Wenn der Mensch zur MenschIn wird - oder:

Wieviel »Gleichberechtigung« verträgt das Land?

How much »equality« the country can stand?

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Netzkultur (Allgemein)

Joe, Gutmensch, DDR, Wednesday, 26.06.2013, 11:00 (vor 3960 Tagen) @ Kurti
bearbeitet von Joe, Wednesday, 26.06.2013, 11:24

Es gibt durchaus eine Zwischenform, die Sprachwissenschaftler als das "Münchner Duzen" bezeichnen, also "Herr Soundso" und "du".

Ist hier in Österreich sehr verbreitet. Sogar hochgestellte Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens werden so angesprochen: Herr Direktor - du, Herr Bürgermeister - du, Herr Minister - du, ...

In der traditionellen Netzkultur (die kein Mensch mehr kennt) hatte sich das Duzen etabliert und galt als normale Höflichkeitsform. Dafür wurde die für die Ansprache der Person der volle Name oder das Handle (Nickname) verwendet, es war also kein kumpelhaftes Duzen von Leuten, die man nur professionell kannte. Wer da den Diminutiv des Vornamens verwendete, blamierte sich.

"Hochachtungsvoll" gesiezt wurde nur bewußt zur Distanzierung. Also wenn man jemandem klarmachen wollte, daß man nur gezwungenermaßen und nicht aus freien Stücken mit ihm online kommuniziert und auf die Fortführung des Gesprächs keinen Wert legt.

Ein typisches Beispiel dafür: Wenn sich die Online-Diskussion ein gewisser Herr Anwalt eingemischt hat und ungefragt anfing über die Urheberrechte bei Sicherheitskopien zu referieren. Dann wurde der Kalfaktor der Justiz von allen gesiezt. Das hatte den Vorteil, daß er ihnen einerseits mit Nazigesetzen a la "Herabsetzung" und "Beleidigung" keinen reinwürgen konnte und andererseits machte man dem Subjekt damit klar, daß es nicht dazugehörte. :-D

Es hängt also ganz eng vom sozialen Kontext ab, welche Ansprache angemessen und höflich ist. Das ist aber mittlerweile alles in Vergessenheit geraten. Gerade das kumpelhafte Geduze bei Facebook hat genau gar nichts damit zu tun, sondern da haben einfach die Werbefritzen das Ganze völlig falsch verstanden und denken nun im Internet haben sich alle ganz doll lieb und "liken" sich und ach hör mich auf...

Ich selbst verwende im Netz aus Tradition - und auch um mich von den digitalen Migranten aus dem Neuland zu unterscheiden - die grammatikalische Form der 2. Person Singular. Es ist aber so zu lesen und auch so gemeint, als stünde dort die 3. Person Plural (im üblichen deutschen Sprachgebrauch, nicht in der vorherigen Absatz beschriebenen Bedeutung). Genauso lese ich es auch andersrum: neutral. Weshalb ich bei gelegentlich versuchten Verbrüderungsaktionen, besonders bei inflationärer der Verwendung des Wortes "wir" auch entsprechende Grenzen ziehe.


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