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Wieviel »Gleichberechtigung« verträgt das Land?

How much »equality« the country can stand?

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Liste Femanzen Dr. Anke Domscheit-Berg (Liste Femanzen)

Oberkellner @, Monday, 13.01.2014, 18:51 (vor 3816 Tagen)

F109 Dr. Anke Domscheit-Berg – geboren 1968 in Premnitz (Brandenburg) – Aufsichtsrätin von Teach First Deutschland – studierte Textilkunst und internationale Betriebswirtschaft in Bad Homburg - Unternehmensberaterin bei Accenture und McKinsey – Gründerin der Firmen fempower.me und opengov.me – verheiratet mit Daniel Domscheit-Berg, ein Sohn – Doppelmitgliedschaft sowohl bei den Grünen als auch der Piratenpartei – http://ankeseye.wordpress.com - http://www.taz.de/uploads/images/132x132/Domscheit.jpg

"Anke Domscheit-Berg engagiert sich stark für die Themen Frauen im Management und Frauen in der IT. Sie ist u.a. Mitglied des European Centre for Women and Technology und war langjährig Deutschlandvorstand des European Womens Management Development Network. Auf nationalen und internationalen Konferenzen hält sie Vorträge und Workshops für Frauen in Führungspositionen, mit dem Ziel, die so genannte gläserne Decke zu durchbrechen – welche bis heute Frauen daran hindert, in hohe Funktionen aufzusteigen. Über ihre eigenen Erfahrungen mit der „gläsernen Decke“ schrieb sie u.a. für die Zeit und die taz."

http://www.frauenmachenneuelaender.de/index.php?option=com_wordpress&page_id=426&Itemid=96

START-UP-GRÜNDERINNEN
"Das Internet ist nicht männlich"
Im Netz dominieren die Männer das Bild. Aber klassische Hürden wie Technik spielen immer weniger eine Rolle. Frauen entdecken das Netz als große berufliche Chance.VON SANDRA KÖHRICH


BERLIN taz | Im wirtschaftlichen Bereich des Internets treten vor allem Männer in Erscheinung, egal ob als Gründer, als Unternehmer oder Entwickler. Nur woran liegt das? Und steckt dahinter ein grundsätzliches Problem? "Nein", erklärt die Berliner Unternehmerin Anke Domscheit-Berg. "Das Internet ist nicht männlich."
Sie sollte es wissen, denn sie hat die erste McKinsey-Studie zum Thema "Frauen in Führungspositionen" geleitet und engagiert sich seit Jahren für Chancengleichheit, vor allem in der IT-Branche. Es hätten sich viele neue Märkte eröffnet, sagt Domscheit-Berg, und es etablierten sich immer mehr Frauen mit ihren Geschäftsideen im Netz.

Die Tendenz sei steigend, weil die technische Seite die Frauen nicht mehr abschrecke, sagt die Unternehmerin. Junge Frauen sehen das Internet als etwas Selbstverständliches an. Dabei kämen Frauen die sozialen Netzwerke zugute, urteilt Domscheit-Berg. Schließlich sei es die besondere Stärke von Frauen, Beziehungen aufzubauen und zu pflegen.
Und so entwickelt sich unter Frauen derzeit ein neues Selbstvertrauen in Sachen Internet. Auf der Website deutsche-startups.de wird jede Woche eine neue Gründerin vorgestellt und es fällt auf, wie selbstbewusst dort Frauen ihre Firmen präsentieren. In der Mehrheit drehen sich die Geschäftsmodelle der vorgestellten Start-ups um Kleidung. Einen weiteren Schwerpunkt bilden Dienstleistungen, wie das zum Beispiel die Firma ecogood.de macht. Diese berät Unternehmen und Privatpersonen in Sachen Klimaschutz.
Das Internet bietet eine "super Chance für Frauen"
Auch Claudia Helming, Gründerin des in Berlin entstandenen Online-Marktplatzes Dawanda.de, beurteilt das Internet als eine "super Chance für Frauen, sich selbst-ständig zu machen", und geht davon aus, dass es in Zukunft mehr Frauen im Start-up-Bereich geben werde. Dawanda.de ist eine Plattform, auf der Leute selbst gemachte Kleidung, Schmuck und Accessoires anbieten. Für die User, meistens Designer, ist das eine Möglichkeit, eigene Produkte selbstständig von zu Hause aus zu verkaufen. Das spricht vor allem Frauen an, sagt Helming. "Neunzig Prozent der Verkäufer sind weiblich."
Trotz dieser positiven Stimmung bei Domscheit-Berg und Helming ist der Anteil an männlichen Start-up-Gründern sehr viel größer: Von 12 verlinkten Start-ups auf ber-linstartup.de wurde gerade mal eines, nämlich Dawanda.de, von einer Frau (mit)gegründet. Domscheit-Berg erklärt sich das unter anderem mit Vorurteilen gegenüber Frauen, nämlich, dass sie angeblich nicht mit Geld umgehen könnten. Deswegen sei es für Frauen schwieriger, Geld für eine Unternehmensgründung geliehen zu bekommen. Die Hürden, die die Start-up-Gründerinnen bei den Banken überwinden müssen, sind also alles andere als internetspezifisch.
Es gibt aber immer noch ganz internettypische Probleme: Die Berliner Stadträtin der Linkspartei Julia Witt berichtet, dass Männer teilweise noch recht aggressiv in Internetforen auftreten und erfolgreiche Jungunternehmerinnen schmähen würden. Ein Problem, mit dem sich viele Frauen im Netz auseinandersetzen müssen, obwohl sie gar nicht direkt mit diesen Männer zu tun haben.
Um so mehr Frauen sich etablieren, desto leichter haben es Gründerinnen
Eine Möglichkeit sich gegen diese Strukturen zu wehren und sich über Erfahrungen auszutauschen, bieten verschieden Blogs und Plattformen wie netzfeminismus.org. Frauen können dort eigene Blogs anlegen, Lösungsansätze austauschen und sich vernetzen.

