Wenn der Mensch zur MenschIn wird - oder:

Wieviel »Gleichberechtigung« verträgt das Land?

How much »equality« the country can stand?

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Liste Femanzen Dr. Bente Knoll (Liste Femanzen)

Oberkellner @, Sunday, 05.01.2014, 18:55 (vor 3983 Tagen)

F106 Dipl. Ing. Dr. Bente Knoll AUT - geboren am 16.06.1974 in Bruck/Mur (Österreich) - Landschafts- und Verkehrsplanerin bei „Knoll & Szalai OG“, ein technisches Büro für Landschaftsplanung und Unternehmensberatung - www.knollszalai.at – „Büro für nachhaltige Kompetenz“ - Das Büro für nachhaltige Kompetenz berät und begleitet Organisationen bei gender- und zielgruppengerechter Mediengestaltung sowie bei Veränderungsprozessen insgesamt – www.b-nk.at – Lehrbeauftragte für Agrar- und Forstwissenschaf-ten – www.gartenbox.at - von 2011 bis 2009 Mitherausgerin der „Koryphäe - Medium für feministische Naturwissenschaft und Technik“ - www.koryphaee.at - bente.knoll@b-nk.at - http://www.xing.com/profiles/Bente_Knoll - http://www.schule.at/dl/7849/img/Bente_Knoll.jpg

"Der Gender-Gap in österreichischen Medien ist immer noch groß. So hat das Wiener technische Büro Knoll & Szalai bei einer Analyse von 15 Zeitschriften aus den Bereichen Umwelt und nachhaltige Entwicklung im Auftrag des Lebensministeriums festgestellt, dass die Foto-abbildungen von Fachmännern um bis zu 25 Prozent größer sind als die von Fachfrauen.

"Es ist noch einiges zu tun für die Geschlechtergerechtigkeit in den Medien. Das geht über die von uns untersuchten Fachthemenbereiche hinaus", fasst Bente Knoll, Landschafts- und Verkehrsplanerin bei der Agentur Knoll & Szalai, die Ergebnisse im pressetext-Gespräch zu-sammen.

In den Bereichen Umwelt und nachhaltige Entwicklung sei ohnehin von einer höheren Sensibilität bezüglich sozialer Verantwortung auszugehen, so Knoll. Aber auch hier sind Männer das dominante Geschlecht. So ergab die Studie, dass fast drei Viertel aller Experteninterviews mit Männern geführt wurden. Über drei Viertel der Stellungnahmen in den untersuchten Zeitschriften stammen ebenfalls von Männern. Knoll betont allerdings, dass bereits während der Befragungen für die Studie bei einigen Zeitschriften ein Umdenken einsetzte. "Schon allein die Fragen haben sehr viel bewirkt und manche Medien gehen mit den Bildern jetzt bewusster um", so die Medienexpertin.

Die Wandlung des Putzkübels

Trotz des Nachholbedarfs gäbe es aber auch erfreuliche Entwicklungen. "Vor ein paar Jahren hat ein Medium Putzkübel noch mit Frauen abgelichtet. Heute steht zwar immer noch kein Mann daneben, der Putzkübel ist jedoch geschlechterneutral allein abgebildet", nennt Knoll ein Beispiel. Aber immer noch dominieren die Klischees bei den Rollenbildern, was heißt, dass Männer dozieren und Frauen zuhören.

