Liste Femanzen Dr. Maya Götz (Liste Femanzen)
F103 Dr. Maya Götz – geboren 1967 - Studium an der Pädagogischen Hochschule in Kiel, Dissertationstitel: "Fernsehen im Alltag von Mädchen: Facetten der Medienaneignung in der weiblichen Adoleszenz"- Medienwissenschaftlerin und Medienpädagogin – www.maya-goetz.de – seit 1999 Redakteurin beim Internationalen Zentralinstitut für Jungend- und Bildungsfernsehen (IZI), seit 2003 Leiterin – Medienwissenschaftlerin- und Medienpädagogin - Götz ist verheiratet und hat zwei Töchter - maya.goetz@br.de - http://www.lpr-hessen.de/images/Dr.MayaGoetz.jpg
Männer sind die Helden - Geschlechterverhältnisse im Kinderfernsehen. Von Drin. Maya Götz
Die wichtigen Rollen im deutschen Kinderfernsehen spielen nach wie vor Männer bzw. männliche Figuren. Auch wenn Frauen und Mädchen zunehmend stärker berücksichtigt werden, sind Heldinnen deutlich unterrepräsentiert.
http://www.eduhi.at/dl/maenner_helden.pdf
“Das ist ein Markt“, sagt Maya Götz. „Und der Markt greift nicht auf, was pädagogisch wertvoll ist, sondern das, womit sich am meisten Geld verdienen lässt.“ Götz leitet das Internationale Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen. Als Medienforscherin hat sie sich intensiv mit den Fernsehhelden der Kinder beschäftigt und auch den atemberaubenden Erfolg von rosa Prinzessinnen analysiert. Sie sagt: Vor dreißig, vierzig Jahren sei es eine Einschränkung gewesen, Mädchen mädchenhaft zu erziehen, weil diese nicht stark sein durften. In den Kindergärten und Schulen von heute hingegen seien Mädchen das starke Geschlecht: Töchter emanzipierter Mütter, von Pädagoginnen betreut. Wer also seine Tochter mädchenhaft erziehe, unterstütze sie zunächst sogar. Da wird Rosa als Mädchenfarbe Ausdruck selbstbewusster Geschlechtsidentität und die Prinzessin zum Symbol bedingungslosen Angenommenseins.
Wie prägen Filmfiguren unsere sozialen Rollenbilder? Globe-m sprach mit der Medienwissenschaftlerin Dr. Maya Götz über Heldinnen und Helden, Mangas und Märchen im Kinder- und Jugendfernsehen.
Globe-M: Sind Jungen und Mädchen in der Krise?
Dr. Maya Götz: Also ich würde sagen: Der Mensch an sich ist immer in der Krise! Und man muss sich fragen: Gibt uns das symbolische Material unserer Kultur noch Kraft, können wir das wirklich nutzen für den Alltag? Wo bringt es uns vielleicht mehr Probleme, als wir ohnehin in unserem Leben haben? Da lohnt sich einfach ein kritischer Blick ins Fernsehprogramm, wo man vom Gefühl her sagt, wir haben soviele Mädchenhelden, da haben wir eigentlich genug, und die Jungs sind in der Krise.
Die Jungs wurden sicher viel zu lange nicht ernst genommen. Wenn ich aber einfach durchzähle, dann wird ganz klar deutlich: auf eine weibliche Hauptfigur kommen mehr als zwei männliche. Wenn man sich’s dann im Detail anguckt, dann sind diese weiblichen Hauptfiguren eben weniger aktiv, sie sind vor allen Dingen Grund fürs Handeln. Wenn man’s einfach in Relation stellt, haben die Mädchen nach wie vor ein viel, viel größeres Problem.
Die Jungs haben auch Ihre Probleme, und die gilt es auch zu bearbeiten. Da geht es auch darum, auf Veränderung von Männlichkeit einzugehen. Aber einfach von der Hierarchie her haben die Mädchen ein größeres Problem.
Globe-M: Man spricht aber zunehmend davon, dass die Jungs die Verlierer sind. Sie erfüllen die schulischen Anforderungen widerwilliger, gelten als schwieriger. Wie geht das zusammen?