Dieser Text ist entstanden in der taz.akademie im Rahmen des 1. taz Panter Workshops Online "Internet Hauptstadt Berlin" für angehende Journalisten.

Etwas technischer und praktischer geht dagegen das Berliner Beratungszentrum berit.de an die besonderen Bedürfnisse von Gründerinnen heran. Dort geht es vor allem um Beratungen in Sachen EDV und Kommunikation.
Gerade also das Vernetzen und Verbünden macht es Frauen möglich, das Internet für sich zu beanspruchen – und konkrete wie virtuelle patriarchalische Strukturen zu überwinden. Es ist deshalb wahrscheinlich, dass die Zahl der Gründerinnen in Zukunft stetig wachsen wird. Denn um so mehr Frauen ihre Ideen erfolgreich im Internet verwirklichen, um so leichter werden es die nachfolgenden Gründerinnen haben.

http://taz.de/Start-up-Gruenderinnen/!86108/

Welt Online: Die Piraten wollen "postgender", also geschlechtsneutral sein. Sie bezeichnen sich als Feministin. Werden Sie umschwenken?

Domscheit-Berg: Ich bleibe Feministin. Davon abgesehen gibt es viele feministische Piraten, Männer und Frauen. Solche, die sich heute noch als postgender bezeichnen würden, sehe ich in der Minderheit. Die Piraten haben sich hier sehr weit entwickelt in den letzten 12 Monaten aber natürlich gehts immer noch besser.

Welt Online: Der Piraten-Bundesvorsitzende Bernd Schlömer lehnte zuletzt eine Frauenquote für die Wirtschaft ab. Sie befürworten eine solche bisher. Wie können Sie die anderen Piraten überzeugen?

Domscheit-Berg: Das geht sicher nicht mit drei Sätzen und wird bestimmt nicht einfach. Andererseits habe ich ein gewisses Training darin, Gegner von der Frauenquote zu überzeugen. Ich argumentiere vor allem mit Fakten und versuche, aufzuklären.

Zum Beispiel über die Effekte der Sozialisierung in unserer Gesellschaft und wie sie dazu beiträgt, eine Stereotypisierung der Geschlechter zu prägen, die letztlich dazu führt, dass Frauen häufig anders kommunizieren, weniger Risiken eingehen und sich seltener in den Vordergrund stellen und/oder sich für Führungspositionen geeignet halten - obwohl sie es sind.

Aber auch dazu, wie die Stereotypisierung in der Gesellschaft dazu führt, dass das gleiche Verhalten bei Männern und Frauen häufig anders bewertet wird - zum Nachteil der Frauen. Was man bei Männern für führungsstark hält, wird Frauen schnell als Aggressivität ausgelegt. Umgekehrt gilt das gleiche. Wenn sich Männer nicht entsprechend typisch männlich konnotierter Führungsstile verhalten, gelten sie als Weichei.

So schaden Rollenzuschreibungen Männern und Frauen gleichermaßen. Es ist wichtig zu verstehen, wie wirkungsstark solche subtilen Effekte in der Gesellschaft sind und dass man sie nicht ignorieren kann, wenn man sie verändern will. Gerade in den Spitzen der Wirtschaft sind die "gläsernen Decken" sehr stark.

