Wenn der Mensch zur MenschIn wird - oder:

Wieviel »Gleichberechtigung« verträgt das Land?

How much »equality« the country can stand?

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Liste Femanzen Sibylle Berg (Liste Femanzen)

Oberkellner @, Sunday, 22.12.2013, 10:17 (vor 3839 Tagen)

F100 Sibylle Berg - geboren am 02.06.1962 in Weimar (Thüringen) – Ausbildung als Puppenspielerin – Schriftstellerin und Dramatikerin – Veröffentlichungen: Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot (Reclam-Verlag, 1997); der Mann schläft (Hanser, 2009); Vielen Dank für das Leben (Hanser, 2012); schreibt u.a. für die ZEIT, die Neue Zürcher Zeitung und eine Kolumne für den Spiegel – Anschrift Verlag: Carl Hanser Verlag Gmbh & Co. KG, Vilshofener Straße 10, 81679 München – Anschrift: Sibylle Berg, Steinwiessstrasse 15, 8032 Zürich - Berg ist verheiratet und lebt in Zürich – www.sibylleberg.ch – info@sibylleberg.ch - http://images.zeit.de/kultur/literatur/2012-10/sibylle-berg/sibylle-berg-540x304.jpg

Die Schriftstellerin Sibylle Berg spricht im FR-Interview über gefährliche Liebes-Klischees, dumme Frauen und eine Generation der Einsamen.
In Ihrem neuen Werk "Der Mann schläft" heißt es, Liebe sei, einfach jemanden zu haben, an den man sich gewöhnt hat. Wenn die Liebe so unspektakulär ist, warum schreiben Sie dann drüber?
Weil sie eben unspektakulär ist und keiner ein Buch darüber schreibt.
Das musste also mal gesagt werden?
Ja. Es regt mich auf, was an verkitschten, verklebten Vorstellungen über Liebe in den Köpfen der Leute ist, die sich nie erfüllen können. Und deshalb sind viele sehr unglücklich und sehr allein. Ich glaube, Liebe ist nicht spektakulär. Die Liebe, die ich meine, hat nichts mit Leidenschaft und Vermehrung zu tun. Sondern wirklich mit "Wir leben zusammen und haben uns gern". Das meiste, was uns vorgesetzt wird in Büchern, ist der kurze Abschnitt über Leidenschaft und übers Betrügen, all dieses uninteressante Zeug, das ja keine 24 Stunden füllt. Und außer vielleicht Haruki Murakami, der für meinen Geschmack schöne Beziehungen schildert, macht das keiner - eben weil es nicht spektakulär ist.
Desillusionieren Sie gerne?
Nein, ich gebe Hoffnung. Wenn du nicht mehr drauf wartest, dass du 24 Stunden am Tag rammelst wie verrückt, dann ist das eine große Befreiung. Dann kannst du dir sagen, dass es auch in deiner Macht steht, das zu haben. Es steht in meiner Macht, die Bilder in meinem Kopf zu vergessen und mir jemanden genau anzuschauen, ob er mir nicht einfach gut tut.
Wenn Sie das einem 18-Jährigen erzählen, wird er sehr, sehr enttäuscht sein.
Naja, mit 18 willst du ja auch nicht in einer Beziehung leben. Da willst du nur ficken und Zug fahren. Nein, das Verständnis dafür geht erst mit über 30 los, wenn du ein bisschen erwachsen bist. Und dann ist es wirklich ganz erstaunlich, was da für ein Quatsch in den Köpfen ist. Singlemädchen, die auf die 40 zugehen und immer noch erzählen, der hat die falschen Schuhe an. Das ist Bullshit.
Woran liegt das?
Es ist nach wie vor so, dass Frauen an sich scheitern. Einfach, weil sie nicht genauer hinschauen und sagen: "Hoppla, das ist ein genetisches Programm, darüber setze ich mich hinweg." Frauen in guten Positionen, die gut ausgebildet und intelligent sind, die sind dann auf der anderen Seite dumm wie Brot und wollen einen Typen, der in der Hierarchie höher steht als sie. Das ist einfach Biologie, da kann man doch sagen: "Nö, brauche ich nicht. Ich kann mir durchaus einen leisten, der Gitarre spielt und nix macht."
Sie schreiben von der "Generation der Einsamen". Sind wir das tatsächlich?
Ich glaube, ja. Alle, die ab den 60ern geboren wurden, sind ja plötzlich mit dieser Möglichkeit der freien Partnerwahl groß geworden. Dass wir irgendwas wählen können und auch was Vernünftiges wählen können - und nicht irgendwas, was uns die Werbung erzählt. Es wird vielleicht noch eine Generation dauern, bis wir damit umgehen können. Wir haben ja alle das Gefühl, uns stehe etwas Tolles zu. Kapitalismus, hurra. Auch tolle Partner. Und zu merken, das bringt es nicht, diese Beliebigkeit, das erschließt sich einem ja nur, wenn man es irgendwie aushält bei einem.
Wie lange haben Sie selbst gebraucht, um das zu entdecken?
Es hat mich früher nicht interessiert. Das ist traurig, aber ich hatte meine Schreibmission und dachte, das verträgt sich nicht mit einer Familie oder einer Beziehung.
Sollten Sie dann nicht auch anderen zugestehen, dass sich deren Vorstellung von Liebe im Laufe der Zeit ändert?
Das kann sich durchaus ändern. Als ich mir früher Liebe nur vorgestellt habe, als ich nur gearbeitet und gearbeitet habe, dachte ich, das geht nur in zwei Wohnungen. Und dann besucht man sich. Lauter so Bullshit. Das sind Bullshit-Bilder. Ich habe meinen Mann jetzt seit vielen Jahren und wir kleben aneinander wie zusammengeleimt und ich kann trotzdem wunderbar arbeiten. Das ändert sich also. Aber du musst es beobachten. Wenn ich jetzt auf irgendjemanden gewartet hätte, der unterernährt ist und in einer anderen Wohnung wohnt, dann säße ich immer noch alleine da.
Können Sie so einfach die Romantik ausbremsen?
Du hast die Wahl, romantisch zu sein und zu leiden oder Romantik zu vergessen und glücklich zu sein.
Also ist Romantik immer Leiden?
Romantik ist Bullshit.
Interview: Patrick Beuth

http://www.fr-online.de/spezials/10-fragen-an-sibylle-berg--romantik-ist-bullshit-,1472610,2924674.html

Männer, ich habe es satt!

