Wenn der Mensch zur MenschIn wird - oder:

Wieviel »Gleichberechtigung« verträgt das Land?

How much »equality« the country can stand?

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Liste Femanzen Dr. Monika Hauser (Liste Femanzen)

Oberkellner @, Wednesday, 26.11.2014, 16:30 (vor 3594 Tagen)

F236 Monika Hauser ITA - geboren am 24.05.1959 in Thal (Schweiz), italienische Staatsbürgerin – Fachärztin für Gynäkologie – gründete 1995 Medica Zenita in Bosnien – seit 2000 Geschäftsführerin von Medica Mondiale – lebt heute in Köln – www.medica-mondiale.org - http://images.fembio.net/Monika_Hauser.jpg

„Gemeinsam kämpfen wir dafür, dass Rückschritte oder Stagnation verhindert werden.“

60 Jahre Deutscher Frauenrat – das sind 60 Jahre Durchsetzungskraft, Hartnäckigkeit, Lebendigkeit und konsequenter Einsatz dafür, Frauenrechte und Frauenthemen immer wieder auf die politische Tagesordnung zu bringen. Dazu gehören für mich Meilensteine wie der Schattenbericht zur UN-Resolution 1325 und die Mitbegründung der Europäischen Frauenlobby.
Medica mondiale versteht sich wie der Deutsche Frauenrat als Teil der internationalen Frauenbewegung. Gemeinsam kämpfen wir dafür, dass Rückschritte oder Stagnation seitens der Politik und innerhalb der Gesellschaft verhindert werden und pflegen eine frauenpolitische Struktur. Liebe Frauen, es gibt für uns noch viel zu tun! Alles Gute für die nächsten Jahre und: weiter so!
Dr. Monika Hauser
Gründerin und geschäftsführendes Vorstandsmitglied von medica mondiale

http://www.frauenrat.de/deutsch/aktionen/jubilaeum-60-jahre-df/jubilaeum-60-gratulantinnen.html

Frage: Was bedeutet der Alternative Nobelpreis für Sie und Ihre Arbeit?
Hauser: Das ist eine große Ehre. Ich nehme ihn im Namen der Frauen in der Kölner Zentrale von medico mondiale und der 200 Mitarbeiterinnen in aller Welt an. Wir werden es bei der Arbeit mit traumatisierten Frauen und der Erreichung unser politischen Ziele jetzt sicher etwas einfacher haben, weil man uns zuhören wird. Aber ich sage ganz ehrlich, der Preis hat auch zwiespältige Gefühle ausgelöst. Auf der einen Seite bin ich seit 15 Jahren an dieser Arbeit dran und hab eine hohe Frustrationstoleranz entwickeln müssen. Nicht nur, wenn ich mit afghanischen Politikern zu tun habe, sondern auch mit deutschen oder von der EU, die in Menschenrechtsfragen überhaupt kein größeres Interesse zeigen, wenn es um Frauen geht. Da ist es andererseits ist es auch eine wunderbare Genugtuung, so einen wunderbaren Preis zu bekommen.
Frage: Was betrachten Sie selbst als das wichtigste Ergebnis von 15 Jahren Arbeit?
Hauser: Der wichtigste Erfolg ist sicherlich, dass wir vielen tausend Frauen helfen konnten zu überleben, und vor allem in Würde zu überleben. Wir sehen leider in vielen Nachkriegs-Gebieten wie Bosnien, Afghanistan oder in vielen afrikanische Ländern, dass die Menschen dort eher vegetieren als gut überleben. Und dass wir das Thema traumatisierte Frauen auf der Tagesordnung gehalten haben, ist ein Erfolg. So dass letztlich auch die Vereinten Nationen nicht mehr daran vorbeischauen konnten.
Frage: Welches Problem brennt Ihnen in derzeit ganz konkret am meisten unter den Nägeln?
Hauser: Da brennt sehr vieles. Die Lage für Frauen im Kongo ist sicher eines der wichtigsten Probleme. Wir bauen mit der Organisation PAIF in der Stadt Goma, wo sie eine sehr mutige Frauenrechtsarbeit macht, ein größeres Engagement auf. Der Krieg dort geht in eine neue Runde. Es sind wieder dieselben Täter, die vergewaltigen. Da schaut die internationale Gemeinschaft nicht genügend hin. Es gibt all die schönen Resolutionen, aber es fehlt komplett an der Umsetzung. Es wird mehr den Interessen der lokalen Kriegsherren entsprochen, als endlich die Verletzung von Menschenrechten der Frauen zu beenden. Natürlich ist Afghanistan weiter einer unserer Schwerpunkte, wo wir mit ansehen mussten, wie sich die Sicherheitslage immer weiter verschlechtert hat. Trotz der sehr guten Arbeit dort über Jahre müssen wir jetzt leider sagen, dass die Arbeit für die Kolleginnen immer gefährlicher wird. Uns treibt natürlich auch um, dass wir keine langfristige Finanzierung für unsere Projekte haben. Es fehlt bei der EU und anderen Geldgebern komplett der lange Atem. Menschenrechtsarbeit und Traumahilfe sind keine kurzfristige Nothilfe, sondern längerfristige Arbeit mit Befriedung und Demokratisierung dieser Länder.

Frage: Was bedeutet es für Sie, dass an allen vier Alternativen Nobelpreise dieses Jahres Frauen beteiligt sind?
Hauser: Ich freue mich sehr darüber. Ich will nicht Schwarz-Weiß-Malerei betreiben, muss aber nach meinen Erfahrungen sagen, dass in den Kriegs- und Krisengebieten in erster Linie Männer diejenigen sind, die Gewalt, Massengräuel und Zerstörung zu verantworten haben. In der internationalen Politik sitzen ihnen dann in erster Linie auch Männer gegenüber, die zu solchen Problemen nicht Tacheles reden. Frau Merkel würde ich da mal ausnehmen, denn wir wissen, dass sich erst ab einem bestimmten Prozentsatz Frauen wirklich etwas ändert. Wenn ich derzeitigen Banken-Zusammenbrüche anschaue, sehe ich in der Wall Street und anderswo auch in erster Linie Männer. Ich denke nicht, dass Frauen die besseren Menschen sind, aber sie sind näher an der Realität des Lebens dran und viel praktischer überlegen, wie Wiederaufbau, Kommunikation und Frieden gelingen können.