Dr. Maya Götz: Im Moment ist es so, dass ein großer Teil unserer pädagogischen Förderung eher mit der Art überein geht, wie wir Mädchen sozialisieren. Wir bringen Mädchen von Anfang an bei, leistungsfähig zu sein, sich allen Anforderungen anzupassen, immer zu gucken, dass sie die Besten sind. Da sie ohnehin einen Entwicklungsvorsprung haben, führt das unter anderem dazu, dass sie in Kindergarten und Schule in vielen Bereichen Jungs überlegen sind. Und dann kommt das große Problem: Es gibt viel mehr männliche Helden, und die sind dann auch noch die Überlegenen. Das macht es natürlich noch schwieriger für Jungs, damit überein zu kommen, dass man vielleicht nicht immer der Beste ist. Dieses Opfer-Sein kriegen Jungs nicht hin, wie auch, dafür haben wir kein symbolisches Material, dass es okay ist, wenn man mal nicht Sieger ist, das heißt, wir verstärken hier eine Dynamik. Dadurch sind Jungs praktisch auch Verlierer.
Da kommen natürlich noch viele Sachen dazu, dass wir ihnen dann zum Beispiel erzählen, also wenn du Held sein willst, dann musst du aktiv sein. Wenn sie dann im Kindergarten aktiv sind, werden sie relativ schnell angepfiffen, denn sobald sie die Konzepte der Erzieherinnen missachten oder in der Schule nachher nicht mehr brav sitzen und einfach abschreiben, dann stören sie unser Konzept und dann wollen wir sie nicht mehr haben.
Globe-M: Kinderfernsehen ist sehr zeichentricklastig. Wie hat sich das Erscheinungsbild der Trickfilme durch die Globalisierung verändert?
Dr. Maya Götz: Eine der herausragenden und auch erschreckenden Tendenzen ist es, dass wir in den vergangenen zehn Jahren eine „Verdünnung“ der Mädchenfiguren haben, eine sogenannte Hypersexualisierung. Zwei von drei globalisierten Zeichentrickmädchen sind dünner als Barbie in der Hüfte. Das ist Globalisierungtrend. Wir hatten auch schon bei den Disney-Classics diese dünnen Hüften, aber die Mädchen hatten immer noch was an und sie hatten auch nicht so dünne Hüften.
Der Ursprung liegt in einer Tradition, die eher in Japan zu suchen ist. Dort ist es nämlich lange Zeit verpönt gewesen, dass man Frauen sexualisiert ablichtet, als Foto. Das, was wir im Playboy haben, das haben die Männer dort mit dem Manga, dem Comic, abgehandelt. Und dort ist Manga eben ein Teil der Erwachsenen- und Jugendtradition, da hat man einfach viele sexualisierte Figuren und auch Gewalt. Das ist dort mit in die Kinderkultur reingeschwappt, und dann ist dieser ganze Trend weltweit in die Kinderkultur durch das Animée rübergeschwappt, und alle finden den Stil cool, sind sich sicher, das funktioniert. Dadurch haben wir diese hochgradig sexualisierten Figuren, die im Prinzip kaum noch was anhaben, die in der Hüfte viel zu dünn sind und die eigentlich vor allen Dingen einer männlichen erotischen Phantasie entspringen.
Globe-M: Glauben Sie, dass Kinder überhaupt Fernsehen brauchen?
Dr. Maya Götz: Kinder brauchen, um es theoretisch auszudrücken, symbolisches Material, sie brauchen Medien, um eben über das, was sie hier und jetzt erleben, zu reflektieren, um darüber hinaus zu kommen. Sie brauchen Geschichten, sie brauchen Möglichkeiten, das aufzuarbeiten, was da ist, um Zukunftsperspektiven zu entwickeln. Und im Moment sind vor allen Dingen Medien Träger dieses symbolischen Materials.
In diesem Sinne brauchen Kinder auch Fernsehen, neben Büchern und anderen Medien. Da stellen sich die Fragen: Wie viel, wie viel tut gut, wo kommen durch die Medien noch zusätzlich Probleme, und es muss natürlich das Richtige sein. Es muss symbolisches Material sein, das sie wirklich ernst nimmt, das ihre Probleme und ihre Themen aufgreift und ihnen Zukunftsperspektiven eröffnet.
Globe-M: Ist unser eigener Fundus an symbolischem Material überhaupt noch erkennbar? Gibt es nicht zu viele Geschichten aus aller Welt?
