Liste Femanzen Manuela Gretkowska (Liste Femanzen)
F53 Manuela Gretkowska – POL - geboren am 06.10.1964 in Lodz (Polen) - Studium der Philosphie in Krakau (Polen) - Gründerin der Partia Kobiet (2007) – Schriftstellerin, Drehbuchautorin, Publizistin - verheiratet mit Cezary Michalski -http://www.wisent.ch/Literatur/bilder_literatur/m_gretkowska.jpg
Eine Schriftstellerin hat eine Frauenpartei in Polen gegründet. Interessiert niemanden, glaubten Experten – jetzt sind sie überrascht
Agnieszka Hreczuk, Warschau
01.03.2007 00:00 Uhr
Zierlich ist sie, aber laut. „Wir müssen kämpfen!“, ruft sie. „Nicht für die Linke oder die Rechte, sondern für uns: für Frauen!“ In der einen Hand hält sie ein Mikrofon, in der anderen eine Puppe. Ihre kleine Tochter, Pola, hat sie mit aufs Podium gebracht. Jetzt schwingt die Puppe in den Händen der Rednerin, betont jedes Wort. Sie merkt es nicht, ist vollkommen konzentriert auf ihre Rede.
Manuela Gretkowska heißt die Frau, sie ist 40, trägt Jeans und einen hellen Pulli. Graue Strähnen fallen ihr ins Gesicht. Eigentlich ist Manuela Gretkowska Schriftstellerin, bekannt durch Romane über Frauen, oft derb erotisch. Heute aber ist sie als Politikerin hier. Sie erzählt den Frauen von ihrem Projekt: der Frauenpartei, die sich für Frauen einsetzt.
„Es geht nicht, dass wir Steuern bezahlen, genauso wie die Männer, und trotzdem weniger zu sagen haben. Männer können nicht über unsere Zukunft, Arbeit und Gesundheit entscheiden.“ In Polen, einem Land, das immer noch patriarchalisch geprägt ist, ist Manuela Gretkowska eine Revolutionärin.
Das Haus der Batory-Stiftung, die sich für Menschenrechte und Demokratisierung einsetzt, ist normalerweise abends leer. An diesem Warschauer Winterabend aber geht ständig die Tür, Frauen strömen in Grüppchen und allein über die Schwelle. Ein paar Männer sind auch da. Naja, sagen sie, „wir haben Ehefrauen, Mütter oder Töchter, es geht uns also auch an“. Noch mehr Frauen kommen, über 100 sind es jetzt. Sie lehnen sich an die Wände, setzen sich auf die Fensterbretter, die Stühle sind längst belegt.
Als Manuela Gretkowska im Oktober ein politisches Manifest veröffentlichte, nahmen nur wenige sie ernst, obwohl sie schon früher mal mit einem Essay in einer Illustrierten in hohen politischen Kreisen viel Unruhe hervorgerufen hatte. Sie war damals eine der Ersten, die die Kaczynski-Brüder heftig kritisiert hatte. Der Herausgeber geriet in Panik. Danach mussten die Redaktionsmitarbeiter mit dem Teppichmesser die Seiten aus den schon gedruckten Magazinausgaben herausschneiden. Die Ausgabe wurde zu einem Sammlerstück. In ihrem Manifest forderte Gretkowska: „Frauen müssen ihre Rechte einfordern. Kluge, intelligente und energische polnische Frauen ersetzen hinterwäldlerische, schwachköpfige und unfähige Politiker.“
„Die schaffen es nie“, sagte damals der bekannte Politologe Marek Migalski. Sie werde nie die 1000 Unterschriften sammeln, die jede Partei braucht, um vom Gericht registriert zu werden. Er war nicht allein. Politiker belächelten Gretkowskas Idee, Fernsehsatiriker machten sich über sie lustig.
