Liste Femanzen)

Oberkellner @, Saturday, 25.05.2013, 09:35 (vor 4206 Tagen) @ Oberkellner

Wenn ich diesen Begriff schreibe, dann fällt zuallererst ins Auge, dass „die weibliche Scham“ zwei unter-schiedliche Bedeutungen annimmt. Einerseits verweist das Substantiv von „sich schämen“ auf einen Zu-stand – ein Gefühl. Andererseits verweist es auf eine Körperregion: Den sogenannten „Schambereich“. Hallo? Das ist unsere VULVA! Was hat denn das mit Scham zu tun? Bei Männern heißt das Gebamsel untenrum übrigens einfach „Genitalbereich“ – während selbst in etablierten Lexika, genauso wie in der freien Online-Enzyklopädie bei Frauen von der „Scham“ die Rede ist. Denken Sie mal darüber nach.
Um zu unterstreichen, welche Nervenbahnen ich mit meinen kleinen Einwürfen in dieser Kolumne gerne kitzeln würde, möchte ich ein sehr junges Beispiel aus meinem Alltag schildern. Dafür muss ich mich ganz schön zusammennehmen, denn das zentrale Thema dieser Kolumne – sich schämende Frauen – trifft mich natürlich auch. Aber was nützt es? Im Sinne des gesamtgesellschaftlichen Diskurses springe ich über mei-nen Schatten:
Es geht um einen Scheidenpilz. Oho! Ja, ich weiß, es ist Ostern, der Papst hält Ansprachen und das ist jetzt ein bisschen viel für Sie. Außerdem kennen Sie vielleicht den komischen Spruch aus ihrer Kindheit oder Jugend: „Wenn Mädchen pupsen, kommen Schmetterlinge raus“ ? Denn Kacken, pupsen, Urinieren und – ja: Genitalpilze – das sind halt doch nicht so die Dinge, die man gerne mit diesen reinen und schönen Wesen, den Frauen, in Zusammenhang bringen will.
Erröten in der Apotheke
Also ich eben so mit diesem Scheidenpilz. Arzt, Rezept, Apotheke – alles kein Ding. Da mein Arzt mir noch sogenannte Milchsäure-Zäpfchen empfohlen hatte, fragte ich auch danach bei der jungen und hüb-schen Apothekerin (ich weiß nicht, inwieweit die Information „jung und hübsch“ in diesem Zusammen-hang relevant ist – entscheiden Sie bitte selbst; aber sie hatte ein sehr gepflegtes und irgendwie glattes Äußeres): „Haben Sie Milchsäure-Zäpfchen?“ – Erstaunter Blick. Leichtes Erröten. Nach einer kurzen Pause, in der sie offensichtlich nachdachte, wie sie es sagen soll, fragte sie: „Sie meinen, für die FRAU?!“ – damit machte sie mich ein wenig sprachlos. Ich meinte ja schließlich diese Zäpfchen, die man sich in die Vagina steckt, und nein – nicht für die Frau, sondern gegen Scheidenpilz Herrgott! Aber ich wollte die gute Frau nicht restlos im Boden versinken lassen, sagte also ja. Denn verstanden hatte ich sie ja.
Können Sie mir folgen? Oder finden Sie vielleicht, ich übertreibe?
Tracy Clark-Flory greift das Thema in Salon auf und betrachtet den Effekt, den es hat, wenn die Sexspielzeuge von Frauen unbeabsichtigt in die Öffentlichkeit gelangen – so klein diese auch sein mag. Da ist zum einen der Hund, der einen Dildo im Garten versteckt. Oder der Vibrator, der bei einem Notfall von Feuerwehrleuten entdeckt wird – solcherlei Geschichten sind bei Salon zu lesen. Clark-Flory hält fest: „Vibrators, like tampons, stand out among women's most-dreaded scenarios of public humiliation.” Ist das bei Männern auch so? Ich frage ganz offen. Weil mich das wirklich interessiert.