http://www.rundschau-online.de/html/artikel/1222812121535.shtml

Gerade läuft in Bayern 2 “1:1 – der Talk” – heute mit Monika Hauser, Chefin von “medica mondiale e.V.”1), die weltweit vom Krieg traumatisierte Frauen unterstützen. Monika Hauser bezeichnete ihre Herangehensweise gerade unwidersprochen mit “dieser feministisch-medizinische Ärztinnenblick“. Sie war vor einigen Jahren in Bosnien und hat vergewaltigte Frauen unterstützt, selbstverständlich schätzt sie deren Anzahl “auf ein Vielfaches” der offiziellen Zahlen, die dem Haager Gerichtshof vorliegen. Mit Dunkelziffern läßt sich immer trefflich Kasse machen.
Kein Wort von den -zigtausend bestialisch geschlachteten jungen Männern, die zum Kriegsdienst gezwungen wurden, den Gefolterten, den Geflohenen, den Männern, die ihre Familien verloren haben. Muß ich eigentlich immer wieder erklären, dass nicht die Männer den Krieg machen oder anzetteln, sondern lediglich zwei oder drei? Und dass alle anderen Männer genauso darunter leiden wie die Frauen? Wo ist eigentlich der Unterschied zwischen der Vergewaltigung einer Frau und dem Zwangsrekrutieren eines Mannes, der sein Leben oder Körperteile verliert, wenn er nicht tut, was ihm gesagt wird? Soll der heldenhaft sein Leben geben, sich ins Knie schießen lassen, sich einen Arm oder sein Geschlechtsteil abschneiden lassen? Mit welcher Begründung soll das bei Männern gehen – und bei Frauen auf keinen Fall? Mit welcher Begründung sind Frauen nach solchen Erlebnissen hilfsbedürftig, Männer aber nicht? Mit welcher Begründung darf eine Organisation wie medica mondiale gezielt Spendengelder einwerben und sich von Staat (e.V.-Status) und Medien unterstützen lassen – die Hilfsgüter ausschließlich Frauen zu Gute kommen lassen? Mit welcher Begründung darf ein Hilfs-Projekt sagen: Männern helfen wir nicht, dafür fühlen wir uns nicht zuständig? Wes Geistes Kind muß man sein, um so einen Gedankengang zuzulassen?
Beim Anhören des Interviews kam mir die klammheimliche Vermutung, dass Monika Hauser zu den emotionalen Kriegsgewinnlern gehört: es geht ihr sehr gut jetzt. Nicht so gut ginge es ihr sicherlich, wenn sie dort geblieben wäre – um weiter zu helfen, so wie es die Mönchen und Nonnen machen: sie geben sich mit Haut und Haaren hinein, sie bleiben vor Ort und halten mit aus, was sie angerichtet haben.
Schlecht auch der Interviewer, der sich äußerst einfühlsam zeigte: Monika Hauser mußte diesen feministisch-medizinischen Ärztinnenblick gar nicht auspacken, der Interviewer tat das pflichtschuldigst für sie, weil er ihr als bewegter Mann um den Gender-Bart gehen wollte. Eine Frage nach den Männern ist ihm nicht eingefallen – nicht, während ich zugehört habe. Mir wurde übel, ich mußte ausmachen: ich kann das Salbadern weißer, rundumversicherter und wohlsituierter Betroffenheits-Feministinnen einfach nicht mehr aushalten. Es ist unehrlich – und am Schlimmsten ist, dass sie es selbst nicht merken, sondern dass sie sich auch noch für gerecht halten.
Da muß ein grundlegender, tiefer Hass und Neid gegenüber Männern vorliegen, wenn man so glasklar sagen kann: Euch helfe ich nicht, helft euch selbst. Dieser Hass entbehrt – zumindest in unserem Land – jedweder realen Grundlage und auch jeder eigenen Erfahrung: er ist einfach herbeigeredet und richtet fürchterliche Verwüstungen in der Gesellschaft an. Ich könnte das niemals. Ich wette, es würde ihnen genauso übel, wenn sie die einfache Menschlichkeit an sich heranließen.

http://klartext.macbay.de/Diesellog/2009/07/jaccuse/

Interview
Hauser: Zwiespältige Gefühle
Von Interview: Thomas Borchert, 01.10.08, 11:16h
Die Kölner Ärztin Monika Hauser hat sich am Mittwoch in einem Interview mit der dpa zur Verleihung des Alternativen Nobelpreises 2008 an sie geäußert.
Stockholm/Köln - Die Kölner Ärztin Monika Hauser hat sich am Mittwoch in einem Interview mit der dpa zur Verleihung des Alternativen Nobelpreises 2008 an sie geäußert.
Frage: Was bedeutet der Alternative Nobelpreis für Sie und Ihre Arbeit?
Hauser: Das ist eine große Ehre. Ich nehme ihn im Namen der Frauen in der Kölner Zentrale von medico mondiale und der 200 Mitarbeiterinnen in aller Welt an. Wir werden es bei der Arbeit mit traumatisierten Frauen und der Erreichung unser politischen Ziele jetzt sicher etwas einfacher haben, weil man uns zuhören wird. Aber ich sage ganz ehrlich, der Preis hat auch zwiespältige Gefühle ausgelöst. Auf der einen Seite bin ich seit 15 Jahren an dieser Arbeit dran und hab eine hohe Frustrationstoleranz entwickeln müssen. Nicht nur, wenn ich mit afghanischen Politikern zu tun habe, sondern auch mit deutschen oder von der EU, die in Menschenrechtsfragen überhaupt kein größeres Interesse zeigen, wenn es um Frauen geht. Da ist es andererseits ist es auch eine wunderbare Genugtuung, so einen wunderbaren Preis zu bekommen.
Frage: Was betrachten Sie selbst als das wichtigste Ergebnis von 15 Jahren Arbeit?
Hauser: Der wichtigste Erfolg ist sicherlich, dass wir vielen tausend Frauen helfen konnten zu überleben, und vor allem in Würde zu überleben. Wir sehen leider in vielen Nachkriegs-Gebieten wie Bosnien, Afghanistan oder in vielen afrikanische Ländern, dass die Menschen dort eher vegetieren als gut überleben. Und dass wir das Thema traumatisierte Frauen auf der Tagesordnung gehalten haben, ist ein Erfolg. So dass letztlich auch die Vereinten Nationen nicht mehr daran vorbeischauen konnten.
Frage: Welches Problem brennt Ihnen in derzeit ganz konkret am meisten unter den Nägeln?
Hauser: Da brennt sehr vieles. Die Lage für Frauen im Kongo ist sicher eines der wichtigsten Probleme. Wir bauen mit der Organisation PAIF in der Stadt Goma, wo sie eine sehr mutige Frauenrechtsarbeit macht, ein größeres Engagement auf. Der Krieg dort geht in eine neue Runde. Es sind wieder dieselben Täter, die vergewaltigen. Da schaut die internationale Gemeinschaft nicht genügend hin. Es gibt all die schönen Resolutionen, aber es fehlt komplett an der Umsetzung. Es wird mehr den Interessen der lokalen Kriegsherren entsprochen, als endlich die Verletzung von Menschenrechten der Frauen zu beenden. Natürlich ist Afghanistan weiter einer unserer Schwerpunkte, wo wir mit ansehen mussten, wie sich die Sicherheitslage immer weiter verschlechtert hat. Trotz der sehr guten Arbeit dort über Jahre müssen wir jetzt leider sagen, dass die Arbeit für die Kolleginnen immer gefährlicher wird. Uns treibt natürlich auch um, dass wir keine langfristige Finanzierung für unsere Projekte haben. Es fehlt bei der EU und anderen Geldgebern komplett der lange Atem. Menschenrechtsarbeit und Traumahilfe sind keine kurzfristige Nothilfe, sondern längerfristige Arbeit mit Befriedung und Demokratisierung dieser Länder.
Frage: Was bedeutet es für Sie, dass an allen vier Alternativen Nobelpreise dieses Jahres Frauen beteiligt sind?
Hauser: Ich freue mich sehr darüber. Ich will nicht Schwarz-Weiß-Malerei betreiben, muss aber nach meinen Erfahrungen sagen, dass in den Kriegs- und Krisengebieten in erster Linie Männer diejenigen sind, die Gewalt, Massengräuel und Zerstörung zu verantworten haben. In der internationalen Politik sitzen ihnen dann in erster Linie auch Männer gegenüber, die zu solchen Problemen nicht Tacheles reden. Frau Merkel würde ich da mal ausnehmen, denn wir wissen, dass sich erst ab einem bestimmten Prozentsatz Frauen wirklich etwas ändert. Wenn ich derzeitigen Banken-Zusammenbrüche anschaue, sehe ich in der Wall Street und anderswo auch in erster Linie Männer. Ich denke nicht, dass Frauen die besseren Menschen sind, aber sie sind näher an der Realität des Lebens dran und viel praktischer überlegen, wie Wiederaufbau, Kommunikation und Frieden gelingen können.
(dpa)
http://www.rundschau-online.de/html/artikel/1222812121535.shtml