Vor Weihnachten war die Liste fertig. Und Manuela Gretkowska hatte nicht 1000, sondern 4000 Unterschriften gesammelt. In jeder der zehn Städte, die sie besucht hatte, waren die Frauen in Massen in ihre Veranstaltungen geströmt. Seit zwei Wochen ist nun alles offiziell: Die Frauenpartei ist gegründet. Und sie hat prominente Unterstützung: die polnische Schauspieldiva Krystyna Janda, die bekannte Sängerin Anna-Maria Jopek und Justyna Pochanke, TV-Star, sie alle lächeln von den Plakaten der Partei. Sie hoffen, dass Polen endlich weiblicher wird.
Denn die Forderungen der Frauen sind den Regierenden fremd. Das liegt vor allem am polnischen Frauenbild, das stark geprägt ist von der Sichtweise der katholischen Kirche. Ihr übermächtiger Einfluss resultiert aus der Geschichte: 200 Jahre lang war Polen fremdbestimmt. Die Kirche wurde zur Zuflucht. Ganze Generationen hat sie geprägt. Das Rollenvorbild der Polin ist die Jungfrau Maria: bescheiden, opferbereit, demütig. Polnische Frauen fordern nicht.
Gretkowska bezeichnet sich als Christin und fordert trotzdem: staatliche Zuschüsse für Kinderbetreuungsstätten – bisher sind sie privat zu finanzieren –, ein Recht auf kostenlose Verhütungsmittel, auf Abtreibung, aber auch auf kostenlose schmerzfreie Geburt und Krebsvorsorge. In den ländlichen Gebieten sind die Praxen oft so schlecht ausgestattet, dass manche Frauen Jahrzehnte nicht mehr beim Gynäkologen waren. Für die Männer in der Politik kein Thema. Und Frauen in der Politik, die sich dafür stark machen könnten, sind in Polen noch selten. Auf einem Gründungstreffen der Frauenpartei war eine aufgetaucht, aktives Mitglied der Allianz der Sozialdemokraten (SLD), sagt Gretkowska. „Gut war sie, mit vielen Ideen.“ Die Frau hatte eigentlich für die SLD ins Parlament gewollt, aber sie hatte es nicht geschafft. Denn sie stand ganz am Ende auf der Liste. Die SLD und die liberale Bürgerplattform (PO) rühmen sich zwar, 25 Prozent der Plätze belegten Frauen – dass dies aber die hintersten Listenplätze sind, sagt keiner. Ergebnis: Von 460 polnischen Abgeordneten sind nur 91 Frauen.
Nicht, dass die polnische Politik sich nicht um das Thema Familie kümmerte. Erst Ende Januar debattierte das Parlament, wie der Staat Familien unterstützen kann. Genauer: welche Familien Unterstützung verdienen. Für den Abgeordneten Marian Pilka von der Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) ist der Begriff „Familie“ jedoch genau definiert: vier Kinder, der Vater arbeitet, die Mutter bleibt zu Hause. Frauen dürften sich auch beruflich verwirklichen – aber erst, wenn die Kinder groß seien. Die Frage, wie eine über 40-jährige Frau ohne Berufserfahrung auf den Arbeitsmarkt kommt, lässt er offen.
Manuela Gretkowska fordert auch, dass die Hälfte der Rentenbeiträge der Ehemänner auf die zukünftige Rente der Ehefrauen angerechnet werden. Dann seien auch sie im Alter abgesichert. Immerhin: In Polen bleiben 55 Prozent der Frauen zu Hause, rund sechs Millionen. Sie alle sind auf ihre Männer angewiesen. Oder auf die Sozialhilfe.
Übrigens sei die Frauenpartei auch für Männer offen. Sie bekommen zehn Prozent der Plätze – allerdings ganz unten. „Nur dann sind wir sicher, dass sie unsere Idee unterstützen und nicht auf unsere Kosten Karriere machen wollen. Dazu haben sie genug andere Möglichkeiten, leider.“
http://www.tagesspiegel.de/zeitung/Die-Dritte-Seite;art705,2244360
Polen, das sich gern seiner schönen Frauen wegen rühmt, ist jetzt auch erklärtermaßen als Nation eine Frau. Diese Feststellung verkündete am Montag Manuela Gretkowska (43) auf einer Pressekonferenz in Warschau. Sie ist die Initiatorin und Gründerin der ersten polnischen Frauenpartei „Polska jest Kobieta“/ „Polen ist eine Frau“.