Das Handtuch des Balthazar
Lassen Sie mich ein letztes Beispiel anführen, und dann mache ich auch wirklich Schluss: In meiner Jugend gab es einen Jungen, Balthazar. Der war unglaublich wild und seine Hormone gingen ziemlich mit ihm durch. Für meinen Geschmack kam er sich selbst ein bisschen zu geil vor – aber eine nicht unerhebliche Zahl von Mädchen schwärmte sehr für ihn, und die meisten Jungs nahmen ihn sich als Vorbild, was die Perfektion von Vulgärsprache angeht. Balthazar wusste genau, wie er die Schmetterlinge-pupsenden Mädchen zum quieken bringen konnte: er holte sein Handtuch. Ja genau: DAS Handtuch. Es war eigentlich kein Handtuch mehr – eher so ein Prügel, als hätte man ein Handtuch in Beton gebadet. Ich habe nie wieder jemanden seine Selbstbefriedigung so zelebrieren sehen, wie ihn. Während Balthazar sich damit das Maximum an Respekt verschaffte, sah die Lage bei uns Mädchen ganz anders aus. Zufällig war ich mit Balthazars damaliger Freundin eng befreundet, Franzi. Sie war wunderschön, unglaublich stylisch und so trendsicher wie keine sonst. Genauso wie die junge hübsche Apothekerin war Franzi glatt. In einem dieser intimen Gespräche zwischen 13-jährigen Mädchen kam es auf das Thema Selbstbefriedigung. Es war eine dieser „Etwa-Fragen“, und sie ging aus von Franzi: „Ihr befriedigt euch doch nicht etwa selbst?!“ – verstehen Sie: Etwa. Keine andere Antwort außer einem entrüsteten „nein! Um Gottes Willen!“ kam in Frage. Das ist so eines dieser inkludierenden Rituale gewesen.
Emma, eine andere Klassenkameradin, wurde sodenn auch radikal exkludiert und zur persona non grata erklärt, als Franzi und ihre Schleppenträgerinnen das Gerücht in die Welt hauten, im Schullandheim habe Emma sich heimlich selbstbefriedigt.
Ich steige jetzt einmal auf mein „feministisches Hohes Ross“ – wie Tracy Clark-Flory es am Ende ihrer Kolumne auch so wunderbar ausdrückt – und behaupte, dass all das kein Zufall sein kann! Dass die Vulva „Scham“ genannt wird; dass Labien „Schamlippen“ sind; dass ein Mittel gegen Scheidenpilz mir in der Apotheke als ein Medikament für die Frau feilgeboten wird; dass Sextoys von Frauen diesen „Busted!“-Effekt haben; dass Jungen vor 15 Jahren ihre Onanie zelebrierten, während Mädchen sich damit gegenseitig diskreditierten.
Her mit allen Sinnen!
Umso wichtiger sind solche Bücher wie Sex – so machen’s die Frauen von Melinda Gallagher und Emily Kramer, das Tabus auf liebe- und lustvolle Art und Weise bricht. Indem Frauen von ihren ersten Masturbationserfahrungen und -techniken erzählen, wird scheinbar "Verbotenes" normalisiert und entdramatisiert. Diese Philosophie zieht sich durch das gesamte Buch. Weg mit der Scham, her mit der Lust! Weg mit den drei Affen (nichts sehen, nichts hören, nichts sagen), her mit allen Sinnen und her mit den richtigen Worten, um dem Partner zu sagen, was einem gefällt (und was nicht)!