Sie geben jedem Drang nach: Wollen Männer Geschlechtsverkehr haben, dann kaufen sie sich Sex - und finden das normal. Gesellschaftlich ist das genauso akzeptiert wie der Verzehr von Kaviar. Ich will das alles nicht


Die besten Vertreter der Hamburg-Mannheimer bekamen als Belohnung einen Puffbesuch spendiert. Eine kleine Meldung, die letzte Woche aus irgendeinem Grund ihren Weg in die Medien fand. Normalerweise sind solche Geschichten keine Nachricht, es sei denn, Minderjährige wären beteiligt. Ein Grund, warum Frauen mitunter der Aufstieg in die Chefetagen schwer gemacht wird, ist, dass die Herren nicht wissen, wohin mit den Kolleginnen bei Geschäftsabschlussfeiern, die fast immer mit nackten Frauen zu tun haben.


Frauenbenutzung ist gesellschaftlich so akzeptiert wie der Verzehr eines Becherchen Kaviars. Männer sind so, die brauchen das. Frauen akzeptieren das. Es gibt uns nackt, es gibt uns verschleiert, es gibt uns zu kaufen, und das Dummargument: Die Frauen tun das doch freiwillig, lässt jeden Einwand verstummen.
Ich habe es aufgegeben, Männern erklären zu wollen, warum mich verschleierte Frauen demütigen, warum nackte Frauen in Schaufenstern mich demütigen, warum Frauen, die sich nackig für Hefte fotografieren lassen, um ihre Karriere als Schauspielerin-Schrägstrich-Modell-Schrägstrich-Moderatorin anzukurbeln, mich demütigen. Ich werde Männern nicht erklären können, dass es mir ist, als ob ich ein Schwarzer wäre, der an seinen Kumpels mit Fußfesseln vorbeispaziert, die auf Baumwollfeldern ihren Job machen.
Ach Gottchen ja, sagen sie, zucken die Achseln, Männer sind eben so. Sie müssen sich vermehren, das ist ihr Job. Egal ob hetero oder homosexuell, da muss immer was gehen, da müssen Pornos geschaut werden, Prostituierte gekauft, da muss gefummelt werden und einer weggesteckt, darum, liebe Frau, musst du dich entweder verhüllen, um ihnen zu entkommen, oder dich zurückhaltend kleiden, oder dich in einen Sack stecken. Darum, liebe Frau, wenn du was erreichen willst, sie um den Finger wickeln, zeig' ihnen deine Möpse, benutz' die Waffen einer Frau. (Um das gut zu machen, kauf' all den Scheiß, werde begehrenswert!)
Ich will das alles nicht. Ich will nicht, dass die Hälfte der Erdbevölkerung zur Lustbefriedigung der anderen bereit steht, ich will keine nackten Frauen auf Tageszeitungen, ich will keine Pornos, ich will den ganzen Dreck nicht, der nahe legt, mich als Ware zu betrachten.
Keine Ahnung, wie Männer fühlten, wäre es normal, dass Frauen nach einem guten Abschluss in ein Bordell gingen, mit Knaben verkehrten, wenn Männer an der Ecke stehen würden, halbnackt in Strings, wenn Frauen sich in die Seiten stoßen und über die Dicke der Gemächte reden würden, wenn wir euch als Teebeutel verkleideten, damit ihr unseren geilen Blicken und Händen nicht ausgesetzt werdet.
Vielleicht wäret ihr entspannter. Oder ihr würdet das Denken verändern. In den Schulen lehren, dass man nicht jedem Drang nachgeben muss, man muss nicht auf die Straße machen, wenn es einen überkommt, wir müssen diesen ganzen Mist nicht mitmachen. Amen

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,764589,00.html

Wenn Männer mit Hirndefekt regieren


Erst die Finanzkrise, dann der Streit, wer bei der Deutschen Bank den Chefposten übernimmt: Kehrt jetzt, wo zwei ansehnliche Nachfolger für Josef Ackermann gefunden worden sind, wieder Ruhe in den Bankensektor ein?


Nachdem er von der Presse vollkommen missverstanden worden war, als er sich angeblich belustigt über die drolligen Farbtupfer äußerte, die Frauen in den daxnotierten Unternehmen im Vorstand setzen könnten, erklärte Josef Ackermann , dass seine prachtvolle Deutsche Bank eine Frauenquote nicht nötig habe.


Es werde genug getan für die Förderung blabla, und da war ich auch schon eingeschlafen. Unterdessen sind zwei Ackermann-Duplikate als sein Nachfolger benannt worden , Herren die sich ähneln wie die polnischen Regierungszwillinge, Gott habe den einen selig. Da gab es vermutlich keine Frau, die sich mit einem Mann die Führungsspitze hätte teilen können, oder sie war gerade damit beschäftigt, Kaffee zu kochen.
Wozu auch Frauen, sind ja nur 50 Prozent der Bevölkerung, und vermutlich können die Männer Finanzgeschäfte sowieso viel besser. Sie haben uns ja auch prächtig durch die Krise gesteuert, ok, nach dem sie sie verursacht hatten. Frauen sagt man überlegteres, risikobewussteres Handeln nach, während Männer in Top-Führungspositionen nachweislich oft einen Hirndefekt aufweisen, der ihr Risikozentrum und ihre Empathie betrifft.
Konten kündigen. Jetzt!
Großartig wäre natürlich, wenn alle Frauen ihre Konten bei der Deutschen Bank kündigten, nur mal so, um ein elegantes kleines Zeichen zu setzen, aber richtig, wo sollen sie denn dann ihr Konto eröffnen, meines Wissens gibt es in Deutschland keine von Frauen geleitete Bank.


Also wünschen wir den Nachfolgern von Herrn Ackermann viel Glück in ihrer neuen herausfordernden Tätigkeit, und ganz besonders zu wünschen sei ihnen, dass sie sich nicht miteinander oder mit anderen Männern des Vorstands verwechseln. Sie sehen sich alle so unglaublich ähnlich, mit diesen permanent mahlenden Kieferknochen. Was genau in ihren Hirnen abgeht, entzieht sich meiner Kenntnis, es hat etwas mit Macht zu tun und damit, dass es dummerweise immer Männer gibt, die noch mehr davon haben.
Um Geld und damit Konsumoptionen kann es nicht gehen, denn mir ist kein Topmanager bekannt, der über einen exorbitant guten Geschmack verfügt. Das Ausgeben des gehamsterten Vermögens erschöpft sich meist in der Anschaffung eines Wagens der Luxusklasse, mit Fahrer versteht sich, dem Cabrio für die knapp bemessene Freizeit, loftähnlicher oder schlossähnlicher Wohnräume, der Innenarchitekt war auch schon da. Teure Anzüge, nach Maß wie auch die Schuhe, Zigarren, gute Weine, Sterneküche, und verflixt, jetzt hat sich schon wieder einer mit dem anderen verwechselt, auch dem Fahrer ist nichts aufgefallen, die Gattinnen sehen sich auch ähnlich, entweder blond und devot, oder blond und Anwältin, egal, sie hat auch nichts gemerkt.
Warum müssen Männer, die sich so ähneln, eigentlich so viel Geld bunkern, wenn sie doch eh alle dieselben Sachen damit machen, Golf nicht zu vergessen, und zum eigenen Flugzeug langt es doch selten. Sie wippen und federn durch die Welt, die Kieferknochen immer am Start, immer aktiv, immer auf Evolution gebürstet, die Kieferknochen. Und warum müssen eigentlich die langweiligsten Personen des Universums über die größten finanziellen Ressourcen verfügen? Egal, viel Glück also dem neuen Fix- und Foxi-Paar in der Deutschen Bank, und allen Frauen im Land viel Erfolg beim Kündigen ihrer Bankkonten.