Leitfaden

Ausfluss der Studie ist der Geneder-Leitfaden für Medien. Dieser Der enthält Tipps für eine gendergerechte Bildgestaltung, für den sprachflussoptimierten Gebrauch des Binnen-I oder für das Recherchieren mithilfe von Expertinnendatenbanken, wie etwa FemTech, um Inter-viewpartnerinnen für die Medien ausfindig zu machen."

http://www.extradienst.at/jaos/page/main_heute.tmpl?article_id=20886&offset=0

GenderTechnikBilder
„GenderTechnikBilder“ beleuchtet Darstellung und Repräsentation von Frauen und Männern in technischen und ingenieurwissenschaftlichen Bereichen, wobei ein wesentlicher, aber bislang wenig erforschter, Bereich in der Medienlandschaft, nämlich Websites und auch (populäre und öffentlichkeitswirksame) Informationsmaterialien, fokussiert werden.
Forschungsergebnisse zeigen, dass Bilder, mit denen technologieorientierte Forschung, Technik und Ingenieurwissenschaften illustriert und dargestellt werden, oftmals Stereotype widerspielen. Die Tatsache, dass derzeit Frauen in allen technologieorientierten Unternehmen, in außeruniversitären und universitären technischen und ingenieurwissenschaftlichen Forschungseinrichtungen immer noch unterrepräsentiert sind, hat auch mit Bildern zu tun – sowohl mit den reale Bilder auf Websites, in Informationsmaterialien, auch auch mit den Bildern in den Köpfen. Hier setzt das Projekt „GenderTechnikBilder“ an, beleuchtet Darstellung und Repräsentation von Frauen und Männern in technischen und ingenieurwissenschaftlichen Bereichen, wobei ein wesentlicher, aber bislang wenig erforschter, Bereich in der Medienlandschaft, nämlich Websites und auch (populäre und öffentlichkeitswirksame) Informationsmaterialien, fokussiert werden.
Ein Gender Screening von ausgewählten Websites und Printmaterialien macht Geschlechterverhältnisse sichtbar und zeigt welche Inhalte, welche Personen/Personengruppen, welche geschlechterbezogenen Zuschreibungen und Geschlechterbilder generell in Medien vorkommen. Darüber wird deutlich, wie oft Frauen und Männer auf Bildern und in Texten gezeigt bzw. genannt werden.
Flankierend dazu wurde in Fokusgruppen-Interviews mit Personen, die im technischen bzw. nicht-technischen Bereichen arbeiten, zu deren Technikvorstellungen und Technikbildern diskutiert. All diese Analyseergebnisse wurden mit VertreterInnen aus den universitären, außeruniversitären Forschungseinrichtungen sowie Unternehmen aus dem Forschungs- und Entwicklungsbereich in Österreich diskutiert. Auch die konkreten Ergebnisse des Projekts, nämlich ein gedruckter Leitfaden und die Website www.vielefacetten.at, wurden durch Feedbackschleifen mit relevanten Personen, wie ÖffentlichkeitsarbeiterInnen und PressesprecherInnen, auf deren Praxistauglichkeit geprüft.
Weitere Informationen
Projektwebsite www.vielefacetten.at
http://www.b-nk.at/index.php/referenzen/24-gendertechnikbilder

Gendersensible Mediengestaltung – mehr als nur ein Binnen-I

Ein Interview mit Dipl.-Ing.in Dr.in Bente Knoll und Dipl.-Ing.in Elke Szalai

„Gender“ – ein Begriff in aller Munde. Bei der konkreten praktischen Umsetzung von Geschlechtergerechtigkeit in Text und Bild hapert es jedoch noch vielerorts. Eine wichtige Hilfe für die praktische Mediengestaltung ist „Blickpunkt Gender. Ein Leitfaden zur Mediengestaltung“. Die Broschüre entstand im Auftrag des Lebensministeriums im Büro „Knoll & Szalai oeg“. Die Geschäftsführerinnen Dipl.-Ing.in Dr.in Bente Knoll und Dipl.-Ing.in Elke Szalai sind beide selbstständige Landschaftsplanerinnen und wissenschaftlich an verschiedenen Universitäten in Österreich tätig und Spezialistinnen im Bereich „Gender und Medien-gestaltung“. Was man sich unter dem Begriff „Gender“ überhaupt vorstellen kann und wie geschlechtergerechte Text- und Bildgestaltung in der Praxis aussehen kann, verraten sie uns im Interview.
Mag.a Angela Kohl: Bente Knoll und Elke Szalai, welche Schwerpunkte im Bereich Gender und Geschlechter-gerechtigkeit haben Sie sich in Ihrem Büro „Knoll & Szalai oeg“ gesetzt?
Dipl.-Ing.in Dr.in Bente Knoll und Dipl.-Ing.in Elke Szalai: Wir führen beide gemeinsam ein Technisches Büro für Landschaftsplanung und Unternehmensberatung. Unserer Schwerpunkt im Büro ist es, die Gender-Perspektive in unterschiedliche Fragestellungen, die mit Landschaftsplanung, Stadtplanung, Verkehrsplanung, Regional- und Raumplanung zu tun haben, einzubringen. Wir beschäftigen uns auch mit der Frage, wie die Gender-Perspektive in die nachhaltige Entwicklung, in Umwelt und Nachhaltigkeit einfließen kann.

