Wenn der Mensch zur MenschIn wird - oder:

Wieviel »Gleichberechtigung« verträgt das Land?

How much »equality« the country can stand?

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Liste Femanzen Carola von Braun (Liste Femanzen)

Oberkellner @, Monday, 10.11.2014, 19:48 (vor 3610 Tagen)

F221 Carola von Braun– geboren am 12.09.1942 in Kenia (Afrika) – Studium der Anglistik und Geschichte in Bonn und Berlin - Tochter von Sigismund von Braun (Diplomat), dessen Bruder der Raketentechniker Werner von Braun war – Mitglied im Deutschen Bundestag von 1980 bis 1983 für die FDP und bildungs- und kulturpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion – 1984 die erste Frauenbeauftragte des Berliner Senats – 1990 zur Landes- und Fraktionsvorsitzenden der FDP gewählt, deren Ämter sie bis 1994 ausübte – Vorsitzende der Überparteilichen Fraueninitiative "Stadt der Frauen" http://www.berlin-stadtderfrauen.de - Träger des transkulturellen und interreligiösen Lernhauses der Frauen (Projektfinanzierung BMFSJ) - von 1998 bis 2004 Mitglied der EKD-Synode - mit dem Juristen Jürgen Colsman verheiratet – Vizepräsidentin der Evangelischen Akademie zu Berlin - ihr Vater ist der Botschafter Sigismund von Braun, ihre Schwester die Kulturwissenschaftlerin Christina von Braun - Anschrift: Carola von Braun, Marienburgerstr. 6, 10405 Berlin - http://carola-von-braun.de - info@berlin-stadtderfrauen.de -
http://www.berlin-stadtderfrauen.de/konferenz/fotos/carola2.jpg

Interview mit Carola von Braun, Vositzende der Überparteilichen Fraueninitiative Berlin
Julia Witt: Frau v. Braun, Sie werden am 15. April 2010 aus den Händen von Senator Wolf das Bundesverdienstkreuz für Ihr langjähriges frauenpolitisches Engagement erhalten.
Was war der entscheidende Punkt, die erste Entscheidung für dieses Thema?

Carola von Braun: Ich bin Jahrgang 1942 und habe meine prägenden Jahre im behüteten bürgerlichen Bonn erlebt. In meiner Herkunftsfamilie waren Frauen gleichberechtigt, deshalb war das Gleichberechtigungsthema für mich bis in mein Erwachsenenalter nicht wirklich relevant. Erst als meine Kinder kamen und ich erkannte, dass eine interessante verantwortungsvolle Aufgabe nicht in Teilzeitarbeit zu haben war, hat das meine Augen geöffnet für die vielen subtilen und die direkten Mechanismen, die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen in unserer Gesellschaft erschweren oder unmöglich machen. In meiner Tätigkeit als Bundestagsabgeordnete und bildungspolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion habe ich mich dann in die tief verwurzelten Rollenbild-prägungen in unserem deutschen Bildungssystem hineingekniet und verstehen gelernt, wie konservativ Deutschland in diesem Bereich ist, um Lichtjahre hinter vielen anderen europäischen Staaten zurückliegt, wenn es um wirkliche Gleichberechtigung geht. Aber dass es um eine gesellschafts-systemische Frage geht, um Herrschaftsstrukturen, das habe ich erst in Berlin lernen können, in einer Metropole mit einem dichten, hochaktiven, professionell agierenden Frauennetzwerk, mit bedeutenden Wissenschaftlerinnen, politik- und medienerfahrenen Frauen aus Politik, Verbänden, Projekten.