Es geht offensichtlich nicht nach Leistung, wenn bei den Top 200 Unternehmen unseres Landes 97 Prozent der Vorstandsposten nur mit Männern besetzt sind. Piraten sind aber gegen Ungerechtigkeit und Diskriminierung. Daher glaube ich, dass sie solchen Argumenten gegenüber offen sein werden.

http://www.welt.de/politik/deutschland/article106297068/Ich-will-keiner-verknoecherten-Partei-angehoeren.html

Das Netz hätte eine neue Spielwiese für Frauen sein können. Ein Ort, an dem die Machtverhältnisse der Offline-Welt keine Rolle spielen. Aber auch hier zeigt sich: Es sind zwar mehr Mädchen und Frauen im Social Web, aber die Männer sind sichtbarer und bekommen mehr Clicks. Und warum scheinen Frauen lieber übers Stricken, als über den neuen Airbus zu schreiben? Ein Workshop mit Anke Domscheit-Berg und Susanne Klingner, moderiert von ZEIT-Redakteurin Cosima Schmitt.

Auf dem Podium sitzt die Frau, an der es kaum ein Vorbeikommen gibt, wenn es um Frauen im Netz geht: Anke Domscheit-Berg. Die Unternehmerin spricht heute über „Mein digitales Ich“. Sie hält zuerst einmal das „männliche Netz“ für ein Märchen. So sind bei Facebook etwa 57 Prozent Frauen angemeldet. Allerdings scheinen Frauen das Internet und vor allem soziale Netzwerke weniger für ihren beruflichen Vorteil zu nutzen. Genau hier wird es aber schon schwierig, denn für Domscheit-Berg gilt gerade in beruflicher Hinsicht: „Wer nicht sichtbar ist, existiert nicht.“ Sich gar kein Bild von einer Person im Netz machen können, sei ein schlechtes Zeichen. Deshalb lohnt es sich immer, den eigenen Namen zu googlen, zu schauen, was es für Ergebnisse gibt und die Seiten für die Außenwirkung so optimal wie möglich zu gestalten. Domscheit-Berg beschreibt das mit der „Produktion eines tolerierbaren Heuhaufens“ – es wird trotzdem irgendwer die Nadel darin finden, aber je mehr ich selbst mache, desto mehr kann ich das Bild von mir im Netz mitbestimmen.

Eine weitere Erklärung für das „Märchen vom männlichen Netz“ ist vielleicht die, dass generell so genannte „Frauenthemen“ als unwichtiger betrachtet werden. Wobei die Frage für Domscheit-Berg on- als auch offline ist: Warum ist Technik wichtiger als Gesundheit? Mal ganz abgesehen davon gibt es aber auch Frauen, die sich in vermeintlich männlichen Themen herumtreiben, wie etwa das Government 2.0 Netzwerk Deutschland zeigt. Und schließlich scheint es, dass Frauen sich bei Angriffen im Netz eher zurückziehen. In einem Forum wie Wikipedia herrschen knallharte Edit-Wars, die vermutlich ein Grund sind, weshalb sich nur etwa 2 Prozent Frauen an der digitalen Enzyklopädie beteiligen. In einer aktuellen Studie der ZEIT kam heraus, dass etwa 90 Prozent aller Hass-Nachrichten im Netz von Männern kommen – und damit die Frauen zurecht weisen. Besonders unter dem Schlagwort „Feminismus“ gibt es einiges an Hass-Nachrichten. Domscheit-Berg stellt einige Beispiele vor, die an sie selbst gerichtet wurden: „Solche Frauen wie sie sind Schuld daran, dass Frauen eine Quote brauchen um Topjobs zu bekommen!“

In der anschließenden Diskussion sind sich alle Anwesenden einig, dass Angriffe im Netz auf Frauen auch als Gewaltangriffe auf Frauen zu verstehen sind. Es geht hier um Dominanz im öffentlichen Raum. Es sei eben so, dass das Internet per se kein männlicher Raum ist, aber einfach die Verdrängungs- und Machtmechanismen der Gesellschaft widerspiegelt. Deshalb schaut Anke Domscheit-Berg bei diversen Hass-Kommenatren auch nicht weg, weil sie sie als Spiegel der Gesellschaft sieht: „Die Gedanken sind ja da, auch wenn man sie sonst nicht mitbekommen hat.“ Wichtig ist ihr einzig das Motto „don’t feed the troll“ – also nicht auf den Scheiß reagieren, der einem manchmal entgegen kommt. Problematisch wird es vor allem dann, wenn die Kommentare nicht mehr nur über das Blog oder per E-Mail kommen, sondern per Hand in den Briefkasten vor der Haustür gesteckt werden. Gerade ist es leider so, dass es in Deutschland eine Impressumspflicht gibt, die die privaten Adressen der BloggerInnen für die Öffentlichkeit zugänglich macht. Manchen wird da bei stimmten Drohungen schon ziemlich mulmig.

