Wenn der Mensch zur MenschIn wird - oder:

Wieviel »Gleichberechtigung« verträgt das Land?

How much »equality« the country can stand?

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Liste Femanzen Dr. Christa Wichterich (Liste Femanzen)

Oberkellner @, Monday, 24.02.2014, 15:28 (vor 3777 Tagen)

F136 Dr. Christa Wichterich – geboren 1949 in Brühl (NRW) - freiberufliche Soziologin und Publizistin und Gutachterin in der Entwicklungszusammenarbeit – Mitglied des Women in Development Europe (WIDE) – christawic@aol.com - http://christa-wichterich.de - wichterich@femme-global.de - wichterich@uni-kassel.de - www.http://www.dampfboot-verlag.de/images/Autoren/Wichterich-Christa.jpg

„Die Krise ist nicht geschlechtsneutral – folglich sind auch die Rettungsansätze nicht geschlechtsneutral“, so weiter die Soziologin und Publizistin Christa Wichterich, die hier eindrucksvoll ihr Szenario darlegte. Struktureller Wandel ist gefragt: eine generelle Umverteilung und Umbewertung von Arbeit, Beseitigung von 23% Lohnunterschied in Deutschland, 50% Frauen gehören in Führungspositionen in Politik und Wirtschaft, Gewalt gegen Mädchen und Frauen weltweit ächten und beseitigen, einen gesetzlichen Mindestlohnes und bedingungsloses Grundeinkommen gegen Frauenarmut einführen…, so lauten einige Vorschläge aus ihrem Katalog.

http://filia-frauenstiftung.de/index.php?id=885

Warum Frauen nicht die besseren Kapitalistinnen sind und die Krise zeigt, dass auch der Markt ein vergeschlechtlichter Prozess ist, erklärt die Soziologin Christa Wichterich im dieStandard.at - Interview
Vor einem Jahr krachte es an den Börsen. Seither wurden Ursachen für die Krise gesucht, eine Suche, die schon mal US-BürgerInnen, die ja unbedingt alle eine Häuschen gebraucht hätten oder die allzu risikobereite "männliche" Stimmung auf den Finanzmärkten in den Fokus nahm. Geschlechtsspezifische Rollenzuschreibungen mussten schon des Öfteren für Krisen- Analysen herhalten. Derweil steigen die Arbeitslosenzahlen beträchtlich und viele Unternehmen führen vor dem Hintergrund der Krise Flexibilisierungen und Lohnkürzungen ein. Beate Hausbichler sprach mit der Soziologin Christa Wichterich über den Krisen-Diskurs im letzten Jahr, vergeschlechtlichte Märkte und die derzeitige "Chance" für Unternehmen zu flexibilisieren.

dieStandard.at: Seit Beginn der Wirtschaftskrise werden Frauen gerne als die "besseren" Kapitalistinnen vorgeführt - weniger risikobereit, teamfähiger, fleißiger, flexibler, denken nachhaltiger usw. Was halten Sie davon?

Christa Wichterich: Das ist die erste Krise, bei der das so geschieht. Es ist insofern interessant, weil es den Blick darauf richtet, dass die Märkte und auch die Krise vergeschlechtlichte Prozesse sind, in denen Männer und Frauen eine unterschiedliche Rolle spielen. Diese Rollen werden in der Krise auf einmal hinterfragt. Das hat im Jänner begonnen, als der "Observer" in England gefragt hat: "Wäre der Crash auch gekommen, wenn die Lehman-Brothers Sisters gewesen wären?" Es wurden auch gleich Studien nachgeschoben, die zeigten, dass sich an den Börsen und Banken eine Kultur der Zocker-Männlichkeit mit einem zu hohen Testosteronspiegel entwickelt hat. Das hatte zur Folge, dass es eine zu hohe Risikobereitschaft gibt und Spekulationen vorangetrieben werden, die dann zum Crash führten. Das ist eine individualistische Analyse der Krise und eine solche lenkt von den Gesetzmäßigkeiten des Finanzmarktes ab, die dazu antreiben, immer neue Finanzmarktinstrumente zu erfinden, Wetten abzuschließen und zu spekulieren, um die Rendite zu steigern, das heißt aus Geld mehr Geld zu machen. Das führt zwangsläufig zu Blasen und schließlich zu einem Crash. Wenn man nur auf die Individuen schaut, die da eingespannt sind, lenkt das von den Gesetzmäßigkeiten des Marktes und davon ab, nach welcher Logik dieser funktioniert.

Die Kritik am Zockerverhalten Einzelner und der männlichen Finanzmarkt-Kultur ist völlig berechtigt wie auch die Kritik daran, dass die Gier nach Boni für Risiken blind macht, Risiken, die auf die Gesellschaft verlagert werden und nicht von den Verantwortlichen getragen werden. Das ist alles richtig. Nur diese Form, die Kritik nur auf Individuen zuzuspitzen, auf individuelle Boni-Geilheit und auf Männlichkeit, das geht an der Funktionslogik des Marktes vorbei. Frauen würden sich in den entsprechenden Positionen dieser Funktionslogik und den Zwängen des Marktes und des Geldes, immer weiter zu wachsen, auch nicht entziehen können. Aber ganz unabhängig davon: Frauen haben auf allen gesellschaftlichen Ebenen und auf allen Märkten ein gleiches Recht auf Karriere, auf Führungspositionen und auf Macht, auch auf Fehler. Das ist eine andere Geschichte.

dieStandard.at: Erst im Juli wurde in Deutschland gemeldet, dass im Gegensatz zur Arbeitslosigkeit der Männer, jene der Frauen weiter sinkt. Profitieren Frauen von der Krise?

Wichterich: Man muss sich ansehen, wo wirkt die Krise und wie. Man spricht von unterschiedlichen Kaskaden-Effekten der Krise, von Erstrunden-Effekten, von Zweitrunden-Effekten usw. Die Krise wirkt schnell auf die Exportsektoren, diese sind in unterschiedlichen Ländern unterschiedlich gestaltet. Bei uns sind das vor allem die männerdominierten Automobil- und Maschinenbaubereiche, in den Ländern des Südens sind es arbeitsintensive Industrien wie die Textil, Spielzeug- oder Elektronikproduktionen, die von Frauen dominiert sind. Daher stellt sich das Bild in unterschiedlichen Ländern unterschiedlich dar. In Kambodscha sind 92 Prozent der Entlassenen Frauen. Bei uns sind von den Erstrunden-Effekten Männer betroffen, weil Männer in konjunkturanfälligeren Branchen arbeiten, wie etwa der Auto- und der Bausektor. Daher sieht es auf den ersten Blick so aus, als wären Frauen weniger betroffen, weil sie vorwiegend im Dienstleistungsbereich beschäftigt sind. Dieser leidet im Moment noch nicht, aber es ist ganz klar absehbar, dass bei den Zweitrunden-Effekten, wenn der Staat im öffentlichen Sektor kürzt, Frauen in den Bereichen wie Erziehung oder Gesundheit stark betroffen sein werden.