http://www.freitag.de/autoren/katrin/scham-dich

Das Y-Chromosom hat nicht die Ho-sen an

Kindeserziehung Der Sohn unser Kolumnistin hat sich einen Rock ausgesucht. Als Feministin sollte sie das freuen. Aber so einfach ist das nicht mit der geschlechtersensiblen Erziehung
Tatsächlich wächst Leo seit eh und je zumindest von unserer Seite ohne geschlechtsspezifische soziale Vorgaben auf. Ich kenne viele Menschen, die fest glauben, dass Jungen von Natur aus am liebsten mit Autos spielen, aggressiver sind und nicht so gerne malen, wohingegen Mädchen sich gerne kümmern, sozialer sind und rosa brauchen. "Alles in den Genen." Für mich sind das Märchen.
Deswegen lasse ich beiden Kindern ihre Freiräume, in denen sie sich einfach entwickeln können, wie es ihnen passt. Das Gute ist, dass ich mit einem Jungen und einem Mädchen gesegnet bin. "Du und dein kleines Gender-Experiment", sagt mein Mann immer schmunzelnd, wenn ich mich darüber freue, weil ich so an den beiden ausprobieren kann, ob und wie geschlechtersensible oder "-neutrale" Erziehung funktioniert.
Die gläserne Grundschul-Wand
Trotzdem war mir extrem mulmig zumute, als sich mein Sohn zum Geburtstag diesen Rock wünschte. Ein schöner Rock, den er sich in einem Katalog ausgesucht hatte. Er hat kräftige Farben, lila und pink, schöne Orient-Verzierungen und schicke Stufen. Eine wirklich gute Wahl. Doch ich hatte tatsächlich richtig Angst. Sätze wie "und was, wenn die anderen Kinder lachen?" sausten durch meinen Kopf und ich hatte den inneren Drang, mein geliebtes Kind vor der Bosheit anderer Kinder zu schützen, indem ich seinen Wusch vielleicht am besten ignorierte. Und das mir! Wo ich doch jetzt mit meinem "kleinen Genderexperiment" an eine entscheidende Stelle gekommen war: Der "Sieg" könnte mein sein! Auf dem Y-Chromosom sind keine Anti-Röcke- und keine Dunkelblau-Gene.
Manchmal aber ist auch die überzeugteste Feministin einfach nur eine Mutter, die ihr Kind vor der Schlechtheit der Welt bewahren will. Oder anders gesagt: So skrupellos bin ich nicht, dass ich nur wegen meiner Überzeugungen mein Kind in sein seelisches Unglück und in eine Außenseiterrolle stürzen würde.
Was mir wohl sehr im Nacken sitzt, wenn ich mich so feige verhalte, ist eine Kindheitserinnerung aus der Grundschulzeit: In meiner Klasse gab es einen Jungen, der hieß Stephan (Kindernamen geändert). In dem konservativen Dorf, in dem ich lebte, galten rigide Geschlechternormen. Eine für mich bis dahin unbekannte gläserne Wand (ich hatte bis zum Grundschuleintritt in einem Dorf in der DDR gelebt und nur mit Jungen gespielt) trennte sauber die Sphären der Weiblichkeit und der Männlichkeit und legte entsprechend unverrückbare Codes fest.
Wir waren grausam
Stephans Eltern hielten sich aber nicht an die Codes. Sie zogen ihm rosa Pullover an und er spielte mit Puppen. Er hatte in seinem Wesen so gar nichts gemein mit den anderen wilden, wetteifernden und teils aggressiven Jungen in der Klasse. Alles an ihm war "falsch" codiert, zumindest in den Kategorien der dortigen Geschlechterordnung. Natürlich war er ein absoluter Außenseiter. Nicht einen Freund hatte er in der Klasse. Mich natürlich auch nicht, denn ich gierte in dieser Zeit nahezu nach sozialer Integration und kam nicht auf die Idee, mich mit dem Underdog gleichzustellen. Ich passte mich mühevoll in die geschlechtergetrennte Welt ein, was mir mal mehr, mal weniger gut gelang.
Irgendwann kam ein Gerücht auf, an dem auch einige Eltern mitstrickten: Stephans Eltern hätten sich eigentlich ein Mädchen gewünscht und deswegen ihren Sohn wie eines ange- und erzogen. Allgemeines Kopfschütteln über so wenig elterliche Kompetenz war die Folge. Wie konnten sie ihr Kind nur so missbrauchen? Sahen sie denn nicht, wie schlecht es ihm damit ging? Auf die Idee, dass es Stephan nicht wegen seines Verhaltens und seiner Anziehsachen schlecht ging, sondern wegen unserer ausgrenzenden und diskriminierenden – ja: totalitären Ideologie, kamen wir und unsere Eltern natürlich nicht.
Bis heute muss ich oft daran denken, wie wir Kinder mit Stephan umgegangen sind, wie grausam wir waren und dass ich nichts davon infrage gestellt hatte. Das Beispiel dieses Jungen ist für mich der Beweis, dass es in der Kindererziehung manchmal nicht darum geht, moralisch Recht zu haben, sondern um ein sensibles Gleichgewicht zwischen den eigenen Überzeugungen und der sozialen Integration der Kinder. Anders gesagt: Ich würde nie zulassen, dass es meinem Sohn so ergeht, wie es Stephan in unserer Grund-schulklasse erging.
Kompliment!
"Den finde ich so schön!", hatte Leo aber gesagt, als er den Rock im Katalog erblickte. Seine Augen leuchteten ein bisschen. Ja, er war wirklich schön. Und ich würde das schon geregelt bekommen, dass er auch mit eventuellen Hänseleien zurecht käme. Also bestellte ich den Rock und letzte Woche trug er ihn dann auch zum ersten Mal in der Kita. Alle empfingen ihn fröhlich und machten ihm Komplimente. Und ich beruhigte mich ein wenig.
Am selben Abend fand ein Elternabend statt. Eine andere Mutter nahm mich zur Seite: "Ich wollte mal was wegen Leos Rock sagen", begann sie, und ich spannte mich innerlich an, bereit ihr einen Vortrag über Geschlechtersozialisation zu halten und sie ernsthaft zu fragen, wie sie es sich eigentlich anmaßen könne, so kleine Kinder schon in derart blöde Rollenschubladen zu stecken. "Ich war wirklich total froh, als er heute damit ankam", fuhr sie fort. "Der Martin zieht auch so gerne Kleider von seiner großen Schwester an und liebt Glitzerspängchen und rosa Anziehsachen. Ich finde das total toll, dass der Leo auch so etwas anzieht."