Susanne Klingner steht zusammen mit ihrer Kollegin Barbara Streidl sogar auf einer schwarzen Liste. Wenn das Feminat, die Diktatur der FeministInnen, beendet sei, würde ihnen und anderen der Nürnberger Prozess gemacht. Klingner ist Netzfeministin, Mitgründerin der Mädchenmannschaft und davon überzeugt, dass das Internet einen ziemlich wichtigen Anteil zum Revival des Feminismus geleistet hat. So ist für viele NetzfeministInnen das Netz an sich ein wichtiges Thema und natürlich die Präsenz von Frauen in diesem. Klingners Tipp: „Seid laut! Seid unbequem!“ Dass das Netz eine große Hilfe für Protest ist, hat etwa die aktuelle Petition zur Frauenquote in den Medien und die Organisation der Slutwalks in vielen Städten in Deutschland und weltweit gezeigt. Ohne die verschiedenen Internetforen für Frauen, wie etwa die Girls On Web Society bei Facebook, hätten sich solche Aktion nicht so schnell verbreiten können.

Was sich allerdings als Illusion heraus gestellt hat, ist die Idee, das Netz könne eventuell geschlechtslos sein. Theoretisch könnten Frauen ja auch Männer im Netz sein, doch Susanne Klingner glaubt: „Das Internet ist keine Mini-Playback-Show!“ Frauen werden im Netz nicht plötzlich zu anderen Menschen. Und wer sich als Frau fühlt, wird auch im Netz als Frau auftreten.

Ein paar Lieblingsblogs möchte eine Teilnehmerin am Ende abfragen. Bei Susanne Klingner steht feministing.com ganz oben auf der Liste. Es war vielleicht die erste netzfemistische Seite, die es gab und schon im ersten Jahr gab es über zehntausend Kommentare zu den Beiträgen dort. Gerne liest sie auch das Blog von Antje Schrupp, die sie „feministische Oberphilosophin im Netz“ berschreibt. Domscheit-Berg ist von „Augenschmaus“ vollkommen begeistert. Julia Probsts gibt in ihrem Blog Einblicke in ihr "taubes" Leben. Außerdem empfiehlt sie Anne Roths Blog, natürlich die Mädchenmannschaft und Frau Lila.

Text: Katrin Gottschalk, Online-Redakteurin des MISSY MAGAZINE

http://gendermatterstagung.blogspot.de/2012/03/wer-nicht-sichtbar-ist-existiert-nicht.html

DASS GEMISCHTE MANAGEMENTTEAMS BESSERE ERGEBNISSE ERBRINGEN, IST NICHT NEU
Die neuen Trümmerfrauen
Kommentar von ANKE DOMSCHEIT
Er ist in aller Munde, der Ruf nach den Trümmerfrauen der Nation. Nachdem die überwiegend männliche Führungselite der Weltwirtschaft ganz offensichtlich in der Breite versagt hat, gewinnt die alte Forderung nach mehr Frauen in Führungspositionen ein neues Gewicht und eine ganz andere Bedeutung. Bisher kamen diese Forde-rungen aus der Frauenrechtsbewegung und immer wieder auch aus den Kreisen der Bündnisgrünen. Auf Initiative von Irmingard Schewe-Gerigk brachten sie entsprechende Gesetzesvorschläge im Bundestag ein und scheiterten damit. Seit der Krise ist das anders.