Frau Hauser, herzlichen Glückwunsch. Freuen Sie sich über die Ehrung?
Im Moment freue ich mich sehr, zusammen mit meinen Kölner Mitstreiterinnen und Kolleginnen aus aller Welt. Das ist eine Anerkennung für unsere schwierige Arbeit. Ich hoffe, dass es jetzt mehr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit und der Politik gibt für das, was wir zu sagen haben.
Mit dem Preisgeld wollen Sie unter anderem ein Projekt für vergewaltigte Frauen im Ostkongo unterstützen. Von dort wird berichtet, dass in den Metallminen, wo Coltan für unsere Handy-Industrie aus der Erde geholt wird, unzählige Frauen vergewaltigt werden. Ist das so, telefonieren wir gewissermaßen auf Kosten kongolesischer Frauen?
80 Prozent des Weltbestands von Coltan, das ein wichtiger Bestandteil unserer Handys ist, kommt aus den kongolesischen Minen. Dort betätigen sich seit längerem skrupellose Geschäftsbosse, Kriegsherren und internationale Konzerne. Sie beuten Frauen in ekligster Weise aus, diese müssen als lebendige Lastesel dienen und Tonnen von Material schleppen, dabei werden sie oft auch noch vergewaltigt.
Sie haben Kanzlerin Merkel öffentlich aufgefordert, die sexuelle Kriegsgewalt im Kongo und anderswo anzusprechen. Hat sie reagiert?
Bisher nicht. Vielleicht hilft ja nun dieser Preis, dass ich irgendwann eine Nachricht von ihr bekomme.
Der UN-Sicherheitsrat hat sich in zwei Resolutionen dem Thema von sexualisierter Kriegsgewalt in den Jahren 2000 und 2008 angenommen. Hat sich die Lage seither verbessert, gibt es weniger Massenvergewaltigungen in bewaffneten Konflikten?
Die Resolutionen 1325 und 1820 sind für unsere Arbeit wichtig. Wir können damit Politik machen, auch unsere Kolleginnen in Afghanistan oder Liberia können darauf verweisen. Aber die Politiker nehmen solche Resolutionen oft nicht ernst, sie sehen nicht ein, warum sie diese jetzt umsetzen sollen. Zusammen mit anderen Menschenrechtsorganisationen müssen wir dran bleiben und die Politik immer wieder auffordern, diese Resolutionen umzusetzen. In der Demokratischen Republik Kongo ist eine riesige UN-Friedenstruppe stationiert, und gleichzeitig sehen die Blauhelme hilflos zu, wie die diversen marodierenden Banden und auch die Regierungssoldaten dort immer weiter Krieg führen und massenhaft Frauen vergewaltigen. Das heißt, der Schutz von Frauen und Mädchen steht nur auf dem Papier.