Wir sind hauptsächlich im wissenschaftlichen Bereich tätig, das heißt, wir erstellen unterschiedliche Studien zu den Fragestellungen Gender, Umwelt, Nachhaltigkeit und Ingenieurwissenschaften. In unsere Tätigkeitsbereiche fallen unter anderem die Prozessbegleitung und die Politikberatung, wir begleiten zum Beispiel Kommunen dabei, die Gender-Perspektive in Planungsprozesse ganz konkret einzubringen.
Was kann man sich unter dem englischen Begriff „Gender“ genau vorstellen? Lässt sich der Begriff ins Deutsche übersetzen?
Im Englischen gibt es für das deutsche Wort „Geschlecht“ zwei Begriffe, zum einen das Wort „sex“ für die biologischen Aspekte des Geschlechts und „gender“ als Begriff für soziale Rollen, Rechte, Pflichten, Verantwortungen und Ressourcen, die von der „Gesellschaft“ an Frauen und Männer herangetragen werden. Diese Unterscheidung ist in der deutschen Sprache nicht in der gleichen Form ausdrückbar, daher greifen wir in der Genderforschung auf den englischen Begriff zurück. Ein weiterer wichtiger Aspekt von „Gender“ ist auch, dass die Geschlechtertrennung – was ist eine Frau, was ist ein Mann – nicht immer an rein „biologischen“ Merkmalen wie der Chromosomenstruktur, an Hormonen und an morphologischen Merkmalen festzumachen ist, sondern auch gesellschaftliche Zuschreibungen – was glaubt die Gesellschaft, wie eine Frau zu sein hat, wie ein Mann zu sein hat. Mit dem Gender-Begriff kommen diese Dimensionen auch mit ins Spiel und mit in die Diskussion.
Warum ist „Gender“ gerade im Bereich der Mediengestaltung von großer Relevanz?
Es gibt unterschiedliche Forschungsergebnisse zu den Fragen „Wie werden Zeitungen gelesen?“, „Auf was fällt der Blick zuerst?“. Viele Wissenschafter und Wissenschafterinnen sagen, dass zuerst die Bilder betrachtet werden, wie und in welchen Rollen Männer und Frauen abgebildet werden. Aber nicht nur die Bilder, sondern auch die Art und Weise, wie Frauen und Männer in Texten dargestellt und vorgestellt werden, und wie die Frauen-Männer-Verteilung aussieht, ist bei der Analyse und Wahrnehmung von Medien von Bedeutung. Medien wenden sich an unterschiedliches Publikum. Daher ist es auch ganz wichtig, in der Mediengestaltung darüber nachzudenken, wer die Zielgruppe ist, wie man sie mit Bild und Text ansprechen möchte und ob und welche Akzente in Richtung Gesellschaftspolitik man setzen möchte.
Ihr Büro hat den Leitfaden „Blickpunkt Gender. Ein Leitfaden zur Mediengestal-tung“ erstellt. Dieser Leitfaden baut auf einer Medienanalyse von 15 österreichischen Zeitschriften auf. Was waren die Ergebnisse dieser Analyse?
Wir haben den Leitfaden im Auftrag des Lebensministeriums, Abteilung „Nachhaltige Entwicklung und Umweltförderung“, entwickelt. Der Fokus der Medienanalyse lag auf Medien, die sich mit Umwelt, Nachhaltigkeit und Bildung für nachhaltige Entwicklung beschäftigen. Aus diesen Zeitschriften haben wir 15 ausgewählt, aus allen Bereichen, die sich grob dem Thema Nachhaltigkeit zuordnen lassen.