Dr. Maya Götz: Ich wäre da vorsichtig. Das Problem liegt nicht im symbolischen Material, und wenn wir viel mehr davon hätten, auch aus anderen Ländern, würde es uns sehr viel besser gehen. Das Problem liegt in der Marktorientierung, das Problem liegt in der Verflachung. Märchen zum Beispiel haben ihre Kraft in diesem hochgradig Symbolisierten. Es braucht auch etwas Böses, in das ich die bösen Teile reinprojiziere. Bestimmte Teile bleiben aber auch nebulös, die muss ich nicht ausdifferenzieren. Wenn ich Märchen fürs Fernsehen umsetze, geht es nicht darum, eine hübsche, glatte Geschichte mit der blonden, blauäugigen Weißhäutigen zu erzählen, die den langen Zopf aus einem Turm herunter hängen lässt, sondern es geht darum, die Tiefe dessen zu begreifen.
Da liegt genau die Schwäche, dass eben die Umsetzung nicht in der Qualität, sondern einfach nur im Produzieren, im industriellen Verflachen liegt. Irgendjemand hat sich hingesetzt, hat dann blitzschnell eine Geschichte geschrieben, dann hat jemand anderes die blitzschnell in irgendeiner Form gezeichnet, dann wurde einmal drüber gegangen und verkauft. Und meistens wurden dann noch Stofftiere mit einbezogen, damit man das schnell hinterher im Lizenzgeschäft noch vermarkten kann.
Der Grundgedanke ist meist nicht, diese Geschichte zu erzählen, weil sie einen so tief bewegt hat, und wirklich die Qualität zu verstehen, sondern einfach nur gut zu verkaufen. Schnell zu machen. Schnell zu produzieren! Das ist ein industrielles Problem. Und insofern können unsere Geschichten, wenn sie woanders erzählt werden, genauso spannend sein, genauso spannend können aber auch fremde Geschichten für uns sein.
Entscheidend ist, sich Zeit zu nehmen, zu verstehen, in die Tiefe zu gehen, die Kreativität in der eigenen Tiefe auch zu finden. Und das genau ist das, was in unserer industriellen Medienproduktion nicht mehr da ist. Da wird einfach gemacht, ohne drüber nachzudenken.
Zur Person
Dr. Maya Götz ist Medienpädagogin und Medienwissenschaftlerin, seit 1999 ist sie wissenschaftliche Redakteurin im Internationalen Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) beim Bayerischen Rundfunk, München, dem sie seit 2003 als Leiterin vorsteht.
Seit 2006 leitet sie zudem den Prix Jeunesse International, das international renommierteste Festival und Netzwerk für Kinderfernsehen weltweit.
Ihr Hauptarbeitsfeld ist die Forschung im Bereich “Kinder/Jugendliche und Fernsehen”.
Roland Opschondek sprach mit Dr. Maya Götz auf der Tagung „Heldinnen in Film, Familie und Gesellschaft“ auf Schloss Hirschberg, veranstaltet von TOP:Talente e.V., der Akademie für Film- und Fernsehdramaturgie (www.toptalente.org). Dort referierte sie über Helden und Heldinnen im Kinder- und Jugendprogramm.
http://www.globe-m.de/de/experts/maedchen-medien-und-jungs
Dr. Maya Götz
Harte Kerle und schöne Frauen
Entwicklung der Geschlechterrollen in Film und Fernsehen
"Was, das ist immer noch ein Thema?" fragte eine verantwortliche Redakteurin des Kinderfernsehens. "Ach wissen Sie, das hat sich doch schon lange alles verändert" kommentiert ein Medienstudent. Sich am Ende der 90er Jahre noch mit Geschlechterstereotypen von "harten Kerlen und schönen Frauen" im Spielfilm zu beschäftigen, erscheint geradezu redundant. Beispiele wie "Terminator II", "Lola rennt" oder die vielen Kommissarinnen im Fernsehprogramm zeigen doch, dass mittlerweile alles anders ist, Männer geradezu unmännlich werden und fast schon "Allein unter Frauen" sind.
Einschlägige Studien zum Frauenbild im Fernsehen, z.B. von Erich Küchenhoff et al., arbeiteten 1975 heraus, dass Frauen erheblich unterrepräsentiert, nur auf äußerliche Attraktivität begrenzt sind und für die Handlung kaum eine Rolle spielten. In einer vergleichbaren Stichprobe von 1990 kommt Monika Weiderer jedoch zu erschreckend ähnlichen Ergebnissen.
http://www.br-online.de/jugend/izi/deutsch/forschung/mayahart.htm
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Die ultimative Dienstleistungsoffensive des Antifeminismus
Ein bisschen Frauenhass steht jedem Mann!
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