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,777902,00.html


Von Sibylle Berg

Woher kommt der Hass im Internet? Die ausfälligen Kommentare und grenzenlosen Pöbeleien? Was sich als Meinungsfreiheit tarnt, ist oft nur noch Triebabfuhr.

Um auf einen Text meines Kollegen Fleischhauer einzugehen und ihn um eine Randnotiz zu erweitern: Man kann all die hasserfüllten, sexistischen, rassistischen Kommentare im Internet ignorieren. Doch man sollte wissen, dass sie die Welt verändern. Das wäre ja auch traurig wenn nicht, wenn all diese Entäußerungen, die nur mehr ein Schrei nach Liebe sind, ohne Folge blieben. Denn darum geht es doch: die Welt zu beeinflussen, ohne etwas zu riskieren, ohne aufzufallen, ohne Mut, anonym, darum geht es.


Viele Autoren, Künstler, Schauspieler, Wissenschaftler, Sänger, Tänzer, Schwule, Lesben, Behinderte, Ausländer - kurz alle, an denen sich eine freundliche Mehrheit stören könnte, versuchen, Kommentare im Internet zu ignorieren, was immer nur mit Einschränkungen funktioniert. Manchen macht es auch eine Freude, beschimpft zu werden, es gibt ihnen das Gefühl auf der richtigen Seite, nämlich der der Unverstandenen zu stehen. Den anderen geht es nahe. Denn sie sehen in der Flut anonymer Touretteanfälle bestätigt, was sie immer geahnt haben: Die Welt ist ein abstoßender Ort, der aus seltsamen Gründen immer aggressiver wird, vielleicht aus Langeweile. Vermutlich ist es aber zu voll, und jeder muss schreien, um sich seiner Anwesenheit zu versichern.

Viele jener, die sich aus beruflichen Gründen exponieren müssen, haben unterdessen Phobien. Sie fürchten, ihre Wohnung zu verlassen, denn draußen könnte man in jedem Passanten einen Internetpöbler vermuten. Die Stimmung in der Welt scheint geladen zu sein. Brave Bürger entfesseln Shitstorms, gute Menschen, die ihre guten Kinder auf guten Knien wiegen, und in der Anonymität zu verbalen Totschlägern werden.

Das ist doch wunderbar, könnte er sagen, der gute Mensch mit seinen über jeden Zweifel erhabenen Knien, dass die da sich ein wenig überlegen, was sie inszenieren, drehen, darstellen, singen, mit wem sie Geschlechtsverkehr haben, das ist doch ganz hervorragend unsere großartige Meinungsfreiheit, der man nichts entgegensetzen kann, sie erfolgt doch mit einer inneren Kapuze, die Entäußerung.

Diejenigen, die sich mit ihrer Ware in die Öffentlichkeit wagen, bremsen sich, zensieren sich oder denken sich: "Jetzt erst Recht!" und beginnen gleichfalls in einer Lautstärke zu agieren, die nicht ihre wäre, in einer freundlichen Welt, in der das Netz eine Chance wäre, um mit Menschen, die anders scheinen als man selber, ins Gespräch zu treten.

Aber freundliche Welt ist nicht. Draußen vor der Tür rotten sich die Menschen zusammen, mit Körpern oder Gedanken, die sie gegen das richten, was ihnen anders erscheint. Unterlegen, überlegen, krank, wirr, seltsam, hässlich, es hat sich nichts geändert seit dem Schulhof mit seinen Grausamkeiten, die man als kindisch abtun konnte. Die aggressive Dummheit der Welt, die man vorher ahnte, jetzt steht sie fest. Die Hasskommentatoren überall im Internet haben es geschafft, sie machen aus fast jedem, der Menschen liebt, einen, der die Rasse, zu der er gehört, zu verachten beginnt.

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,795055,00.html

Mädchen haben ein kleineres Gehirn, sind aber trotzdem besser in der Schule als Jungs. Einige finden das unmöglich, verlangen, dass die Kerlchen extra gefördert werden, männliche Vorbilder müssen her! Damit sich die Kids wieder an Männern orientieren können. Wie in den vergangenen Jahrhunderten.