Zur Person Monika Hauser war von Geburt an "Multikulti": Sie wuchs als Tochter von Südtiroler Migranten in der Schweiz auf, ihre Muttersprache ist deutsche, ihr Pass italienisch, studiert hat sie in Innsbruck und Bologna. 1993 fuhr die angehende Frauenärztin unter Lebensgefahr ins Kriegsgebiet nach Bosnien, um den vergewaltigten Frauen zu helfen, woraus "medica mondiale" entstand. Heute lebt die 49-jährige mit Mann und Sohn in Köln.
Viele Soldaten besuchen bei ihren Auslandseinsätzen Bordelle und Prostituierte. Nur die deutschen Truppen nicht - zumindest wenn man dem Bundesverteidigungsministerium glaubt. Welches Wunder ist da mit den deutschen Jungs geschehen?
Wunder gibt es nicht, auch nicht bei der Bundeswehr. Wir prangern seit etwa zehn Jahren an, dass Kosovo, Bosnien und Mazedonien Transit- und Zielländer für Frauenhandel geworden sind. Mafiöse Gruppen haben dort gleich nach dem Ende der Kriege Bordelle mit Zwangsprostituierten aufgebaut, mittellose osteuropäische Mädchen werden dort festgehalten und regelrecht versklavt. Seit Jahr und Tag besuchen Männer aus den Friedenstruppen und den internationalen Hilfsorganisationen diese Bordelle, darunter auch Deutsche. Seit zehn Jahren haben Verteidigungsministerium und Bundeswehr nicht auf unsere Forderungen und unsere Gesprächsangebote reagiert. Sie sehen nicht ein, dass sie hier endlich präventiv vorgehen und junge Soldaten vor deren Auslandseinsatz sensibilisieren und schulen müssen. Und dass sie auch Sanktionen verhängen müssen, wenn Männer dem Verhaltenskodex der Uno und der Nato zuwider handeln. Beide Organisationen fahren hier eine "Null-Toleranz-Politik", zumindest offiziell. Nur die Deutschen übernehmen hier einfach keine Verantwortung.
In wenigen Tagen wird der Bundestag wohl das deutsche Bundeswehrkontigent in Afghanistan aufstocken. Ist das ein guter Weg für die deutsche Hilfe?
Wir monieren schon lange, dass die deutsche Strategie nicht die richtige ist. Es ist ein völlig falscher Weg, die Priorität auf das Militär zu setzen und nicht auf den zivilen Wiederaufbau. Die entwicklungspolitischen Projekte müssen stark aufgestockt werden. Nach dem Sturz der Taliban waren wir optimistisch, aber dann kam die Ernüchterung. Man kann das Vertrauen der afghanischen Bevölkerung in die internationale Gemeinschaft nur mit sichtbarem Wiederaufbau gewinnen. Das ist leider nur ungenügend erfolgt, und für die Sicherheit von Frauen und Mädchen wurde viel zu wenig getan. Deutschland hat nur wenige Männer und Frauen zum Aufbau der Polizei nach Afghanistan geschickt. Das hätte wesentlich mehr Personal sein müssen. Viele Männer, die in die afghanische Polizei eintreten, sind Analphabeten, etliche sind gewaltbereit. Wir wissen, dass in sehr vielen Polizeistationen Frauen und Mädchen, aber auch Jungs vergewaltigt werden. Wie soll die afghanische Bevölkerung Vertrauen in Rechtsstaatlichkeit und Demokratie entwickeln, wenn sie sich noch nicht einmal in eine Polizeistation trauen kann? Aber die Verleihung des Alternativen Nobelpreises gibt uns auch hier Kraft. Unsere afghanischen Kolleginnen erfahren damit eine Stärkung und bekommen größeres politisches Gewicht vor Ort.
Interview: Ute Scheub

http://www.stern.de/wissen/mensch/interview-monika-hauser-der-schutz-besteht-nur-auf-dem-papier-641063.html