Aber was heißt "profitieren"? Auf dem Arbeitsmarkt ist von einer Feminisierung der Beschäftigung die Rede, weil mehr Frauen erwerbstätig sind. Aber in welchen Beschäftigungsformen? Es ist ein globales Phänomen: Frauen sind vorwiegend in niedrigentlohnten, informellen oder in Teilzeitjobs tätig. Die Rolle, die der Arbeitsmarkt Frauen zuschreibt, ist also die der Zuverdienerin. Gleichzeitig gibt es aber den männlichen Familienernährer nicht mehr so wie früher. Diese Rolle wird abgebaut, weil die Reallöhne sinken und auch die Arbeit von Männern flexibilisiert wird. Somit wird die sogenannte Zuverdienerinnen-Rolle immer wichtiger, aber der Markt bewertet das nicht angemessen. Die Jobs, die Frauen machen, werden weiterhin niedrig entlohnt. Und hier kommt man auf das sehr sensible Problem der Bewertung von Arbeit. Arbeit wird sehr geschlechtsgebunden bewertet: Männerarbeit wird prinzipiell höher bewertet und besser entlohnt als Frauenarbeit, vor allem dann, wenn die Arbeit von Frauen haushalts- und personennah ist.

dieStandard.at: "Die Zeit" zitierte kürzlich den Sozialwissenschaftler Klaus Hurrelmann, der meinte, Frauen würden sich zwar auch an Leistung orientieren, "rechnen aber nicht damit, dass am Ende auch mehr Geld dabei rausspringt". Wird die Krise genutzt, um Erwartungen an Löhne oder Dienstverhältnisse runter zu schrauben?

Wichterich: Wenn man sich die Analysen früherer Krisen in anderen Ländern anschaut, stellt man fest, dass Krisen immer genutzt wurden, um Arbeit zu flexibilisieren und Löhne abzusenken. Die Asienkrise hat gezeigt, dass sich die ökonomischen Zahlen nach etwa zwei Jahren erholt hatten, die Löhne hingegen waren erst nach sieben Jahren auf dem Niveau, als die Krise einsetzte.

Frauen stellen auf den Erwerbsmärkten geringere Ansprüche als Männer. Bei Einstellungsgesprächen - das trifft bei Arbeitsplätzen mit niedrigem Qualifikationsniveau genauso zu wie für Managerinnen - fordern Frauen weniger als Männer. Deswegen werden Frauen tariflich niedriger eingestuft. Das gilt ohnehin für flexible Beschäftigungsformen. So wird zum Beispiel Kantinenpersonal in Betrieben nicht als Stammpersonal geführt, sondern als Randbelegschaft und damit werden sie schlechter bezahlt. So reproduziert sich das System. Und hier kommt die Krise den Unternehmen sehr recht, um zu sagen, wir stehen unter Druck und können nur wenig zahlen, nur flexibel beschäftigen usw.

dieStandard.at: Sie haben mal in einem Text für die "taz" geschrieben, dass der Staat in Krisenzeiten die Risiken von oben nach unten umverteilt - somit würde das Risiko letztlich von Frauen aufgefangen. Wie bzw. in welcher Form?

Wichterich: Die Krise zeigt ja sehr deutlich, dass die Märkte eine Hochrisikoterrain sind. Die Finanzmärkte mit ihren wahnwitzigen Spekulationen, aber auch die Erwerbsmärkte. Wenn wir schauen, wie sich die Märkte und die Preise - von denen KonsumentInnen betroffen sind - verändert haben, dann sehen wir, wie in den letzten Jahren Risiken auf die unteren Ebenen verlagert wurden. Beispielsweise dadurch, dass die Exportarbeiterinnen in vielen Ländern inzwischen Leiharbeiterinnen sind, das heißt sie werden von der Leiharbeitsfirma in die Fabrik geschickt, wenn ein Auftrag reinkommt. Das Risiko der Exportabhängigkeit von Aufträgen aus dem Ausland verlagert das Unternehmen an die Arbeiterinnen. Das Risiko, ob ein Hotel die Zimmer belegt hat, tragen "Zimmermädchen", die nur noch pro gemachtes Bett bezahlt werden. Solange es keine Mindestlöhne für Hotelbeschäftigte gibt, werden sie so bezahlt. Und: Die Preise für Lebensmittel sind im letzten Jahr enorm gestiegen, weil auf Nahrungsmittelernten gewettet wurde. Die Spekulationsblase hat sich in inflationär steigende Preise für Getreide und Reis übersetzt. Die Risiken dieses Spekulationsmarktes tragen letztlich jene, die diese teuren Lebensmittel kaufen müssen.

dieStandard.at: Die Trennung von Reproduktions- und Produktionsarbeit soll ihrer Ansicht nach aufgehoben werden. Wie stellen Sie sich die Zukunft von reproduktiver Arbeit vor?

Wichterich: Es muss sich an dem gesamten System von Arbeit etwas ändern. Dazu müssen wir das Ganze von Arbeit in den Blick nehmen, also die Erwerbsarbeit, aber auch unbezahlte Arbeit, die die Versorgung der Gesellschaftsmitglieder im Alltag gewährleistet. Und wie gesagt: Für die Erwerbsarbeitsmärkte ist die Bewertung von Arbeit wichtig und sie ist nicht abtrennbar von der Kategorie Geschlecht und der systemischen Diskriminierung von Frauen. Nun plädiere ich - wenn sich an dem ganzen System, wie Arbeit verausgabt wird, etwas ändern soll - für eine Umverteilung und Neubewertung von Arbeit. Die Idee ist, dass jede/jeder in der Gesellschaft einen Teil Sorgearbeit und einen Teil bezahlte Arbeit übernimmt. Die Geschlechtsbindung von Arbeit, und das heißt vor allem die Bindung von Sorgearbeit an Frauen, muss aufgehoben werden. Diese Normen müssen auch auf den Erwerbsmärkten geknackt werden, wo immer noch eine starke Geschlechtssegmentierung herrscht. Die Leitung der gesamten Wirtschaft und der Konzerne ist immer noch männlich konnotiert. Die ersten Schritte zu einem neuen Modell von Arbeit könnten sein: Arbeitszeitverkürzung für bezahlte Arbeit, gleichzeitig muss unbezahlte Arbeit zwar nicht entlohnt werden, aber es muss soziale Sicherheitsansprüche dafür geben. Jene die Kinder oder Alte versorgen, sollten auch Rentenansprüche mit dieser Versorgungsarbeit erwerben. Es sollte nicht alle Arbeit über Marktverträge abgewickelt werden, sondern viel mehr über soziale Verträge.

dieStandard.at: Zunehmend werden Reproduktionsarbeiten wie etwa Reinigungsarbeiten an MigrantInnen ausgelagert, für ein paar Stunden im Monat können sich das schon viele leisten, wenn beispielsweise 8 Euro die Stunde bezahlt werden. Wird so die Reproduktionsarbeit wieder vermehrt auf den Markt gebracht?

