Wenn der Mensch zur MenschIn wird - oder:

Wieviel »Gleichberechtigung« verträgt das Land?

How much »equality« the country can stand?

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Liste Femanzen Ass. Prof. Rosa Diketmüller (Liste Femanzen)

Oberkellner @, Sunday, 26.01.2014, 11:22 (vor 3960 Tagen)

F117 Ass. Prof. Rosa Diketmüller AUT – geboren 1968 – Studium der Leibeserziehung und Geographie (Lehramt), Informatik (Lehramt), Pädagogik, Anglistik und Publizistik an der Universität Wien – Assistenzprofessorin am Institut für Sportwissenschaft der Universität Wien – Lehrtätigkeit in der Frauen- und Genderforschung – Initiatorin der Plattform „Frauen im Sport“ – Vorstand der FrauenForumLeibeserziehung - http://www.ffl.at – rosa.diketmueller@univie.ac.at - http://www.oe-s-g.at/userfiles/image/vorstand/rosa_diketmueller.jpg

Jungen nehmen Mädchen am Pausenhof Platz weg
Stereotypes Geschlechterverhalten weiterhin präsent

Wien (pte/20.04.2007/13:50) - An einem Großteil der Schulen ist immer noch ein stereotypes Geschlechterverhalten vorherrschend. So spielen Jungen zwischen sechs und 14 Jahren in der Pause Fußball, während Mädchen sich mit Seilspielen und Plaudern beschäftigen. Jungen beanspruchen dadurch in Pausenhöfen viel mehr Platz als Mädchen und drängen diese räumlich an den Rand. Zu diesem Schluss kommt das kürzlich abgeschlossene Forschungsprojekt "Schulfreie Räume und Geschlechterverhältnisse" des sportwissenschaftlichen Instituts der Universität Wien Http://zsuschmelz.univie.ac.at.

"Über die letzten Jahre hat sich trotz Gender-Mainstreaming offensichtlich wenig geändert", meint Projektleiterin Rosa Diketmüller. "Unsere Beobachtungen an 20 Volks- und Unterstufenschulen haben gezeigt, dass beide Geschlechter immer noch extrem dem klassischen Rollenbild entsprechend agieren." Geschlechterrollen-untypische Verhaltensweisen bildeten dabei eher die Ausnahme. So spielten Mädchen nur vereinzelt beim Fußball mit und waren auch kaum in Raufereien verwickelt. Die Dominanz der Ballspiele führt der Wissenschaftlerin zufolge dazu, dass das geschlechterspezifische Nutzungsverhältnis des Pausenraumes nicht aus-gewogen ist.

Die Beobachtungen der Gender-Expertin decken sich mit früheren Studien zum Geschlechterverhalten von Kindern im öffentlichen Raum, die zeigen, dass Mädchen Freiräume wie Parks, Wiesen oder Plätze viel weniger nutzen als Jungen. Besonders die eingezäunten Spielflächen in Parks werden beinahe ausschließlich von Jungengruppen dominiert, Mädchen sind dort kaum sichtbar.

Um ein ausgewogeneres Nutzungsverhalten auf dem Pausenhof zu gewährleisten, rät Diketmüller die Raumaufteilung - wenn möglich - zu verbessern und Ballspiel-Flächen nicht zum dominierenden Element zu machen. Darüber hinaus habe sich auch gezeigt, dass das Ungleichgewicht sehr wohl mit genderorientierten Maßnahmen und einer verstärkte Bewusstseinsbildung behoben werden kann. Dass Mädchen sich nicht natürlicherweise an den Rand drängen lassen, beweist Diketmüller zufolge eine ehemalige Mädchenschule, die erst seit wenigen Jahren koedukativ geführt wird. "Hier nehmen sogar die Mädchen mehr Raum in An-spruch, da sie es gewohnt sind, Platz zu haben. Im Gegensatz zu den anderen untersuchten Schulen lassen sie sich ihre Bereiche nicht durch Fußball spielende Jungen wegnehmen", so Diketmüller. (Ende)

Aussender: pressetext.austria
Redakteur: Martin Stepanek
email: stepanek@pressetext.com
Tel. +43-1-81140-308

http://www.pressetext.de/news/070420024/jungen-nehmen-maedchen-am-pausenhof-platz-weg/