Julia Witt
Sie waren die erste Frauenbeauftragte Berlins, haben die weitere Entwicklung seitdem immer verfolgt: was ist der größte Fortschritt oder Erfolg für die Frauen der Hauptstadt aus Ihrer Sicht?
CvB: Aus der Sicht einer zugezogenen Westberlinerin – die Vertreterinnen der Ostberliner Frauenbewegung habe ich ja erst ab 1990 kennengelernt – war der größte Erfolg, den die Berlinerinnen für sich erkämpft haben, dass sie es geschafft haben, als ernstzunehmende durchsetzungsfähige politische Bewegung wahrgenommen zu werden. Die Phase des größten Einflusses der Frauenbewegung in Berlin waren aus meiner Sicht die zweite Hälfte der 80er Jahre, als es zu einer punktuellen Zusammenarbeit zwischen der autonomen Frauenbewegung und der alten, eher bürgerlichen, traditionellen Frauenbewegung kam. Die autonome Frauenbewegung mit ihrem fundierten herrschaftskritischen Ansatz, der von einem Teil der Medien auch unterstützt wurde, kooperierte mit der eher bildungspolitisch orientierten alten Frauenbewegung, das brachte den eigentlichen Durchbruch. Mit dieser überparteilichen Kooperation gelang etwas, das in keiner anderen Stadt so erfolgreich verlief wie in Berlin. Beispiele: wenn es um die Finanzierung von Frauenprojekten ging, von Frauenforschungseinrichtungen, von Förder-programmen für Frauen, dann gab es eine geschlossene Phalanx von weiblichen Abgeordneten aus allen Fraktionen im Parlament, Demonstrationen von Frauen vor dem Rathaus, unterstützt von einem großen weiblichen Publikum in den entscheidenden Ausschüssen. Jeder Mann, der bei solchen Anhörungen diskriminierende Äußerungen von sich gab, konnte sicher sein, dass dieses Zitat am nächsten Tag in den Berliner Zeitungen zu lesen oder in der „Abendschau“ zu sehen war. Fairerweise muss auch gesagt werden, dass es in allen Fraktionen Männer gab, die diese gleichberechtigungspolitischen Ziele unterstützten. Aber es ging eben nicht nur um Finanzierung: es ging auch um strukturelle Veränderungen; im Verwaltungshandeln, in der beruflichen Bildung, in der Wirtschafs- und Arbeitswelt, um eine vollständig andere Sicht auf gesellschaftliche Strukturen. Für die überfälligen Reformen in diesen Bereichen hat die Frauenbewegung – in enger Kooperation mit dem inzwischen eingesetzten Netz von hauptberuflichen Frauenbeauftragten im Senat, den Bezirken, den Hochschulen, Eigenbetrieben usw. - erreicht, dass sich langsam aber sicher ein Bewusstsein dafür entwickelte, wo eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen behindert wurde, wo Verbesserungen nötig waren. Diese erfolgreiche Phase der Frauenbewegung fand ihr Ende in den Jahren 1989/1990. Plötzlich hatten Reformthemen sehr zu kämpfen um öffentliche Wahrnehmung und Unterstützung, nach der Vereinigung waren andere Themen nun „wichtiger“. Die West-Frauenbewegung und die Ost-Frauenbewegung fand zunächst keine gemeinsame Sprache, wechselseitige Enttäuschungen machten sich breit. Erst heute, 20 Jahre später, bemerken wir – wie dies im Kongress der Überparteilichen Faueninitiative „Frauen – sichten – Politik: 1989 – 2009 und die Frauen“ deutlich wurde, wieviel Ost- und Westfrauen gemeinsam in den letzten 20 Jahren erreicht haben. Das Bewusstsein für das Gemeinsam Erreichte wächst aber.

