Wenn der Mensch zur MenschIn wird - oder:

Wieviel »Gleichberechtigung« verträgt das Land?

How much »equality« the country can stand?

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Liste Femanzen Christine Lüders (Allgemein)

Oberkellner @, Wednesday, 26.11.2014, 16:37 (vor 3698 Tagen)
bearbeitet von Oberkellner, Wednesday, 26.11.2014, 16:45

F237 Christine Lüders – geboren 1953 – seit 2010 Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes - christine.lueders@internationaler-bund.de - poststelle@ads.bund.de - http://www.institut-fuer-menschenrechte.de/typo3temp/pics/a973d37b4e.jpg


„Ihre Arbeit ist nicht nur beeindruckend professionell, sondern längst unersetzlich für die deutsche Zivilgesellschaft.“

Frauen genießen weltweit mehr Rechte als jemals zuvor, sagt die neu gegründete UN-Behörde UN Women in ihrem ersten Bericht. Dass dies auch für Deutschland gilt, verdanken wir nicht zuletzt dem Engagement des Deutschen Frauenrates.
Seit 60 Jahren verschaffen Sie Frauen politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich Gehör und nehmen Einfluss auf die Gestaltung von Politik und Wirtschaft. Sie sind zu der Frauenlobby avanciert – eine enorm wichtige Rolle. Ihre Arbeit, sehr geehrte Damen, ist nicht nur beeindruckend professionell, sondern längst unersetzlich für die deutsche Zivilgesellschaft.
Der Deutsche Frauenrat bringt gezielt Fraueninteressen in Gesetzgebungsverfahren ein. Dieses Engagement hat sich schon vielfach ausgezahlt: im Ehe- und Familienrecht und in der Ergänzung des Artikel 3 im Grundgesetz zum Beispiel. Außerdem stehen Sie für Empowerment: Sie statten andere Akteurinnen mit relevanten Informationen aus und dienen als Plattform für Vernetzung.
Dennoch bleibt einiges zu tun. Wir brauchen Sie weiter! Dringend. Zu viele Frauen verdienen für die gleiche Arbeit weniger als ihre männlichen Kollegen, sind in Führungspositionen und technischen Berufen weiterhin die Ausnahme. Das sind nur einige der Herausforderungen. Ich freue mich darauf, sie gemeinsam mit Ihnen anzupacken!
Christine Lüders
Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes

http://www.frauenrat.de/deutsch/aktionen/jubilaeum-60-jahre-df/jubilaeum-60-gratulantinnen.html

Können Sie in unserer Gesellschaft gleichberechtigt dabei sein, wo Sie dabei sein möchten?
In meinem jetzigen Job kann ich "gleichberechtigt dabei" sein. Doch ich habe gerade am Anfang meines Berufslebens viele Situationen erlebt, in denen ich Ungleichbehandlungen erfahren habe. Diese Erfahrungen sind bis heute ein Antrieb für mich: Ich möchte, dass alle Menschen in unserer Gesellschaft gleiche Chancen haben – ob das Frauen sind, die noch immer am Arbeitsmarkt benachteiligt werden, ob es Menschen mit Migrationshintergrund sind, Menschen mit Behinderungen, oder Menschen, die wegen ihres Alters, ihrer Religion oder wegen ihrer sexuellen Identität benachteiligt werden.
Falls nicht – welche Barrieren gibt es?
Meine Erfahrung ist: Zu wenige Menschen wissen, dass es Barrieren gibt, die andere ausschließen. Und dabei denke ich nicht nur an Menschen mit Behinderungen. Barrieren gibt es beispielsweise für Frauen beim Zugang zu Führungspositionen und bei der Entlohnung. Immer noch erhalten sie für gleiche Arbeit bis zu 23 Prozent weniger Gehalt als ihre männlichen Kollegen, noch immer gibt es nur sehr wenige weibliche Vorstände beispielsweise in den DAX-Unternehmen. Mit Hindernissen haben auch Menschen mit Migrationshintergrund zu kämpfen, die in Bewerbungsverfahren allein wegen ihres Namens nicht zum Zuge kommen und aus demselben Grund Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche haben. Von ähnlichen Erfahrungen berichten Frauen, die ein Kopftuch tragen. Lesben und Schwule haben Angst davor, sich zu outen, weil sie im Beruf oder auch im Sport mit Repressalien rechnen müssen.
Was muss sich in unserer Gesellschaft ändern, damit alle Menschen gleichermaßen teilhaben können?
Alle Menschen haben Klischees oder Vorurteile, die ihre Ansichten prägen – auch unbewusst. Das zuzugeben, ist die wichtigste Voraussetzung dafür, um Diskriminierungen zu vermeiden. Wir haben das bei unserem Pilotprojekt zu anonymisierten Bewerbungen gesehen: Da haben wir es geschafft, dass Menschen in den ersten Arbeitsmarkt gekommen sind, die bislang trotz ausgezeichneter Qualifikationen keine Chance bekommen hatten. Menschen mit Behinderungen, mit ausländisch klingendem Namen, Ältere und alleinerziehende Mütter – sie alle konnten von dem anonymisierten Bewerbungsverfahren profitieren. Anonymisierte Bewerbungsverfahren sind sicher nur ein Beispiel von vielen – aber eben eine sehr effektive Methode, um allen Menschen eine gleichberechtigte Chance zu geben.
(Interview: Ingrid Scheffer)

