Norbert Blüm: „Meine Vorstellung von Recht und Gerichten war Kinderglaube" (Recht)
Der frühere CDU-Sozialpolitiker und langjährige Arbeitsminister Norbert Blüm rechnet mit der deutschen Justiz ab. Im Interview spricht er über seine Enttäuschung, die Überheblichkeit von Richtern und die Missachtung des Menschlichen.
Herr Blüm, in Ihrem Buch „Einspruch“, das am Montag erscheint, stellen Sie die Justiz an den Pranger und kritisieren Richter. Wie kamen Sie zu dem Thema?
Durch einen Fall am Familiengericht im Bekanntenkreis. Mein Eindruck ist, dass am Familiengericht Wahrheit und Gerechtigkeit keine Rolle mehr spielen. Das Familienrecht hat sich abgekoppelt, es ist ein Insolvenzrecht geworden. Die Ehe ist nur noch ein Bündnis auf Zeit. Überall wird von Nachhaltigkeit gesprochen, hier nicht. Man kann seinen Ehepartner leichter loswerden als einen Mieter. Das liegt auch an den Gesetzen. Aber die Richter scheinen sie in einer Art vorauseilendem Gehorsam vollstrecken zu wollen.[..]
Ach... ist er endlich mal mit der Realität konfrontiert worden...
Ihr Buch ist auch ein Plädoyer für den Wert von Ehe und Familie. Die Alternative für Deutschland feiert mit solchen Thesen Wahlerfolge. Stört Sie das?
Meine Aussagen werden nicht dadurch falsch, dass andere sie auch noch vertreten. Dennoch habe ich mit der AfD nichts gemeinsam, in der Europapolitik sind die von gestern. Wahr ist, dass meine Partei Ehe und Familie dem Zeitgeist ausgeliefert hat. Dabei ist die Ehe vielleicht die letzte antikapitalistische Gemeinschaft, in der nicht „mein“ und „dein“ gilt, sondern „wir“. Wir sind dabei, die Ehe in einer reinen Geschäftsbeziehung aufzulösen.[..]
Bravo Herr Blüm... endlich wach geworden? Die Erkenntnis kommt nur ein bischen spät, gelle...
Natürlich will ich hier keine Werbgung für das Buch von N. Blüm machen, aber es ist immer wieder interessant zu beobachten, wie ehemalige Politiker Dinge plötzlich ganz anders beurteilen, wenn sie mit der Wirklichkeit konfrontiert werden.
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Es ist kein Merkmal von Gesundheit, wohl angepasstes Mitglied einer zutiefst kranken Gesellschaft zu sein