Ausgewählte Ergebnisse: Wir haben uns vor allem auf die Bilder konzentriert, haben Männer und Frauen gezählt, die auf den Bildern vorkommen. In den Sparten, die wir untersucht haben, kamen zu zwei Dritteln Männer und zu einem Drittel Frauen vor. Anschließend haben wir nach Tätigkeiten, die auf den Bildern vorkommen, differenziert. Auf Repräsentationsbildern, wie Bildern von Veranstaltungen, Preisverleihungen, Tagungen, findet man mehrheitlich Männer. Das heißt, Männer sind meist hierarchisch höher geordnet, Politiker eröffnen tendenziell Tagungen, verleihen Preise und werden im Zuge dessen auf Bildern gezeigt.
Die nächste Kategorie waren die Tätigkeiten, bei denen Frauen und Männer im Bereich der Nachhaltigkeit dargestellt werden. Es gibt bereits einige reflektiertere Medien, die nicht nur Männer bei der Montage einer Solaranlage und Frauen beim Putzen im Haus zeigen. Aber es gibt natürlich auch Beispiele, in denen genau solche Stereotypen gezeigt werden.
Bei welchen Tätigkeiten wurden die Männer und Frauen in den von Ihnen untersuchten Medien dargestellt – welche Stereotype kamen dabei vor?
Bei Tätigkeiten im Haus, Kochen und Putzen werden meist Frauen abgebildet. Bereiche wie Wohlfühlen, Lebensqualität, behagliches Wohnen werden meist durch Frauen symbolisiert. Dem gegenüber stehen Männer, die wirklich „tätig“ sind, die Solaranlagen bauen, handwerken, Techniker oder Ingenieure sind. Frauen sind für das Private, für das Innen, für die Zufriedenheit und fürs Wohlfühlen zuständig und Männer für das Draußen, das Öffentliche und die Produktion. Auch das Thema Ernährung wird durch Frauen repräsentiert, die ja für das Einkaufen und für die gesunde Ernährung der Familie zuständig sind. Der Verkauf wird aber durchwegs vom Mann repräsentiert. Das heißt, gewisse Geschlechterrollenzuschreibungen, die sich gesellschaftlich über lange Jahre verfestigt haben, sehen wir auch in den Bildern immer wieder.
Eine Kategorie, die es in unserer Untersuchung leider auch gegeben hat, waren sexistische Darstellungen – auch im Kontext mit Nachhaltigkeit und Umwelt.
Was ist Ihnen bei den schriftlichen Beiträgen in den Zeitschriften aufgefallen? Wie wird „Gender“ in den Texten der analysierten Zeitschriften umgesetzt?
Es lässt sich festhalten, dass ein geschlechtergerechter Sprachgebrauch in den 15 von uns untersuchten Medien noch nicht gang und gäbe ist. Bei einzelnen Worten, TeilnehmerInnen mit großem „I“ zum Beispiel, hat sich geschlechtergerechter Sprachgebrauch schon recht gut durchgesetzt.
Es kommt auch in vielen Medien vor, dass ein Artikel geschlechtergerecht formuliert ist und der nächste nicht, auch als Bildunterschrift findet sich ein Highlight “Der Experte erklärt den TeilnehmerInnen und Forschern ...“ – Frauen und Männer werden als TeilnehmerInnen angesprochen, wohingegen nur männliche Forscher gedacht und adressiert sind. Die Diskrepanz zwischen dem, was auf den Bildern abgebildet ist und in der Sprache vorkommt, ist auch sehr deutlich. Es ist noch sehr viel zu tun, um eine durchgehend geschlechtergerechte Sprache durchzusetzen bzw. einzuführen.