"Homosexualität im Frauenfußball" - Vortrag von Dr. Rosa Diketmüller
im Rahmen der Ringvorlesung „Rund um den Frauenfußball“
an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg
Dr. Rosa Diketmüller von der Universität Wien, hält am 13. Juli 2011 ab 15.45 Uhr
ihren Vortrag "Homosexualität im Frauenfußball" im Rahmen der Ringvorlesung „Rund
um den Frauenfußball“ an der PH Ludwigsburg. Die Veranstaltung findet in Raum 1.201
statt. Der Eintritt ist frei.
Was im Männerfußball undenkbar und unmöglich scheint, wird im Frauenfußball per se
angenommen: Fußballerinnen seien lesbisch.
Die jüngsten Vorfälle bei der Frauenfußball Weltmeisterschaft in Deutschland um die
nigerianische Trainerin, die Homosexualität als schlecht verurteilt hat und ihr Team frei von lesbischen Spielerinnen sieht, verdeutlichen die Brisanz des Themas. Sie zeigen aber auch Abhängigkeiten und Zusammenhänge mit gesellschaftlichen Systemen und können auch als Marker für Akzeptanz und Toleranz gegenüber sexuellen Orientierungen einer Gesellschaft gewertet werden.
Homophobie im Sport und insbesondere im Fußball ist seit längerem ein Thema der
Forschung. Dabei geht man von der Grundannahme aus, dass traditionelle
Geschlechterordnungen auch im Sport hergestellt und perpetuiert werden. Ein Abweichen
von diesen traditionellen Vorgaben stellt daher die normale Geschlechterordnung in Frage und „bedroht“ damit auch eine der letzten „Männerbastionen“ im Sport, den Fußball.
Spannend ist daher zu sehen, wie mit dem Eindringen von Frauen in den Fußballsport
generell umgegangen wird und wurde, wie die Frauen bewertet, wie sie oftmals als Frauen oder als Fußballspielerinnen abgewertet wurden und welche Bedeutung sexuelle
Orientierungen von Spielerinnen in diesen Prozessen haben. Diskutiert wird zudem,
inwieweit der Mythos der lesbischen Fußballspielerin zutrifft. Am Beispiel verschiedener Studien wird nachgezeichnet, welche Bedeutung der Fußballsport für lesbische Frauen hat.
Gerade die Sicht der lesbischen Spielerinnen selbst kann einen wichtigen Beitrag zu einem erweiterten Verständnis liefern und einen weiteren Meilenstein gegen Homophobie im Fußball/Sport und in der Gesellschaft markieren. Spannend ist daher auch zu sehen, wie Sportpolitik und Sportorganisationen in jüngster Zeit das Thema aufgegriffen haben.
Bei inhaltlichen Fragen wenden Sie sich bitte an:
Prof. Dr. Annette Hofmann
Abteilung Sport
Pädagogische Hochschule Ludwigsburg
Tel. 07141/140-766
NetteHof@ph-ludwigsburg.de
Text und Bild zur freien redaktionellen Verwendung.
http://www.ph-ludwigsburg.de/fileadmin/subsites/9i-verw-t-01/user_files/Pressemitteilungen/2011/PM_Homosexualitaet_im_Frauenfussball_-_Ringvorlesung_Rund_um_den_Frauenfussball_20110711.pdf