Anke Domscheit arbeitet als Managerin bei Microsoft und ist Autorin der McKinsey-Studie "A Wake Up Call for Female Leadership in Europe".
Jetzt gehts um das nackte Überleben, um den Kampf raus aus der Krise. Da sind auch ungewöhnliche Methoden recht. Niemand lächelt mehr über Ansgar Gabrielsen, Norwegens früheren konservativen Wirtschaftsminister und Urheber des weltweit ers-ten Gesetzes, das Quoten für Aufsichtsräte börsennotierter Unternehmen vorschreibt. Seine Begründung: Norwegens Wirtschaft kann sich so viel Inkompetenz in den Führungsetagen nicht mehr länger leisten. Bei einer Anhörung im Deutschen Bundestag fügt er hinzu, er glaube nicht, dass Deutschland sich das leisten könne. Um die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu stärken, will Siemens-Chef Löscher jetzt unter Verweis auf die "weiße, männliche Lehmschicht im mittleren Management" Stellen abbauen sowie mehr Frauen befördern und holt auch gleich die nunmehr zweite Frau in einem DAX-30-Vorstand in seine Führungsriege.
Seit dem 17. März sind Frauen in Führung auch ein Wahlkampfthema - Franz Münte-fering verkündete öffentlich seine Unterstützung für die Forderungen der Nürnberger Resolution. Um genau zu sein, er fordert wie diese ein Gleichstellungsgesetz für die Privatwirtschaft, eine 40-Prozent-Quote für Frauen in Aufsichtsräten bis 2013, eine Datenbank mit Kandidatinnen und Qualitätskriterien für die Besetzung von Aufsichts-ratsposten. Auch bei ihm spielen nicht nur die über 50 Prozent weiblichen Wähler eine Rolle, sondern vor allem ökonomische Aspekte.
Was ist dran an der These, dass Frauen die besseren Manager sind? Um es kurz zu sagen: Frauen sind nicht besser, sie sind anders. Dass gemischte Teams bessere Ergebnisse erbringen, ist kein Novum. Dass man dies getrost auch auf die Top-Führungs-Etagen übertragen kann, ist auch nicht neu - aber weniger bekannt. Seit Jahren gibt es seriöse Studien, etwa von McKinsey, die sauber nachweisen, dass in Unternehmen mit einem überdurchschnittlichen Frauenanteil im Topmanagement operative und finanzielle Betriebsergebnisse deutlich über denen des jeweiligen Branchendurchschnitts liegen. Bisher war man dafür in der Wirtschaft blind. Da führte auch der erhebliche "Discount" für Managerinnen - der Gehaltsunterschied beträgt in Deutschland 23 Prozent - nicht zu einem rationalen wirtschaftlichen Verhalten, dem-zufolge man bei diesem Preisvorteil vermehrt Frauen in Führungspositionen hätte befördern müssen. Stattdessen zeigt die Hoppenstedt Datenbank für 2008 erstmals einen Rückgang von Frauen in Top-Führungs-Positionen.
Untersuchungen im von der Finanzkrise europaweit am stärksten gebeutelten Island zeigen, dass in den letzten Jahren der Frauenanteil in den Banken sank und ein Ersatz vor allem durch junge und unerfahrene Männer erfolgte. Nach Professorin und Wirtschaftsberaterin Gertrud Höhler aber verfügen Frauen über besondere Sensoren für Risiken, man könnte auch sagen, sie sind risikoscheuer und legen daher großen Wert darauf, Sachverhalte zu durchschauen. Dies sind alles Kompetenzen, die ganz offensichtlich in den Steuerungs- und Kontrollgremien der Weltwirtschaft unzureichend vorhanden waren - erst dadurch wurde eine Krise derartigen Ausmaßes möglich.