http://www.freitag.de/autoren/katrin/das-y-chromosom-hat-nicht-die-hosen-an

Wir mögen Männer!
Männerfeindinnen Angeblich verachten und hassen Feministinnen Männer. Genau das Gegenteil ist der Fall: Die wahren Männerfeindinnen verstecken sich in guten alten Geschlechterstereotypen
Ja, auch eine Feministin kann Männer ganz schön lieben. Mehr noch: eine Studie der University of Hou-ston hat herausgefunden: „Contrary to popular beliefs, feminists reported lower levels of hostility toward men than did nonfeminists.” Ha! Feministinnen wie Jessica Valenti, ‚Stadtpiratin‘ Eva Ricarda und die Mädchenmannschaft freut so eine Bestätigung natürlich sehr! Denn die Vorurteile gegenüber feministisch eingestellten Menschen sind gerade in Bezug auf Männerfeindlichkeit unerschöpflich. Das "Feindbild Mann" als ewiger und nicht überwindbarer Bestandteil wird dem Feminismus bis heute in jeder einzelnen Debatte immer wieder unterstellt – nicht darauf achtend, dass es gerade FeministInnen waren und sind, die sich vehement gegen Geschlechtsrollen-Stereotype stellen und damit gegen jegliche Deklassierung von Menschen qua Geschlecht. Tatsächlich finden sich männerfeindliche Tendenzen vor allem in Köpfen und Denkmustern, die von traditionellen Männerbildern geprägt sind: Der aggressive, testosterongesteuerte Mann, der wenig einfühlsam oder zärtlich ist etc..
Ein schönes Beispiel ist das Buch 111 Gründe, Männer zu lieben, das mir vor einiger Zeit in die Hände kam (ich hatte es zur Besprechung beim Verlag Schwarzkopf bestellt) und mit dem ich seit Monaten hadere, was daraus zu machen sei. Der Titel und die Werbung dafür hatten meine Aufmerksamkeit erregt, denn mir ist es immer wichtig, als Feministin nicht einseitig gegen ein Feindbild Mann zu kämpfen, sondern zur Überwindung des Kampfes der Geschlechter einen Beitrag zu leisten. Denn leider leben wir immer noch in einer Gesellschaft, die sich an der Geschlechter-Kategorie spaltet wie eh und je: Starke Normierung von Geschlechterrollen und Geschlechtscharakteren und daraus resultierende strukturelle Unterschiede und Nachteile bleiben ein umkämpftes Dauerthema.
Autor und Männerforscher Walter Hollstein geht in seinem Buch Was vom Manne übrig blieb sogar so weit, zu behaupten, der Grund, warum 2/3 aller Scheidungen von Frauen eingereicht würden sei der, dass es in den meisten Ehen immer noch kein Zusammen der Geschlechter gäbe und keine gerechte und gleich-würdige Aufteilung von (reproduktionsbedingter und anderer) Arbeit. Hollstein - ein Männerforscher, der den deutschen Feminismus der letzten 20 bis 30 Jahre sicherlich zu Recht auch scharf angreift - sieht in alten Geschlechterstereotypen die Ursache für unnötige Kämpfe zwischen den Geschlechtern und für eine Krise „der Männer“.
Zurück zu den 111 Gründen, Männer zu „lieben“: Die Kapitel-Übersicht am Anfang des Buches ließ mich ratlos dastehen, das vereinzelte Reinlesen in manche Kapitel zu der Überzeugung kommen, dass es besser für die Welt sei, so ein Buch einfach zu ignorieren. Doch es kann demonstrieren, wie männerfeindlich scheinbar „männerliebende“ Autorinnen wie Victoria B. Robinson sein können, wenn sie einfach unreflektiert ganz tief in die Klischeeschublade greifen. In Kapitel 1, in dem es um den Mann als „Lover“ geht, klingt es nett und lieb, warum wir die Männer lieben sollten: „Weil Männer nach Mann riechen“ (aha), „Weil Männer unsere Muschi mehr lieben, als wir selbst“ (soso – na wenn das mal kein Grund ist!), „weil Männer falsche Brüste und Haare nicht von den natürlichen unterscheiden können“ (Hä?) und als krönender Abschluss: „Weil Männer sich total lächerlich machen, um uns ins Bett zu kriegen.“ Sehr liebenswert - nicht wahr?
Die detailierten Ausführungen sind entsprechend „nett“: Ausflüge in die persönlichen Erfahrungen der Autorin, welche männliches Verhalten schlicht und ergreifend als lächerlich darstellen und dann mit Zita-ten enden wie: „Männliche Dummheit bereitet mir größtes Vergnügen. Gott sei Dank ist das eine schier unerschöpfliche Quelle der Unterhaltung.“ (Marc Wortley Montagu)
Nein, ich habe dieses Buch nicht komplett gelesen und muss es auch nicht. Sicherlich stehen auch tatsäch-lich „liebe“-volle Würdigungen des männlichen Geschlechts und Verhaltens darin. Doch Gründe, Männer zu „lieben“ wie „Weil Männer Beziehungskrisen gar nicht mitbekommen“ oder „Weil Männer uns den Hintern versohlen“ oder „Weil Männer lieber uns entscheiden lassen“ sind wirklich alles andere als liebe-voll, anerkennend oder einladend, dieses Buch zu lesen und auch noch zu würdigen.
111 Gründe Männer zu lieben ist aber keine einzelne Ausnahme unter einer Fülle männerliebender Frauen und Männer, die an Geschlechtsstereotype glauben: MännerrechtlerInnen kritisieren scharf und zurecht, dass das Sorgerecht für Kinder in den meisten Fällen immer noch unhinterfragt den Müttern zugesprochen wird – meistens, weil diese als besser geeignet für die Kindersorge gelten – qua Geschlecht natürlich. Der Film, Der entsorgte Vater thematisiert dieses Problem und portraitiert Männer, denen es so erging. Ein Thema, das viele Gemüter stark erhitzt und vor einem Abdriften in wiederum pauschal frauenfeindliche Attitüden nicht gefeit ist. Das kriegen vor allem Frauen und Männer ab, die sich öffentlich und offen feministisch äußern. Doch nicht erst seit der Studie aus Houston sollte sich die Frage aufdrängen: Sind es nicht gerade Frauen wie Eva Herman, die in „Eva Prinzip“ auf 263 Seiten darlegte, warum Frauen die besseren Eltern sind, die es Männern erschweren als gleichwürdige Partner anerkannt zu werden?