Mädchen- und frauengerechter Sportstättenbau – neue Perspektiven für die Sportstättenentwicklung
Unter dieser Überschrift fand am 16. und 17. November 2009 das 1. Kasseler Sportsymposium statt. „Zukunftsszenarien der Sportentwicklung – Ist die Zukunft des Sports weiblich?“ – zu dieser Fragestellung referierte Prof. Christian Wopp von der Universität Osnabrück zu Beginn vor einem fachlich ver-sierten Publikum, das sich aus kommunalen Gleichstellungsbeauftragten und Verantwortlichen städtischer Sportämter, aus Frauenvertreter/innen der Sportverbände- und Vereine, Architekt/innen, Stadtplaner/innen und Wissenschaftler/innen unterschiedlicher Fachrichtungen und aus ganz Deutschland zusammensetzte.
Wopp prognostizierte, dass die Deutschen in den kommenden Jahren weniger, älter, internationaler, weiblicher und dicker werden. Dies bestätigt auch die Studie „Sportvereine in Deutschland“ des Deutschen Olympischen Sportbundes: Daraus geht ganz klar hervor, dass der Anteil von Frauen und Mädchen in den kommenden Jahren in den Vereinen zahlenmäßig stark ansteigen wird – und zwar ältere und jüngere Frauen, Frauen mit und ohne Migrationshintergrund, dickere, dünnere, behinderte und nichtbehinderte. Diese Aufzählung ließe sich beliebig fortführen.
Hier gilt es nun für die Vereine eine Angebotspalette zu entwickeln, die alle diese Frauen und Mädchen anzieht und an die Vereine bindet, denn die Konkurrenz zu den kommerziellen Anbietern in den Bereichen Fitness und Wellness ist groß. Dabei sind attraktive Sportstätten, sowohl in Hallen als auch im Freien ein äußerst wichtiges Qualitätskriterium – wie wir hören, auch für sporttreibende Männer.
Beteiligte bei Neubau-Planung mit einbeziehen
Bei der Planung von Neu- und Umbauten müssen viele Aspekte bedacht werden. Planerinnen und Planer müssen die „Gender-Brille“ aufsetzen, das bedeutet gemäß der UN-Resolution von 1995, dem Amsterdamer Vertrag von 1999 und des BauGB, 2004, § 1 Abs. 6, alle Bevölkerungsgruppen in ihre Planungen einbeziehen. Kriterien wie Sicherheit im öffentlichen Raum, gute Erreichbarkeit durch öffentliche Verkehrsmittel, Aufenthaltsqualität und Partizipation sind unabdingbare Punkte, die unbedingt berücksichtigt werden müssen.
Um bei dem wichtigen Baustein Partizipation bedeutet das, alle beteiligten Gruppen einzubeziehen, die in irgendeiner Form von einem Neubau oder einer Umgestaltung betroffen sind. Die Beteiligung darf sich aber nicht nur, wie das in vielen Städten und Gemeinden üblich ist, in einer Bürgerversammlung erschöpfen. Es müssen Menschen angesprochen werden, die sich nicht öffentlich äußern wollen oder können. Hier müssen entsprechende Beteiligungselemente gefunden werden, wie etwa Straßen-Interviews, Fragebogenaktionen, persönliche Interviews etc. Nur ein Mix aus verschiedenen Instrumenten der Beteiligung führt dazu, dass alle ihre Erfahrungen und Fachkompetenzen einbringen können – nur dann werden neue Konzeptionen von einer breiten Mehrheit angenommen.
Wie wünschen sich Mädchen und Frauen „ihre“ Sportstätten?
Vor allen Dingen sicher und sauber sollen sie sein – das geht aus den zahlreichen Befragungen ganz klar hervor. Kein Mädchen und keine Frau findet es attraktiv, über einen spärlich beleuchteten Parkplatz zu einer Sportstätte laufen zu müssen. Muffige, ungepflegte Umkleideräume, Duschen mit überalterten Reihenwaschbecken, verschmutzte Toiletten – teilweise weit entfernt von der Halle – all das sind Rahmenbedingungen, die Frauen und Mädchen in die Fitness-Studios treiben.
Frauen und Mädchen ihre Sportart in einem zufriedenstellenden Umfeld ausüben können. Auf Feldern, die für Fußballtraining oder für Basketball-Spiele ausgelegt sind, wird Rückenschule oder ein Yoga-Kurs sicher weniger schnell den erwünschten Wohlfühl-Effekt bringen. Die Zeiten genormter, ausschließlich für Wettkämpfe ausgerichteter Hallen neigt sich dem Ende entgegen. Kleinere Einheiten, die für Gymnastik, Fitness und Wellness-Angebote, für Mütter und Kinder, für Migrantinnen und Ältere attraktiv sind, müssen das Gefühl von Luft und Licht vermitteln – und wie viele der am Symposium teilnehmenden Männer versicherten, würde auch ihnen so eine Sportstätte viel besser gefallen.
Mit Blick auf die Familienfreundlichkeit einer Sportstätte wurden Kriterien wie angenehme Wartemöglichkeiten in Kommunikationsbereichen für Eltern und die Möglichkeit eines (Spiel- und Bewegungs-)Raumes für die Kinderbetreuung genannt. Unterstellmöglichkeiten für Kinderwagen und ein barrierefreier Zugang zu der Sportstätte sollten – und hier ist wieder auf die Gender-Richtlinien hinzuweisen – heute bei jeder Neuplanung oder Renovierung ein Standard sein, der nicht besonders erwähnt werden muss.
Modellhafte Anlagen vorgestellt
Was das Sporttreiben im städtischen Raum angeht, wurden viele spannende Ansätze als Er-gebnisse von Studien und modellhaften Anlagen, besonders bei der Gestaltung von Schulhöfen, vorgestellt.
Prof. Rosa Diketmüller von der Universität Wien und Karin Schwarz-Viechtbauer, Direktorin des Österreichischen Instituts für Schul- und Sportstättenbau (ÖISS) Wien präsentierten gelungene Beispiele für geschlechtergerecht gestaltete Schulhöfe und Freiflächen, die bereits in die Praxis umgesetzt wurden. Die Bedürfnisse von Jungen und Mädchen wurden dabei berücksichtigt – es gibt nicht nur einen Bolzplatz mit Fußballtoren oder einem asphaltierten Freiplatz mit einem Basketballkorb. Für alle sind schöne Möglichkeiten geschaffen, die zu Spiel und Bewegung anregen: Überdachte Ecken zum Treffen und Kommunizieren, Flächen für gemeinsame (Bewegungs-)Spiele, Kletterwände, Schaukeln – nur der Wunsch der Mäd-chen nach einem Pflegepferd konnte nicht erfüllt werden.
Die Referate aus der praktischen Arbeit in Vereinen, welche die weibliche Sichtweise bereits in ihre Raumgestaltung und in die Angebotspalette eingefügt haben, gaben den wissenschaft-lich unterfütterten Erkenntnissen recht: Wo auf Frauenfreundlichkeit geachtet wurde, wo es angenehm hell, sauber und sicher ist, dort gibt es auch weiterhin Zuwächse bei den Mitgliedszahlen.
Das 1. Kasseler Sportsymposium brachte es auf den Punkt: Nur wenn alle Verantwortlichen ernsthaft bemüht sind, zu „gendern“, dann wird sich auf Dauer etwas verändern – und Frauen und Mädchen werden letztlich den entsprechenden Stellenwert in der Gesellschaft haben, der ihnen qua Grundgesetz Artikel § Abs. 2 GG zusteht: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“.
Martina Dröll