Die Medienberichterstattung über
systematische Massenvergewaltigungen
in Bosnien war für die geborene
Italienerin Monika Hauser die
Initialzündung zur Gründung. Ihr
war schnell klar: „Da will ich mich
einmischen. Als Frau, als Europäerin,
als Gynäkologin will ich den bosnischen
Frauen Unterstützung anbieten!“,
berichtet sie im Gespräch.
Die Motivation, sich diesen Themen
zu widmen, liegt in ihrer Kindheit
begründet. Von ihrer Südtiroler
Großmutter erfuhr sie schon als
junges Mädchen viel von Gewalt gegenüber
Frauen. Während ihrer Arbeit
als Ärztin in Kliniken in Südtirol
und im Ruhrgebiet verstärkte sich
der Wunsch, dagegen einzutreten.
„Ich habe auch in Deutschland auf
der Privatstation genügend Frauen
gesehen, die Gewalt erleben mussten
und realisierte, dass dieses Problem
sich durch alle Schichten der
Gesellschaft und alle Nationalitäten
zieht. In der Klinik allerdings waren
diese Themen tabu. Mir war klar,
dass ich eines Tages meine eigene
Organisation gründen muss, um
mir meine Arbeit so zu gestalten,
wie ich sie für sinnvoll halte. Die
Berichterstattung während des Bosnienkrieges
hat mich zudem zutiefst
aufgewühlt. Die Frauen sind durch
die Medien erneut missbraucht worden.“
Trotz schwieriger Umstände
schafft es Monika Hauser zusammen
mit bosnischen Fachfrauen, in
beharrlichem Kampf gegen bürokratische
und politische Hürden, im
April 1993 ein Frauentherapiezentrum
in Zenica/Bosnien zu eröffnen.
Die Logistik im bosnischen
Kriegsgebiet war alles andere als
unproblematisch. Die Gynäkologin
hält jedoch durch und findet bald
Gleichgesinnte, die sie unterstützen
und wie sie dazu bereit sind, Risiken
einzugehen, um Widerstand gegen
geschehendes Unrecht zu leisten.
Die Arbeit erforderte von Anfang an
sehr viel Improvisation, enormes
Engagement und häufig auch Herzblut.
Aus medica mondiale ist eine
professionelle Hilfsorganisation
geworden, die stetig wächst und
in Ländern wie dem Kosovo und
Albanien, Afghanistan und Ruanda,
der Demokratischen Republik
Kongo und in Liberia tätig ist. Die
Organisation mit Hauptsitz in Köln
wird von einer Vielzahl hauptamtlicher
und ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen
unterstützt, deren Arbeit
häufig nicht ungefährlich ist. „Generell
gehen wir davon aus, dass
wir eine gewisse Infrastruktur und
politische Stabilität für unsere
Projekte benötigen, weswegen wir
auch entschieden haben, nicht in
den Irak zu gehen“, erklärt Monika
Hauser. „Uns war klar, dass die
Situation dort viel zu gefährlich für
jegliche Form der Traumaarbeit ist.
Dass die Situation in Afghanistan
sich mittlerweile so verschlechtert
hat, konnten wir 2002 natürlich
noch nicht ahnen. Daran trägt die
internationale Gemeinschaft eine
wesentliche Mitschuld.“
Trotz vieler Risiken hat sich medica
mondiale noch aus keinem Projekt
zurückgezogen. Von der Organisation
gegründete Zentren konnten unter
anderem in Bosnien und Herzegowina,
Albanien und im Kosovo an
einheimische Fachkräfte übergeben
und an regionale Gegebenheiten angepasst
werden. Dabei wurde insbesondere
ein innovatives Konzept
zur Trauma- und Menschenrechtsarbeit
entwickelt, welches auf einem
ganzheitlichen Langzeitansatz basiert.
Im Zentrum stehen die Entwicklung
oder Unterstützung nachhaltiger
lokaler Strukturen und ein
holistischer Ansatz, der ein breites
Spektrum an Leistungen umfasst:
von der direkten medizinischen Behandlung
und psychosozialen oder
psychotherapeutischen Betreuung
in Gruppen- bzw. Einzelsitzungen,
über Berufsbildungskurse und Einkommensgenerierende
Maßnahmen,
bis hin zu juristischer Beratung.
medica mondiale orientiert
sich dabei an den Möglichkeiten in
den jeweiligen Projektländern und
unterstützt, beispielsweise im Kosovo,
Frauen in entlegenen Dörfern
mit einer mobilen gynäkologischen
Ambulanz.
Die Stärkung der Rechte der Frauen
ist ein ebenso wichtiges Anliegen
von medica mondiale. In allen Ländern
steht deshalb die Veränderung
sozialer und politischer Rahmenbedingungen
im Zentrum der Arbeit.
Menschenrechtsverletzungen
werden öffentlich geächtet und die
rechtliche Verurteilung sexualisierter
Gewalt wurde und wird von der
Organisation gefordert. Zu den Aufgaben
gehören auch die kritische
Begleitung der Arbeit internationaler
Gerichtshöfe und die Forderung
nach mehr Schutz und adäquater
Behandlung für traumatisierte Zeuginnen
bei internationalen Prozessen.
Armut und Überlebensprostitution
kennzeichnen das Leben vieler
Frauen nach Kriegsende. Die Mitarbeiterinnen
von medica mondiale
wissen daher, dass materielle Sicherheit
grundlegend für ein selbstbestimmtes
Leben ist und traumatisierte
Frauen ihre Traumata nur
dann überwinden können, wenn
dies gesichert ist. Die Unterstützung
reicht deshalb von der Verteilung
von Nahrung und Kleidung über die
Gewährung von Unterschlupf und
die Vergabe von Mikrokrediten bis
hin zu Alphabetisierungskursen.
Durch die Sensibilisierung von Familien,
Gemeinden, Institutionen
des Gesundheitswesens, der Justiz,
der Polizei und religiösen Führern
sollen die Projekte von medica mondiale
in der Gesellschaft verankert
und, mithilfe von Netzwerken und
Trainingsangeboten für einheimische
Institutionen, langfristig gefestigt
werden.
Monika Hauser weiß, wie wichtig es
für betroffene Frauen ist, ihr Leben
selbstbestimmt zu gestalten. „Wenn
sie dann aber auch noch ‚change
agents‘ werden und es schaffen,
politisch aktiv zu werden und Öffentlichkeitsarbeit
leisten, ist dies
für alle Beteiligten ein toller Fortschritt.
So können Frauen sich einmischen
und dafür sorgen, dass es
ihren Töchtern besser gehen wird.
Das gilt für alle Projekte und mittlerweile
gibt es sogar ehemalige
Klientinnen, die jetzt Mitarbeiterinnen
sind. Empowerment und ein
emanzipatorischer Ansatz gehören
für uns untrennbar zusammen, um
einer erneuten Viktimisierung der
Frauen entgegenzuwirken. Wir unterstützen
Frauen weltweit, damit
sie ihr eigenes Geschick in die Hand
nehmen können – Veränderungen
sind nur dann nachhaltig, wenn sich
die gesellschaftlichen Bedingungen
für Frauen verändern; die Behandlung
von Symptomen reicht dabei
medica mondiale wurde 1993 von Dr. Monika Hauser gegründet. Als Organisation von
Frauen für Frauen arbeitet sie vor allem mit Opfern sexualisierter Kriegsgewalt.
„Ich habe auch in Deutschland auf der Privatstation genügend Frauen
gesehen, die Gewalt erleben mussten und realisierte, dass dieses
Problem sich durch alle Schichten der Gesellschaft und alle
Nationalitäten zieht. In der Klinik allerdings waren diese Themen tabu.
* In einer 2008 erschienenen Biographie
erzählt die Journalistin Chantal Louis die
Geschichte von Monika Hauser und der
von ihr gegründeten Organisation:
Chantal Louis: Monika Hauser – Nicht
aufhören anzufangen. Eine Ärztin im
Einsatz für kriegstraumatisierte Frauen,
Zürich 2008.
der Medizin“ Thema „Frauen in der Medizin“
medica mondiale – Monika Hauser hört nicht auf anzufangen*
nicht aus.“ Immer wieder betont
Hauser, wie wichtig ihr Solidarität
und die Übernahme von Verantwortung
sind. Ihre Großmutter spielt
dabei eine große Rolle. „Ich habe
einen Auftrag meiner Großmutter
und meinen Tanten gegenüber,
die im Zuge der patriarchalen Gewalt
in Südtirol am eigenen Leib
sexuelle Übergriffe erlebt haben“,
erzählt sie. „Vor dem Hintergrund
meiner guten Ausbildung und der
politischen Stabilität, in die ich
geboren wurde, erwächst daraus
für mich eine Verpflichtung, etwas
Sinnvolles damit zu tun. Diese Privilegien
muss ich nutzen, damit sich
die Welt verändert.“
Verändern muss sich auch Vieles in
der Justiz. Seit 1994, dem Beginn
des Internationalen Kriegsverbrechertribunals
für Ex-Jugoslawien
in Den Haag, mischt medica mondiale
sich ein. Juristinnen beraten
Zeuginnen über deren Rechte und
Pflichten und bieten professionellen
juristischen Beistand an. Wie eine
im Jahr 2010 von medica mondiale
durchgeführte Zeuginnenstudie dokumentiert,
ist das nicht unproblematisch.
Zeuginnen werden oft wie
bloßes lebendiges Beweismaterial
behandelt, was bei den Betroffenen
zu Re-Traumatisierungen führen
kann. Andererseits können Aussagen
vor Gericht jedoch politisch als
auch psychologisch sehr positive
Auswirkungen haben. „Mittlerweile
kritisieren wir das gesamte Setting
der internationalen Kriegsgerichte,
sind jedoch der Meinung, dass es
sehr wichtig für eine Frau sein kann
vor einem solchen Tribunal auszusagen“,
weiß Monika Hauser zu
berichten. „Es kann ein Stück Gerechtigkeit
für sie bedeuten, wenn
sie dem Täter in die Augen schauen
und sagen kann: ‚Du hast mich
nicht brechen können!’ und dann
miterlebt, wie ihre Aussage dazu
beiträgt, dass er zu einer langen
Haftstrafe verurteilt wird.“ Hauser
beklagt seit Jahren, dass weder
das Völkerrecht, noch nationale
Strafrechte ausreichendes Wissen
über die Dynamik sexualisierter
Gewalt im Kriegskontext erkennen
lassen. medica mondiale hat hier
zunehmend grundsätzliche Kritik
formuliert. So werden beispielsweise
Kriegsvergewaltigungen nur
dann anerkannt, wenn der genozidale
Charakter der Tat nachgewiesen
werden kann. Damit werden