Kaum gibt es ein paar wenige Verbesserungen im gesellschaftlichen Status von Frauen - ich erinnere an den medialen Quietscher, als eine Frau, die zweite weltweit, die Leitung eines technischen Konzerns übernahm -, kaum gibt es also Versuche, eine Frauenquote einzuführen oder erstaunte Untersuchungen, die belegen, dass Mädchen in der Schule besser abschneiden als Jungs, und das, obwohl die Mädchen ein kleineres Gehirn haben, ein Spatzengehirn könnte man sagen, fangen einige seltsame Männer und Frauen in vorauseilendem Gehorsam an zu heulen.
Die zunehmende Gewaltbereitschaft unter Jungs ist eine Folge mangelnder junger Jungs-Förderung, ihr schlechtes Abschneiden in der Schule liegt am Fehlen männlicher Bezugspersonen!", könnte man verkürzend mit all den Maskulinistenclubs, die sprunghaften Zulauf erfahren (habe ich mir ausgedacht, kann aber gut sein), aufschreien. Die zaghafte Gerechtigkeit, die Frauen zurzeit erfahren, verkürzt die Lebenszeit der Männer ja, es rottet sie gewissermaßen aus. Sie wissen schon, die armen Männer, die zu früh sterben, weil sie im Kohlebergbau arbeiten müssen, oder aber auch, weil sie sich auf dem Motorrad den Hals brechen und nicht zum Arzt gehen. Weil Frühuntersuchungen für Männer nicht von der Kasse bezahlt werden. Schreiendes Unrecht!
Warum keine weiblichen Vorbilder?
Wir müssen sofort umgehend etwas zur Männerförderung unternehmen. Am besten dadurch, dass Frauen, in ihrem fraulichen Mitleid angesprochen, wieder in die zweite Reihe zurücktreten. Es müssen männliche Vorbilder her, weint es in Presse und Foren, auf Männerblogs und Kerlseiten.
Warum eigentlich? Könnten es nicht auch ein paar weibliche Vorbilder tun? So wie sich Frauen über Jahrhunderte hinweg an Männern orientieren mussten. Wird aber wohl nichts, denn viele Männer werden den Frauen ihre eigene Dummheit, die sie beim Anblick weiblicher primärer Geschlechtsmerkmale befällt, nie verzeihen.
Wenn ihr euch benachteiligt fühlt, liebe heulende Maskulinisten, liebe besorgte Forscher und Experten - dann strengt euch doch an! Lernt, statt Socken voll zu onanieren oder euch die Knochen beim Motocross zu brechen. Macht nur den Frauen Kinder, mit denen ihr auch zusammenbleiben wollt. Geht zum Arzt, lasst euch untersuchen. Sauft und raucht nicht so viel.
Atmet tief durch, wenn ihr den unglaublichen Drang verspürt, auf alles einzuschlagen, weil ihr so verdammt chancenlos seid, Autos abzufackeln, weil das Leben euch so mies behandelt, euch in Fußballstadien totzutrampeln, weil ihr so geladen seid, so einen Hass habt, weil euch doch per Geburt verdammt noch mal Respekt zusteht, den euch die Welt und die Weiber verweigern.
Reißt euch zusammen! Wir tun das andauernd, und es geht uns, von den Depressionen abgesehen, danke der Nachfrage, sehr gut damit. So viele angenehme Männer gibt es, die unter wenigen Jammerlappen leiden müssen. Es ist mit der Vorherrschaft der Männer doch wie mit Europa - sie hatte ihre Zeit, und nun ist ein wenig Machtverlust angesagt, oder der Untergang, je nachdem, was man als Untergang bezeichnet. Einfach mal über die eigenen Fehler nachdenken, die Frauen umarmen, die Männer auch. Raus aus der Opferrolle, es ist noch nicht zu spät!

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,802698,00.html

Religion ist, wenn Männer unterdrücken
Eine Kolumne von Sibylle Berg
Warum verklären wir schreckliches Leid als hübsche Tradition? Im Namen der Religionen werden weltweit Frauen, Intellektuelle und Homosexuelle terrorisiert - und die Gewaltbereitschaft wächst sogar. Höchste Zeit, wieder für die Aufklärung zu kämpfen.
Früher, als ich aufgrund meiner hervorragenden körperlichen Verfassung meine Vorstellungen von der Welt noch mit Besichtigungen am Objekt abglich, besuchte ich Länder, deren Tradition keine Trennung von Staat und Religion vorsah.

Neben dem Umstand, als ausländische Frau jemand zu sein, mit dem Männer nicht reden, den sie aber begrapschen können, setzte mir am meisten die völlige Abwesenheit von Frauen im öffentlichen Raum zu. Die Atmosphäre war dumpf, unausgeglichen, latent aggressiv.
Vermutlich könnte man in Europa Ähnliches beobachten, wäre in Deutschland die NPD Regierungspartei oder regierten andernorts die Katholiken. In deren Schatten Männer, die sich durch nichts auszeichnen, endlich mal wer sein könnten, endlich mal Frauen den Kurs durchgeben könnten, den Intellektuellen Vorschriften machen dürften. Die Diktatur der grauen Masse, die Macht des kleinen Dummkopfs.
Das, was wir beschwichtigend als Tradition bezeichnen, ist nichts weiter als Diskriminierung, Sexismus und Rassismus. Statt zu Hause zufrieden an irgendetwas zu glauben, das keinen angeht, herrscht auf der Welt wieder zunehmend die Macht der Muskeln über den Verstand. Die Brutalität über die Diplomatie. Die Religion, von Männern erdacht und gemacht, ist die Vorstellung, die sie von der Welt haben, und fast immer hat sie mit der Unterlegenheit der Frau, dem Ausschluss von Randgruppen zu tun, und ich verachte sie dafür aufrichtig.
Der Religion allerdings ist das egal. Es schien doch, bevor die Elite der Welt deren ungebremste Globalisierung beschloss, als würde die Religion, gleich welche, sich langsam aber konstant zu einem Außenseiterhobby entwickeln. Als fände sie ihren Platz neben anderen esoterischen Weltbetrachtungen, würde zu etwas, das Menschen hilft, sich im geschützten Rahmen anderen überlegen zu fühlen.
Doch nun, da die Welt zu voll wird, es zu viele Menschen mit ähnlicher Bosheit gibt, keiner mehr weiß, was er mit seinem Leben anstellen soll, außer viel Geld zu erwerben, um sich irgendeinen Platz in der Überbevölkerung zu sichern, werden die jahrtausendealten, überholten Lehren wieder populär. Die Anleitung zur Ausgrenzung eines anderen Geschlechts und zur Dominanz von Personen mit Samenleitern funktioniert wieder hervorragend.
Der Verunsicherung der Menschen mit Dummheit und Brutalität zu begegnen, ist ein neuer starker Trend. Ordnung muss her, in Europa verarmt man oder wird konservativ, in Israel beginnen Religiöse, unzüchtige Frauen mit Steinen zu bewerfen, in weiten Teilen der Welt werden sie nach wie vor beschnitten, dann ist da noch die Todesstrafe für Homosexuelle. Der Drang zur Abgrenzung wächst und macht das ohnehin schwer erträgliche Leben unerträglich.
Der Garten Eden, der bei den Zeugen Jehovas immer so wunderschön gemalt die "Erwachet"-Broschüre schmückt, wäre einer gewesen, in dem Frauen Kopftücher oder String Tangas ohne was darüber getragen hätten. Männer in Chaps in den Supermarkt gehen können, Rentner mit Tiermasken auf Rollern fahren, und alle an etwas glauben können, was letztlich ihren Tod auch nicht verhindern wird.
Stattdessen bewegen wir uns zurück ins Konservative, Traditionelle, ein anderes Wort für überholt und inhuman, um, wenn alles gutgeht, als Lurche wieder in Gewässern zu verschwinden.

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,815724,00.html

Umstrittener Dichter
Frauen sind nicht wie Grass
Eine Kolumne von Sibylle Berg
Wie konnte es Günter Grass so weit bringen? Es liegt weder an seiner künstlerischen Leistung, noch an seiner bestechenden Intelligenz. Sondern allein daran, dass er deren Existenz so penetrant herbeigeredet hat. Er ist ein Männerdarsteller wie aus dem Bilderbuch.