Wichterich: Der Haushalt ist ein Bereich, wo undokumentierte MigrantInnen ganz massiv einbezogen werden. Das hat nichts mit dem Aufbrechen der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung zu tun, aber viel mit der Flexibilisierung des Arbeitsmarktes - oder wie es die SoziologInnen nennen - mit einer Unterschichtung des Marktes. Statt durch Mindestlöhne eine untere Grenze einzuziehen wird durch die Beschäftigung von undokumentierten MigrantInnen nach unten hin immer weiter in Richtung Lohn- und Sozialdumping aufgeweicht. Das kann doch nicht unser Ziel sein. Wenn wir für die Märkte eine allgemeine Gerechtigkeitsnorm setzen wollen, müssen Mindeststandards durch Mindestlöhne gesetzt und Rechte garantiert werden, statt neue Diskriminierungen zuzulassen. Für jeden/jede ein Grundeinkommen und ein Umbau durch Neubewertung und Umverteilung von Arbeit, das würde neue Möglichkeitsstrukturen schaffen.

dieStandard.at: In ihrem im Oktober erscheinenden Buch soll es um "Paradoxien von Frauenrechtskämpfen, Gleichstellungspolitiken und Entwicklungskonzepten" gehen. Von welchen Paradoxien sprechen Sie?

Wichterich: In den vergangenen Jahrzehnten wurden zweifelsohne große Gleichstellungsfortschritte gemacht. Die Geschlechterrollen- und Verhältnisse sind in Bewegung gekommen. Frauen haben Lebensmöglichkeiten, von denen ihre Großmütter nur geträumt haben. Aber die geschlechtsspezifische Arbeit ist bei weitem nicht geknackt. Zwar sind immer mehr Frauen in die Erwerbsarbeit reingekommen und somit gab es eine starke Flexibilisierung und Erweiterung von Frauenrollen. Aber Männer haben keineswegs in gleichem Ausmaß Versorgungsarbeiten übernommen. Männliche Rollen haben sich viel weniger flexibilisiert als weibliche Rollen. Von Gleichheit noch weit entfernt stellen wir also fest, dass sich in vielen politischen Bereichen, in der Beschäftigungspolitik, in der Gleichstellungspolitik bei uns aber auch in der Entwicklungspolitik, eine Gender.Fatigue breitgemacht hat, eine Geschlechtererschöpfung. Die Politik sagt: Ach nein, nicht wieder das Thema, Frauen sind doch so weit vorangekommen. Gleichzeitig stellen wir fest, dass Geschlecht immer noch ein Ordnungsprinzip in der Gesellschaft und - neben anderen - immer noch als Kategorie der Diskriminierung und sozialer Ungleichheit wirkt, obwohl Frauen immer weiter in die Öffentlichkeit, in die Medien, in die Politik, in die Erwerbsarbeit integriert wurden. Das nenne ich eine paradoxe Integration, denn weiterhin bestehen Ungleichheiten und auch die Krise wirkt so, dass Frauen als soziale Air Bags funktionieren, wo sie viel auffangen, viele Kosten übernehmen. Somit werden soziale Ungleichheiten - auch zwischen Frauen - erneut verstärkt. Mein Buch beschäftigt sich mit diesen Widersprüchlichkeiten und den weiterhin bestehenden sozialen Ungleichheiten.

(Interview durch Beate Hausbichler, publiziert am 19. September 2009 in dieStandard.at)

http://www.attac.de/aktuell/neuigkeiten/detailansicht/datum/2009/09/19/christa-wichterich-im-interview-frauen-funktionieren-als-soziale-air-bags/?no_cache=1&cHash=04777be1daa0471aba9b4537259e37e3

Um die Bundesbürger/innen aktiv an der Bewältigung der Finanzkrise zu beteiligen, hat die Regierung mit dem Konjunkturpaket II die Abwrackprämie eingeführt – fünf Milliarden Euro Provision für das Ausrangieren alter Autos, wenn man/frau gleichzeitig ein Neues kauft. Insgesamt sind innerhalb von wenigen Monaten 1,7 Millionen Anträge beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhr (Bafa) eingegangen. Jetzt wird allen Beteiligten klar, dass die fünf Milliarden nur für einen Bruchteil der 1,7, Millionen Anträge ausreichen wird. Das Geld "könnte bereits vor der Bundestagswahl leer sein", so die Frankfurter Rundschau heute.
Wähler/innen sind Autofahrer/innen, das steht fest. Sie sind es aber zu höchst unterschiedlichen Anteilen. In Deutschland waren nach Aussagen des Kraftfahrtbundesamtes im Jahr 2008 über 41 Millionen Autos zugelassen, davon 37 Millionen von Arbeitnehmer/innen und Nichterwerbspersonen, ein Drittel davon Frauen. Die Kaufkraft für ein neues Auto dürfte geschlechtsspezifisch noch deutlicher zugunsten der Männer ausfallen.
Wenn jetzt SPD-Politiker/innen eine Aufstockung des Fördertopfs für die Abwrackprämie fordern, dann ist damit klar: Erstens fördern sie damit Männer und zweitens genau den Finanzkapitalismus, den sie als Auslöser der Krise sehen. Frauen haben dann wieder – um im autospefizischen Jargon zu bleiben – die soziale "Airbag-Funktion: Sie fangen mit Mehrarbeit im Haushalt die Lohnkürzung oder Kündigung der Männer auf, gleichen mit zwei Mini-Jobs die eigene Entlassung aus, federn mit Ehrenamt und Selbsthilfe das Schrumpfen der öffentlichen Leistungen ab" (Christa Wichterich in FrauenRat 3/09).
Statt der Abwrackprämie haben die Umweltverbände, die Familien- und Frauenverbände Maßnahmen gefordert, die ökologisch nachhaltiger sind und gleichzeitig den Binnenkonsum stärken sowie Arbeitsplätze sichern können. Sie betreffen den Ausbau des öffentlich Personennahverkehr, eine intelligente Städteplanung, kurze Wege in Bezug auf die Infrastruktur (z.B. Kinderbetreuung) und wenn schon eine Abwrackprämie – dann in Bezug auf Fahrräder. Es gibt hierzulande immerhin 68 Millionen Fahrrad fahrende Wähler/innen.