Studien von Catalyst haben schon vor Jahren gezeigt, dass die Führungsqualitäten gemischtgeschlechtlicher Kontrollgremien besser ist. Trotzdem gibt es keinerlei An-zeichen aus der Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Codex, Gender Diversity als Qualitätskriterium in die Empfehlungen des Kodexes aufzunehmen. Es ist auch hinlänglich bekannt, dass Postenhäufung ein verbreitetes Phänomen ist, nicht nur in Deutschland. Gleich und gleich gesellt sich gern - das Old Boys Net-work funktioniert zuverlässig, wenn mal wieder ein Pöstchen zu besetzen ist. Die Abwesenheit von Frauen führt dazu, dass die Männer unter sich bleiben; verbunden mit der Ämterhäufung führt das dazu, dass sie in großem Maßstab miteinander verflochten und verwoben sind - in einem gigantischen Netzwerk, in dem Risikokontrolle ersetzt wird durch den Grundsatz: "Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus".
Aufsichtsrätinnen großer Unternehmen berichten, wie sie immer wieder die Einzigen sind, die unbequeme Fragen stellen und Gutachten und Nachweise fordern, bevor sie einem Vorschlag zustimmen, der ohne sie einfach durchgewunken worden wäre. Es ist wohl auch kein Zufall, dass Skandale wie die von Enron oder Worldcom von Frauen aufgedeckt wurden. Aber so, wie eine Schwalbe noch keinen Frühling macht, so kann eine einzelne Frau nicht das Abstimmungsverhalten in Aufsichtsgremien verändern. Auch die Studie von McKinsey zeigt, dass eine Mindestanzahl von drei Frauen notwendig ist, um die dramatisch positiven Effekte in den wirtschaftlichen Ergebnissen zu erreichen. Hier kommt die Quote ins Spiel. Macht wird nicht freiwillig geteilt. Die auf Freiwilligkeit basierende Vereinbarung zwischen den Spitzenverbänden der Wirtschaft und der Bundesregierung bilanziert folgerichtig Jahr für Jahr die ausbleibende Veränderung in Deutschlands Führungsetagen. Microsoft - mit vier Müttern in der deutschen Geschäftsleitung - bleibt eine einsame Ausnahme.
Jede Krise birgt eine Chance auf systemische Veränderungen. Die Wirtschaftskrise schafft ein Zeitfenster, das wir nutzen können, um die Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft auf ein neues Niveau zu heben. Wir brauchen ein Gleichstellungsgesetz für die Privatwirtschaft und eine Geschlechterquote für Aufsichtsräte. Da Aufsichtsräte wiederum Vorstände berufen, bringen mehr weibliche Aufsichtsräte mittelfristig auch mehr Frauen in die Vorstände - auch hier hält Deutschland einen traurigen Negativrekord. Es ist anzunehmen, dass außerdem ein weiterer Schandfleck blasser werden wird - der Gehaltsunterschied von 23 Prozent zwischen Männern und Frauen.
Um die Quote bis 2013 umsetzen zu können, brauchen wir jedoch auch mehr Trans-parenz, in erster Linie Qualitätsstandards für die Besetzung derartiger Positionen. Weiterhin braucht es eine nationale Datenbank mit geeigneten Kandidatinnen, die diesen Qualitätsstandards entsprechen - damit sich kein Vorstand mehr herausreden kann, es hätte ja keine qualifizierte Frau gegeben. Last but not least können deutschlandweite Qualifikationsprogramme nach norwegischem Vorbild dazu beitragen, dass wir dieses Ziel genauso problemlos erreichen wie Norwegen - dort gibt es aktuell 44 Prozent Frauen in Aufsichtsräten, eine freiwillige Übererfüllung der Quote.

http://www.taz.de/!32235/

"Da hilft nur Teflon"
Wie sollen wir mit Hasskommentaren umgehen? Wie wichtig ist Anonymität? Ein Gespräch mit der Transparenz-Verfechterin Anke Domscheit-Berg.

Anke Domscheit-Berg
DIE ZEIT: Frau Domscheit-Berg, Sie sind dafür, dass jeder im Netz alles sagen darf, und zwar anonym. Was soll gut daran sein, im Internet anonym herumzupöbeln?
Anke Domscheit-Berg: Um eines gleich klarzustellen, es geht nur um freie Meinungsäußerungen, die nicht gegen geltendes Recht verstoßen. Und Pöbeleien sind nie gut, ob online oder offline. Als bekennende Feministin weiß ich, wie es ist, beschimpft zu werden, unter der Gürtellinie, auf sexistische Weise. Das trifft mich, trotzdem muss ich damit umgehen.