Angenehm ruhig ist es gerade um Grass geworden. Die Sensiblen unter Ihnen möchte ich beruhigen, es geht nicht um sein Gedicht an dieser Stelle. Und ich versuche, den Namen so wenig wie möglich zu erwähnen. Aber die Untersuchung dieses Medienfalles ist zu interessant, als dass ich ihn einfach von mir unerforscht vergehen lassen kann. Wenn man sich die Mühe macht, all die Kommentare zu Grass und die Kommentare auf die Kommentare zu lesen, dann fällt auf, dass sich fast nur Männer äußerten. In einer mir und anderen Homosexuellen völlig unverhältnismäßigen Geschwindigkeit und Aggression, in einem Ausmaß, als wäre irgendetwas passiert. Als hätte Deutschland einem anderen Land, sagen wir mal Israel, den Krieg erklärt, wurde aus dünnen Versen innerhalb von Stunden ein Staatsereignis. Eine Welterschütterung wegen einiger Zeilen, die man schlicht nicht hätte abdrucken sollen, so wie Zeitungen jeden Tag schlechte Texte ablehnen. Nicht, um den Verfasser zu zensieren, sondern um ihn zur Sorgfalt anzuhalten oder ihn zu schützen.

Das Männerrudel, ich darf es kurz wegen meiner biologischen Erklärung so nennen, schien endlich einen schwachen Moment gefunden zu haben, sich ihres Silberrückens entledigen zu können. Endlich wegbeißen für immer, den müde gewordenen Rudelchef, der etwas lädiert schien. Nicht mehr fest das Gebiss, nicht mehr klar der Blick. Ein paar getreue Alte hielten zu ihm, erahnend, was auch ihnen bevorstehen würde in wackligen Jahren. Die anderen gruben ihre Zähne in das Leittier, um es endlich, endlich weg zu wissen. Ein normaler Vorgang in der Natur. Und Grass, der nur zum Leittier wurde, weil er es eben wollte, schleicht nun in der Savanne.
Keine Ahnung, ob es nochmals zu einem Angriff um den Führungsposten reichen wird. Das Geheimnis seiner Energie wird er mit sich nehmen. Dieses Rätsel, wie Männer es immer wieder schaffen, an die Spitze zu kommen, allein weil sie es eben wollen. Im Fall Grass ist es weder die künstlerische Leistung noch die bestechende Intelligenz, die ihn so weit brachte. Sondern die ständige, penetrante Behauptung von deren Existenz. In der Welt der Männer langt es vermutlich, das Kinn nach vorne zu schieben, den Gegner beiseite zu walzen, nicht zuzuhören, keine Rücksicht auf Verluste. Die Behauptung, der wichtigste und zugleich politischste Autor des Landes zu sein, erfüllt sich so irgendwann.
Eine Strategie, die keiner Frau einfiele, wage ich zu behaupten. Aber eine Frau käme sowieso nie an die Stelle eines Grass. Frauen sind nicht politisch, sie sind niedlich. Sie sind auch keine Philosophen, da ist schon Precht. Männer würden nie auf die Idee kommen, einer Autorin oder einer Philosophin den Spitzenplatz einzuräumen. Zuzugestehen, dass eine Frau im Rudelrang über ihnen stünde, das wäre unmöglich. Langt es doch, dass sie sich durch den Anblick der Frau ständig an die Peinlichkeit der eigenen Geburt erinnern lassen müssen. Lange hat Grass durchgehalten, ein Männerdarsteller wie gemalt, der Bart, der Tee mit arabischen Freunden im Wüstenzelt, die Frauen, die seine Gene in die Welt tragen durften. Das große Wort, das gespreizte Bein, die Pfeife, die Selbstverliebtheit. Warten wir, wer seinen Platz einnimmt.

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,826519,00.html

DAS WEIDEN AM MÄNNERLEIDEN
Verstehe einer die Erregungskurven der westlichen Welt: Die Beschneidung kleiner Männer lässt die Kommentatoren in die Tasten hauen, aber die Verbrechen, die überall auf der Welt an Frauen begangen werden, lässt sie kalt.
Die Empörung der Deutschen über die Beschneidung von jüdischen und muslimischen Knaben ist schon fast wieder vergessen. Gespannt warten wir auf das neue Thema, das unserer Solidarität dringend bedarf. Irgendetwas wird es sein, irgendetwas geht ja immer. Aber wollen wir wetten - Unrecht gegen Frauen wird vermutlich wieder nichts sein, was uns in solidarischer Empörung vereinen wird.
Es ist ja immer so schwer vorherzusehen, was den Menschen erregt. Was ihn in eine kämpferische Stimmung zu bringen vermag, daheim, an seinem Computer. Was ihn so irre macht, den Menschen, dass er seinen Mut zusammennimmt und etwas zur Weltordnung beiträgt, und einen Blog-Eintrag verfasst, oder einen Forumsbeitrag. Danach ist der Welt recht geschehen, der Mensch, kann sich ausruhen. Sich wappnen für das nächste Elend, das seiner Worte bedarf.
Im Moment erregt die Beschneidung kleiner Männer die wertsichere Wertegemeinschaft. Finden alle irgendwie nicht gut. Videos schreiender Babys sind nicht schön anzusehen, das kleine verletze Wesen, und ich habe mal wieder keine Ahnung. Denn ich bin weder Baby noch Inhaber eines Penis, mir fehlen also die Voraussetzungen, um aktiv in die Diskussion einsteigen zu können.
Wer denkt an die lebenden Toten Afghanistans?
Ist es grausam, ein Baby ohne Betäubung von der Nabelschnur zu trennen? Ist es barbarisch, kleinen Kindern die Ohren durchzustechen, sie impfen zu lassen? Ich weiß das alles nicht. Ich habe keine Meinung, aber die Erregung der Massen erregt mich. Geht es vielleicht um Sexismus? Schon wieder? Oder haben sich die Bewohner unseres kleinen Landes auch so heftig über Mädchenbeschneidung empört? Falsches Beispiel. Das fand ja nur selten hier in Europa statt und wenn, dann fein versteckt.
Ich will nicht Leid gegen Leid aufwiegen, aber die Wege westlicher Empörung, die würde ich gerne ergründen. Wir alle wissen, dass in den letzten Jahrzehnten 60 Millionen weiblicher Föten oder Babys in Asien gezielt abgetrieben beziehungsweise später getötet wurden. In den Straßengraben geworfen, auf die Müllkippe. Dass in Afghanistan kleine Mädchen erschlagen werden, wenn sie in die Schule gehen. Die Welt schrie empört auf, als die Taliban in Afghanistan alte Tempel zerstörten. Dass die Hälfte der Bevölkerung dort als lebende Tote unter Vorhängen schwitzten, geschlagen als Sklavinnen im Haus gehalten, das interessierte den westlichen Menschen durchaus. Theoretisch.
Wir sprachen von der Vorhaut. Ich habe keine Meinung dazu. Vor Schmerz schreiende Babys sollten nicht gegen weggeworfene Mädchenbabys antreten müssen. Es geht nur um ein Begreifen westlicher Erregungskurven, die unterdessen fast im Stundenverlauf aufwallen und wieder verebben. Warum regt uns etwas so auf, dass wir unbezahlte Schreibarbeit leisten, und anderes empört uns leise? Kinder, die verheiratet werden. Frauen, die in Afrika vergewaltigt werden zu Tausenden, Frauen, die sich verbrennen, die getötet werden, die rechtlos sind - Kopfschütteln. Vorhaut abschneiden - großes Blog-Schreiben, über allem die Gewissheit, dass wir wenig ändern können im großen und komplett bescheuerten Weltverlauf.
Jetzt ist es also die Vorhaut. Ich wage nicht zu denken, dass ein Übergriff auf einen Schwanz schwerer wiegt als der auf das Leben Tausender Frauen.