http://www.freitag.de/autoren/katrin/wir-mogen-manner

Weiß und unbedruckt
Das Bild zeigt "unsere Kronprinzessin" mit ihren Söhnen. Besagte Söhne tragen weiße Kleidchen und stünde nicht auf der Karte, dass es Söhne sind - nicht Töchter - wer käme heute schon auf die Idee, dass dies Jungen sind. Auf eine sehr anschauliche Weise zeigt uns dieses Bild, dass die heute unglaublich star-ren Kleider-Codierungen für Jungen und Mädchen, die schon in der Babyzeit einsetzen und sich mit jedem weiteren Jahr der Kindheit verschlimmern, eine junge Entwicklung sind. Sind Kinder heute strikt in rosa und hellblau (Babys), beziehungsweise in Pferdchen/Prinzessin und Hubschrauber/Dinosaurier getrennt, so waren sie früher einfach weiß und unbedruckt. Während alle Welt feiert, dass sich die Ungleichheiten der Geschlechter doch längst aufzuheben begännen, dass wir in einer Welt lebten, in der Jungen und Mädchen gleichermaßen alle Türen offenstünden, so zeigt sich an diesem Bild: Auch wenn Frauen um die Jahrhun-dertwende 1900 mit wesenlich weniger Rechten und Möglichkeiten ausgestattet waren, als Frauen es heute sind, so bleiben die Grenzen zwischen den Geschlechtern erhalten. Fallen die Alten weg, werden Neue konstruiert. Mittels sogenannter "Softskills" zum Beispiel, denn Frauen sind ja viel gefühlvoller und emotionaler, als Männer. Oder eben durch die Kleidung. Eine Anmerkung, die im Kontext eines Muttiblog-Beitrags von Adele in der Mädchenmannschaft alles gut auf einen Punkt brachte, kam von Hannah:
Die Mädchenklamotten musst Du ständig waschen und Dich arg zusammen reißen, Deiner Tochter neben der farblichen Konditionierung nicht auch noch eine Mach-Dich-nicht-schmutzig-Erziehung anzugedeien. Die Jungsklamotten sind hingegen hochgradig gefährlich im Straßenverkehr, auch schon auf Radwegen. So bleibt alles wie es ist: Mädchen lernen sich gesittet zu benehmen und Jungs leben gefährlich.
Denn es wäre naiv, zu denken, dass das bisschen verschiedene Kleidung keinen Effekt auf die psychosozia-le Geschlechtsentwicklung hätte. Ganz zu schweigen von der Sozialauslese, die hier betrieben wird: Schöne Unisex-Kleidung für Kinder findet sich nicht bei den Discountern. Die bezahlbare Kinder-Kleidung ist stets codiert, und seien es nur die Puff-Ärmelchen, die einem sonst unauffälligem Shirt noch aufgezwungen wurden. Somit wird gerade jene Klasse der Gesellschaft, die auf bezahlbare Kleidung besonders angewiesen ist, in besonderem Maße von den Discountern, der Werbeindustrie und der Eltern-Medien-Landschaft in die rosa-hellblau-Falle gelockt. Wieder einmal bleibt festzuhalten: Geschlechterdemokratie muss man sich leisten können.
Dieser Beitrag erschien ursprünglich im privaten Blog von Katrin Rönicke.