http://www.die-alleinerziehenden.de/node/391

Gemeinsam und verschieden
Christa Wichterich
Alte und neue Ansätze und Themen zeigen: Es gibt nicht den einen, sondern höchst verschiedene Formen des Feminismus. Lebendig, notwendig und aktuell sind sie allemal
Es gab nie nur einen einzigen Feminismus. Stets diskutierten Frauen in Nord und Süd auch kontrovers über ihre Strategien zur Veränderung. Vor allem seit der postkolonialen Kritik von Feministinnen aus dem Globalen Süden an Feministinnen aus dem Norden haben sich die Positionen noch weiter ausdifferenziert. Gleichwohl werden auch neue Gemeinsamkeiten identifiziert.
Die Gemengelage ist unübersichtlich. In vielen Ländern findet sich aktuell ein Boom neuer Feminismen von konservativ bis queer, von Unternehmertum bis Kopftuch, von F-Klasse bis Pop. Noch nie war "der" Feminismus so plural wie heute – mit der Folge, dass das Etikett Feminismus manchmal beliebig auf alles geklebt wird, wo ein paar starke Frauen drin sind.
Dem stehen beharrlich wiederholte Behauptungen gegenüber, nun sei der Feminismus überflüssig, weil so viel erreicht wurde, gescheitert, weil durch Gender ersetzt oder schlichtweg tot. Zudem ist der Begriff in einigen Milieus immer noch ein Schimpfwort.
Tatsächlich haben feministisches Denken und feministische Praxis seit der zweiten Frauenbewegung, die sich seit den 1960er Jahren im Norden und im Süden ausbreitete, einen globalen Siegeszug angetreten und sich dabei ausdifferenziert, verästelt, spezialisiert und professionalisiert. Viele neue Ansätze sind im Globalen Süden entstanden.
Feministische Forschung und Theorie sind als Gender Studies an Universitäten rund um den Globus etabliert. Gleichzeitig sind Frauenbewegungen vielerorts zersplittert, ermüdet oder in professionelle Frauenprojekte oder Gleichstellungspolitik aufgegangen. Dabei hat sich anstelle der in der zweiten Frauenbewegung geforderten Einheit von Theorie und Praxis eine große Kluft aufgetan.
Nie gab es nur einen Feminismus als in Stein gemeißelte Lehrmeinung. Zu jedem Zeitpunkt verbündeten sich Feministinnen unterschiedlicher Couleur, aber sie stritten auch: über Prioritäten und Zielkonflikte, über politische Anbindung oder Autonomie, über Differenzen und Gemeinsamkeiten, über Klasse, Familie und Sexualität.
Sie gründeten dauerhafte internationale Interessenverbände, erklärten ihre Solidarität mit den Kämpfen anderer Frauen, schlossen Bündnisse auf Zeit und trennten sich auch wieder. Beide, "der" Feminismus und "die" Frauenbewegung, sind deshalb als Sammelbegriffe zu verstehen, als Dach, unter dem sich verschiedene Konzepte und Praktiken finden, die Frauenrechte und Frauenemanzipation, Geschlechtergleichheit und Geschlechtergerechtigkeit zum Ziel haben.
100 Jahre gemeinsam und verschieden
Die Entstehung des Internationalen Frauentags hatte ihre Wurzeln in den sozialistischen und proletarischen Frauenbewegungen. Doch das Frauenwahlrecht, vor 100 Jahren das zentrale Thema, schrieb sich auch die bürgerliche Frauenbewegung auf ihre Fahnen. Sie hatte zuvor nur für ein gleiches Wahlrecht wie die Männer ihrer Klasse gekämpft, nicht für die Rechte aller Frauen. Auch den Antikriegsprotesten, dem zweiten Schlüsselthema der ersten Internationalen Frauentage, schloss sie sich aus deutsch-nationalistischen Gründen nicht an.
Clara Zetkin grenzte deshalb den sozialistischen Feminismus scharf gegen das bürgerliche Lager ab: "Die sozialistische Frauenbewegung aller Länder (...) führt ihren Kampf nicht im Bunde mit den bürgerlichen Frauenrechtlerinnen, sondern in Gemeinschaft mit den sozialistischen Parteien."
In dieser Zeit bezogen sich westliche Feministinnen aller Lager mit einer satten Portion Orientalismus und Bevormundung auf Frauenbewegungen im Globalen Süden und jenseits christlich-jüdischer Kulturen. Auf dem 1920 in Baku, Aserbaidschan, von der Komintern veranstalteten 1. Kongress der Völker des Ostens wehrte sich die türkische Delegierte Najiye Hanum gegen die westliche Bevormundung: "Die Frauen des Ostens kämpfen, wie viele unterstellen, nicht nur für das Recht, ohne Tschador auf die Straße gehen zu können."
Frauen in Südasien waren einerseits beeinflusst von britischen Frauenrechtlerinnen, andererseits verweigerten sie die Kooperation mit den "britischen imperialistischen Suffragetten" und forderten in ihren Ländern Partizipation und Akzeptanz im antikolonialen Kampf. Daraus entwickelten sie einen eigenständigen Feminismus sowie regionale Foren und Bündnisse, wie die All Asian Women`s Conference, die 1931 in Lahore tagte.
Postkolonialer Feminismus
Die feministische Dominanz des Nordens gegenüber dem Süden setzte sich auch in der zweiten Frauenbewegung ab den 1960er Jahren fort. Feministinnen aus dem Norden unterstellten ein weltweit strukturgleiches Patriarchat und universelle Formen männlicher Macht- und Gewaltausübung sowie weiblicher Opfererfahrungen. Frauen aus dem Süden wiesen den westlichen Führungsanspruch und die homogenisierende Konstruktion zurück, verletzt darüber, dass kulturelle Differenzen und eigenständige Frauenbewegungen in den postkolonialen Staaten nicht wahrgenommen wurden.
In den 1980er Jahren forderte das neu gegründete Netzwerk Development Alternatives with Women for a New Era (DAWN) von den Nord-Feministinnen die Anerkennung eigenständiger feministischer Entwicklungen und Diskurse im Süden. DAWN betonte die Differenzen und die Pluralität von Feminismus: "Feminismus kann nicht monolithisch in seinen Themen, Zielen und Strategien sein. Es gibt und muss eine Vielfalt von Feminismen geben."
Das DAWN-Konzept des Selbst-Empowerment zielte darauf, dass arme Frauen des Südens sich durch Organisierung eigene Räume schaffen, wo sie Machtstrukturen und ihre Probleme analysieren und Strategien entwickeln, sich selbst zu repräsentieren und "lokale Feminismen" zu erarbeiten. Nach dem Grundsatz "jede Frau ist Expertin ihres Lebens", war das doppelte Ziel dieses Feminismus von unten, Elitebildung und Hierarchien in Frauenbewegungen zu verhindern und auf Armutsbeseitigung und Geschlechterunterdrückung gleichzeitig zu orientieren.
Die Suche nach eigenen feministischen Identitäten in den Ländern des Südens ging mit einer heftigen postkolonialen Kritik am westlichen Feminismus einher. Zentral wurden dabei zwei Fragen: die der Repräsentation (Wer spricht für wen?) und die der Wissensproduktion (Wer produziert welches Wissen über die postkolonialen Gesellschaften?).
Die indische Literaturwissenschaftlerin Gayatri Spivak warf westlichen Feministinnen vor, aus einer "drittweltistischen Haltung" heraus "die" Frauen des Südens essentialistisch als unemanzipierte "Andere" zu konstruieren, die repräsentiert werden müssen. Damit würden die "hegemonialen" Feministinnen sich zu Agentinnen eines "imperialen Projekts" machen, das die Stimmen der Subalternen verstummen ließe.