Viele stehen vor der Frage, wie sie geschlechtergerechte Sprache korrekt und konsequent in der Praxis umsetzen können. Können Sie unseren Leserinnen und Lesern Tipps geben?
Das Wichtigste ist: Schreiben muss Spaß machen und Schreiben ist ein kreativer Prozess. Möchte man Gender- und Geschlechteraspekte in die Sprache hineinbringen, muss man das von Anfang an mitdenken. Wir warnen davor, im Nachhinein einen Text auf Gender- oder Geschlechtergerechtigkeit zu kontrollieren oder zu verbessern. Der sinnvollere Weg ist es, sich einerseits zu überlegen, wen ich anspreche möchte, wer meine Zielgruppe ist und für wen ich Texte schreiben und Bilder gestalten möchte. Weiters sollte man sich auf der inhaltlichen Ebene fragen, ob man alle Fakten und die Lebensrealitäten von Frauen und Männern, von Mädchen und Burschen auch adäquat berücksichtigt hat und geschlechtsspezifisches Datenmaterial verwendet hat.
Anschließend geht es darum, sich in der Sprache zu überlegen, was die Aussage des Bei-trags sein soll und mit welchen Bildern diese illustriert werden soll, und zwar nicht nur mit Bildern im Sinne von Fotos, sondern auch im Sinne von Metaphern, mit denen im Text gearbeitet wird. Zuletzt ist natürlich das Schreiben an sich ein wesentlicher Punkt, bei dem es darum geht, geschlechtergerechte Sprache kreativ zu formulieren. Wir plädieren als in der Praxis stehende Wissenschafterinnen für das Binnen-I und erleben es in unserer eigenen Praxis als praktikable und leicht umsetzbare Vorgehensweise.
Eine weitere Möglichkeit wäre die Pluralbildung, das heißt, dass man nicht mehr in der Einzahl spricht, sondern in der Mehrzahl. So vermeidet man schwierige Konstruktionen wie „Ein Schüler/Eine Schülerin“. Wenn man von „SchülerInnen“ in der Mehrzahl spricht, dann ist es auch möglich, im Gesprochenen – „Schüler – Innen“ – geschlechtergerechte Sprache zu verwenden. Um im Nachhinein abzutesten, ob man auch wirklich geschlechtergerecht formuliert hat, bietet sich die Weglassprobe an. Das heißt, dass man das große „I“ und das, was man hintennach geschrieben hat, dieses „Innen“, durchstreicht und anschließend ein korrektes Wort vorfinden sollte. Falsch wäre es z.B., wenn man „Lehrern“, also den dritten Fall verwendet, und dann schreibt „Ich gebe den LehrerInnen Bescheid“. Das wäre eine inkorrekte Formulierung und man müsste in diesem Fall die Paarform „den Lehrern und Lehrerinnen“ verwenden.
Jetzt zum gendersensiblen Bildgebrauch: Sie haben vorher schon ein paar Negativ-beispiele beschrieben. Wie setzt man Bilder gendergerecht ein?
Das Um und Auf ist auch hier der kreative Umgang mit Bildern. Der erste Tipp ist es, darauf zu achten, wie Frauen und Männer ausgewogen ins Bild kommen können, und zwar über das ganze Medium gesehen und nicht nur in einem Beitrag.