http://www.freitag.de/autoren/katrin/wie-unmannlich

Während Feministinnen heute mehrheitlich für Geschlechterdemokratie eintreten, führen einige Männer - so genannte Maskulisten - einen Kampf gegen das andere Geschlecht
Der heute recht verbreitete Begriff der „Geschlechterdemokratie“, der ein neues Verhältnis von Männern und Frauen in der Gesellschaft sucht, impliziert mehr, als nur die Emanzipation der Frauen. Vielmehr werden beide Geschlechter, ihre Beteiligung an den gesellschaftlichen Bereichen Politik, Wirtschaft und ihre Rolle im Privaten ins Visier genommen, sowie die jeweiligen Probleme beider Geschlechter behandelt. Wichtig ist dabei der Erfinderin des Begriffes, Halina Bendkowski, die Trennung in männliche Gesellschaftsphäre (Öffentlichkeit) und weibliche Gesellschaftsphäre (Haus) aufzuheben und zu durchmischen.
Das der Heinrich-Böll-Stiftung angeschlossene Gunda-Werner-Institut trägt vielleicht gerade deswegen in seinem Namen die Schlagworte „Feminismus und Geschlechterdemokratie“. Es existiert erst seit 2007 und ging aus dem ehemaligen Feministischen Institut der Stiftung hervor. Die Erweiterung des Namens um den Aspekt der Geschlechterdemokratie zeigt bereits an, was diesem Institut am Herzen liegt: Jede zweite Publikation der Schriftenreihe, die es heraus gibt, befasst sich mit der Männerseite. Auch eine mehrtägige Veranstaltung im Herbst 2008 behandelte intensiv die Probleme von Jungen, die heute als „Bildungsverlierer“ gelten.
Feminismus hingegen klingt in den Ohren vieler noch als totaler Gegenbegriff zu solch einem Konzept: Er wird bis heute als Kampf gegen Männer wahrgenommen. Zwar zeigte kürzlich eine Studie, dass diese Wahrnehmung mehrheitlich nicht mehr stimmt, und die Encyclopaedia Britannica schreibt, der Feminismus sei „the belief in the social, economic, and political equality of the sexes“ – also letztendlich nichts anderes, als Geschlechterdemokratie, nur im Gegensatz zu diesem Begriff international verwendet. Aber Vereine wie MANNdat e.V. und auch zahlreiche KommentatorInnen in feministischen Online-Medien tragen nach wie vor das alte Bild der gegen Männer kämpfenden, sich nur und einseitig für Frauen- und Mädchen-Belange einsetzenden „Emanzen“ herum und reagieren entsprechend abweisend. Manche meinen nun, als Männer gegen eine Verbreitung „des“ Feminismus ankämpfen zu müssen.
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"Unseren Söhnen schwerer machen"
Es kann dabei nicht geleugnet werden, dass in der deutschen Frauenbewegung der 70er und 80er der Kampf für mehr Geschlechtergerechtigkeit für manche vor allem ein Kampf gegen die männliche Hälfte der Bevölkerung war. So stand 1986 in der Zeitschrift EMMA: „Wenn wir wirklich wollen, dass unsere Töchter es einmal einfacher haben, dann müssen wir es unseren Söhnen schwerer machen“ (EMMA 6, 1986). Auch wurden Männer als kriegerisch, zerstörerisch und Frauen als per se friedlich und bewahrend empfunden (diese Meinungen traten als sogenannter Differenzfeminismus auf).
Es ist dieser feministische Kampf, der über die Medien Einzug in die Debatten hielt und bis heute nachhallt. Dass aber auch schon damals etliche Gleichheitsfeministinnen die Männer mit einbeziehen wollten, in ihnen nicht „die Feinde“ sahen sondern manche sogar ein „betrogenes Geschlecht“ (wie Susan Faludi in den 90er Jahren es formulierte – wohlgemerkt: Eine Vollblutfeministin!), wurde weniger wahrgenommen.