Verband für Turnen und Freizeit Hamburg © 2006 bis 2012

http://www.vtf-ham-burg.de/index.php?id=210&tx_ttnews%5BpS%5D=1349033364&tx_ttnews%5Btt_news%5D=214&tx_ttnews%5BbackPid%5D=212&cHash=6ff0a81560

Wien. "Es sollten Unterschiede gemacht werden." Elisabeth Habeler, Geschäftsführerin des Vereins "100 Prozent Sport", findet klare Worte, wenn es um die Frage der Ausbildung von Mädchen im Sport geht. "Mädchen haben andere Bedürfnisse und andere Fähigkeiten. Wenn ich nur weiß, wie ich Burschen trainiere, und das dann auf alle umlege, grenzt das Mädchen aus", sagt sie.
Der Verein "100 Prozent Sport hat in Studien in den Sportarten Tennis, Ski und Badminton herausgefunden, dass die Mädchen nach der Volksschule immer weniger Sport betreiben. Das vorherrschende Ausbildungssystem der Athleten orientiere sich an männlichen Bedürfnissen, stelle das Kämpfen gegeneinander in den Mittelpunkt. Mädchen würden mehr das Verbindende und das Miteinander suchen.

Bereits in der Studie, "Mädchen bleiben am Ball", die die Boltzmann Forschungsstelle für Politik und zwischenmenschliche Beziehungen 2003 durchgeführt hat, heißt es, dass es Mädchen weniger um den Wettkampf gehe, viel mehr stehe bei ihnen Fairness im Mittelpunkt. Außerdem kam bei dieser Befragung von 453 Mädchen im Alter von 10 bis 16 Jahren zu den fördernden beziehungsweise hemmenden Faktoren für eine aktive Teilnahme am Ballsport heraus, dass nicht so sportliche Mädchen eine Trainerin oder Lehrerin bevorzugen. Den leistungsambitionierten Mädchen fehlen dagegen weibliche Vorbilder.