Chandra Talpade Mohanty, eine weitere wichtige Theoretikerin des Postkolonialismus aus Indien, wandte sich gegen die Homogenisierung und Viktimisierung der "Dritt-Welt-Frau", die weiße Feministinnen ungeachtet der spezifischen Kontexte in ihrer Forschung und Wissensproduktion vornahmen. Trotzig verkündete Spivak: "Ich bin keine Schwester" und verweigerte sich damit der "globalen Schwesternschaft", die die US-amerikanische Feministin Robin Morgan aufgrund einer "gemeinsamen Weltsicht" als Folge einer "gemeinsamen Ausgangslage" aller Frauen behauptete. Andere wiesen den Schwesterntopos als "altes Schwesternmodell der Missionierung, der Einmischung und Erlösung" zurück.
Für sich selbst sprechen
Die Zurückweisung feministischer Dominanz und Bevormundung fand gleichzeitig zwischen Süd und Nord aber auch innerhalb einzelner Länder statt. So entwickelten schwarze Feministinnen in den USA seit der Bürgerrechtsbewegung der 1970er Jahre einen "black feminism" in Abgrenzung gegen den "weißen Feminismus" und organisierten sich in selbständigen Kollektiven als Strategie gegen die eigenen Minderwertigkeitsgefühle.
Das Combahee River Collective, eine Gruppe schwarzer Lesben, thematisierte theoretisch und praktisch die Überschneidungen (auch als Intersektionalität bekannt) verschiedener Unterdrückungssysteme, vor allem Sexismus, Rassismus und Klassenherrschaft. Die Schriftstellerin Alice Walker, deren Literatur eine Form von Wissensproduktion über die Subjektivitäten und Spiritualität schwarzer Frauen darstellt, sprach auf diesem Hintergrund von Womanism, einem Konzept, das die besonderen Diskriminierungen schwarzer Frauen ins Zentrum rückt und die notwendige Verkopplung ihrer Befreiung und ihres Überlebens mit der schwarzen Gemeinschaft, also auch mit schwarzen Männern betont.
In vielen Ländern entwickelte sich Widerstand gegen die Dominanzansprüche bestimmter Gruppen von Frauen. In Indien klinkten sich sowohl muslimische als auch Dalit-Frauen aus der Frauenbewegung der dominanten Hindu-Kultur aus. In Lateinamerika distanzierten sich Indígenas und schwarze Frauen von weißen und mestizischen Frauenbewegungen, Migrantinnen gründeten eigene Organisationen, und überall grenzten sich lesbische Frauen gegen die heterosexuelle Normierung der Geschlechterverhältnisse ab.
Das Motiv des "für sich selbst sprechen" als Absage an das Stellvertreter- und Repräsentationsprinzip führte einerseits zu einer Demokratisierung innerhalb der Bewegungen, sprengte aber andererseits die kollektive Identität auf. Stattdessen rückte eine doppelte Identitätssuche in den Vordergrund – als eigenständiger Feminismus und als Gratwanderung zwischen Kritik der eigenen patriarchalen Kultur und Zugehörigkeit zu dieser Kultur.
Die Fortentwicklung des schwarzen Feminismus in Afrika spiegelt dieses Dilemma. Der African womanism scheut den Begriff Feminismus und vollzog unter Bewahrung "unserer afrikanischen Kultur" eine konservative, anti-individualistische Wende hin zu einer heteronormativen Familienzentrierung, Respekt für die Älteren und Partnerschaft mit Männern.
Dagegen nennen die Autorinnen der African Feminist Charta von 2007 sich erneut explizit Feministinnen: "Indem wir uns Feministinnen nennen, politisieren wir den Kampf für Frauenrechte. (...) Unser Verständnis von Feminismus platziert patriarchale Strukturen und soziale Beziehungssysteme, die in andere Unterdrückungs- und Ausbeutungsstrukturen eingebettet sind, in das Zentrum unserer Analyse."
Die kulturelle Wende
Wie die postkoloniale Kritik und schwarze, migrantische und islamische Feminismen, so stellt auch die Queer-Theorie das einheitliche feministische Subjekt Frau in Frage. Prägend für viele feministische Diskurse weltweit war die kulturelle Wende (der cultural turn), den die Philosophin Judith Butler durch die Dekonstruktion von Zweigeschlechtlichkeit und die Fokussierung auf durch Sprache, Kultur und Normen konstruierte Subjektivitäten vollzog. Damit wendet sie sich radikal gegen die Norm der Heterosexualität und löst eine gemeinsame Geschlechtsidentität von Frauen auf.
Die an Butler anschließende Queer-Theorie hinterfragt alle genderbezogenen Naturalisierungen, Normierungen und Ausschlüsse. Als LGBTI-Konzept (Lesben, Gay, Bisexual, TransGender, Intersexual) stellt sie derzeit das Topthema vor allem unter jungen Feministinnen dar, und LGBTI-Vernetzungen sind gerade die vitalsten. LGBTI-Ansätze knüpfen an Rechtsdiskurse an und fordern, häufig mit schwarzen Frauen und Frauen aus muslimischen Kulturen als Wortführerinnen, ein Recht auf selbstbestimmte Sexualität und Akzeptanz für normbrechende Geschlechterrollen. Der cultural turn hatte damit zum einen eine Verlagerung des Fokus von Strukturen auf Subjektivitäten und Sexualitäten zur Folge, zum anderen eine Verschiebung von Umverteilungspolitik, die auf Macht und ökonomische Verhältnisse orientiert, auf Anerkennungspolitik.
Auch der Third Wave Feminismus, in den 1990er Jahren in den USA entstanden, sucht eine Flexibilisierung von Geschlechterrollen, eigene Öffentlichkeiten und neue Bündnisse, auch mit Männern. Er wirft der feministischen Müttergeneration Ethnozentrismus und einen Mittelstandsfokus vor. Die Radikalität wechselt ihren Ort: von der Straße in die Universitäten, in die Musik, in den Alltag. Junge, im Neoliberalismus aufgewachsene Frauen entwickeln gleichzeitig aber auch einen Karriere-Feminismus, der Gleichheit durch Anpassung und nicht durch Kritik von Herrschaftsverhältnissen anstrebt.
Feminismus ohne Grenzen
Vor dem Hintergrund dieser feministischen Pluralität und der Fragmentierung von Kämpfen stellt sich die Frage, wie internationale Solidarität möglich ist, immer wieder neu. Was ist die gemeinsame Agenda? Wie lässt sich die Vielfalt zur Stärke bündeln? Wie sind neue Dominanzen und neue Ausgrenzungen zu vermeiden? Chandra Talpade Mohanty sieht angesichts von Strukturangleichungen durch den globalen neoliberalen Kapitalismus Chancen für eine "reflexive Solidarisierung" und einen "Feminismus ohne Grenzen".
Vor diesem Hintergrund ist ein vielstimmiger transnationaler Feminismus entstanden. Dieser zeigt sich erstens in Form themenspezifischer Netzwerke wie zum Beispiel Lesbenverbänden, den Frauen in Schwarz als Mahnerinnen für den Frieden oder Gewerkschaften von Hausangestellten; zweitens als globale Kampagnen wie die 2000 und 2005 durchgeführten Weltmärsche der Frauen gegen Gewalt und Armut oder der Kampagne für Saubere Kleidung; und drittens als Mobilisierungen im Umfeld der Vereinten Nationen.
Die Vielfalt "transnationaler feministischer Solidaritäten" und glokaler Praktiken zeigt, wie die Dynamik des Feminismus sich in der Endlosschleife zwischen dem Lokalen und dem Globalen immer wieder gegen alte Ungleichheiten und neue Ungerechtigkeiten richtet – und dass der alte Wahlspruch "Hoch die Internationale Frauensolidarität!" zwar heute andere Formen braucht und nutzt, gleichwohl nichts von seiner Bedeutung eingebüßt hat.
Christa Wichterich ist freiberufliche Soziologin und Publizistin.