Gretkowska ist nicht Irgendeine, sondern eine erfolgreiche, polarisierende und deshalb auch umstrittene Autorin, die in ihrem Landhaus bei Warschau lebt, wenn sie nicht gerade in ihrer Pariser Wohnung oder auf ihrem Landsitz nahe Stockholm weilt. In ihren unkonventionellen Romanen und Essays räumt sie gern mit Althergebrachtem auf und beschreibt ohne Umschweife sexuelle Begierden. Das hat ihr vor allem vom polnischen Klerus so manchen Vorwurf der Blasphemie und antipolnischer Denkweise beschert. Pauline Schulz, ihre deutsche Übersetzerin, kommt zu diesem Urteil:“ Manuela Gretkowska schreibt direkt und ironisch wie Sybille Berg, geistreich und witzig wie Umberto Eco in seinen Kolumnen, dekadent und erotisch wie Herve Guibert“.
Auf der Pressekonferenz überraschte sie mit der Bekanntgabe, dass schon über 500 lokale Vertretungen in 24 Regionen Polens aktiv sind und alles Mögliche unternehmen, damit Frauen nicht mehr diskriminiert werden. Um das zu erreichen, werde die Partei bei den kommenden Wahlen in Polen antreten und auch für Sitze im Europaparlament kämpfen.
Die Sprecher der etablierten Parteien sind sich ausnahmslos einmal einig in der gleichlautenden Vorhersage, dass eine Frauenpartei in Polen keinerlei Chancen habe. Dagegen kam das polnische Boulevardblatt DZIENNIK in einer Blitzumfrage zu dem Ergebnis, dass rund 60 Prozent der befragten Frauen bei der kommenden Parlamentswahl ihr Kreuz der Frauenpartei geben werden. Noch hält sich der erzkatholische Sender Radio Maryja mit Kommentaren bedeckt, aber lange wird es nicht dauern, denn Gretkowska liebt die klare, wenn nötig sarkastische Provokation – wie diese:
Zur Kaczynski – Regierung:
„Ich habe fünf Jahre in Schweden und fünf Jahre in Frankreich gelebt, in Ländern, in denen die Freiheit groß geschrieben wird und jetzt soll ich plötzlich wieder im Polen der 60er Jahre leben. Das ist ekelhaft - in jeder Hinsicht“.
Zu Papst J. P. II. lässt sie eine fiktive Sandra K. sagen:
“ Warum quälen sie diesen Greis so? Und das noch an Weihnachten! Sie sollten ihm lieber seine Tiara abnehmen und ihm unter dem zitternden Kinn ein Lätzchen umbinden. Er hat so rosige Haut, eine Glatze, sitzt da und schnarcht. Ich wäre auch längst schon schlafen gegangen, nur kommt nach der Übertragung der Weihnachtsmesse ein Film mit Marilyn Monroe. Stille Nacht, mein kleines Päpstchen, la-li-lu, und der Mann im Mond... Jesses, was da für reiche Typen um den Altar herumstehen! Alle in schwarz, elegant “.
Sollte sich das Ergebnis der DZIENNIK-Umfrage langfristig bestätigen, kann sich die derzeit wacklige Regierungskoalition alles andere als einen vorgezogenen oder überhaupt neuen Wahlgang wünschen. Jedes gewonnene Prozent für die Frauenpartei dürfte Leppers SO und Giertychs LPR an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern lassen.
Manuela Gretkowska kann polnische Geschichte schreiben.
http://www.polentoday.de/content/view/644/44/
Eine streitbare Kämpferin für Frauenrechte
Panorama 5. Juli 2007, 02:10
Manuela Gretkowska
Ein Hund, so gross wie ein Kalb, zottelt verschlafen durch das Wohnzimmer und verschwindet wieder im Flur. In den aufklappbaren Designerhockern sind Ordner und Papierkram versteckt – Pamphlete und soziologische Studien. Auf dem Balkon in der gutbürgerlichen Warschauer Filtrowa-Strasse lockt ein warmer Frühlingsabend. Doch alle warten auf Manuela Gretkowska – die Frauen vor der Tür, jene, die sich im Nebenraum um einen Tisch versammelt haben, der Hundebesitzer sowie Gretkowskas Assistentin. Zwanzig Minuten hat die polnische Erfolgsautorin für die Presse Zeit, dann, so sagt sie, müsse sie nebenan eine wichtige Rede halten. Dort warten die Regionalvorsitzenden der von Gretkowska kürzlich ins Leben gerufenen Frauenpartei.