Julia Witt
Ihr Engagement in der “Überparteilichen Fraueninitiative Berlin - Stadt der Frauen“ beruht auf der Vorstellung, dass Frauen im parlamentarischen Raum gemeinsame Interessen haben und diese auch gemeinsam besser durchsetzen können und müssen. Welche solchen erfolgreichen Aktionen gab es und müsste nicht wieder mehr geschehen, damit diese über die Fraktion reichenden Aktivitäten sichtbar werden?
CvB: Die Gründung der Überparteilichen Fraueninitiative war nicht nur eine sehr erfolgreiche Kooperation von Parlamentarierinnen aller Fraktionen, sie hat von Anfang an immer eng zusammengearbeitet mit Frauenprojekten, Frauen aus Verbänden, Institutionen usw. Insbesondere unsere heutigen Ehrenmitglieder Elke Herer, damals frauenpolitische Sprecherin der PDS und Gisela Vollradt als kenntnisreiche Vertreterin der Frauenprojekte, waren wichtige Gründungsmitglieder der ersten Stunde. Die Gründungsarbeit wurde von Anfang an sehr unterstützt von den damaligen Senatorinnen Dr. Christine Bergmann und Prof. Jutta Limbach, wofür wir heute noch dankbar sind.
2012 wird die Überparteiliche Fraueninitiative 20 Jahre alt. Das ist für eine rein ehrenamtlich arbeitende Initiative beachtlich. Ein Rückblick auf eine Auswahl unserer Aktivitäten in der jüngeren Zeigt zeigt, dass der Bedarf nach so einer überparteilichen Frauenorganisation offenbar nie nachgelassen hat.
Neben der regelmäßigen politischen Kontaktarbeit mit Parlamentarier-Innen/SenatorInnen, die zu öffentlichen Gesprächen eingeladen werden, der Erarbeitung von politischen Stellungnahmen zu frauenrelevanten Themen (z.B. zu den Auswirkungen der sog. „Hartz“-Gesetzgebung auf Frauen in Kooperation mit anderen Frauenverbänden), führen wir in Abständen größere Veranstaltungen durch zu Themen, die nach unserer Auffassung in der öffentlichen Debatte zu kurz kommen. Ich denke an unseren Kongress „Demographischer Wandel und Gender“ in 2007, der die „weissen Flecken“ im politischen und im Verwaltungshandeln auf diesem hochbrisanten Feld einer älter werdenden Gesellschaft deutlich gemacht hat. Oder der erwähnte Kongress „Frauen-Sichten-Politik“ von November 2009, der dargestellt hat, wie viel Frauen zum Gelingen der friedlichen Revolution in der früheren DDR beigetragen haben, was heute schon wieder vergessen ist, und – noch wichtiger – wie viel Ost- und Westfrauen tatsächlich gemeinsam durchgesetzt haben in den letzten 20 Jahren.
Uns vor allem darum, das große Frauen-Netzwerk in Berlin zu festigen für die Auseinandersetzungen beim Umbau der Sozialsysteme, der Wirtschafts- und Arbeitswelt. Das Bewusstsein für dieses wichtige Netzwerk wächst von Jahr zu Jahr: dazu trägt auch unser jährlicher Neujahrsempfang bei, bei dem wir inzwischen bis zu 300 Frauen aus allen Bereichen des Öffentlichen Lebens begrüßen können, die sich darüber freuen, interessante Frauen aus anderen Arbeitsfeldern kennen lernen zu können oder wieder zu sehen.

Julia Witt
Ihr Engagement betrifft auch besonders die Situation von Frauen in Gesundheitsberufen, geprägt von schlechter Bezahlung, hohem Effizienz-Druck und der Gefahr der Verdrängung durch Frauen aus Niedriglohnländern. Wie kann dieser Gruppe aus Ihrer Sicht geholfen werden, wie kann die Thematik Frauen und prekäre Beschäftigung bearbeitet werden?
CvB: Der Arbeitsmarkt der Gesundheits- und Pflegeberufe ist der einzige, der garantiert und explosionsartig wächst. Aber die Arbeitsbedingungen in diesen Berufen machen uns Sorge. Frauen stellen fast 80 % der Arbeitskräfte in diesen hochverantwortlichen, qualifizierten Berufen, aber sie sind schlecht bezahlt, die Arbeitsbedingungen sind so, dass viele Frauen vor ihrem 40ten Lebensjahr aussteigen. Die Fluktuation in diesen Berufen ist enorm, das ist eine Katastrophe: für die Frauen als Arbeitnehmerinnen, für die Arbeitgeber, die händeringend nach neuen Fachkräften suchen, für die Patientinnen und Patienten. Wir müssen hier zu anderen Arbeitsbedingungen kommen, zu besserer Bezahlung und sozialer Absicherung. Wir wollen in Kooperation mit anderen Frauenverbänden an einem Forderungskatalog arbeiten, der diese Probleme anspricht und Lösungen vorschlägt und diese den Parlamenten in Bund und Land vorlegen. Wir hoffen sehr, dass wir damit auch die politische Aktivierung der Frauen in den Gesundheitsberufen stärken können. '