ZEIT: Wir müssen als Gesellschaft Shitstorms, Cybermobbing, Hassmails einfach hinnehmen?
Domscheit-Berg: Nein, wir müssen im Umgang miteinander mehr Kultur zeigen. Im Netz ist das manchmal noch ein bisschen zu ruppig. Wir stehen erst ganz am Anfang der digitalen Gesellschaft, und ich hoffe, dass wir virtuelle Empathie lernen.
ZEIT: Wie lernt man virtuelle Empathie?
Domscheit-Berg: Durch Erfahrung, auch durch schlechte.
ZEIT: Was raten Sie Menschen, die im Netz zur Zielscheibe von Zorn oder sogar Hass werden?
Domscheit-Berg: Manchmal hilft nur, sich eine Teflonschicht zuzulegen. Ich habe mir angewöhnt, viele ätzende Kommentare nicht mehr zu lesen. Sich dieses Zeug anzutun, dazu gehört schon ein gewisser Masochismus.
ZEIT: Das sagen Sie auch einer Frau wie jener Berliner Islamwissenschaftlerin, die nicht mehr im Fernsehen auftritt, weil sie die anschließenden anonymen Beschimpfungen im Netz nicht länger erträgt? Das ist doch fatal für die Demokratie.
Domscheit-Berg: Ja, das ist furchtbar.
ZEIT: Also kann das doch keine Debattenkultur sein, die Sie sich wünschen.
Domscheit-Berg: Ich wünsche mir ja eine bessere! Aber wir werden nie eine Gesellschaft haben, in der jeder Mensch völlig diskriminierungsfrei sagen kann, was er denkt. Dennoch sind mir das hohe Gut der freien Meinungsäußerung und der Schutz der Anonymität wichtiger als mein Interesse daran, keinen Shitstorm zu erleben.
ZEIT: Warum ist Ihnen Anonymität so wichtig?
Domscheit-Berg: Anonymität ist für viele Menschen ein Garant, ihre Meinung frei zu äußern. In der realen Welt muss mancher Repressalien fürchten oder ist vielleicht auch nur zu feige, anderen seine Meinung zu sagen. Im Internet kann er dank der Anonymität offen sein.
Seite 2/3:
"Es ist naiv, zu meinen, gesellschaftliche Abgründe durch Zensur ausblenden zu können."
ZEIT: Das Internet als Zufluchtsort für Menschen, die sich nicht trauen, zu sagen, was sie denken?
Domscheit-Berg: Ob die Menschen ihre Gedanken laut aussprechen oder nicht, in ihren Köpfen sind sie drin. Wir tun so, als sei alles schön rosa, als gebe es keine Konflikte. Aber das ist unehrlich. Anonymität ist für viele, die im Internet für Transparenz sorgen, eine Grundvoraussetzung, um überhaupt aktiv werden zu können. Die meisten Whistleblower...
ZEIT: ...Menschen, die vertrauliche Informationen öffentlich machen, um auf Missstände aufmerksam zu machen...
Domscheit-Berg: ...kommen aus dem Inneren von Politik, Firmen oder Organisationen, sie können Informationen nur anonym öffentlich machen. Die an die Öffentlichkeit zu bringen, ist durch das Internet einfacher geworden. Transparenz ist die beste Waffe gegen Amtsmissbrauch, Korruption und auch alltägliche Lügen.
ZEIT: Einerseits fordern Sie radikale Transparenz, andererseits absolute Anonymität. Wie geht das zusammen?
Domscheit-Berg: Ganz einfach: Ich will den gläsernen Staat, aber ich will keine gläsernen Bürger.
ZEIT: Widersprechen sich Transparenz und Anonymität nicht?
Domscheit-Berg: Nein, es geht ja um die Sache, und nicht um die Quelle. GuttenPlag, die Plattform, auf der die abgeschriebene Doktorarbeit von Karl-Theodor zu Guttenberg durchleuchtet wurde, enthält keine einzige Meinungsäußerung. Sie finden dort nur Passagen aus der Doktorarbeit und die jeweiligen Stellen aus den Originaltexten. Wozu braucht es die Information, wer die Texte auf die Seite gestellt hat?
ZEIT: Gegenfrage: Warum kann man die Texte nicht unter seinem Klarnamen einstellen?
Domscheit-Berg: Die Klarnamen spielen für den Sachverhalt keine Rolle, sie führen nur dazu, dass von der inhaltlichen Debatte abgelenkt wird. Wenn jemand sagt, im Keller dieses Hauses wird ein Kind gequält, dann ist es doch völlig egal, wer das sagt. Es geht einzig und allein um den Schutz des Kindes.
ZEIT: Wie viele, die anonym im Netz unterwegs sind, decken tatsächlich ein Verbrechen auf? Viele lassen doch einfach nur die Sau raus.
Domscheit-Berg: Im Internet zeigen sich nur die dunklen Seiten, die in unserer Gesellschaft ohnehin existieren. Es ist naiv, zu meinen, gesellschaftliche Abgründe durch Zensur ausblenden zu können.
ZEIT: Es geht doch nicht um Zensur im Netz, sondern um Verhaltensregeln. Gesicht zeigen, das gehört zum Umgang in einer Demokratie dazu.
Domscheit-Berg: Die Klarnamenpflicht hat nichts mit Mut zu tun, weil sie immer von denen gefordert wird, die auf der Seite der Stärkeren sind: vom Staat, der seine Bürger durchleuch-ten und kontrollieren will. Und von der Industrie, die das Konsumverhalten der Menschen analysieren will, um mehr zu verkaufen
ZEIT: Die Sehnsucht von Google oder Facebook nach einem gläsernen Bürger ist doch etwas fundamental anderes, als in einer demokratischen Kultur zu verlangen, mit Namen und Gesicht für die eigene Meinung einzustehen.
Domscheit-Berg: Vielleicht habe ich da eine andere Sichtweise, weil ich in der DDR sozialisiert worden bin. Für mich ist der Grundsatz, den Sie hier einfordern, das Bild eines totalitären Staates. Ich will nicht, dass irgendjemand Buch über meine Meinungsäußerungen und meine Aktivitäten führen kann.