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/sibylle-berg-ueber-beschneidung-und-die-empoerung-der-deutschen-a-845060.html

Der männliche Blick verfolgt uns Frauen bis ins hohe Alter - und sogar darüber hinaus. Bislang durften wir hoffen, wenigstens jenseits der 80 unsere Ruhe zu haben. Damit ist es vorbei. Denn selbst als Klappergestelle sollen wir jetzt stromlinienförmig und sexy sein.

"Feminismus existiert nur, um hässliche Frauen in die Gesellschaft zu integrieren", sagte Herr Bukowski und verstarb jählings. Nach dieser Vorlage für interessante Kommentare treibe ich meine Integration voran, in der Hoffnung, zügig in ein Alter zu geraten, von dem ich mir unendliche Freiheit und Unantastbarkeit verspreche: die Zeit über 80.
In den Mode- und Gesellschaftsseiten der Medien wird gerade das Buch "Advanced Style" des Bloggers Herr Cohen besprochen, was mir die Illusion eines friedlichen Alters nimmt. Denn was wie eine Wiedersichtbarmachung der Dame über 70 erscheint, ist Ausdruck des kommenden Stylefaschismus.
Im Buch finden wir Fotos meist vornehmer Millionärinnen und Modeindustriemitarbeiterinnen, ohne Zweifel sehr schön und stilsicher in der Wahl ihrer Trikotagen (ich kam bei den meisten Outfits auf eine Gesamtsumme von mindestens zehntausend Euro). Und die Berichte jubilieren: Endlich zeigt einer mal den alten Schrauben, wie sie auszusehen haben. Auch auf den letzten Metern, wenn man über- oder untergewichtig in Kittelschürzen über Veranden kullert, dürfen wir das nicht mit wohligem Grunzen. Sondern haben den Forderungen nach eleganter Stromlinienförmigkeit, Gefälligkeit und Sexyness zu genügen.
Konsumieren, fit und wach bleiben ist das Gesetz, und ein Entkommen ist in keiner Phase des Lebens drin. Für Frauen, wohlgemerkt. Erneut scheint eine Nische, die des Alters, in der eine Frau ihre Ruhe haben könnte, durch den Kapitalismus und die ihn begleitende Medienwelt bedroht. Na gut, dann sterbe ich halt, denkt man sich, dann hab ich meine Ruhe.
Falls man berühmt war, gilt es allerdings dann noch, die Qual des Nachrufes zu überstehen. Denn eine berühmte tote Frau lädt viele Nachruf- und Biografieautoren, auch manche Autorinnen ein, endlich einmal zu sagen, was man der Außerordentlichen zu Lebzeiten nicht zu sagen gewagt hätte. Anders als bei verstorbenen prominenten Männern scheinen Bemerkungen über das Aussehen/ die Sexualität/ die Schwäche der Toten unabdingbar.
In einem auf SPIEGEL ONLINE veröffentlichten Nachruf von Matthias Matussek auf Susanne Lothar stand zwischen all der Aufzählung ihrer Leistungen, zwischen Lob- und Trauerworten der Halbsatz: "Sie war nicht schön, ihre Brüste hingen", den Männer vermutlich überlesen, der Frauen aber eine Ohrfeige ist. Hat man nicht einmal als Leiche eine Ruhe vor euren Bewertungen, denkt man, aber vielleicht war es eine Ausnahme, ein kleiner Ausrutscher, passiert schon mal.
Nein, war es nicht. Liest man wahllos Artikel über verstorbene prominente Frauen, finden sich innerhalb von Minuten Sätze wie: "In diesen Tagen wäre Romy Schneider siebzig geworden. Kaum vorstellbar, wie das ausgesehen hätte" ("Welt"), "Amy Winehouse hatte viele Männer. Flüchtige Küsse, schnelle Nummern, Sex im Drogenrausch" ("Bild"), und "Die psychisch kranke Mutter wurde ebenso verschwiegen wie Marilyns chronisches Frauenleiden Endometriose (Erkrankung der Gebärmutterschleimhaut)" (dpa).
Gut, dass wir darüber reden konnten. Das postmortale Persönlichkeitsrecht ist nicht klar umrissen, die Welt keine blühende Wiese, und nächste Woche fällt mir bestimmt etwas Positives an dieser Stelle ein. Literatur zum Beispiel. "Der Tod einer schönen Frau ist ohne Zweifel das poetischste Thema der Welt" - schrieb Edgar Allan Poe, und verstarb jählings.
Ob wir schön sind, oder uns jemand für hässlich befindet, die tröstliche Nachricht lautet: Irgendwann haben Frauen wirklich ihre Ruhe.

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/sibylle-berg-ueber-sexismus-in-nachrufen-scharf-die-alte-a-847632.html#spCommentsBoxPager