Julia Witt
Ihre Auszeichnung ist Anerkennung für Geleistetes, sicher auch Ansporn für weitere Aktivitäten: ein Congress „Europa der Bürgerinnen“ ist in Vorbereitung.
Was sind die Ziele und welche Mitstreiterinnen werden noch gebraucht ?
CvB: In Kooperation mit anderen Frauenverbänden wie dem Deutschen Frauenrat, dem Landesfrauenrat, der Europäischen Frauenlobby wollen wir wieder, wie schon 1998 in etwa 2 Jahren einen Kongress „Europa der Bürgerinnen“ durchführen, in dem die Erfolge und die Probleme in der europäischen Gleichberechtigungspolitik dargestellt werden sollen. Wir wollen Parlamentarierinnen, Regierungsmitglieder, Frauenvertreterinnen aus vielen europäischen Ländern zu einem Gedankenaustausch einladen, an dessen Ziel wieder ein Forderungskatalog an die nationalen Regierungen stehen soll. Themen werden voraussichtlich sein: die Lage der Migrantinnen in der EU, die Zukunft der Dienstleistungsberufe in der EU, der Arbeitskultur(en) in Europa. Das ist ein ehrgeiziges Vorhaben, für das viel organisatorische und finanzielle Unterstützung gebraucht werden wird. Wir hoffen hier auf die Unterstützung von Stiftungen, des Bundes und der EU, von Frauenorganisationen. Aber ich bin sicher: wir schaffen das gemeinsam.

http://feinkost-salon.blogspot.com/2010/04/intervies-mit-carola-von-braun.html

Die gute Seite der "Figaro-Affäre"
Was macht eigentlich die ehemalige FDP-Spitzenpolitikerin Carola von Braun? Von Michael L. Müller
"Das größte Geschenk meines Lebens ist meine Enkelin
Emy-Lou ", begeistert sich Carola von Braun . Erst eineinhalb Jahre alt ist das Töchterchen ihres Sohnes Sebastian , der in Köln als Schauspieler lebt. Die frühere Berliner FDP-Spitzenpolitikerin spielt wegen des Mädchens zurzeit nicht allein verrückt. Dies tut der ganze Clan der Nachkommen des 1998 verstorbenen Diplomaten Sigismund von Braun. Emy-Lou ist bisher das einzige Enkelkind aus ihren Reihen.
Bei den traditionellen Festen derer von Braun treffen sich bis zu 100 Leute. Der einstige UNO- und Paris-Botschafter von Braun hatte außer Carola noch drei Töchter und einen Sohn. Von Carola wiederum stammen zwei Söhne aus erster Ehe. Außerdem zählt sie eine größere Anzahl von Cousinen und Cousins mit Anhang zur Familie. "Was der familiäre Zusammenhalt bedeuten kann, habe ich 1994 nach dem Rücktritt von meinen Ämtern zu schätzen gelernt", sagt die 60-Jährige. "Es hat mir sehr geholfen, dass meine vier Geschwister wie eine Eins zu mir standen."
Frau von Braun wurde seinerzeit von innerparteilichen Rechnungsprüfern vorgeworfen, private Flug- und Taxispesen sowie Friseurrechnungen über die FDP-Kasse abgerechnet zu haben. Die Angelegenheit erregte als "Figaro-Affäre" einiges Aufsehen, weshalb die Politikerin zuerst den Landesvorsitz und zwei Wochen später, Mitte Februar 1994, den Fraktionsvorsitz samt Parlamentsmandat niederlegte. Frau von Braun, sieht ein, dass ihr damals "unverzeihliche Fehler" unterliefen. Aber die "öffentliche Hinrichtung", die man ihr bereitete, hält sie noch immer für nicht völlig angemessen.
Allerdings hatte die Sache für sie auch eine gute Seite. "Als ich die Bürde meiner Ämter los war, empfand ich eine große Erleichterung", erzählt sie. Außerdem war sie vom Amt der Frauenbeauftragten des Senats, das sie von 1984 bis Ende 1990 innehatte, nur beurlaubt. Carola von Braun bekam zwar nicht mehr die alte Aufgabe. Aber die damalige Arbeitssenatorin Christine Bergmann (SPD) übertrug ihr Zuständigkeiten für die Weiterbildung. Heute ist sie im Amtsbereich von Wirtschaftssenator Harald Wolf (PDS) Leiterin des Referats Berufliche Bildung mit 45 Mitarbeitern. Außerdem ist sie Vorstandschefin der 1992 gegründeten Überparteilichen Fraueninitiative.
Zur FDP, in der einige Parteifreunde an ihrem Sturz mitgewirkt hatten, unterhält sie inzwischen ein entspanntes Verhältnis. "Ich bin Delegierte im Landesausschuss und beim Landesparteitag. Anfang April wurde ich auch als Bundesparteitags-Delegierte bestätigt." Frau von Braun kam 1942 in Kenia zur Welt, wo ihre Familie von den Briten interniert war. Aber sie wurde später in Berlin getauft. Diese Stadt will sie mit ihrem Mann Jürgen Colsmann , einem pensionierten Juristen, nie mehr verlassen. Beide leben in Prenzlauer Berg.