http://www.institut-fuer-menschenrechte.de/de/aktuell/veranstaltungen/berliner-menschenrechtstag-2012/interview-mit-christine-lueders.html

Wir dürfen es nicht länger hinnehmen, dass Vorstandsetagen frauenfreie Zonen sind. Das ist peinlich für Deutschland. Und es zeigt: Die vielen Selbstverpflichtungen sind nicht wirksam genug, um Frauen den Weg an die Spitze frei zu machen. Das haben die europäischen Nachbarländer längst erkannt und gehandelt. Mein Credo für Deutschland: Wir brauchen die Quote!

http://www.berlinererklaerung.de/erstunterzeichnerinnen/


Unsere Gesellschaft müsse lernen, mit Benachteiligung so umzugehen, dass es zu dieser gar nicht erst komme, erklärt Christine Lüders, Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes. Und das „ganz abgesehen davon, ob es laut Allgemeinem Gleichbehandlungsgesetz möglich ist, rechtlich dagegen vorzugehen oder nicht“. Mit den Deutsch Türkischen Nachrichten spricht sie über den Wunsch nach gemeinsamen Festen, unverständliche Klischees in den Köpfen der Menschen und den Mut von Arbeitnehmern, die sich trauen, ihr Recht vor Gericht zu erstreiten.
Deutsch Türkische Nachrichten: In wenigen Tagen endet für Muslime der Ramadan. Für viele Arbeitgeber ist das Thema ein rotes Tuch und sie können jetzt wieder aufatmen. Fällt das eigentlich unter Diskriminierung oder ist die Haltung der Arbeitgeber berechtigt?
Christine Lüders: Jeder Diskriminierungsfall ist ein Fall zu viel. Bei diesem Thema sind es aber aus meiner Sicht vor allem kulturelle Missverständnisse und ein Desinteresse an religiöser Tradition, denen sich viele Muslime ausgesetzt sehen. Dabei ist Respekt gegenüber religiöser Traditionen, die es in Deutschland aufgrund der vielen Menschen mit unterschiedlicher Herkunft und Religion gibt, Grundvoraussetzung für das Zusammenleben.
Gerade in kleinen Unternehmen wissen viele Arbeitgeber nicht um die Bedeutung des Ramadan. Dabei ist es ja eigentlich nicht so schwer, etwa die Pausenzeiten anzupassen oder Führungskräfte und Betriebsärzte zu schulen. Der Arbeitgeber profitiert ja auch davon, wenn er seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den nötigen Respekt entgegenbringt Auch Glückwünsche zum Fastenende zeigen, dass auch am Arbeitsplatz Bräuche respektiert werden. „Frohe Weihnachten“ sagt am 23. Dezember jeder zu seiner Belegschaft. Warum nicht auch mal zum Fastenbrechen gratulieren?
Deutsch Türkische Nachrichten: Wie sollten Arbeitnehmer handeln, wenn ihnen eine religiöse Praxis wie das Fasten verboten wird?
Christine Lüders: Ich würde ihnen raten, das Gespräch mit dem Chef zu suchen und ihn darüber aufzuklären. Oft sind Menschen, die nicht so häufig mit fremden Kulturen in Berührung gekommen und noch nicht so viel gereist sind, anderen Traditionen und Kulturen gegenüber nicht so aufgeschlossen.
Ich war selbst Lehrerin in einem sozialen Brennpunkt in Frankfurt. Wir haben den Ramadan samt des Festes immer respektiert und auch gemeinsam gefeiert.
Deutsch Türkische Nachrichten: Oft ist schwer zu unterscheiden, ab wann etwas überhaupt eine Diskriminierung darstellt…
Christine Lüders: Was Diskriminierung ist, das ist im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz ganz klar und eindeutig festgelegt: Benachteiligungen wegen der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität sind in Deutschland verboten. Es ist ganz wichtig, dass wir Menschen darüber informieren, was eine Diskriminierung ist, damit sie überhaupt wissen, wann und wie man rechtliche Schritte unternehmen kann, um sich zu wehren. Das macht die Antidiskriminierungsstelle, das sollten aber auch viele weitere Beratungsstellen vor Ort machen. Wenn Menschen wissen wollen, was eine Diskriminierung ist, muss es Stellen in ganz Deutschland geben, an die sie sich wenden können. Deshalb hat die Antidiskriminierungstelle des Bundes Netzwerke gefördert, die Menschen vor Ort beraten sollen.