„Der“ Feminismus ist also seit jeher ein bunter und die diversen Abspaltungen und Untergruppierungen haben eigene Namen wie Anarcho-Feminismus, Sex-positiver Feminismus, Gleichheitsfeminismus und viele viele andere mehr. (In der Wikipedia gibt es eine recht runde Zusammenstellung über alle Feminismen.) Wie sieht aber es mit der Gegenbewegung aus: Dem Maskulismus? Dieser konstatiert – und das sicherlich in den meisten Fällen zu Recht – eine starke Benachteiligung und Diskriminierung von Männern in vielen gesellschaftlichen Bereichen. Einer der weltweit bekannten Vertreter ist Warren Farrell. Dieser kam aus der amerikanischen Frauenbewegung und man kann fast sagen, er emanzipierte sich von dieser, indem er bewusst die Männer in den Blick nahm.
Farrel kritisierte im Zuge dessen auch die oft zu einseitige feministische Sichtweise, die nur Frauenprobleme fokussierte und erntete damit in seiner früheren weltanschaulichen „Heimat“, der Frauenbewegung nicht gerade Applaus. Doch ein Geschlechterkämpfer war Farrell bei weitem nicht. Er prägte den Begriff der „bisexistischen Rollenverteilung“, die beide Geschlechter in der Vergangenheit unterdrückt und in ihrer vollen Entfaltung als Menschen behindert habe.
Anders sieht es in Deutschland aus: Hier formiert sich, vor allem im Internet, eine Front, die eher in den Geschlechterkampf eintreten will, als in eine Geschlechterdemokratie. Ein Beispiel dafür ist die Internet-Seite „Was ist Sexismus“, die von einem deutschen Maskulisten erstellt wurde. Dieser sieht Männer als „in einer natürlichen Weise als der Frau übergeordnet“. Auch der Autor der Seite Der Maskulist drückt sich unmissverständlich aus, wenn er schreibt: „Der Autor dieser Seiten betrachtet den hier beschriebenen Feminismus als einen ernstzunehmenden (sic!) evolutionären Defekt. Deswegen diese Webseite.“
Die Maskulisten und der Geschlechterkampf
Im Netz gibt es mittlerweile zahlreiche Foren, in denen Maskulisten sich sammeln, miteinander austauschen und auch immer wieder zu Störaktionen gegen feministische Seiten aufrufen. In der Wikipedia gab es eine rege Auseinandersetzung um den Eintrag zum Artikel „Maskulismus“, in dem sich bis heute kein kritischer Satz zu dieser Bewegung findet, außer der Nebenbemerkung, dass es auch „konservative Maskulisten“ gäbe. Der Geschlechterkampf einer Vielzahl von Vertretern des Maskulismus hierzulande wird nicht thematisiert – man geriert sich selbst lieber als Wolf im Schafspelz.
Interessant ist die Rolle, welche der Verein MANNdat in dieser Gemengelage spielt. Hatte ich in meiner letzten Kolumne noch zum „vorsichtigen Genuss“ dieser Männerrechtler gemahnt, da auf der Internetseite des Vereins Feminismus- und Frauen-feindliche Texte zu finden sind, versuchte sich Eugen Maus, Vorstandsmitglied von MANNdat, gegen so eine Darstellung zu wehren. Auffällig jedoch, wie er vermied, inhaltlich Stellung zu diesem Vorwurf und auch zu den von MANNdat eingestellten Literaturtipps, die in großen Teilen antifeministisch sind, zu beziehen.
Und ebenso anti-feministisch sind die Bemerkungen im aktuellen MANNdat-Spendenratgeber: „Wer für die Welthungerhilfe spendet, spendet für den Export des Feminismus in fremde Länder“, heißt es dort. Oder: „Wer hier [bei Brot für die Welt] als Mann Geld spendet, tut vielleicht etwas gegen den Hunger in der Welt. Auf jeden Fall aber fördert er den Feminismus und dessen weltweite Ausbreitung.“ – beides Gründe für MANNdat, davor zu warnen, hier zu spenden. Kampf oder Demokratie – gemeinsam oder gegeneinander? Diese Frage zu beantworten steht MANNdat offenbar noch bevor. Es bleibt Hoffnung – für beide Seiten.