So hat der Verein "100 Prozent Sport" bei einer Analyse ausgewählter Online-Sportmedien zum Beispiel herausgefunden, dass zwischen Juli 2011 und August 2011 im Schnitt sechs Prozent aller Artikel Frauen und 94 Prozent Männern gewidmet sind.
In der mangelnden medialen Repräsentation von weiblichen Vorbildern sieht auch Rosa Diketmüller, Sportwissenschafterin an der Uni Wien, einen Grund dafür, warum viele Mädchen im Alter zwischen 13 und 15 Jahren aufhören, sich in der Freizeit in einem Verein sportlich zu betätigen. Dadurch haben Mädchen eine geringere Zielorientierung: Für sie ist es weniger attraktiv, in den Leistungssport zu gehen. Gibt es einmal mediale Vorbilder, dann verdienen diese meistens weniger als ihre männlichen Kollegen.
Daneben gibt es auch zu wenige Trainerinnen, als dass diese eine Vorbildrolle übernehmen könnten, um die Mädchen für diese Seite der sportlichen Weiterbetätigung zu interessieren. "In den unteren Bereichen sind es zwar noch zu zwei Dritteln Frauen, die Übungsleiterinnen sind", so Diketmüller: "Je höher aber die Positionen, je mehr es um Geld, Einfluss und Macht geht, desto weniger Frauen sind dabei vertreten, weltweit beträgt der Anteil an Frauen in höheren Trainingspositionen 15 bis 25 Prozent."

http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/sport/sportpolitik/442026_Wo-sind-die-Maedchen.html

DIKETMÜLLER: FRAUEN IN ENTSCHEIDUNGS- UND FÜHRUNGSEBENEN IN SPORTGREMIEN UNTERREPRÄSENTIERT


Wien, 26. Juni 2001 (ÖVP-PK) Die Beteiligung von Frauen im Sport
ist mittlerweile sehr gut, und auch deren Erfolge sind beachtlich.
Hinsichtlich der Beteiligung von Frauen in Entscheidungs- und
Führungsebenen des organisierten Sports besteht allerdings eine
Diskrepanz. Frauen sind im organisatorischen Sportbereich eher in
unteren Bereichen tätig. Zudem wirke das "Bild des Sports" eher
männlich. In Funktionärskreisen gebe es viele Männer. "Wir brauchen
aber Frauen in den Sportgremien, um eine vollständige und andere
Sichtweise zu erhalten. Frauen müssen auch präsent sein", forderte
heute, Dienstag, Univ. Ass. Dr. Rosa Diketmüller vom Institut für
Sportwissenschaft der Universität Wien bei der ÖVP-Klubenquete
"Sport.Stark.Weiblich" im Parlament. ****
"Sportliche Führungseigenschaften werden in anderen Gremien oft
als aggressiv gedeutet", führte Diketmüller einen Grund für die
Unterrepräsentanz an. "Auch heute ist bei 56 Fachverbänden in
Österreich lediglich eine Frau Präsidentin, seit 1999 ist erstmals
eine Frau Präsidentin eines der drei Dachverbände. Da stimmt
irgendetwas nicht. Je höher die Ebene im Sport, desto weniger sind
Frauen anzutreffen oder werden dorthin vorgelassen", so Diketmüller,
die auch darauf hinwies, dass es zu wenig weibliche Trainerinnen
gebe.
Bereits 1991 hat sich Österreich im Rahmen des Osloer Vertrages
zur Umsetzung von Maßnahmen zur Frauenförderung im Sport
verpflichtet. Diketmüller verwies auf eine Studie der Europäischen
Arbeitsgruppe "Women in Sport", die 1995 im Rahmen der XII.
Europäischen Sportkonferenz in Wien/Budapest präsentiert wurde. Diese
zeigte auf, dass Österreich als eines der wenigen Länder Europas
nahezu keine der Hauptforderungen von Oslo erfüllt hatte. Die
Ergebnisse wurden in einem Ranking der 24 europäischen
Unterzeichnerländer zusammengefasst. Österreich lag bei der
"Überprüfung" 1995 an 17. Stelle mit nur acht von maximal 19 Punkten
(1993 gar nur am 22. Platz). Diketmüller weiter: "Das ist recht weit
hinten. Die maßgeblichen Gründe für die schlechte Reihung lagen
darin, dass Österreich keine Frauenförderpläne formuliert, keine
Frauensport-Arbeitsgruppe aufgebaut, keine Forschung oder Studien zur
Erhebung oder Verbesserung der Situation der Frauen im
österreichischen Sport angeregt oder vergeben und keine finanziellen
Maßnahmen für eine explizite Frauenförderung bereitgestellt hatte."
Erst 1999 wurde die Arbeitsgruppe Frauen im Sport in der
österreichischen Bundessportorganisation verankert, seit 1996 gibt es
einen eigenen Budgetposten zur Frauenförderung sowie erste Studien
und Mentoring-Programme.
Es müsse noch einiges getan werden, um Mädchen und Frauen die
Chance zur Weiterentwicklung des Sports zu geben. Auch in den Köpfen
der Gesellschaft müsse sich etwas ändern. "Wenn Frauen und Mädchen
vermehrt eingebunden werden, ist dies auch für die Sportvereine eine
Chance, sich in die richtige Richtung weiter zu entwickeln", schloss
Diketmüller.