http://www.inkota.de/?id=934

Dr. Christa Wichterich holds a PHD in sociology,
and is an active member of the Women in Development Europe (WIDE). She has been working for over 20 years on development and women's rights and since 1995 has focused a lot of her work and activities on development, trade and gender nexus.

Q. What is your view on the approach adopted by the developed countries led by EC and US to negotiating reciprocal free trade agreements with both developing and least developed countries?

The principle of reciprocity marks a paradigm shift in trade relations between developed and developing countries. It asks for trade liberalization, equal rules and harmonization of tariffs irrespective of different levels of development, and irrespective of asymmetric power and trade relations. The underlying assumption is that reciprocal trade rules will level the playing field and make trade partners “equal” competitors in the markets.

Reciprocity means the end to special and differential treatment of developing countries, and to preferential access for products from developing to developed countries (with the exception of LDCs). Demanding reciprocal trade liberalisation and forging equal trade rules between unequal trade partners disregards the existing economic disparities, special development needs and requirements, and the asymmetry which prevails in many sectors and areas. Mechanisms like reciprocity and harmonisation of tariffs and regulations among unequal partners tend to privilege the stronger parties, countries and companies, and disadvantage the weak actors on the markets. The principle of reciprocity implies that positive discrimination of vulnerable groups and preferences for weak sectors are considered to be trade distorting

Therefore, I see the principle of reciprocity between unequal trade partners as an anti-development principle and an impediment to fair trade and just distribution of wealth. Nobel laureate Joseph Stiglitz and Andrew Charlton insist that fair trade requires a rule-based system of progressive preferential market access given by stronger countries to comparatively weaker countries. Only such a differentiated system of preferential provisions could close the development gap between stronger and weaker countries.

Q. What do you think are the key gender related issues/potential impacts arising out of the recently negotiated Economic Partnership Arrangements by EU with ACP countries?

The main issue in the EPAs which effects women in the ACP countries is agriculture. The EPAs push for liberalisation and elimination of protective policies, and show little concern for small-scale farming and farmers markets which in many countries of the region are women-dominated. Trade liberalisation favours the development of large-scale commercial, input- intensive, land-extensive, export-oriented farming. The double fold purpose is 1) the integration of African agriculture and resources in the so-called global “high value” chains and 2) the further opening of African markets for imports of food crops from the EU.

Though allowing exemptions for some “sensitive” products, safeguards are weak and can’t protect small-scale farming from the massive influx and competition of EU imports. They will undermine the conventional African system of subsistence farming system and the livelihood of the small farmers which is based on biodiversity, indigenous knowledge systems and exchange of local seeds by women. Small farmers and petty traders of farm products like poultry are outcompeted. When it comes to export, the SPS become new non-tariff barriers in their access to the EU market because small producers find it more difficult to meet those standards than large exporters.

The neoclassical assumption is that those who get crowded out from uncompetitive sectors should shift to sectors where the country has a competitive advantage. In case of women crowded out from agriculture or petty trading it is generally assumed that they could move to labour intensive manufacturing such as textile production or agro-industries. However, in sub-saharan Africa export-oriented industries hardly exist and employment in large-scale farming is limited.