Deutsch Türkische Nachrichten: Die Angst der Arbeitgeber vor einer Klagewelle war groß. Zu dieser ist es allerdings nicht gekommen, obwohl es in vielen Bereichen zu Diskriminierung kommt.
Christine Lüders: Die Angst der Arbeitgeberverbände war völlig überzogen. Es hat bis heute keine Klagewelle gegeben. Eines hat das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz trotzdem bewirkt: Dass die Arbeitgeber offene Diskriminierungen unterlassen, etwa im Bewerbungsprozess. Bei allen Schwächen, die das Gesetz hat – etwa den aus meiner Sicht zu geringen Entschädigungssummen – ist das ein großer Erfolg.
Deutsch Türkische Nachrichten: Wie hoch ist die Zahl der Personen, die sich konkret wegen Diskriminierung an die Antidiskriminierungsstelle gewandt hat?
Christine Lüders: Seit Bestehen der Antidiskriminierungsstelle haben wir insgesamt mehr als 14.000 Anfragen bearbeitet, davon mehr als die Hälfte Beratungsfälle.
Deutsch Türkische Nachrichten: Gibt es einen Fall, der Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben ist?
Christine Lüders: Jede Form der Diskriminierung ist eine Benachteiligung für Menschen. Das kann alle Berufsgruppen treffen – interessant fand ich etwa den Fall mehrerer Piloten, die erstritten haben, dass die Altersgrenze auf 65 Jahre heraufgesetzt wurde. Ein ganz anderes, aus meiner Sicht ebenfalls sehr wichtiges Thema sind die sogenannten Disco-Urteile. Ein Disco-Betreiber, der zweimal hintereinander 500 oder 1.000 Euro Schadensersatz zahlen musste, weil er einen Menschen mit Migrationshintergrund nicht eingelassen hat, der wird nicht weiter diskriminieren, weil er sonst irgendwann Pleite geht. Das gleiche betrifft auch Fitnessstudios.
Deutsch Türkische Nachrichten: Rechnen sich solche Klagen auch immer für den Kläger? In anderen Fällen fallen die erklagten Beträge ja auch kleiner aus…
Christine Lüders: Wenn Sie vor Gericht ihr Recht erstreiten, dann ist das auf jeden Fall ein Gewinn. Nehmen wir noch einmal den Disco-Fall. Der Kläger hat damit etwas getan, was für andere Menschen wichtig ist und deutliche Signale gibt. Wenn man Zeugen hat, die das nachweisen, kann man sich sein Recht ganz klar erstreiten.
Deutsch Türkische Nachrichten: Welche Hilfe können Betroffene von der Antidiskriminierungsstelle erwarten?
Christine Lüders: Wir geben eine erste rechtliche Einschätzung des Falls und sagen, ob aus unserer Sicht eine Diskriminierung vorliegt. Für Opfer von Diskriminierungen ist es wichtig, die Frist von zwei Monaten zu beachten, in der sie den Fall melden müssen. Grundsätzlich ist es uns bewusst, dass der Gang zu einer Beratungsstelle nicht immer einfach ist – etwa für Arbeitnehmerinnen oder Arbeitnehmer, die im Fall eines Rechtsstreits dann gegen ihren eigenen Arbeitgeber aussagen müssen. Das erfordert Mut und auch Durchhaltevermögen, doch ich kann nur raten: Lassen Sie sich Diskriminierung nicht gefallen! Es gibt einen sehr bekannten Fall einer Frau, die wegen ihrer Schwangerschaft diskriminiert wurde: Ihr wurde eine Beförderung mit der Begründung verweigert, sie sei ja schwanger und solle sich erst einmal um ihr Kind kümmern. Die Frau hat viel mitmachen müssen, die Klage hat sich über fünf Jahre gezogen. Doch sie hatte Erfolg – und damit hat sie vielen, vielen Frauen Mut gemacht.
Deutsch Türkische Nachrichten: Frauen, Migranten, Ältere, Menschen mit Behinderung oder Homosexuelle: Welche Gruppen haben die größten Probleme auf dem deutschen Arbeitsmarkt und warum?