Sie singen schlecht und streicheln ihren Computer. Sie können oft nicht tanzen. Und weinen erst recht nicht. Sie klopfen sich auf den Rücken, weil sie nicht wissen, wie eine Umarmung geht, trinken Bier, weil sie nicht wissen, wohin mit den Händen - kann man Männer eigentlich lieben?
Der Freund einer Bekannten sagte ihr, dass ich ja wohl eine Männerhasserin sei. Der Vorwurf war von so einer Ungeheuerlichkeit, dass ich verstört war. Nicht getroffene Hunde bellen, die sind ja dann tot, sondern das Vorbeischießen macht sie ungehalten. Wie kam der Mann auf diese abenteuerliche Idee? Kannte er mich? Hatte ich ihn nicht gegrüßt?
Falls er noch lebt, möchte ich ihm heute schreibend mitteilen, dass ich Männer liebe. Frauen liebe ich auch, alte Menschen, kleine, große, ich liebe Menschen stehend und liegend, und ich wüsste nicht, wie man anders leben kann. Ich möchte keinen Tresor, in dem Munch-Bilder liegen, über die ich mit bebenden Fingern streichen kann. Ich möchte nicht allein auf einer Insel sein, ich möchte nicht erregt auf meine Goldbarren blicken. Sondern ich möchte weiter durch den Austausch von Freundlichkeit mit anderen am Leben erhalten werden. Zu sehen, wie Fremde einander helfen, wie sie sich umeinander sorgen. Wie glücklich einer ist, wenn er unerwartet eine Anteilnahme erfährt. Das ist es, was einen Tag zu einem guten werden lässt.
Ich liebe Männer, zugegeben ein wenig mehr, wenn sie nicht in Gruppen auftreten oder hupen. Ich habe sie sehr gerne, wenn sie frieren oder schwitzen, wenn sie Angst haben und lieb zu ihren Kindern sind, wenn sie stolpern oder nachdenklich in den Himmel schauen. Ich habe sie gerne, wenn sie sich vor dem Tod fürchten oder Sorge haben, sie könnten nicht klug genug sein oder schön genug. Wenn sie sich fragen, was sie auf der Welt sollen, ob es einen Sinn im Leben gibt, und warum ausgerechnet sie nicht wissen, welchen. Ich liebe Männer, wenn sie essen und trinken, wenn sie sich in Anzügen albern vorkommen, wenn sie schlecht singen oder ihren Computer streicheln.
Wohin mit den Händen?
Ich liebe Männer, die aufmerksam sind und Alten helfen. Wenn sie sich auf den Rücken klopfen, weil sie sich nicht umarmen können, wenn sie sich Sorgen machen, wenn sie sich versprechen, wenn sie über sich lachen können. Weinen, weinen müssen sie nicht können, und tanzen erst recht nicht. Sie können stumm sein und nicht reden wollen, über Gefühle schon gar nicht, wer will schon über Gefühle reden.

Ich liebe Männer, wenn sie krank sind und nicht krank sein wollen, wenn sie Angst haben, alt zu werden, dick zu werden oder zu dünn. Wenn sie nicht wissen, wohin mit ihren Händen, wenn sie traurig sind am Ende des Sommers und nicht wissen wieso, wenn sie nicht über Gefühle reden, weil es ihnen blöd vorkommt. Dann lesen sie eben oder hören eine Musik und weinen nicht und sehen Fußball und erregen sich und fragen sich nicht, warum. Ich liebe Männer, die Angst vor dem Arzt haben und unordentlich sind, nicht kochen können und Bier trinken, weil sie nicht wissen, wohin sonst mit ihren Händen. Und der Bauch ist zu dick und der Chef ein Idiot, und das macht ihnen schlechte Laune, und dann hupen sie, und dann hasse ich sie kurz.
Ich liebe Männer, wenn sie jung sind und außer groß werden nichts wollen, und wenn sie alt sind und ihre Muskeln trainieren, und wenn sie zu viel reden und nicht aufhören können. Und wenn sie stolz auf sich sind, und wenn sie immer noch nicht weinen, weil doch vieles zum Weinen ist, aber es doch nicht weiterhilft, das Geweine. Ich liebe Männer, die Frauen gefallen wollen oder anderen Männern und die Angst um ihre Kinder haben und ihre Frauen oder ihre Männer. Ich liebe sie gesund und krank, in allen Aggregatzuständen, so wie ich alle Menschen liebe, die mich umgeben, die mein Leben zu einem machen, das mir gefällt, und ich möchte keinen von euch missen. Jeden, der anderen nicht schaden will oder die Schädigung anderer nicht billigend in Kauf nimmt.
Das würde ich dem Bekannten der Bekannten gerne sagen, an diesem Tag im ausgehenden Sommer, und werde ihn nicht erreichen. Schade, denn nichts ist unangenehmer als das Gefühl, sich von einem anderen gehasst zu fühlen.

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/kolumne-von-sibylle-berg-ueber-die-liebe-zu-maennern-a-852744.html#spCommentsBoxPager

Zieht die Freier zur Rechenschaft
Eine Kolumne von Sibylle Berg
Anfahrt, Akt, Abfahrt: Die sogenannten Verrichtungsboxen gelten als humanes Mittel im Kampf gegen den unmenschlichen Straßenstrich. Das ist Unsinn. Die einzige Lösung ist, die Prostitution zu verbieten - und die Freier zur Rechenschaft zu ziehen.
Schau nur, was für hübsche Verschläge. Und sogar Luft kommt rein! Zufrieden klopfen sich Politiker auf die Schultern. Haben sie doch endlich auch in der Schweiz ein humanes, aufgeräumtes und sicheres Mittel gegen die Problematik des Straßenstrichs gefunden. Die Verrichtungsboxen.
Diese grauengewordene Mischung aus Straflager und Gnadenhofverschlag lädt an den Rändern der Städte zum bequemen Benutzen von Frauenkörpern ein. Abspritzen, abwischen und unbeobachtetes Wegrollen im heimischen Pkw. Alle sind zufrieden. Ein Sozialarbeiter wartet im mobilen Wägelchen und verteilt Kondome, näht eingerissene Vaginas wieder zu, entlässt geputzte Frauen ins Freie.
Seid ihr eigentlich alle verrückt geworden? Wie soll es wirkliche Gleichberechtigung geben, wenn um die Ecke Frauen auf einen Besamer warten, für ein paar Scheine? Wie sollen wir jemals Respekt von einer Hälfte der Menschheit für die andere erreichen, wenn die eine Hälfte die andere zum Besteigen kaufen kann? Wie soll ein Mann unterscheiden können, welche Frau er kaufen kann und welche nicht? Wie sollen Männer lernen, dass es nicht in Ordnung ist, Frauen für den Gegenwert einer guten Socke zu benutzen, wenn sie es doch immer noch können?
Demonstrieren Sie! Regen Sie sich auf!
Seid ihr alle noch zu retten? Die einzig richtige Konsequenz gegen die Prostitution ist, sie zu verbieten und die Freier zu bestrafen. Das läuft in Schweden ganz hervorragend. Freier zu kriminalisieren ist eine prächtige Idee. Menschen sind begrenzt lernfähig, und oftmals genügt ein properes Gesetz, um sie zum Umdenken zu bewegen.
Nach einigem Genörgel, dem ewig gleichen Ableiern ewig gleicher Nullsätze vom ältesten Gewerbe der Welt, unbedacht der Tatsache, dass es vielleicht tausend Jahre normal war, Frauen zum Gebrauch zu kaufen, aber es auch erst seit 50 Jahren so etwas wie eine gesetzlich verankerte Gleichberechtigung in einigen Teilen der Welt gibt, ändert sich manches eben nur durch Verbote.
Dazu gibt es Regierungen. Nicht zum sozialdemokratisch verständnisvollen Kopfnicken, der Auflistung von Bedürfnissen, dem unglaublichen Fortschritt, Prostitution zu legalisieren und von Prostituierten Steuern einzutreiben, sondern schlicht in der Bestrafung derer, die von der Legalisierung der Prostitution profitieren. In Schweden hat sich die Straßenprostitution halbiert. Sie ist für den Menschenhandel unattraktiver geworden. Und ein Umdenken hat begonnen.
Vielleicht ist es ja nicht normal, den Körper eines anderen Menschen, meist sind es Frauen, zu kaufen und zu benutzen. Richtig. Es sollte eine Straftat sein, und zwar nicht für die Prostituierten. Die wir ohne nachzudenken als Huren oder Nutten bezeichnen. Verstört sehe ich Massen gegen Netzsperren demonstrieren, aber keiner steht mit Anonymous-Masken vor den Verrichtungsverschlägen. Vermutlich wäre die Entrüstung der Bevölkerung größer, würden in ihnen Tiere zur sexuellen Benützung angeboten.
Verbote lösen Probleme nicht völlig. Aber sie helfen auf dem Weg in eine Gesellschaft, in der die Vernunft sich mehr und mehr durchsetzt. Das Züchtigungsrecht des Ehemanns gegenüber seiner Frau wurde in Deutschland 1928 abgeschafft. Das Recht zur "väterlichen Zucht" des Lehrherren gegenüber den Lehrlingen wurde am 27. Dezember 1951 aufgehoben. Im Jahr 2013 wäre es an der Zeit, die gekaufte Verfügungsgewalt einer Menschengruppe über eine andere definitiv unter Strafe zu stellen. Schauen Sie sich die Verrichtungsboxen im Internet an. Fragen Sie sich, ob Sie, Ihre Tochter, Ihre Mutter dort als Entsamerin arbeiten sollte. Demonstrieren Sie! Regen Sie sich auf! Danke.