Wir haben bei unserer Analyse deutlich gesehen, dass Bilder von Männern und Frauen oft ungleich groß sind. Meist ist auch der Bildausschnitt anders gewählt: Männer werden mit dem gesamten Kopf abgebildet und Frauen bis zum Brustansatz. Ein Vorschlag von uns wäre dazu, sich zu entscheiden, ob man von allen Menschen, die als ExpertInnen oder als AutorInnen vorkommen, Brust- oder Kopfbilder nimmt um sie einheitlich darzustellen. Wir empfehlen auch immer, neue Bilder in die Medien zu holen, um den Gedanken „Frauen sind für drinnen zuständig, Männer für draußen“ aufzulösen. Uns ist es sehr wichtig, die Lebensrealitäten in ihrer Vielfalt darzustellen und durchaus auch mit Geschlechterrollen zu spielen, auch mal bewusst die Irritation zu verwenden.
Bei der konkreten Bildauswahl und -bearbeitung sollten FotografInnen und LayouterInnen darauf achten, dass Männer und Frauen symmetrisch auf den Bildern vorkommen, gut positioniert sind und gerade Frauen bei Gruppenbildern nicht an den Rand gerückt werden.
Wie wird sich Ihrer Meinung nach das Thema „geschlechterpolitische Strategien“ in Zukunft weiterentwickeln? Was wären Ihre Wünsche und Visionen zu diesem Thema?
Knoll: Zum einen ist nach wie vor noch sehr viel zu tun, weil es in den österreichischen Taesmedien kein einziges Medium gibt, das geschlechtergerecht formuliert. Eines Tages, ein Medium aufschlagen zu können und zu sehen, dass Frauen und Männer wirklich symmetrisch und adäquat vorkommen, ich als Frau angesprochen und auch adressiert werde, und nicht nur „mitgemeint“, wie das sehr häufig passiert – das wäre meine Vision. Zum anderen ist natürlich eine Veränderung von Geschlechterzuschreibungen, eine Veränderung von Geschlechterstereotypen, die heute nach wie vor auf einer Diskriminierung und Abwertung von Frauen beruhen, absolut wünschenswert. Eine meiner Visionen wäre weiters, die Vielfalt der Lebensrealitäten dargestellt zu sehen und beobachten zu können, dass die Medien zur Veränderung des Rollenbildes beitragen, indem sie Frauen und Männer in atypischen Bereichen zeigen – adäquat und nicht nur als Alibi oder als Sonderling.
Szalai: Ich denke, es ist wichtig, immer wieder einzumahnen, dass „Gender“ kein Frauenthema ist. Frauenpolitik ist etwas ganz anderes als Gender-Politik. Im Bereich der Mediengestaltung würde ich mir wünschen, dass der Werberat ganz massiv nicht nur bei besonders sexistischen Werbungen, sondern auch bei ständigen Stereotypisierungen, über die gesellschaftliche Vorbilder und Akzeptanz von bestimmten Frauen- und Männertypen erzeugt wird, einschreitet. Für besonders wichtig halte ich auch, dass Lehrer und Lehrerinnen, die sich für das Thema interessieren und einsetzen, nicht belächelt werden, sondern von Politikern und Politikerinnen Unterstützung bekommen. Einerseits moralische Unterstützung in Interviews, aber auch finanzielle Unterstützung, damit im Bereich Schule mehr Projekte zum Thema „Gender“ angedacht werden.
Vielen Dank für das Interview!