Christine Lüders: Diskriminierung ist für jedes Opfer gleich schlimm, da gibt es bei uns keine Hierarchien. Außerdem erleben viele Menschen Diskriminierung aus mehreren Gründen: Etwa dann, wenn sich jemand als ältere Frau auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt fühlt. Schaut man auf die blanken Zahlen, dann werden uns die meisten Diskriminierungsfälle von Menschen gemeldet, die sich wegen einer Behinderung benachteiligt fühlen (rund 24 Prozent), gefolgt von Alter und Geschlecht (jeweils 20 Prozent) und Menschen, die sich wegen ihres Migrationshintergrundes benachteiligt fühlen (18 Prozent).
Es ist immer wieder erstaunlich, dass ich die Erfahrung in Deutschland mache, dass Menschen auf ihren Migrationshintergrund angesprochen werden, obwohl sie hier geboren sind und vielleicht schon in der dritten Generation hier leben. Wir reden hier von Deutschen!
Deutsch Türkische Nachrichten: Woran liegt das?
Christine Lüders: Vielleicht ist es die Angst vor Fremden. Ich kann das nicht verstehen. Ich bin viel gereist, und immer neugierig auf andere Kulturen und Traditionen gewesen, das prägt einen auch, deshalb bin ich kein gutes Beispiel. Aber mal ganz abgesehen davon: Schon aus demographischen Gründen brauchen wir jeden qualifizierten Mitarbeiter, ganz egal wo er herkommt. Ich traf kürzlich eine Frau – sie hat studiert und spricht perfekt Deutsch – sie erzählte mir, dass sie in einem Call-Center gejobbt hat und ihren Namen „Mohamed“ dort nicht nennen durfte, weil durch diesen Namen angeblich zu viele Klischees aktiviert würden. Das kann und darf nicht sein!

Deutsch Türkische Nachrichten: Das Anonymisierte Bewerbungsverfahren soll mehr Chancengleichheit schaffen. Doch für viele ist die Bewerbung nur das erste Hindernis. Das Vorstellungsgespräch, Gehaltsunterschiede und Diskriminierung am Arbeitsplatz sind weitere. Wie soll diesen in Zukunft begegnet werden?
Christine Lüders: Mit dem Anonymisierten Bewerbungsverfahren haben wir Neuland in Deutschland betreten, und wir haben eine Menge erreicht. Denn im klassischen Bewerbungsverfahren scheitern viel zu viele Bewerbende an der ersten Hürde – sie werden einfach aussortiert, etwa weil sie einen türkisch klingenden Namen haben. Wenn ein Mensch es also schafft, in ein Bewerbungsverfahren zu kommen, in das er vorher nicht gekommen wäre, dann ist das schon einmal ein Erfolg.
Die Arbeitgeber, die anonymisiert ausschreiben, zeigen ja schon, dass sie die Absicht haben, jedem dieselbe Chance zu geben. Meiner Ansicht nach gibt es kein Unternehmen, das vorsätzlich diskriminiert. Da sind einfach Klischees im Kopf. Die Unternehmen selbst wissen ja auch, dass sie von Vielfalt profitieren. Ein Unternehmen, das international agiert, braucht Frauen, Menschen mit Migrationshintergrund, Menschen mit Behinderung, Schwule und Lesben, die alle eine andere Perspektive bieten können.
Wenn wir beispielsweise Fotos von verschiedenen Menschen vor uns haben, dann wählen wir emotional aus, nämlich die, die uns am sympathischsten erscheinen. Wir sind aber der Meinung, dass es wichtiger ist, wer die beste Qualifikation mitbringt oder am besten ins Team passt! Wir wollen, dass die Qualifikation eines Menschen im Vordergrund steht und nicht sein Alter, seine Herkunft oder sein Geschlecht. Die Ergebnisse des Pilotprojektes haben gezeigt, dass dieser Ansatz der Richtige ist. Wir wissen aber auch: Anonymisierte Bewerbungsverfahren sind kein Allheilmittel. Sie haben zum Beispiel Gehaltsunterschiede angesprochen. Hier helfen andere Mittel.
Deutsch Türkische Nachrichten: Sie sagten, dass die Vielfalt der Mitarbeiter auch immer einen Vorteil für das jeweilige Unternehmen hat. Das Anonymisierte Bewerbungsverfahren, das diese Vielfalt sicherstellen soll, wird allerdings nicht von allen Unternehmen, die an dem Pilotprojekt teilgenommen haben, weitergeführt. Warum hat sie das Konzept nicht überzeugt?
Christine Lüders: Wir haben mehrere Unternehmen gefragt, ob sie an dem Pilotprojekt teilnehmen. Es haben dann die mitgemacht, die sowieso schon sehr fortschrittlich eingestellt waren, was uns nicht überrascht hat. Diese hatten bereits viele Diversity-Projekte umgesetzt.
Für den Zeitraum des Projekts haben die Unternehmen sich dann auch in die Karten schauen lassen, damit wir sehen konnten, ob es Diskriminierungsfälle gibt oder nicht. Unsere Vermutung war, dass es keine Fälle oder Tendenzen geben wird, weil es ja schon die Diversity-Konzepte gibt. Umso überraschender war es für uns zu sehen, dass es Tendenzen gab – gerade im Bereich Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund.