Contract farming attempts to integrate small farmers and their fertile plots into the global market by switching their production for local consumption to export products which land up in EU supermarkets, and to agro-fuels. However, the contract makes them not only depend from commercial seeds and industrial inputs but also makes their food security depend from the prices at the world market because they have to buy their staple food now in the market. The present food crisis and inflation of food prices show that liberalisation of the agricultural sector pose a threat to food security of the poor as it makes food crops an issue of speculation on the world market.

Additionally, the identification of sensitive products, the introduction of TRIPS, SPS and rules or origin in agriculture are highly gendered issues which pose a threat to small female farmers’ livelihood and their value chains in agricultural production, food processing and in local and regional trading.

Q. How do you think can the gender inequities arising on account of ambitious free trade agreements be addressed by governments of countries involved?

Governments should consult associations of small-scale farmers, informal workers and petty traders and women’s organisations while negotiating trade agreements. Gender benchmarks should be introduced in the identification of a negative list of products and sectors to be exempted from liberalisation and given preferential provisions. They should be set up in consultation with those organisations.

Protection of vulnerable groups and safeguard measures for weak economic sectors, positive discrimination and training for women are needed in order to strengthen domestic markets and industries, and protect the livelihood of the poor. It is not sufficient to cushion up the adverse effects of trade liberalisation ex post when women farmers and producers lost their livelihood, new social disparities and new poverty emerge. Trade rules must be designed in a way that they don’t favour big companies only but complement policies of social and human development and fair distribution.

Protection of domestic markets, promotion of pro-poor growth and anti-poverty programmes should go along with domestic policies of positive discrimination of disadvantaged women in terms of access to productive resources including land, to non-precarious employment, equality in wages, in social security and in access to public services. As long as inequalities persist positive discrimination and preferential measures are necessary to balance gender, class/caste and trade relations.

Government have to make sure that the decrease in revenues due to tariff reduction does not lead to shrinking public services and basic social provisions in common interest. Public services have to address the special needs of disadvantaged women e.g. elderly and women headed households. Affirmative action must aim at the empowerment of women in terms of bargaining power in the markets, in the households as well as in politics.

Providing women with more (most of the time precarious and unsustainable) jobs in export production, better career, investment and entrepreneurial chances and more credit facilities can not be one and only solution to unfair distribution, social inequality and new forms of poverty systemically produced by trade liberalisation. These effects have to be taken into account by governments from the very beginning and have to influence the shaping of the FTAs ex ante.

Q. Which are the critical challenges of gender mainstreaming in trade agreements? Would you outline the priority areas for engagement/action?

In its upcoming bilateral FTAs, the EU clusters all social – including gender - and environmental concerns in a chapter on sustainability which is proposed to be included in the FTAs as a last chapter like an appendix to the trade related sectoral chapters. The discussion of the obligatory Sustainability Impact Assessment is the only opportunity opened to civil society organisation to make an input into the negotiations that are held behind closed doors.

As trade relations and trade liberalisation are not gender neutral, the understanding of gender mainstreaming is that trade rules should be gender sensitised and each sector must reflect specific trade-gender-linkages. This should include the gender segmentation of markets, employment, wage, the formal- informal-division, the implications for state revenues and fiscal policies, the impact on prices of food, consumer goods, and supply of basic provisions such as water and energy supply to private households, and the gendered access to public services. Gender issues can not be confined to the sustainability chapter in the FTAs as they can not be confined to one political department or ministry. Inter-ministerial co-ordination and inter-sectoral linkages are a precondition for gender mainstreaming.

The first objective of gender advocacy is a demystification of the seemingly gender neutrality of trade liberalisation and a highlighting of the hidden costs, and adverse effects. What is most needed presently in order to create awareness amongst policy makers and in the public:
Gendered value chain analysis
Factoring of development objectives and gender indicators into the trade impact assessment & into the sustainability impact assessment
Identification of a pro-poor and gender-aware list of sensitive products
Expose incoherence between development goals such as women’s economic empowerment and trade policies.
Q. What are the key areas of divergence between gender advocacy groups in the north and in the south? How can the differences be bridged?

With regard to the new generation of bilateral FTAs of the EU some controversial debate arose about the inclusion of a chapter on sustainability including core labour standards and a reference to decent labour. While e.g. trade unions from the ASEAN region join EU trade unionist in supporting the inclusion of social standards into the FTAs, trade unions and NGOs from India strongly oppose the inclusion. Women’s organisations stress the fact that the concept of decent work and labour standards does not cover informal labour. They consider the inclusion of labour standards as protectionism and interference in domestic issues, and not helpful to their struggle for women’s empowerment and rights. EU based women’s networks stress the challenge to make human and labour rights guiding principles for trade rules and relations instead of excluding them from trade policies and referring them to social policy departments and domestic policies. This perpetuates the compartmentalisation of policies and is detrimental to development objectives, poverty elimination and cross-cutting social, justice and equity concerns.

http://www.genderandtrade.org/gtinformation/164143/179758/179762/180245/gati_interview