http://www.e-lisa-academy.at/?PHPSESSIONID=&design=elisawp&url=community&cid=7849&modul=10&folder=75568&

"Bieten Sie ein Freifach an, Frau Kollegin!"
Isabella Lechner, 21. März 2010, 22:20

Wie Gender Studies in den Ingenieurwissenschaften die Zukunft der Technik mitbeeinflussen, zeigen Bente Knoll und Brigitte Ratzer in einem neuen Lehrbuch
"Was hat Gender mit Technik und Ingenieurwissenschaften zu tun?", fragen sich oftmals Studierende an Technischen Universitäten, wenn sie zum ersten Mal mit der Lehrveranstaltung „Gender Studies" konfrontiert sind. Die Technikerinnen Bente Knoll, sie lehrt als Genderexpertin an mehreren österreichischen Universitäten, und Brigitte Ratzer, Leiterin der Koordinationsstelle für Frauenförderung und Gender Studies an der TU Wien, geben in ihrem neuen Lehrbuch umfassende Antworten. "Dass es ein Grundlagenbuch zu Gender und Technik braucht, war uns schon lange klar", sagt Bente Knoll. "Mit 'Gender Studies in den Ingenieurwissenschaften' möchten wir EinsteigerInnen, Lernenden, Lehrenden und Forschenden eine Wissensbasis bieten und zugleich die zentralen Debatten sowie die Zusammenhänge im beruflichen Alltag von TechnikerInnen aufzeigen."
Eine Frage der Ethik
Dass Gender Studies in den Lehrplänen der Ingenieurwissenschaften fix verankert sein sollen, ist eine langjährige Forderung der beiden Autorinnen. "Bieten Sie ein Freifach an, Frau Kollegin", hörten sie dabei mehrfach als gut gemeinten Rat aus technischen Ausbildungsstätten. Ob Wahl-, Frei- oder Pflichtfach, das wird an den Fakultäten der Technischen Universitäten in Österreich unterschiedlich gehandhabt. An der TU Wien zum Beispiel ist Gender Studies nur im Bachelorstudium Architektur fix im Studienplan verankert. An der Johannes-Kepler-Universität in Linz sind Gender Studies für alle Studierenden der Technisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät verpflichtend.
Warum die Studierenden dazu verpflichten? "Es geht darum, was wir den AbsolventInnen mitgeben, wenn sie aus der Uni rausgehen", sagt Brigitte Ratzer. "Bei Gender Studies geht es nicht nur darum, dass Frauen sich in technischen Ausbildungen wohler fühlen, sondern auch um ethische Fragen wie die geschlechtsspezifischen Auswirkungen von Technik auf Umwelt und Gesellschaft - für mich ein Muss für angehende IngenieurInnen."
Technikfolgenabschätzung, die sich mit der Vermittlung zwischen Technikentwicklung und Gesellschaft befasst, werde in den aktuellen Studienplänen kaum erörtert, so Ratzer. Der Anspruch von Gender Studies sei es auch, die Denkweisen in Technik und Entwicklung langfris-tig in eine positive Richtung zu verändern:"Die AbsolventInnen sollen umwelt,- sozial- und gesellschaftsverträgliche Technologien entwickeln können und ein Bewusstsein dafür haben, was die Dinge, die sie erschaffen, bewirken können und für wen sie sie entwickeln."
Positives Echo
Die Rückmeldungen der Studierenden zur Lehrveranstaltung "Gender Studies" an der TU Wien seien sehr positiv, sagt Bente Knoll: "Es gibt eine große Nachfrage, die 25 Plätze sind schnell ausgebucht und es sind durchwegs mehr männliche als weibliche Studierende in den Seminaren. Die neue Generation der Technik-Studierenden ist gesellschafts- und wissen-schaftskritisch, an ethischen Fragen interessiert und so sozialisiert, dass sie Gender Studies ernstnimmt." Der Gender-Begriff im Titel spiele dabei eine wichtige Rolle: "Mit 'Gender' füh-len sich beide Geschlechter angesprochen - 'Feministische Naturwissenschaft und Technik', wie es früher hieß, würde vermutlich nicht so viele männliche Studierende anziehen."
