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#Frauengewalt: Das Schweigen der Männer. (Gewalt)

Musharraf Naveed Khan, Thursday, 20.03.2014, 17:08 (vor 3698 Tagen)

Das Schweigen der Männer

Männer, die von ihrer Frau verprügelt werden – das ist immer noch ein Tabu-Thema. Entsprechend hoch ist die Dunkelziffer weiblicher Gewalttaten. Der Heidelberger Verein „fairmann“ hilft den Opfern.

Ein Mann heult sich bei seinen Kumpels am Stammtisch oder beim Sport darüber aus, dass seine Frau ihn schlägt. Ein Szenario, das nahezu unvorstellbar ist. Denn statt Verständnis und Trost würde der Betreffende wohl eher Hohn und Spott ernten. Da hat sich im Männerbild in den vergangenen Jahrzehnten relativ wenig getan. „Jungs und Männer sind eben keine Opfer“, sagt Meinolf Hartmann, seit 17 Jahren Psychotherapeut beim Verein „fairmann“.

Den Opfern hilft es daher schon enorm weiter, wenn sie jemanden finden, der ihnen zuhört und sie ernst nimmt. Oft machen die Männer nämlich auch die Erfahrung, dass ihnen schlichtweg nicht geglaubt wird, wenn sie sich denn mal an die Öffentlichkeit wagen, erzählt Hartmann. „Sie kriegen dann zu hören, dass sie sich eben durchsetzen sollen.“ Da den Männern die Vorfälle selbst peinlich sind und sie sich als Weicheier fühlen, geht Hartmann von einer hohen Dunkelziffer aus. „Dabei kommt es nicht so selten vor wie man denken könnte, dass Frauen handgreiflich gegenüber ihren Partnern werden.“

Seit etwa einem Jahr hat „fairmann“ ein Notruftelefon eingerichtet, an dem sich Männer anonym melden können. Nach einigen Gesprächen am Telefon fassen dann viele Männer genügend Vertrauen, um persönlich vorbeizukommen, berichtet Hartmann. Zuerst einmal versuche ich dann gemeinsam mit dem Mann herauszufinden, was eigentlich genau los ist.“

Denn meist sei die Gewalt – egal, ob das Opfer nun weiblich oder männlich ist – ein System, das sich über einen längeren Zeitraum etabliert hat. Da funktionieren Männer und Frauen recht ähnlich, erklärt Hartmann. Statistiken sagen, dass Frauen Jahre brauchen, um eine Beziehung zu beenden, in der sie Opfer von Gewalt sind. „Das ist bei Männern im Grunde auch so“, sagt Hartmann. Der Partner oder die Beziehung habe ja meist auch gute Seiten, mit denen man sich über die Gewalt hinwegtröste, nach dem Motto „so schlimm ist er/sie ja gar nicht.“

Hartmann zögert, die klassischen Opfer-Täter-Rollen zuzuweisen. „Denn das spielt oft zusammen – die Frau erlebt den Mann als übermächtig und er sie.“ Vor allem, wenn man den Aspekt der psychischen Gewalt hinzunehme. Wenn beispielsweise eine Frau sehr eifersüchtig ist und den Mann immer mehr einschränkt. Der will ihr dann beweisen, dass ihr Verdacht unbegründet ist und lässt sich auf die Gängelungen ein. „Das wird dann immer schlimmer“, sagt Hartmann.

Es sei aber durchaus so, dass Frauen auch zuschlagen. Oft mit den Fäusten, „aber ich hatte erst kürzlich einen Fall, wo die Frau ihrem Mann mit einer zerbrochenen Vase ins Gesicht geschlagen hat“. Warum der Mann, der ja meist doch körperlich überlegen ist, sich nicht wehrt? Für viele Männer sei es beispielsweise tabu, eine Frau zu schlagen, so Hartmann. In anderen Fällen sei es so, dass der Mann sich klein macht und versucht, es der Partnerin recht zu machen. Er falle quasi in das Verhältnis des Sohnes zur Mutter zurück. Zur Demütigung des Mannes komme dann die Wut der Frau: Sie will ja einen Mann, kein Kind, erklärt Hartmann. „Da kann es vorkommen, dass sie völlig genervt losprügelt.“ Wie bei Männern sei es bei Frauen zum Teil der Fall, dass sie eigentlich aus Hilflosigkeit zuschlagen. Und wer damit durchkommt – wiederum egal ob Mann oder Frau – mache das immer wieder. „Wer wütend ist, fühlt sich stark, dass ist ein bewährtes Mittel gegen Ohnmacht und Verletzungen.“

Besteht für Paare, bei denen sich die Gewalt etabliert hat, überhaupt noch Hoffnung? „Es gibt Lösungen“, sagt Hartmann. Entscheidend sei aber, dass beide Partner an einer Lösung interessiert sind und mitarbeiten. Daher lade er nach einigen Sitzungen auch die Partnerin zu den Gesprächen ein, falls beide Parteien einverstanden sind. „Wenn das Paar erst einmal die Mechanismen erkannt hat, nach denen die Gewalt in ihrem speziellen Fall funktioniert, können beide einen Weg herausfinden“, sagt er. Falls sich aber nur einer weiterentwickelt, sieht es schlecht aus. „Dann reicht es dem anderen irgendwann, und er oder sie beendet die Beziehung.“

Info: Der Verein „fairmann“ arbeitet seit 20 Jahren im Raum Heidelberg zum Thema Gewalt. Anfangs konzentrierte sich die Arbeit vor allem auf Männer, die gewalttätig geworden waren, und auf Gewaltprävention mit Jungen. Seit einiger Zeit werden vermehrt Männer beraten, die Gewalt erleiden oder erlitten haben. Kontakt zum Männernotruf unter Tel.: (06221) 651 67 67 oder (0179) 488 30 84 oder per Email unter info@männernotruf.de

Quelle: http://www.swp.de/ulm/zusammenleben/art1201523,2505030


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