die Betroffenen hierarchisiert – in
diejenigen, die genozidale, also die
‚richtigen‘ Vergewaltigungen erlitten
haben und folglich als Zeuginnen
aussagen dürfen – und andere, die
nur ‚normale‘ Vergewaltigungen erlebt
haben, und dies nicht dürfen.
Für Monika Hauser und ihre Kolleginnen
lässt dies den strukturellen
Charakter von Gewalt gegen Frauen
völlig außer Acht: „Wir wissen, dass
im Krieg auch deshalb vergewaltigt
wird, weil die Männer mit der Waffe
in der Hand einfach die Macht haben,
weil sie niemand kontrolliert,
weil keine Armeeleitung Einhalt gebietet.
Der Aspekt der Kriegsstrategie
und der Vergewaltigung als
Taktik ist sicherlich richtig, aber
eben nicht ausschließlich. Wir müssen
gleichzeitig auch sehen, dass
Frauen vergewaltigt werden, weil sie
Frauen sind.“
Die Mitarbeiterinnen von medica
mondiale beschäftigen sich immer
wieder mit diesen Fragen, werten
Informationen aus und arbeiten an
gendersensiblen Konzepten, die
sie in die politische Debatte einbringen.
So war medica mondiale
beispielsweise im November 2010
Veranstalterin eines Runden Tisches
in Sarajevo, an dem die UN-Sonderbeauftragte
Margot Wallström sowie
über 50 PolitikerInnnen, JuristInnen
und VertreterInnen von Nichtregierungsorganisationen
und Überlebendenverbänden
teilgenommen
haben. Das Ziel war, der bosnischen
Politik die Verantwortung für eine
frauen- und traumasensible Aufarbeitung
der Kriegsvergewaltigungen
zu übergeben. Auch in diesem Zusammenhang
konnte der Verein
schon viele Etappensiege erzielen.
So verabschiedete das bosnische
Parlament im Jahre 2006 auf die
Initiative von medica Zenica und weiteren
Frauenorganisationen hin ein
Gesetz, das im Krieg vergewaltigten
Frauen den Status als Kriegsopfer
zuerkennt. Die als Kriegsopfer Anerkannten
erhalten seitdem eine
Rente von bis zu 250 Euro, was bei
einem durchschnittlichen Monatseinkommen
von 300 Euro nicht
wenig ist. Bislang konnten über
3000 Frauen dieses Recht geltend
machen.
Im Mittelpunkt der juristischen
Aufarbeitung im ehemaligen Jugoslawien
steht für medica mondiale
die internationale und bosnische
Rechtsprechung für Kriegsvergewaltigungen.
In Afghanistan steht die
Organisation jedoch vor ganz anderen
Herausforderungen: „Leider
hat Karzai vor einem Jahr eine Amnestie
für alle Kriegsverbrecher ausgesprochen,
die eine Aufarbeitung
von Kriegsvergewaltigungen verhindert“,
erklärt Monika Hauser. „In
der UN-Resolution 1325 aus dem
Jahr 2000, die für unsere Arbeit
sehr wichtig ist, steht explizit, dass
Verbrechen sexualisierter Gewalt
aus den Amnestiegesetzen herauszunehmen
sind. Doch genau das
ist in Afghanistan nicht geschehen;
folglich sind derzeit dort Kriegsverbrechertribunale
absolut unrealistisch.“
In Afghanistan nimmt
sich medica mondiale daher dem
Problem von alltäglicher Gewalt
gegen Frauen an und unterstützt
Frauen und Mädchen, die aufgrund
so genannter ‚moralischer Verbrechen‘
im Gefängnis sitzen. In über
2000 Fällen ist es den Anwältinnen
von medica mondiale Afghanistan
bereits gelungen, Frauen und junge
Mädchen aus dem Gefängnis
freizubekommen. Die meisten von
ihnen waren in Haft, weil sie beispielsweise
von zuhause geflohen
waren, um sich einer Zwangsverheiratung
zu entziehen. In Afghanistan
gibt es ein Verfassungsrecht,
das, so Monika Hauser, gar nicht
schlecht sei. Die Richter müssen
nur oft daran erinnert werden. Die
meisten Mädchen kommen wieder
frei, wenn Verfahrensfehler nachgewiesen
werden können: wenn sie
zum Beispiel inhaftiert wurden, ohne
dass es eine Polizei- bzw. Gefängnisakte
über sie gibt oder gar kein
Prozess angestrengt wird und sie
wochenlang festgehalten werden,
ohne zu wissen warum. Dies ist relativ
leicht nachweisbar und meist
erfolgreich. „Aber dann beginnt der
schwierigere Teil“, erzählt Monika
Hauser. „Wo soll das Mädchen oder
die Frau nach der Freilassung hin
und wie können wir ihre Sicherheit
gewährleisten? Unser zweiter
Schritt ist deshalb die Mediationsarbeit.
Wir gehen in die Dörfer, reden
mit den Mullahs, den Dorfältesten,
dem Ehemann, dem Familienvater
und schauen, wie es um die Akzeptanz
des Mädchens dort bestellt ist
und ob es überhaupt zurückkehren
kann.“
„Mittlerweile kritisieren wir das gesamte Setting der internationalen
Kriegsgerichte, sind jedoch der Meinung, dass es sehr wichtig
für eine Frau sein kann vor einem solchen Tribunal auszusagen“
Thema „Frauen in der Medizin“ Thema „Frauen in dReurb Mrikeedniztitne“l „Sie müssen sich ja nicht auf Wasserleichen spezialisieren...“
Die Rechtsmedizin war als Berufsperspektive
oder Arbeitsfeld lange Zeit
nicht besonders populär für Frauen.
Das hat sich ja offensichtlich sehr
geändert u. a. auch durch die Präsenz
von Rechtsmedizinerinnen in
TV-Serien wie Tatort aber auch amerikanischen
Krimi-Serien wie Bones,
Law and Order, Criminal Minds oder
Medical Detectives. Können Sie das
bestätigen?
In der Tat beobachten wir seit längerem,
dass unglaublich viele Anfragen
von jungen Damen nach dem
Abi kommen, die alle Rechtsmedizinerinnen
werden wollen. Wir haben
uns mit einer Medienwissenschaftlerin
hier auf dem Campus zusammengetan,
die auch bekennender
CSI-Fan ist, und haben das gemeinsam
mit ihr untersucht. Das Ergebnis
der wissenschaftlichen Studie
hat ergeben, dass es gerade unter
den Abiturientinnen unglaublich
viele gibt, die sich für den Körper
und seine Funktionsweisen interessieren,
was durch solche Fernsehserien
unterstützt wird. Die Hypothese
der Medienwissenschaftlerin war,
wenn die jungen Frauen jeden Abend
"Der Chirurg" sehen würden, dann
würden sie vermutlich alle Chirurgin
werden wollen. Denn es ist offensichtlich
so, dass diese Serien faszinierend
für die jungen Leute sind.
Da werden komplexe Sachverhalte
aufgeklärt, tolle Maschinen, schöne
und kluge Menschen gezeigt. Wenn
das dann auf den Boden von einem
grundsätzlichen Interesse für Naturwissenschaft,
Medizin und Körper
fällt, ist das ganz spannend.
Interessant an der Studie ist auch,
dass viele dieser Menschen extrem
gute Sportlerinnen sind. Da sieht
man ganz deutlich, dass dies Leute
sind, die sich für Körperlichkeit interessieren.
1
Sie haben ja 1996 den Facharzt für
Rechtsmedizin gemacht. Warum haben
Sie sich für diese Disziplin/Spezialisierung
entschieden?
Ich bin ehrlich gesagt eher zufällig
zur Rechtsmedizin gekommen. Kurz
vor dem Staatsexamen interessierte
mich noch mehr die Allgemeinmedizin
und Familienmedizin. Ich
Dies ist eine äußerst schwierige
Aufgabe, haben doch Traditionen
oft eine starke Beharrungskraft.
Medienberichte beklagen daher
häufig die ‚Rückständigkeit‘ von
Gesellschaften und Religionen, in
denen die Rechte der Frau kaum
vorhanden sind. Monika Hauser
ist hier sehr skeptisch, sieht sie
doch auch in Deutschland häufig
fehlendes Bewusstsein und wenig
Bereitschaft zur Veränderung. Männer
müssen sich endlich politisch
bewegen und natürlich muss auch
mit Männern gearbeitet werden –
sowohl mit Männern als Tätern, als
auch mit Männern als Opfern von
Gewalt, in Deutschland genauso,
wie überall in der Welt. Dabei sind
Selbstreflexion und Sensibilisierung
der Männer, aber auch Zivilcourage
gefragt: „Gesellschaftlich könnten
Männer in Deutschland sehr viel tun
und mithelfen, um endlich mehr Geschlechtergerechtigkeit
zu erzielen.
Wir als Frauenorganisation leisten
da bereits unseren Anteil“, meint
die Frauenrechtsaktivistin. „Ich
denke, jeder hat die Möglichkeit,
bei Szenen der Gewalt gegen Frauen
in der Öffentlichkeit dazwischen zu
gehen oder auch bei sexistischen
Witzen am Arbeitsplatz oder im Bekanntenkreis
zu sagen: ‚Ich möchte
nicht, dass so über Frauen gesprochen
wird!’ Ferner muss die Politik
mehr eingreifen und deutlich Stellung
beziehen. In Nachkriegsgebieten
(auf dem Balkan oder auch in
Afrika) ist es ja ein großer Skandal,
dass Frauen weiterhin durch Soldaten
internationaler Friedenstruppen
und Mitarbeiter humanitärer
Organisationen sexuell ausgebeutet
werden. Das Verteidigungsministerium
in Berlin nimmt seine Verantwortung,
die deutschen Soldaten
richtig zu schulen, bevor sie in die
Auslandseinsätze geschickt werden,
einfach nicht wahr. Ein 20jähriger
kommt in Sarajevo an und fragt
seine Kameraden als erstes, wo
denn das nächste Bordell sei. Vor
10 Jahren sagte mir Herr Scharping
bereits, ich solle dieses Thema nicht
weiter öffentlich breittreten, weil
dies die Frauen und Freundinnen unserer
Soldaten verunsichern würde!
Wir versuchen nunmehr seit einem
Jahrzehnt mit den wechselnden Verteidigungsministern
ins Gespräch
zu kommen, um an deren Verantwortung
zu appellieren. Wir fordern
Sanktionen für die Täter und adäquates
Training zum Thema Männlichkeitsreflexion.“
Es gibt noch viel
zu tun, aber Monika Hauser bleibt
zuversichtlich. Mit Hilfe ihrer Mitarbeiterinnen
im In- und Ausland
und ihren (auch männlichen) finanziellen
Unterstützern wird sie sich
weiterhin für Menschenrechte und
mehr Geschlechtergerechtigkeit einsetzen.
Viele Frauen weltweit sind
stark und mutig trotz schwieriger
Lebensbedingungen und so kämpft
Monika Hauser gemeinsam mit
ihnen für mehr Gerechtigkeit für
Frauen weltweit.