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/kolumne-von-sibylle-berg-ueber-prostitution-a-861615.html

Männer sind halt unfähig
Eine Kolumne von Sibylle Berg
Kann eine Frauenquote unsere Welt noch retten? Man weiß es nicht. Aber man sollte sie trotzdem schnell einführen. Denn die Männer haben als Machthaber ja bereits versagt. Außerdem können wir uns dann alle stolz die Hände reichen, wenn der Planet langsam untergeht.
Immer wenn ich mich den ganz großen Dingen widmen möchte, kommt von irgendwoher eine kleine Dummheit, die mich bei der Erstellung der Weltformel unterbricht. Und dann, in solchen schwachen Momenten, verstehe ich, was in jenen passiert, die bereits dann schwungvoll anonyme Post an mich verfassen, wenn sie nur die Überschrift eines Artikels von mir gelesen haben. Mir geht es gerade genauso und ich begreife: Lesen kann Emotionen erzeugen! Man trifft alte Feindbilder, die Synapsen klinken aus und schon macht man sich zum Depp.
Ich lese in einem SPIEGEL-Artikel über die sogenannte Männerpolitik, also "sogenannt" vermutlich ironisch gemeint, folgende bemerkenswerten Sätze hintereinander:
"Sicher, noch immer sind die Frauen nicht in großer Zahl ganz oben angekommen, nur sieben Prozent der Dax-30-Vorstände sind weiblich. Auf der anderen Seite werden die Jungs immer weiter abgehängt: Sie stellen 56 Prozent der Hauptschüler, aber nur 47 Prozent der Gymnasiasten. Es gäbe also gute Gründe, sich mehr Gedanken darüber zu machen, wie man auch die Männer fördern kann."
Der Artikel geht weiter, vielleicht würde sich alles aufklären, allein für mich ist die Sache schon gelaufen. Die zwei Sätze sagen mir nichts außer: Es gibt noch keine Gleichberechtigung, aber wir müssen uns wirklich und energisch den Männern zuwenden.
Und das ist alles so unendlich langweilig und nicht zu Ende gedacht. Und natürlich völlig belanglos in der kleinen Welt der untergehenden Medien.
Wir müssen weder Männer noch Frauen fördern, sondern, wenn wir schon Sinnloses schreiben, Chancengleichheit beschwören. 50 Prozent Männer, 50 Prozent Frauen. Überall. Meinetwegen auch bei der Armee, aber die ist ja freiwillig. Und wird von Stammtischlern immer wieder als Argument angeführt: Naaa, die Frauen sollen mal zur Armee gehen. Tun sie. Aber wozu? Wozu dient eine Armee, wenn es uns doch prächtig gelingt, uns auch ohne Waffen auszurotten?
Egal, zurück zu den befremdlichen zwei Sätzen, die, Sie merken es, einen Schnappreflex in mir auslösen. Kinder, Kinder, es ist doch wirklich nicht so schwer zu begreifen! Wir sind alle gleich: Männer, Frauen, alle Rassen, Religionen, sexuellen Präferenzen, wir sind alle Menschen, die keine Ahnung haben.
Manche sind klüger, andere dümmer, und es liegt nicht am Geschlecht, nein, auch nicht an der Rasse (Was macht eigentlich Herr Sarrazin heutzutage so?) Sondern an Bildung und sozialen Einflüssen. Wir müssen nicht die Männer fördern, sondern sehr schnell den Frauen 50 Prozent Macht und Einfluss geben - und das mit Gesetzen, Kindergartenplätzen und männlicher Kameradschaft.
Und wir müssen es jetzt tun. Denn es scheint nicht mehr soviel Zeit zu bleiben, wenn man den Untergang des Systems Erde beobachtet. Es wird uns, der Bevölkerung, nicht gelingen, gemeinsam etwas Vernünftiges zu erreichen. Die Umwelt zu retten oder das Leben für alle angenehm zu machen, das steht ja auch in keinem Vertrag, dieses Recht auf ein angenehmes Leben.
Ich habe keine Ahnung welche von der Macht ausgeschlossenen Gruppen es noch gibt - außer Frauen, Transgender, Homosexuelle und Behinderte -, die es besser machen könnten, als die bisher fast ausschließlich alleinbestimmenden Männer. Aber man sollte es versuchen. Und sei es nur, damit wir uns alle stolz die Hände geben können, wenn der Planet langsam im Wasser versinkt.

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/sibylle-berg-ueber-die-gleichstellung-von-frauen-a-872931.html

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Die ultimative Dienstleistungsoffensive des Antifeminismus

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