Kindergarten Pöllwitz: Sozialkompetenz pur (Gewalt)
Pöllwitz bei Zeulenroda-Triebes
Zeugen schildern Misshandlungen in Kindergarten
Im Prozess um Misshandlungen in einem Kindergarten in Pöllwitz haben am Montag weitere Zeugen augesagt: Anhand einer Puppe zeigte die heutige Leiterin, wie eine der beiden Angeklagten ein Krippenkind zum Essen mit einem Geschirrtuch am Stuhl festgebunden habe. Die Zeugin, damals für eine andere Gruppe zuständig, saß ursprünglich mit auf der Anklagebank. Ihr Verfahren wurde jedoch gegen eine Geldstrafe eingestellt.
Die Hauptangeklagte soll im Job überfordert gewesen sein.
Auch die frühere ehrenamtliche Bürgermeisterin und eine Mitarbeiterin des Jugendamtes berichteten, dass ihnen die Angeklagte von dem Festbinden erzählt habe. "Sie hätte es im Einvernehmen mit den Eltern gemacht, weil das Kind so unruhig war", erinnerte sich die Bürgermeisterin an das Gespräch. Die Jugendamtsmitarbeiterin ergänzte, die Frau sei mit dem Mädchen sichtlich überfordert gewesen. "Es war spürbar, dass sie mit diesem Kind ein Problem hat", berichtete sie von einer Hospitation. Das Mädchen selbst sei unauffällig gewesen.
Die Vorwürfe gegen die beiden Angeklagten lauten Nötigung und Körperverletzung: Sie sollen Krippenkinder geschlagen, zum Essen gezwungen oder zur Disziplinierung minutenlang in eine dunkle Abstellkammer gesperrt haben. Außerdem mussten laut Anklage Kinder bei einer Nikolaus-Veranstaltung fast drei Stunden in Winterkleidung in einem warmen Raum im Kinderwagen angegurtet bleiben.
Die Frauen hatten die Vorwürfe zu Prozessauftakt am Amtsgericht Gera Anfang Dezember bestritten. Das Mädchen sei nur zu seiner eigenen Sicherheit festgebunden worden, weil es keine geeigneten Stühlchen gegeben hätte, so hatte eine Angeklagte unter anderem erklärt.
Auch das Klima unter den Erzieherinnen des kleinen Kindergartens war offenbar schwierig. So sprach die ehemalige Bürgermeisterin von Mobbing untereinander. Die Verteidigung versuchte derweil, die Glaubwürdigkeit der heutigen Kita-Leiterin in Zweifel zu ziehen: Die Zeugin habe von den Vorwürfen profitiert und sei erst dadurch Leiterin geworden. Wann das Urteil gesprochen wird, steht nicht fest.
Der Prozess soll am 15. Januar mit der Anhörung einer weiteren Zeugin fortgesetzt werden. Dann werden aller Voraussicht nach auch die Plädoyers gehalten und das Urteil gesprochen.
http://www.mdr.de/thueringen/ost-thueringen/prozess_erzieherinnen_poellwitz100.html
Gruß, Kurti