http://www.gleichstellung.uni-bonn.de/ueber-uns/publikationen/fp25_2010.pdf

--
Die ultimative Dienstleistungsoffensive des Antifeminismus

Ein bisschen Frauenhass steht jedem Mann!

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Liste Femanzen Dr. Monika Hauser

Oberkellner @, Wednesday, 26.11.2014, 17:04 (vor 3594 Tagen) @ Oberkellner

THEMEN DER ZEIT: Das Gespräch

Das Gespräch mit Dr. med. Monika Hauser, Gründerin von medica mondiale, und Sabiha Husić, Leiterin von Medica Zenica: „Wir werden diesem Wahnsinn unsere Kraft entgegenstellen“

PP 12, Ausgabe August 2013, Seite 350

Korzilius, Heike


Im Bosnienkrieg werden massenweise Frauen und Mädchen vergewaltigt, und die Welt schaut zu. Monika Hauser entschließt sich zu helfen. In Zenica errichtet sie ein Therapiezentrum für die Überlebenden und gründet die Frauenrechtsorganisation medica mondiale. Eine Mitstreiterin der ersten Stunde ist Sabiha Husić.


Es herrscht Krieg in Bosnien. Die junge Frau ist hochschwanger. Monatelang hat man sie gefangen gehalten, gequält und vergewaltigt. Als ihre Peiniger sie gehen lassen, ist es für einen Abbruch der Schwangerschaft zu spät. Die junge Frau will sich am liebsten das Leben nehmen. Sabiha Husić ist auch fast 20 Jahre später noch sichtlich bewegt, als sie diese Geschichte erzählt. Eine Geschichte, wie sie viele Frauen und Mädchen erlebt haben, die damals, Anfang der 1990er Jahre, im Therapiezentrum von Medica Zenica Zuflucht und Hilfe suchten. Die der jungen Frau geht gut aus. „Sie hat heute einen Beruf, das Kind – ein Sohn – ist mittlerweile erwachsen, und die Großeltern sind glücklich, dass sie ihn haben“, berichtet Husić. „Doch der Weg dahin war für alle ein langwieriger, schmerzhafter Prozess.“



Die 42-Jährige leitet inzwischen die Einrichtung, die sich vom ersten Therapiezentrum für vergewaltigte und traumatisierte Frauen im Jahr 1993 zu einer unabhängigen Frauenorganisation entwickelt hat. „Das es so weit kommen konnte, verdanken wir Monika Hauser“, sagt Husić. „Man wusste, was in Bosnien mit Frauen und Mädchen passiert. Die Medien haben darüber berichtet. Aber niemand hat geholfen.“

Bis eben auf Monika Hauser. 1992 liest die junge Ärztin in einer Zeitschrift über die systematischen Vergewaltigungen von Frauen im Bosnienkrieg. „Mir wurde klar, ich kann nicht länger auf meiner Couch sitzen bleiben und diese Nachrichten verfolgen. Ich muss für die bosnischen Frauen vor Ort etwas tun“, erinnert sich Hauser. Sie reist ins Kriegsgebiet. War das nicht naiv, ohne Erfahrung, ohne Kontakte?