http://www.welt.de/print-welt/article692571/Die-gute-Seite-der-Figaro-Affaere.html

Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen teilt mit:

Senator Harald Wolf ehrt Carola von Braun für ihr langjähriges, vielfältiges und erfolgreiches frauenpolitisches Engagement mit dem Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland.

Senator Harald Wolf: „Carola von Braun ist eine weit über die Grenzen Berlins hinaus hoch anerkannte und respektierte Persönlichkeit, die im parlamentarischen Raum, in der Verwaltung und in gesellschaftspolitischen Projekten gleichermaßen aktiv war und ist. Sie wird als politische denkende und handelnde Frau geschätzt, für die Bürgerrechte, soziale Gerechtigkeit und insbesondere die Gleichstellung von Frauen und Männern gelebter Inhalt ihres politischen Lebens sind.“

Das Wirken von Carola von Braun ist eng mit der Stadt Berlin verbunden. Hier wurde sie 1984 zur ersten Frauenbeauftragten des Berliner Senats ernannt und hat als bundesweit zweite Frau in einem solchem Amt Pionierarbeit für dieses Arbeitsfeld geleistet. Auch als Landes- und Fraktionsvorsitzende der Berliner FDP und als langjährige Referats- und Abteilungsleiterin für Bereiche der Frauen- und Arbeitsmarktpolitik und der beruflichen Bildung hat sie sich für die Verbesserung der Lebensumstände von Frauen eingesetzt und Wege geschaffen, Frauen in ihrer ökonomischen Eigenständigkeit zu ermutigen und zu stärken. Mit der Gründung der Überparteilichen Fraueninitiative „Berlin - Stadt der Frauen“ 1992 hat sie ein frauenpolitisches Netzwerk ins Leben gerufen, das bis heute bundesweit einmalig ist.
Mitteilung vom: 15.04.2010, 12:15 Uhr
Rückfragen: Stephan Schulz
Telefon: 9013-4718
http://www.berlin.de/landespressestelle/archiv/2010/04/15/161767/index.html

»Die Ärmsten der Armen«
Spezifische Probleme obdachloser Frauen gehören stärker in den Fokus der Politik. Ein Gespräch mit Carola von Braun

