Liste Femanzen Renata Berlin (Liste Femanzen)
F119 Renata Berlin - Mathematik- und Physiklehrerin an einer Frankfurter Gesamtschule – seit 2004 Frauenbeauftragte für Lehrkräfte beim Staatlichen Schulamt für die Stadt Frankfurt am Main – r.berlin@f.ssa.hessen.de – ihre Stellvertreterin ist Renate Schnur-Hermann - r.schnur@f.ssa.hessen.de – renata.berlin@t-online.de - http://www.gew-hessen.de/uploads/pics/Bild_Renata_Berlin.jpg
In der Regel werden Jungen und Mädchen an deutschen Schulen in „gemischten“ Klassen gemeinsam unterrichtet. Immer wieder jedoch fordern Pädagogen und Bildungspolitiker, die Geschlechter auch mal zu trennen, um auf geschlechtsspezifische Unterschiede besser eingehen zu können. Eine echte Chance oder unnötige Diskriminierung? echt hat nachgefragt. Wer aus der Kirche ausgetreten ist, hat damit im Grundsatz auch den Anspruch auf kirchliche Amtshandlungen aufgegeben. Doch unsere Kirche sieht bei Bestattungen Ausnahmen vor. Zum Beispiel wenn das Gespräch mit den Angehörigen eine solche aus seelsorgerlichen Gründen nahelegt. Sollte man diesen Freiraum großzügig nutzen oder ist eher Zurückhaltung angebracht? echt hat nachgefragt.
Pro
Renata Berlin ist Lehrerin und Frauenbeauftragte für Lehrkräfte beim Staatlichen Schulamt für die Stadt Frankfurt am Main.
Es gibt Situationen, in denen es sinnvoll ist, Mädchen und Jungen in getrennten Klassen oder Gruppen zu unterrichten. Etwa im Sozial- oder Gesellschaftskundeunterricht, wenn es darum geht, dass sie über ihre Rollen als junge Frauen und junge Männer reden. Gerade in der Pubertät kann so etwas helfen, die eigene Geschlechterrolle zu finden. An einigen Schulen werden daher zum Beispiel sogenannte „Mädchenkonferenzen“ abgehalten. Nicht selten äußern die Schülerinnen selbst diesen Wunsch.
Geschlechtertrennung ist ebenfalls sinnvoll, wenn es um Fächer geht, in denen die unterschiedliche körperliche Entwicklung von Jungen und Mädchen den Unterricht beeinflusst. Das ist zum Beispiel im Sportunterricht in den Klassen 7 bis 10 der Fall. Getrennter Unterricht kann die Chance bieten, gezielt auf die unterschiedlichen Interessen einzugehen und eine breitere Palette an Angeboten zu machen. Auch im Informatikunterricht kann Geschlechtertrennung sinnvoll sein, da der Umgang mit Computern sich stark unterscheidet: Mädchen be-nutzen ihn als Arbeitsgerät, Jungen als Spielgerät, Mädchen lesen Anleitungen, Jungen pro-bieren drauflos.
Hilfreich sein kann eine Trennung nach Geschlechtern im Physikunterricht in der Mittelstufe. Es gibt ein differentes Verhalten beim Experimentieren: Oftmals hantieren die Jungen von selbst rum, während Mädchen eher Ergebnisse notieren oder aufräumen. Gleichzeitig zeigt sich das Phänomen einer klaren Rollenzuschreibung, die da lautet: Ein Mädchen, das anerkannt werden will, interessiert sich nicht für Physik. Studien zeigen, dass eine Geschlechtertrennung im Unterricht diese Mechanismen ausschaltet und die Beschäftigung mit dem Thema fördert. Danach – in gemischten Kursen in der gymnasialen Oberstufe – sind Mädchen, die getrennt unterrichtet wurden, oftmals stabiler und treten auch chaotisierenden Jungs selbstbewusst gegenüber.
Contra
Peter Natus ist Studienrat am Gymnasium Eltville und Vorsitzender des Pädagogischen Aus-schusses des Hessischen Philologenverbandes.
Eine Geschlechtertrennung im Unterricht ist nicht sinnvoll, da Mädchen und Jungen zunächst einmal den Umgang miteinander kennenlernen und lernen müssen. Daher ist gemeinsamer Unterricht ein immens wichtiger Bestandteil der Sozialisation. Auch nach der Schule – im Beruf oder auf der Universität – müssen Männer und Frauen zusammenarbeiten. Daher macht es auch keinerlei Sinn, Jungen und Mädchen gerade in der Phase der Pubertät zu trennen.