ZEIT: Wer führt darüber Buch?
Domscheit-Berg: Sobald es technisch möglich ist, werden Staat und Unternehmen das tun. Wenn man seine Meinung nur noch mit Namen äußern dürfte, würde das dazu verführen, Profile über Bürger zu erstellen. Unsere Verfassung schützt die freie Meinungsäußerung, von einer Bindung an die Namensnennung steht da nichts. Im Übrigen finde ich es besser, Meinungen nicht immer nur im Kontext sehen zu müssen, weil dann sofort die soziale Herkunft und die persönliche Geschichte eine Rolle spielen. Die Meinungen von Frauen zum Beispiel finden weniger Gehör als die von Männern. Wenn verschleiert wird, welchen Geschlechts die Personen sind, ist dieser Nachteil eliminiert.
ZEIT: Sie selbst nutzen trotzdem Ihren richtigen Namen. Warum, wenn es so viele Nachteile bringt?
Domscheit-Berg: Ich bin jemand, der sagt: Auf in den Kampf, wir müssen uns offensiv auseinandersetzen. Aber jeder sollte das für sich selbst entscheiden können.
ZEIT: Also gilt im Internet: Jeder, wie er gerade will. Sperrt sich die Netzgemeinde deshalb so sehr gegen jede Form von Regulierung?
Domscheit-Berg: Wir sind nicht grundsätzlich gegen Regulierung, sondern gegen Regulierungsversuche, die die Freiheit des Internets einseitig einschränken. Da werden in Hinterzimmern unter dem Einfluss von Lobbyisten Gesetze wie zum Beispiel das Handelsabkommen Acta geplant, die am Volk vorbeigehen.
ZEIT: Trotzdem fanden wir es erstaunlich, dass ein Wochenende mit 50.000 Demonstranten und ein bisschen Lärm im Netz genügt haben, damit die Bundesjustizministerin ihre Haltung zu Acta revidiert hat.
Domscheit-Berg: Sie hat wohl geahnt, dass die 50.000 nur der Anfang waren. Die damals von Familienministerin Ursula von der Leyen geplanten Netzsperren haben gezeigt, was Basisdemokratie in einer digitalen Gesellschaft bewegen kann.
ZEIT: Kernkraftgegner haben Jahrzehnte protestieren müssen, um etwas zu erreichen. Die Netzaktivisten nur einen Tag. Ist es durch das Internet leichter geworden, Druck auf die Politik zu machen?
Domscheit-Berg: Eindeutig, durch das Internet können sich Menschen schneller vernetzen und mobilisiert werden. Trotzdem kam der Protest nicht plötzlich, sondern ihm ging eine längere Debatte im Netz voraus. Kommunikation funktioniert nun endlich auch von unten nach oben. Zumal durch das Internet Menschen eine Stimme bekommen, die bisher im demokratischen Diskurs keine hatten. Julia Probst ist so ein Beispiel, sie ist gehörlos, auf Twitter aber mittlerweile unter dem Namen Einaugenschmaus ein Star. Twittern ermöglicht ihr Teilhabe. Sie twittert sogar mit dem Regierungssprecher und hat so bewirkt, dass der Podcast von Angela Merkel auch in Gebärdensprache übertragen wird. Julia Probst hat Politik, wenn auch nur in einem winzigen Feld, verändert.

http://www.zeit.de/2012/10/Netz-Interview-Domscheit-Berg/seite-1

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Die ultimative Dienstleistungsoffensive des Antifeminismus

Ein bisschen Frauenhass steht jedem Mann!

wikimannia statt femipedia

Sehr schön- Dr. Anke Domscheit-Berg

Narrowitsch @, Berlin, Tuesday, 14.01.2014, 14:02 (vor 3815 Tagen) @ Oberkellner

Interessant, wo Frau Domscheit- Berg überall managend mitmischt, nicht wahr? Sie sammelt wohltönende Berufsbezeichnungen, wie andere Leute Münzen, nur muss man Domscheits Sammlung vermutlich nicht für bare Münze nehmen.Eher für ein Feigenblatt, für eine Imagestrategie auf zwei Beinen.

Wir sollten sie nicht aus den Augen verlieren, auch dann, wenn sich meine Hoffnung auf den Schwebezustand der Piratinnen im Nirwana erfüllen sollte. Frau Domscheit-Berg steht schließlich für etwas.

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Extemplo simul pares esse coeperint, superiores erunt-

Den Augenblick, sowie sie anfangen, euch gleich zu sein, werden sie eure Herren sein.

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