Carola von Braun ist Sprecherin der Überparteilichen Fraueninitiative Berlin – Stadt der Frauen. Die damalige Landes- und Fraktionsvorsitzende der Berliner FDP war 1992 Mitbegründerin des frauenpolitischen Bündnisses
Warum wendet sich Ihre Initiative in jüngster Zeit verstärkt der Situation wohnungsloser Frauen in der Stadt zu?
Die Fraueninitiative Berlin ist ein politisches Netzwerk quer durch die demokratischen Parteien. Wir konzentrieren uns auf solche frauenrelevanten Themen, die nach unserer Auffassung im parlamentarischen Betrieb zwischen Regierung und Opposition regelmäßig zu kurz kommen. Wir haben uns sehr stark mit den Problemen von Arbeitslosigkeit, den Auswirkungen der Hartz-IV-Reformen beschäftigt und so einen Blick darauf, was sich an Verwerfungen in unserer Gesellschaft leider verschärft. Uns fiel auf, daß die weibliche Obdachlosigkeit sichtbar zunimmt. Deshalb sind wir von uns aus auf Projekte für Frauen, wie Wohnheime und Notübernachtungen, zugegangen.
Welche Erkenntnisse zu weiblicher Wohnungslosigkeit konnten Sie dabei mitnehmen?
Das Bedrückende ist, das haben wir dabei gelernt, daß Frauen ihre Lage kaschieren, solange sie dazu noch über einen Hauch von Kraft verfügen. Sie versuchen, sich zu pflegen, im öffentlichen Bild nicht aufzufallen. Auch deshalb wurde dieses Problem lange Zeit unterschätzt. Fast 90 Prozent der Frauen, von denen wir hier reden, zählen zu den Ärmsten der Armen. Die meisten haben schwere Gewalterfahrungen hinter sich und weigern sich strikt, in gemischt-geschlechtliche Obdachlosenunterkünfte zu gehen. Berlin hat jedoch zu wenig Einrichtungen spe­ziell für Frauen, so daß die Zahl derer, die aus Mangel an Betten abgewiesen werden, ständig zunimmt.
Welches Ausmaß haben die Folgen von Ängsten und Streß für die psychische Gesundheit der Frauen? Wie sind die sozialen Einrichtungen darauf eingestellt?
Fast alle Betroffenen haben schwere und meist unbehandelte psychische Erkrankungen. Ansehen sieht man es nur denen, die schon ganz am Ende sind. Alle diese Frauen haben den Wunsch, wieder ein selbständiges Leben führen zu können. Auf dem Weg dahin brauchen die meisten Therapien. Zunächst müssen sie überhaupt erst wieder Vertrauen in andere entwickeln können. Deshalb ist es so wichtig, daß auch direkt in diesen Einrichtungen psychologische und psychiatrische Betreuung vorhanden ist. Das ist leider nicht die Regel.
Frauen finden besonders schwer den Weg ins Hilfesystem. Was steht ihnen im Weg?
Ein Grundproblem ist, daß Frauen diesbezüglich viel zurückhaltender als Männer sind. Wenn Frauen sich nicht trauen, zu den Behörden oder sozialen Einrichtungen zu gehen, können diese sich auch nur schwer auf ihr speziellen Probleme einstellen. Das ist kein schuldhaftes Verhalten irgendeiner Seite. Frauen stützen sich zunächst mal aufs private Umfeld, sogar dann, wenn sie Gewalt erfahren. Ein großer Teil dieser Klientel ist gar nicht in der Lage, den ganzen Mechanismus zu bewältigen, bis man alles das bekommt, was unser Sozialstaat an Hilfen bietet.
Schon in Dokumenten des Berliner Senats aus dem Jahr 1998 wurden solche Phänomene und Defizite beschrieben. An der Situation scheint sich nicht viel geändert zu haben?
Auch wir haben mit Erstaunen gelernt, daß die Politik eigentlich schon mal recht weit war. Das ist dann aber in den politischen Turbulenzen untergegangen. Berlin tut quantitativ viel im Bereich der Obdachlosen. Die spezifischen Probleme der Frauen sind da vielleicht ein wenig aus dem Blickfeld geraten. Wir sind froh, daß wir über unser Netzwerk erreichen konnten, daß es im März hierzu eine Anhörung im Berliner Abgeordnetenhaus gab. Wir haben den Eindruck, daß alle Fraktionen und auch der Senat problembewußt sind. Zur Zeit laufen Gespräche zwischen Senat und Trägern der Einrichtungen für Frauen – nach dem, was wir hören, positiv. Jetzt muß man sehen, welche Verbesserungen im Rahmen des knappen Berliner Haushaltes erreichbar sind.
Interview: Peter Steiniger. Veröffentlicht in: Tageszeitung junge Welt, 17.07.2012, Nr. 164, S.3, http://www.jungewelt.de/2012/07-17/002.php