Mit drastischen und oft obszönen Schilderungen hatte Gretkowska Mitte der neunziger Jahre das intellektuelle Polen verunsichert. Sie achte die Väter der polnischen Literatur nicht und wolle im Grunde nur ihr Publikum schockieren, warf man ihr vor. Doch ihre Bücher verkauften sich gut; und ihre Fans nahmen ihr weder die Essays für die polnische Ausgabe des «Playboy» noch ihren plakativ zur Schau getragenen Katholizismus krumm. «Ich habe meine religiöse Überzeugung nie verleugnet», sagt die zierliche Frau leise, aber bestimmt, nachdem im Gespräch über die Ziele ihrer Partei klargeworden ist, dass selbstverständlich auch am polnischen Abtreibungsgesetz, einem der restriktivsten Europas, gerüttelt werden soll. «Man muss aber Privatmeinung und Verfassung trennen», erklärt Gretkowska. «Oder wollen wir etwa die Scharia einführen?», fragt die 43-jährige Mutter einer Tochter mit schalkhaften Augen.
Als eine der Ersten habe sie schonungslos die Herrschaft der Kaczynski-Zwillinge in Polen kritisiert, sagen ihre Parteifreunde, besonders nachdem sich diese eine Koalition aus Ultra-Katholiken und dem erratischen Bauernführer Lepper geschmiedet hatten. Die Regierung wolle zwar die Familien fördern, aber auch die Frauen wieder an Heim und Herd binden, sagt Gretkowska. Modisch in Grautöne gekleidet – äusserlich eher Designerin als Politikerin –, führt sie nun, lässig auf einem der Hocker verweilend, in Windeseile durch das Programm ihrer Partei.
Die Frauenpartei habe die Gretkowska nur gegründet, um ihren neusten Roman «Männer und Frauen» zu promoten, wurde ihr in Polen vorgeworfen. Nicht zuletzt wohl, weil sie bis dahin eher nicht als Feministin von sich reden gemacht hatte. Der Fall der Danziger Gymnasiastin Ania, die sich nach einer vorgespielten Vergewaltigung im Klassenzimmer im letzten Herbst das Leben genommen hatte, habe sie zum politischen Kampf gegen die Entrechtung der polnischen Frauen getrieben. Frauen stellten 53 Prozent der Bevölkerung, sie sollten auch 53 Prozent der Abgeordneten stellen, gibt sich die Parteichefin kämpferisch.
Gemäss einer Umfrage wollen tatsächlich über die Hälfte der Polinnen bei den nächsten Wahlen für die Frauenpartei stimmen. Ob sie selbst kandidieren will, hat Manuela Gretkowska noch nicht entschieden. «Es muss nicht sein», sagt sie und schielt nervös zum Versammlungsraum nebenan. Und ihr nächstes Buch? Gretkowska schüttelt den Kopf. Der Aufbau der Partei koste so viel Zeit, dass sie gar nicht mehr zum Schreiben komme. Elf Bücher habe sie bereits geschrieben, sagt sie dann mit trotzigem Stolz. Und erhebt zum ersten Mal die Stimme: «In Polen hatten wir bisher die Wahl zwischen Psychopathen und Spinnern; nun muss dieses Land erst einmal zivilisiert werden!» Und endlich schwebt wieder ein Hauch von Skandal in der Luft.
http://www.nzz.ch/aktuell/panorama/eine-streitbare-kaempferin-fuer-frauenrechte-1.518123
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Die ultimative Dienstleistungsoffensive des Antifeminismus
Ein bisschen Frauenhass steht jedem Mann!
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