Reine Mädchen- oder Jungenkurse einzurichten halte ich in gewisser Weise für diskriminie-rend, denn sie fördern und verfestigen Klischees und Rollenzuschreibungen. Wenn man ein Geschlecht zum Beispiel in einem Fach besonders fördert, tut man dies immer auf Basis der Annahme, es gebe aufgrund des Geschlechtes automatisch Defizite. So wird beispielsweise unterstellt, Mädchen hätten Schwierigkeiten mit Mathematik oder Jungen hätten Probleme mit dem Lesen von Büchern. Vielmehr gilt es jedoch, im gemeinsamen Unterricht auf geschlechtsspezifische Bedürfnisse einzugehen, zum Beispiel Jugendbücher so zu wählen, dass beide Geschlechter zu ihrem Recht kommen, etwa mit allen auch einmal typische Mädchen- und Jungenliteratur zu lesen.
Gerade in der Pubertät ist es wichtig, dass Jungen und Mädchen die unterschiedlichen Interessen des anderen Geschlechtes wahrnehmen und kennenlernen. Aufgrund von Studien lässt sich die Unterstellung, dass Schülerinnen und Schülern, die nach Geschlechtern getrennt unterrichtet wurden, automatisch bessere Ergebnisse erzielen, nicht nachweisen. Die Debatte darum überdeckt dabei vielmehr das eigentliche Problem, nämlich dass wir für bessere Lernerfolge kleinere Klassen brauchen.
Aufgezeichnet von: Jörn Dietze
http://www.echt-online.de/archiv/echt2010_2/1002_meinung.html
Auf Initiative der Frauenbeauftragten für Lehrkräfte an Frankfurter Schulen gibt es seit Herbst 2000 ein Netzwerk der Ansprechpartnerinnen für Frauenfragen („schulische Frauenbeauftragte“).
Diese Frauen werden in den einzelnen Schulen von der Lehrerinnenversammlung oder der Gesamtkonferenz gewählt beziehungsweise bestätigt. Manchmal handelt es sich um Frauen aus dem Schulpersonalrat.
Die Ansprechpartnerinnen für Frauenfragen halten Kontakt zur Frauenbeauftragten für Lehrkräfte am Staatlichen Schulamt Frankfurt am Main und informieren das Kollegium über Geschlechterdemokratie, Frauenförderung und Gender Mainstreaming. In umgekehrter Richtung leiten sie Anregungen zu diesen Themen aus der Schule an die Frauenbeauftragte weiter.
Was diese Frauen darüber hinaus tun, hängt von der konkreten Situation in der jeweiligen Schule und vom Engagement der einzelnen Kollegin ab. Weitere Themen sind Vereinbarung von Familienarbeit und Beruf oder Arbeitsbedingungen am Arbeitsplatz Schule. Sie achten beispielsweise auch darauf, dass die Dienstvereinbarung mit dem Staatlichen Schulamt Frankfurt über den Umfang der Arbeitsverpflichtung der Teilzeitbeschäftigten eingehalten wird oder Kolleginnen und Schülerinnen in Fällen von sexueller Belästigung Unterstützung erfahren. Bei der Besetzung der schulinternen Stellenausschreibung kommt ihnen eine besondere Verantwortung zu: Sie werden zur stellvertretenden Frauenbeauftragten offiziell ernannt und nehmen in dieser Funktion am Verfahren teil.
Auch bei der Übertragung von besonderen Aufgaben in der Schule (§ 17 der Dienstordnung für Lehrkräfte) vertreten sie die Frauenbeauftragte. Sie unterstützen Kolleginnen teilweise bei der Karriereplanung und achten bei Beförderungen auf gerechte Chancen für Frauen. Bei der Arbeit am Schulprogramm versuchen sie das Thema Geschlechterdemokratie und Gender Mainstreaming zu implementieren.
Die Ansprechpartnerinnen treffen sich regelmäßig zwei bis drei Mal im Schuljahr. Sie werden dann von der Frauenbeauftragten über neue Entwicklungen informiert, besprechen gemeinsam ihre Aufgaben und bilden sich in den oben genannten Themen fort.
Das neueste Projekt ist die Entwicklung einer Dienstvereinbarung zwischen der Schulleiterin oder dem Schulleiter und dem Personalrat über deren Zusammenarbeit mit der schulischen Frauenbeauftragten vor Ort. Das Netzwerk hat sich seit den Anfängen im Jahre 2000 stetig ausgeweitet. Von ungefähr 160 Frankfurter Schulen haben mittlerweile 98 eine schulische Frauenbeauftragte.
Sowohl aus der Sicht der Frauenbeauftragten am Staatlichen Schulamt Frankfurt als auch aus der Sicht der schulischen Frauenbeauftragten hat sich die Zusammenarbeit sehr positiv entwickelt; beide Seiten profitieren von diesem Informationsaustausch. Begründete Hoffnung besteht, dass noch mehr Schulen – insbesondere wenn Kollegien mehrheitlich aus Frauen bestehen – dazu kommen werden. Dort erachten wir gleichfalls eine schulische Frauenbeauftragte für sinnvoll. Denn auch an diesen Schulen gibt es einen Fragenbedarf zu Arbeitsbedingungen und Elternzeit oder zu den geschlechtsspezifischen Auswirkungen der Ergebnisse aus der PISA- oder IGLU-Studie.
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Die ultimative Dienstleistungsoffensive des Antifeminismus
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