http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20010626_OTS0177/diketmueller-frauen-in-entscheidungs-und-fuehrungsebenen-in-sportgremien-unterrepraesentiert

Sportwissenschafterin Rosa Diketmüller sprach mit die-Standard.at über den "Zukunftsmarkt Frauenfußball" und die Situation von Fußballspielerinnen in Österreich

dieStandard.at: Hierzulande wird Frauenfußball kaum wahrgenommen – ganz anders hingegen ist die Situation in den skandinavischen Ländern oder in den USA, wo Women’s Soccer wesentlich populärer und auch medial präsent ist. Warum ist Frauenfußball gerade dort um so vieles erfolgreicher?
Diketmüller: Der Unterschied zu den USA ist so erklärbar, dass es dort eine andere männliche Sportart gibt, die unserem Fußball vergleichbar ist, nämlich Baseball. Soccer ist in den USA etwas für "Weicheier", für Frauen und Familien, und nicht etwas, was "wahre" amerikanische Männer spielen. Daher war es für Frauen möglich, in dieser Sportart aktiv zu sein – eben weil sie keine Konkurrenz für die Männer darstellten. Ein weiterer Grund für die Popularität des Frauenfußballs in den USA ist, dass er in den Colleges gespielt wird. Dort gibt es den Gleichheitsparagraphen, der besagt, dass Männer und Frauen, Jungen und Mädchen im Bildungsbereich, und damit auch in der Ausbildung aller Sportarten, absolut gleich behandelt werden müssen. Dadurch war es für Frauen auch so leicht, in diese Sportart hineinzugehen.
dieStandard.at: Wann hat die Professionalisierung des Frauenfußballs in den USA einge-setzt?
Diketmüller: Als Mitte der 90er Jahre die Fußball-WM der Männer in Amerika stattfand, gab es die Überlegung vorher die Frauen spielen zu lassen, quasi als "Testspiel". Man hatte nicht damit gerechnet, dass die Frauen derart gut spielen. 1999 fand dann dieses legendäre Frauen-fußball-WM-Spiel in den USA statt. Ich war selbst zu der Zeit drüben, es war unglaublich. Das Spiel war nirgends zu übersehen, alle sind an den Fernsehgeräten gesessen. Das hat einen regelrechten Boom ausgelöst, die Fußballerinnen waren auf der Titelseite sämtlicher Zeitungen und Top-Journals zu sehen.
Das hat sich aber in letzter Zeit ein wenig geändert – die US-Fußballspielerinnen hatten ja eine eigene Profi-Liga, die WUSA, gegründet, die jetzt aber leider aufgelöst wurde, aus öko-nomischen Gründen. Nichtsdestotrotz ist es ein boomender Bereich, bis zu 100.000 Leute schauen sich dort Frauenfußballspiele bei Großereignissen wie der WM an. Das sind Zahlen, die es in Österreich und in Europa in der Form einfach nicht gibt.
dieStandard.at: Frauen scheinen immer dann traditionell männliche Sportdomänen zu erobern, wenn die Männer fehlen – ich denke etwa an das "Goldene Zeitalter des Frauenfußballs" in England während des 1. Weltkrieges oder auch an den Frauenbaseball in den USA während der 1940er Jahre. Mit der Rückkehr der Männer wurden die Frauen auch wieder schnell aus diesen Bereichen verdrängt.
Diketmüller: Zumindest lassen sich die Phänomene so deuten. Der Drang, alte Hierarchien und Ordnungen wieder herzustellen, wird gerade im Sport leicht sichtbar. Man sieht hier sehr klar, wer in die Sportfelder reingehen kann und wer nicht.
dieStandard.at: Interessant ist auch, dass der Großteil der US-Fußballerinnen aus der weißen Ober- und Mittelschicht gestellt wird bzw. Frauenfußball besonders in eben diesen Schichten rezipiert wird. Lässt sich das auch für den deutschsprachigen Raum feststellen?