Hauser überlegt nur kurz und sagt dann entschieden: „Nein. Ich war nicht zu bremsen.“ Sie habe den unbedingten Willen gehabt, die Frauen zu unterstützen. Und ganz unbedarft sei sie auch nicht gewesen. Denn als angehende Gynäkologin habe sie viel mit traumatisierten Frauen gearbeitet. „Ich habe an der Uniklinik in Essen zusammen mit einer Psychologin das interdisziplinäre Konzept umgesetzt, das später das Konzept von medica mondiale wurde“, erklärt Hauser.

Ende Dezember 1992 kommt sie in Zenica an. „Dann ging es eigentlich sehr schnell. Ich habe sofort die richtigen Fachfrauen gefunden, die bereit waren, mit mir zusammen ein Therapiezentrum aufzubauen“, sagt Hauser. Darunter Ärztinnen, Psychologinnen, Krankenschwestern und Mitarbeiterinnen aus der Verwaltung. „Wir haben alle gewusst, wir werden diesem Wahnsinn unsere Kraft entgegensetzen.“ Ein von der Stadt angemieteter Kindergarten wird zum Therapiezentrum umgebaut. Am Ende gibt es dort einen Operationssaal, eine Praxis, eine Apotheke sowie Schlafräume für 20 Frauen und deren Kinder. Finanziert wird das Ganze über Spenden aus Deutschland, wo Hauser Anfang 1993 die Hilfsorganisation medica mondiale gründet.

„In mobilen Teams sind wir schon während des Umbaus in die Flüchtlingslager in der Umgebung gefahren, um bekanntzumachen: Wir wollen in einem Therapiezentrum vergewaltigte Frauen unterstützen.“ In einem solchen Lager lernt Hauser Sabiha Husić kennen, die sich dem Team von Medica Zenica anschließt. „Das wichtigste an unserer Arbeit war und ist, an die Frauen heranzukommen, die diese schrecklichen Erfahrungen gemacht haben“, sagt Husić. „Und für die betroffenen Frauen ist es wichtig, einen sicheren Ort zu haben, wo man ihnen glaubt und sie nicht stigmatisiert.“ Auch heute, 20 Jahre später, meldeten sich noch Frauen, die zum ersten Mal über ihre Erfahrungen mit sexualisierter Kriegsgewalt sprechen wollten. „Irgendwann werden die Erinnerungen wach und so schmerzhaft, dass die Frauen sie einfach nicht mehr ertragen können“, meint die Traumatherapeutin. „Dass wir es ihnen ermöglichen, über ihre schlimmen Kriegserlebnisse zu sprechen, stärkt sie aber auch. Sie entwickeln ein Bewusstsein dafür, dass es möglich ist, sich gegen Gewalt zu wehren.“

Hilfe zur Selbsthilfe ist die Philosophie von medica mondiale. Die Hilfsorganisation hat von Anfang an medizinische und psychologische Hilfe mit menschenrechtlichen und feministischen Ansätzen verbunden. Nach der Gründung des Therapiezentrums in Zenica, das seit 1997 selbstständig arbeitet, folgten Projekte im Kosovo und in Albanien. Seit 2002, seit dem Ende der Talibanherrschaft engagiert sich medica mondiale in Afghanistan, später dann auch in Liberia.

Nach 20 Jahren und einer Evaluation bestehender Projekte will sich die Organisation jetzt strategisch fokussieren. „Wir werden künftig verstärkt regionale Schwerpunkte bilden“, sagt Hauser. „Zurzeit konzentrieren wir uns auf die Region der großen Seen in Zentralafrika: Ostkongo, Burundi, Ruanda, Uganda.“ Dort, wo Frauen noch keine eigenen Strukturen geschaffen hätten, werde man auch weiterhin eigene Projekte auflegen. „Ansonsten unterstützen wir lokale Frauenorganisationen. Sie können bei uns Projektmittel beantragen, und wir unterstützen sie in ihrer politischen Menschenrechtsarbeit.“ Denn im Selbstverständnis von medica mondiale gehören Traumaarbeit und politische Arbeit zusammen.

Für ihren Einsatz für traumatisierte vergewaltigte Frauen hat sie zahlreiche Preise bekommen, darunter im Jahr 2008 den Alternativen Nobelpreis und zuletzt, am 21. Mai in Lissabon den Nord-Süd-Preis des Europarats. Was hat medica mondiale denn politisch für die Frauen erreicht? „Wir haben es geschafft, das Thema sexualisierte Kriegsgewalt auf die politische Tagesordnung zu setzen“, sagt Hauser. „Wir haben dieses Thema, das auch bei Menschenrechtsorganisationen vor 20 Jahren ein Randthema war, in die Mitte der Gesellschaft gebracht.“ Zu den spürbaren Erfolgen gehört es, dass im Krieg vergewaltigte Frauen in Bosnien-Herzegowina seit 2006 einen gesetzlichen Anspruch auf Invalidenrente haben. Bei Gerichtsverfahren gibt es inzwischen Standards für einen traumasensiblen Umgang mit Zeuginnen. Und der Internationale Strafgerichtshof wertet sexualisierte Kriegsgewalt als Straftatbestand.

Hauser sieht diese Fortschritte, kritisiert aber zugleich, dass vieles, was auf dem Papier steht, nicht umgesetzt wird, weil der politische Wille fehlt. „Denn an gesellschaftlichen Veränderungen sind viele nicht interessiert.“ Was treibt sie trotzdem an, weiterzumachen? „Ich komme immer gestärkt von Projektreisen zurück, weil ich sehe, dass wir die Frauen darin unterstützen, ihr Leben in die eigenen Hände zu nehmen.“

http://www.aerzteblatt.de/archiv/145095/Das-Gespraech-mit-Dr-med-Monika-Hauser-Gruenderin-von-medica-mondiale-und-Sabiha-Husi-Leiterin-von-Medica-Zenica-Wir-werden-diesem-Wahnsinn-unsere-Kraft-entg...

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