Starker Tobak .... Eltern vom Vorwurf des Kindesmissbrauch freigesprochen! (Gesellschaft)
Petra Berger* steht vor dem Kinderheim "Spatzennest" und weint. Eine Fernsehreporterin hat sie hierher gefahren. Jetzt darf, ja sogar soll die 32jährige vor der Kamera weinen, denn sie ist nicht mehr "das Monster", als das Boulevard-Medien sie jahrelang bezeichneten. In der vergangenen Woche sprach der Mainzer Richter Hans Lorenz sie und ihren Mann Thomas von dem Vorwurf frei, ihre vier Kinder mißbraucht zu haben. In dem Heim im pfälzischen Dorf Ramsen bei Ludwigshafen wohnen die vier Kinder der gedrungenen, rundlichen Frau. Doch sie darf nicht mal klingeln, um Mike, Lena, Marie und Jennifer zu sprechen. Das Wormser Jugendamt verbietet es: "zum Schutz der Kinder", wie es in der Begründung heißt. Auch kein Foto bekam sie von ihnen. Nur ein einziges Mal hat Petra Berger die vier seit November 1993 gesehen: auf einem Fernsehschirm, als die Befragung der Kinder per Videotechnik in den Gerichtssaal übertragen wurde, wo sie als Angeklagte saß. "Ach, die Lena hat die Haare kurz, dabei liebte sie doch ihre langen Haare so sehr", hat Frau Berger leise gesagt, und plötzlich wurde ihr klar, wieviel Zeit vergangen ist. So viel Zeit, daß sie nichts mehr von ihren vier Kindern weiß. Freie Bürger Der Ausflug zum "Spatzennest" hat die Frau erschöpft. Am Abend sinkt sie auf dem Sofa im Wohnzimmer in sich zusammen. Hinter ihr, auf die Rückenlehne, hat sie zehn Teddys und Püppchen aufgereiht. Alles ist bereit für die Rückkehr der Kinder. Petra Berger raucht eine Zigarette nach der anderen. Gedankenverloren, unzugänglich. "Wir freuen uns, daß wir wieder freie Bürger sind", sagt ihr Mann Thomas, "aber richtig freuen können wir uns erst, wenn die Kinder wieder da sind." Genau 1 314 Tage haben die beiden auf den Freispruch gewartet, der ihnen jetzt so wenig bedeutet.
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