Dr. ChristaWichterich, NRO-Frauenforum:
Ich möchte kurz den Hintergrund zu „Mainstreaming“ als Strategie beleuchten. Wir
sprechen hier über eine Strategie, über einen institutionellen Mechanismus, mit dem
wir ein Ziel – Gleichstellung – erreichen wollen. Es handelt sich also um ein Mittel
zum Zweck, nicht um einen Selbstzweck. „Mainstreaming“ wurde als Gegenkonzept
zu frauenspezifischen Projekten und zu politischen Sonderfördermaßnahmen
für Frauen entworfen. In der Entwicklungspolitik markiert das den Wechsel von
„Women in Development“, also spezieller Frauenförderung, zu einem integrierten
Geschlechteransatz. Um es noch einmal schlagwortartig zu sagen: „Mainstreaming“
will querschnittig und systematisch als Routine eine Geschlechterperspektive in allen
politischen Ressorts und Programmen festklopfen. Damit ist die Hoffnung verbunden,
daß das Frauen- oder Geschlechterthema aus seinen Ecken und Nischen
herauskommt und in das Zentrum von Politik befördert wird, daß es von der Mikroebene
auf eine mittlere oder auf eine Makroebene gelangt und so auf Strukturen Einfluß
nehmen kann. Ebenso besteht die Hoffnung, zum einen Männer für Geschlechtergleichheit mobilisieren zu können, zum anderen die Frauenpartizipation zu stärken und zu institutionalisieren und Frauen mehr Zugang zu Entscheidungs-, Machtund Führungspositionen zu o¨ffnen.
Ich möchte zwei Konzepte von „Mainstreaming“ unterscheiden. Das erste ist „Mainstreaming“
im Sinne zahlenma¨ßig gleicher Beteiligung von Frauen. Das ist eine formale,
liberale Rechtsforderung. Aber es gab in der Geschichte der Frauenbewegungen
auch immer eine weitergehende Postition, nämlich: „Wir wollen nicht nur ein
größeres Stück vom vergifteten Kuchen“, oder wie eben Bella Abzug zitiert worden
ist: „wir wollen nicht integriert werden in einen verseuchten Fluß“. Auf der einen
Seite haben wir also ein integrationistisches Konzept, das auf Zugang, Beteiligung,
Integration von Frauen und Geschlechterdifferenzierung abstellt, ohne die bestehenden
Strukturen in Frage zu stellen oder ändern zu wollen. Demgegenüber steht als
Konzept das „Agenda-Setting“, das auf eine Neubestimmung der Tagesordnung, der
Inhalte von Politik, Programmen, Strukturen oder, wie eben mal gesagt worden ist,
von Spielregeln abstellt. Das Stichwort dafür kam bei der 4. Weltfrauenkonferenz in
Peking von DAWN, einem Netzwerk von Süd-Frauen: Transformation durch Partizipation.
Herr Hofmann, Sie haben eine Programmatik entwickelt für „Mainstreaming“ in
dem Bereich Umwelt und Entwicklung, der wir sicher alle zustimmen. Ich würde
jetzt gern auf die bisherigen Erfahrungen abstellen und dabei in Erinnerung rufen,
daß „Mainstreaming“-Strategien z. B. von UNIFEM seit 1985 systematisch entwikkelt
und angewendet worden sind. „Mainstreaming“ ist also nichts Neues, wir werten
hier langjährige Erfahrungen aus und sollten uns die Risiken und Nebenwirkungen
näher ansehen. Eine Erfahrung, die wir im Laufe dieser Jahre in vielen entwicklungspolitischen
Institutionen gemacht haben, ist, daß sogenannte „Women’s Desks“
geschlossen wurden mit der Begru¨ndung: „Jetzt machen wir ,Mainstreaming‘.“ Die
zweite Erfahrung: Oft wird „Mainstreaming“ als eine bloß technische Prozedur begriffen
nach der einfachen Rezeptur: „Just add women and stir“, man gebe Frauen
dazu und ru¨hre einmal um. Ha¨ufig herrschte die naive Vorstellung, es reiche, einmal
ein „Gender-Training“ abzuhalten und dann passiere „Mainstreaming“ in einer Institution,
in einem Projekt oder politischen Programm quasi automatisch. Man hat unterscha
¨tzt, daß ein umfassendes Instrumentarium dafÜr notwendig ist, Kompetenz
und Expertise gebildet werden und politischer Wille und Bereitschaft vor Ort erforderlich
sind. Dritter Risikokomplex: Viele Projekte, auch z. B. bei der GTZ, schreiben
„Mainstreaming“ als Anspruch in ihre Programmatik, unterscheiden zwischen
Frauen und Ma¨nnern als Zielgruppe, aber im Laufe des Prozesses fa¨llt die Geschlechterdifferenzierung
einfach wieder hintenrÜber. Eine afrikanische Kollegin
hat das „Verdunstung von Gender-Politik durch Mainstreaming“ genannt. Zudem ist
die Gefahr riesig, daß auf Geschlechtergleichheit orientierte Ansa¨tze den zentralen
politischen Zielen des jeweiligen Ressorts, Programms oder Projekts untergeordnet
oder kooptiert werden. Dann mag Geschlechterpolitik zwar nicht vollstÄndig ver58
dunsten, aber sie wird aufgesogen, absorbiert, marginalisiert. Ich liefere gerne beim
zweiten Durchgang Beispiele dafur. Die Erfahrungen zeigen u¨berdies, daß „Mainstreaming“
bei Projekten schwierig ist, in denen physische und technische Aspekte
dominieren. Und dies ist sehr ha¨ufig der Fall bei Umweltprojekten, z. B. zu Wasser,
Wuste, Wald, Energie, Verkehr usw. Und „Mainstreaming“ ist umso schwieriger, je
näher Themen und Programme an den machtpolitischen Kern und an die harten Ressorts
wie Finanzen, Wirtschaft und Außenpolitik herangehen.
Drei Schlußfolgerungen: Erstens, eine Schwalbe macht noch keinen Sommer und
ein „Mainstreaming“ noch kein „Empowerment“. „Mainstreaming“ ist keine Blaupause
für Gleichstellung. Notwendig ist eine Doppelstrategie von „Mainstreaming“
und speziellen Frauenfördermaßnahmen, positiver Diskriminierung zum direkten
„Empowerment“ von Frauen. Zweitens: „Mainstreaming“ darf kein „Streamlining“
sein, also nicht Frauenanliegen stromlinienförmig an- und einpassen, sondern eine
Geschlechterperspektive muß zu einer Neubestimmung von Zielen und Strukturen
führen. Speziell zu Umweltprojekten ist es wichtig, die Perspektive von Frauen in
Nachhaltigkeitsstrategien einzubringen. Die Perspektive von Frauen ist die ihrer
Sorgearbeit, ihrer unbezahlten Versorgungsokonomie, ihrer Verantwortung fu¨rU¨ berleben,
Gesundheit, Ernahrung und Wohlbefinden. Und dabei, Herr Hofmann, wollen
Frauen nicht nur Objekte von Entwicklung sein. Sie wollen Subjekte und Gestalterinnen
sein, d. h. sie wollen sich nicht auf das Schema „minimum control and maximum
responsibility“ festlegen lassen. Es kann nicht in ihrem Interesse sein, die Problembewa
¨ltigungsarbeit, das Ausbaden und Ausbugeln von Umweltproblemen, zugeschoben
zu bekommen und die Reparatur- und Reinemacharbeiten am verseuchten
Strom zu ubernehmen. Sie haben kein Interesse an einer Feminisierung und Privatisierung
der Umweltverantwortung, sondern sie brauchen Gestaltungsmacht in
den Politiken und Projekten, um die Richtung und die Fließbedingungen des Stroms
beeinflussen und auch Abzweigungen zulassen zu konnen.

https://www.auswaertiges-amt.de/cae/servlet/contentblob/382888/publicationFile/110576/GlobaleFragen3.pdf

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Die ultimative Dienstleistungsoffensive des Antifeminismus

Ein bisschen Frauenhass steht jedem Mann!

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