Von Geschichte bis Gegenwart
Warum Frauen an technischen Ausbildungsstätten noch immer "Exotinnenstatus" haben und wie sie damit umgehen, ist auch Thema im neuen Lehrbuch, ebenso die historische Entwicklung des IngenieurInnenberufs im deutschen Sprachraum, der zeigt, dass Frauen mit Ausnahme der aus dem Handwerk kommenden Zweige so gut wie keinen Zugang zu technischen Berufen hatten - an der TU Wien zu studieren war Frauen etwa erstmals 1919 möglich. Der unterschiedlichen Vorbildung und Sozialisation der Geschlechter sowie den Argumentationen aus der feministischen Technikkritik seit den 1970er-Jahren und der Entwicklung hin zur feministischen Technikgestaltung sind weitere Kapitel gewidmet.
Warum die "Quote" an technischen Unis vermutlich auch in den kommenden Jahren kaum erreicht werden wird, auch darüber machen sich Bente Knoll und Brigitte Ratzer Gedanken, wenn sie Gender Gap, gläserne Decke und "Leaky Pipeline" - das Phänomen, dass Frauen in der Karriereentwicklung zunehmend aus dem Wissenschaftsbetrieb ausscheiden - erörtern. Kritisch betrachten sie auch, wie Bilder von Technik in Werbung, Presse und PR das Bild von IngenieurInnenberufen nach außen mitbeeinflussen, denn: "Welche Botschaften damit transportiert werden, wirkt sich indirekt auch auf den Zugang von Mädchen und jungen Frauen zu technischen Ausbildungen und in Folge auf die 'Quote' aus", so Bente Knoll. In Broschüren, auf Webseiten und in den Selbstdarstellungen technischer Unis fänden sich immer die gleichen Bilder: ein chemisches Labor, eine blaue Arbeitsmontur, ein Bauteil, eine Turbine, ... - meist ohne arbeitende Menschen und wenn, dann selten mit einer Frau. "Man sollte auch Produktionsprozesse und reale Arbeitssituationen darstellen und vermitteln, dass IngenieurInnenberufe durchaus anwendungsbezogen und kommunikativ sind."
Technik vs. Geisteswissenschaft
Wünschenswert, so Bente Knoll, wäre eine stärkere Kooperation mit den Gender Studies in den Kultur- und Geisteswissenschaften, aber: "Die Perspektive der Technik-, Ingenieur- und Naturwissenschaften hatte in den von den Geisteswissenschaften geprägten Gender Studies bisher wenig Bedeutung. Gleichzeitig waren die Ergebnisse aus den Gender Studies für die Technik-, Ingenieur- und Naturwissenschaften auch kaum relevant." Die sozialwissenschaftliche Forschung über Technik sei bisher stets von einem vereinfachten Technikbild ausgegangen, jedoch: "Berufsbilder wie 'Alle TechnikerInnen müssen gute MathematikerInnen sein' oder 'Technische Berufe sind dreckig, ölig und schmierig' sind längst veraltet." Es brauche neue, optimalerweise gemeinsam erarbeitete, Zugänge und Ansätze, um hier neue Brücken schlagen zu können. (Isabella Lechner/dieStandard.at, 21.3.2010)
Zu den Personen:
Diplomingenieurin und Doktorin Bente Knoll ist Landschaftsplanerin, promovierte Verkehrsplanerin, Genderexpertin und externe Lehrbeauftragte an verschiedenen österreichischen Unis. Gemeinsam mit ihrer Geschäftspartnerin Elke Szalai leitet sie die "Knoll & Szalai OG", ein Technisches Büro für Landschaftsplanung und Unternehmensberatung in Wien. Sie war von 2001 bis 2009 Mitherausgeberin der "Koryphäe - Medium für feministische Naturwissenschaft und Technik".
Diplomingenieurin und Doktorin Brigitte Ratzer ist Chemikerin, promovierte Wissenschaftsforscherin, Leiterin der Koordinationsstelle für Frauenförderung und Gender Studies an der TU Wien und langjährige Mitherausgeberin sowie Redakteurin der "Koryphäe".

http://diestandard.at/1269045541027/Gender-und-Technik-Bieten-Sie-ein-Freifach-an-Frau-Kollegin

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