Außerdem war die Hälfte der Partner so begeistert von den Ergebnissen, dass sie weitermachen. Wir haben mittlerweile unzählige Anfragen von Unternehmen und Verwaltungen, die ihr Verfahren umstellen wollen. Einige Teilnehmer des Pilotprojekts haben uns aber gesagt: Wir haben bereits sehr viele Maßnahmen zur Förderung etwa von Menschen mit Migrationshintergrund, da lohnt sich die Umstellung nicht. Ich habe dafür volles Verständnis, weiß aber auch, dass die allermeisten Unternehmen in Deutschland solche Maßnahmen eben nicht haben – vor allem kleine Firmen. Deshalb ist es gut, dass die Bundesländer Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen nun eigene Pilotprojekte starten und hier vor allem auf kleine und mittelständische Unternehmen setzen. Wir haben einen Stein ins Rollen gebracht – genau das ist im Übrigen unsere Aufgabe.
Deutsch Türkische Nachrichten: Selbst in der Türkei sind mehr Frauen in Führungspositionen beschäftigt als in Deutschland, obwohl es statistisch viel weniger erwerbstätige Frauen insgesamt gibt. Warum ist der Anteil von Frauen in Führungspositionen trotz des viel fortschrittlicheren Denkens in Bezug auf Gleichberechtigung in Deutschland immer noch so gering?
Christine Lüders: Das müssen sie die Unternehmen fragen. Trotz vieler Lippenbekenntnisse tun sie nach wie vor viel zu wenig, um Frauen in Führungspositionen zu bringen. Alle Selbstverpflichtungen sind aus meiner Sicht gescheitert. Ich halte deshalb eine Frauenquote für zwingend, mindestens 40 Prozent der Positionen in Vorständen und Aufsichtsräten sollten mit Frauen besetzt werden. Da, wo Menschen so extrem unterrepräsentiert sind, sollte der Gesetzgeber eingreifen. Das AGG sieht ganz ausdrücklich positive Maßnahmen vor, um Benachteiligung etwa von Frauen zu verhindern. Von der Quote profitieren auch die Unternehmen. Gemischte Teams sind nachweislich erfolgreicher.
Hier geht es zur Beratungsstelle der Antidiskriminiungsstelle
Das Interview führte Merve Durmus

http://www.deutsch-tuerkische-nachrichten.de/2012/08/458448/christine-lueders-jeder-fall-von-diskriminierung-ist-einer-zu-viel/

„Ich brauche Feminismus, weil uns Frauen Gleichstellung nicht einfach zufliegt wie ein warmer Windhauch. Wir müssen selbst etwas dafür tun – immer noch und immer wieder. So lange Frauen weniger verdienen als Männer, so lange sie bei der Jobsuche oder beim Berufsaufstieg benachteiligt werden und so lange Männer glauben, das sei ja alles gar nicht so schlimm: Mindestens so lange brauchen wir engagierte Frauen und Männer, die für Feminismus streiten.”

http://werbrauchtfeminismus.de/christine-lueders/

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