Berlin: Einladung zu einer Begegnung mit Carola von Braun am 30 6.10 Berlin, Frauenbund e.V.
Veröffentlicht | von Anette Türk | am Juni 15, 2010 | unter Veranstaltungen-Berlinkultur | Bisher keine Kommentare
Starke Frauen:
Einladung zu einer Begegnung mit Carola v. Braun (FDP), Gründungsmitglied der Überparteilichen Fraueninitiative Berlin – Stadt der Frauen, erste Frauenbeauftragte Berlins 1989 – 1990(Flyer)
Carola v. Braun, Jahrgang 1942, kommt aus einer liberalen Familie des Auswärtigen Dienstes, ist Älteste von 5 Geschwistern. Sie lebte aufgrund des Berufes ihrer Eltern in ihrer Kindheit und Jugend in verschiedenen Städten und Kulturen: Italien, London, Paris, London, New York. Die prägendste Zeit für sie waren die Jugend- und Studienjahre in Bonn.
Nach dem Abitur studierte sie Anglistik und Geschichte, arbeitete journalistisch bis zur Geburt ihrer Kinder. 1972, in der Zeit der sozialliberalen Koalition, arbeitete sie als Assistentin bei dem SPD-Bundestagsabgeordneten Dieter Lattmann. Ab 1974 – 1980 war sie Assistentin der Bundestagsabgeordneten Helga Schuchardt MdB FDP. 1974 trat sie in die FDP ein, war von 1974 – 1984 Kreistagsabgeordnete, später Fraktionsvorsitzende der FDP im Rhein-Sieg-Kreis. 1980 zog sie über die NRW-Liste in den Bundestag ein, wurde bildungs- und kulturpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion. In der bildungspolitischen Arbeit war einer ihrer Schwerpunkte die Reform der konservativen Rollenbildprägung in den Bildungsinstitutionen Deutschlands, das Ziel eines erweiterten Berufsspektrums für Frauen.
1984 wurde sie zur ersten Frauenbeauftragten Berlins (West) berufen. In Berlin – so erzählt sie – habe sie in enger Zusammenarbeit mit der hochaktiven frauenpolitischen Szene erst wirklich begriffen, dass es im Verhältnis der Geschlechter um eine gesellschaftssystemische Frage geht, um Herrschaftsstrukturen, die geschickt auch den privaten Bereich einbeziehen. Erst in Berlin habe sie den berühmten Satz „Das Private ist politisch“, wirklich verstanden, mit allen seinen politischen Auswirkungen.
1990 wurde Carola v. Braun zur Landes- und Fraktionsvorsitzenden der vereinigten Berliner FDP gewählt. Weil sie auch in dieser Aufgabe bemerken musste, dass es zur Durchsetzung von frauenpolitischen Interessen oft überparteilicher Zusammenarbeit bedarf, engagierte sie sich 1992 zusammen mit anderen Parlamentarierinnen, Frauen aus Projekten und Verwaltungen, für die Gründung der Überparteilichen Fraueninitiative Berlin – Stadt der Frauen.
1994 legte sie alle politischen Ämter nieder, kehrte in die Senatsverwaltung zurück, übernahm u.a. bis zum Eintritt in den Ruhestand 2005 die Zuständigkeit für die Berufliche Bildung.
Themen, für die sie sich in verschiedenen Ehrenämtern weiterhin einsetzt, sind: die Zukunft der Pflegeberufe, eines großen Frauen-Arbeitsmarktes, mit hoher Verantwortung und unangemessenen Arbeitsbedingungen, die Förderung des Interesses jüngerer Frauen an politischer Tätigkeit in Parteien und Parlamenten.
Die Veranstaltung findet statt am
30.Juni 2010, 18.30 – 20.00 h in den Räumen des Berliner Frauenbundes, Ansbacherstr. 63, 10777 Berlin.
Wir freuen uns auf Euer/ auf Ihr Kommen!
Gudrun Laufer Ebba Christiansen
Vorstand

http://www2.gender.hu-berlin.de/ztg-blog/2010/06/berlin-einladung-zu-einer-begegnung-mit-carola-von-braun-am-30-6-10-berlin-frauenbund-e-v/

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