Diketmüller: In Österreich gibt es einige Studien, die dieses Phänomen untersucht haben. Auch hier kommen Fußballerinnen weitgehend aus der Oberschicht, mit höherem Bildungsabschluss. Möglicherweise lässt sich das so erklären, dass sich Frauen dann in ein männerdominiertes Feld begeben, wenn sie auch mit bestimmten Fähigkeiten ausgestattet sind, sich zu behaupten und sich durchzusetzen. Allerdings ist das nur eine These.
dieStandard.at: Sie haben die Situation des Frauenfußballs in Österreich einmal mit den Schlagworten zusammengefasst: "Keine Anerkennung, keine mediale Präsenz, keine Sponso-ren". Wie sieht die derzeitige Situation für heimische Fußballspielerinnen aus?
Diketmüller: In den letzten Jahren gab es durchaus Ansätze innerhalb des ÖFB, den Stellenwert des Fußballs für Frauen herauszuheben, doch im Vergleich zu dem, was alles im Männerfußball inszeniert, geplant und an Projekten getätigt wird, sind die Bemühungen um den Frauenfußball in Österreich vergleichsweise gering anzusehen.
Im Bildungsbereich gibt es einige Versuche, in diese Richtung zu gehen, z.B. wird zur Zeit in einem Modellversuch in Essling eine Fußballschule im 22. Bezirk in Wien eingerichtet. Über Aufnahmeprüfungen werden hier Mädchen und Jungen zu etwa gleichen Anteilen ausgewählt, die in Kooperation mit einem Fußballverein das fußballerische Können steigern möchten. Dieser Modellversuch funktioniert sehr gut, die Mädchen profitieren extrem von dieser Kooperation und zeigen tolle Leistungen. Gerade die verstärkte Einbindung des Fußballsports für die Mädchen in der Schule wäre ganz wichtig. Das ist meiner Meinung nach auch einer der Gründe, warum Frauenfußball in Österreich so wenig populär ist im Vergleich zu Deutschland oder Norwegen, wo mehr Mädchen als Jungen Fußball spielen. Dort wird Sport nicht geschlechterhomogen, sondern koedukativ unterrichtet. Wenn in österreichischen Schulen mit Mädchen Fußball gespielt wird, hat es sehr häufig noch den Touch "Spielen wir halt einmal Fußball", und dann ist das wieder abgehakt. Lehrerinnen und Leibeserzieherinnen wurden bislang auch nicht dazu ausgebildet, es gab für diese kein Pflichtfach Fußball.
dieStandard.at: Spielen Mädchen anders Fußball als Jungen? Bräuchte es in der Vermittlung eventuell unterschiedliche Zugangsweisen?
Diketmüller: Mädchen spielen kaum Fußball im öffentlichen Raum. Sie neigen eher dazu sich erst dann zu zeigen, wenn sie es halbwegs können. Da gibt es schlichtweg Erfahrungsdefizite. Burschen dagegen bekommen, noch bevor sie richtig laufen können, schon den ersten Fußball und werden darauf hin sozialisiert zu spielen. In Pädagogik-Kreisen wird durchaus diskutiert, ob es andere Strukturen und Methoden braucht, um es den Mädchen schmackhaft zu machen. Das Interesse ist enorm groß, aber es gibt trotzdem wenig Theorien dazu. Was es auf jeden Fall braucht, ist zu schauen, wo die Handlungsbedürfnisse liegen, damit Mädchen diese fehlenden Erfahrungen nachholen können.
dieStandard.at: In Deutschland haben sich im letzten Jahr mehr Menschen das Frauenfußball-WM-Finale gesehen als das EM-Qualifikationsspiel der Männer am Tag davor. Hatte der WM-Titel der deutschen Fußballerinnen im letzten Jahr auch positive Effekte für den Frauenfußball in Österreich?
Diketmüller: Am Abend des WM-Endspiels gab es in den österreichischen Medien keine einzige Meldung, dass das Finale der Frauen stattfindet – es war einfach nicht präsent. Insofern denke ich nicht, dass für Österreich jetzt schon direkte Auswirkungen sichtbar werden. Ich denke aber, dass das Selbstverständnis der Frauen, die Fußball spielen, ein besseres ge-worden ist.
dieStandard.at: Die FIFA hat angesichts der hohen Wachstumsraten vorausgesagt, dass in zehn Jahren ebenso viele Frauen wie Männer Fußball spielen werden und spricht vom "Zukunftsmarkt Frauenfußball". Wie ist ihre Einschätzung?