http://www.freitag.de/autoren/katrin/gemeinsam-oder-gegeneinander

Auf Einladung von Monika Lazar, Sprecherin für Frauenpolitik der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen diskutierten etwa 20 TeilnehmerInnen des Kongresses über das Thema Sexismus in Netz. Als Referentinnen konnten Katrin Rönicke und Leena Simon gewonnen werden. Katrin Rönicke schreibt für den Blog maedchenmannschaft.de sowie für den Freitag, die taz und NEON. Leena Simon ist aktiv in der Piratenpartei und beim FoeBud e.V., einem Verein für mehr Bürgerrechte und Datenschutz. Sie bloggt, twittert und ist auch sonst viel im Netz unterwegs.


Leena Simon, Monika Lazar und Katrin Rönicke leiteten den Workshop "Sexismus im Netz"

Kernfrage war: Was ist Sexismus und wo zeigt er sich im Netz? Die Gruppe definierte Sexismus als die Abwertung von Menschen aufgrund ihres Geschlechts mit stereotypen Merkmalszuschreibungen. Dabei ist Sexismus eine Sonderform der Diskriminierung, weil hier keine Minderheit, sondern die Hälfte der Menschheit abgewertet wird.
Katrin Rönicke führte aus, dass die Suchmaschine Google bei der Abfrage „Frauen“ Seiten zu Mode oder Partnervermittlung anbietet. Auch bei „Männer“ werden Klischees bedient, sie kommen aber weitaus besser weg als Frauen.
Internetnutzende sind zur Hälfte Frauen, aber die Machenden sind zu 90 Prozent Männer. Der Mann ist die Norm. Zum Beispiel werden geschlechtsneutrale Nicknames als männlich wahrgenommen. Frauen müssen sich als Frau erklären.
Für die TeilnehmerInnen wurde schnell klar: Wir brauchen im Internet und offline eine frauenfreundlichere Umgebung. Frauen müssen sich ihren Teil vom Kuchen aber auch selbst abholen. Gerade hier bei Bündnis 90/Die Grünen wissen wir: Man darf nicht beim Formulieren von Forderungen stehenbleiben, sondern muss auf Rechten und Freiräumen bestehen.
Doch wo genau sind eigentlich die Unterscheide zwischen online und offline? Im Internet kann man sein Geschlecht aufgeben, Identitäten können gewechselt werden. Das ist offline so kaum möglich. Sexismus wird durch die Anonymität und Schnelligkeit des Mediums verstärkt. Wünschenswert wäre stattdessen ein Reflexionsvermögen über die eigene Geschlechterkonstruktion, welches nicht allzu weit verbreitet ist. Das belegen auch Studien über die Selbstdarstellung von Jugendlichen im Internet.
Wie gehen wir am besten mit offener oder verdeckter Diskriminierung um? Sinnvoll kann es sein, Herabsetzungen sichtbar zu machen, sich an geeigneten Stellen zu beschweren, rechtliche Schritte zu einleiten.
Welche Strategie ist gegen sexistische Kommentare von ,Trollen’ sinnvoll? Eine Möglichkeit ist, sie nicht frei zu schalten, so macht es beispielsweise Maedchenmannschaft.de. Aber ist das nicht zu defensiv, wurde kritisch nachgefragt? Als sinnvoll wurde auch das Internet-Kommunikationsmittel Liquid Democracy bezeichnet, es hat einen eingebauten Minderheitenschutz, der unsinnige Kommentare ausblendet.
Zum Schluss zog Monika Lazar ein Resümee zur Veranstaltung: On- und offline ist noch einiges zu tun in Sachen Gleichstellung. Wichtig ist, dass wir aktiv bleiben und uns vernetzen. Die Themen ließen sich während des Workshops nur andiskutieren. Weitere Gespräche sind in Planung.

http://web.archive.org/web/20110322142639/http://www.gruenes-blog.de/netzpolitik/tag/teilhabe

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Die ultimative Dienstleistungsoffensive des Antifeminismus

Ein bisschen Frauenhass steht jedem Mann!

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