Diketmüller: Es wäre ein absoluter Zukunftsmarkt. Die Hälfte der Weltbevölkerung ist nicht oder nur marginal in diese Sportart involviert, ich glaube aber nicht, dass es so schnell gehen wird. Die Verantwortlichen unterschätzen, welche Chancen und Möglichkeiten darin liegen – aber dann müssten sich auch noch die Bilder in den Köpfen verändern. Erst wenn sich auch Männer Frauenfußball anschauen, sind Sponsoren daran interessiert einzusteigen, denn nur dann bringt es für sie auch Profit, Einschaltquoten und Werbewirksamkeit – das ist die Krux daran.
dieStandard.at: Ein anderer Aspekt ist die geringe Zahl an Journalistinnen in den Sportmedien, insbesonders Fußballreporterinnen.
Diketmüller: Ich kenne kaum Sportreporterinnen bzw. sind diejenigen, die mir bekannt sind, eher in den traditionelleren Frauensportarten oder "neutralen" Sportbereichen sichtbar. Derzeit gibt es in Salzburg eine Ausbildung im Sportjournalismus, allerdings habe ich in den Studienplänen keinen Punkt gefunden, der Geschlechterperspektiven explizit angesprochen hätte. Man argumentiert ja auch oft, dass man den Frauenfußball in die männlichen Strukturen einbinden müsse, ihn in die "normale" männliche Art und Weise der Präsentation integrieren sollte, um der weiblichen Sportart Bedeutung zu geben und ihn attraktiv zu machen. In USA war es beispielsweise auch ein Mann, der 1999 die Endpiele im Frauenfußball moderiert hat. Es reicht aber nicht, Frauen einfach nur hineinzusetzen – es bedarf auch einer Absichtserklärung der Institutionen, das auch durchzuhalten und mitzutragen.
dieStandard.at: Welche Relevanz spielt das Internet angesichts der Unsichtbarkeit des Frauenfußballs in den traditionallen Medienkanälen?
Diketmüller: Die Recherchen für die Erstellung meines Artikels im "Global Players"-Band waren weitgehend nur über Internet möglich. Es ist schon schwierig genug, den Frauen auch nur die Rahmenbedingungen für das normale Fußballspiel zu ermöglichen, da gibt es kaum Geld, um eigene Fan-Magazine und Zeitschriften herauszugeben, zumindest nicht im österreichischen Raum. Das Internet bietet hier die Möglichkeit, zumindest die aktuellsten Spielergebnisse nachzulesen, sonst bekomme ich diese Information einfach nirgends. Insbesonders die US-amerikanischen Seiten sind da sehr professionell aufgebaut.
dieStandard.at: Der Transfer der Ware "Fußballer" hat in der letzten Zeit gigantische Dimensionen angenommen – wie ist die Situation im Frauenfußball?
Diketmüller: Es gibt schon die absoluten Topspielerinnen wie Mia Hamm, aber es sind nur einige wenige, die auch persönlich Gelder daraus ziehen können. Die USA hat zwar die Topfußballerinnen der Welt gekauft, aber Transfersummen wie jene von Beckham wären im Frauenfußball in der Form absolut undenkbar.
dieStandard.at: Zum Abschluss würden wir noch gerne erfahren: Wer ist Ihre Lieblingsfußballspielerin?
Diketmüller: Mia Hamm und Tiffeny Millbrett haben mich sehr fasziniert, ebenso die chinesische Spielerin Sun Wen. Das Duell China gegen USA bei der WM 1999 war schon sehr spannend.
dieStandard.at: Und Ihr Tipp für die EM?
Diketmüller: Auch wenn es nicht sehr realistisch ist – Holland!
von Gastautorin Vina Yun
Literaturtipp:
Rosa Diketmüller: „Frauenfußball im Zeitalter der Globalisierung – Chancen und Risiken“, in: Michael Fanizadeh/Gerald Hödl/Wolfram Manzenreiter (Hrsg.), „Global Players. Kultur, Ökonomie und Politik des Fussballs“, HSK 20 Internationale Entwicklung, Frankfurt/Wien: Brandes & Apsel/Südwind 2002.

http://diestandard.at/1706536

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