Wenn der Mensch zur MenschIn wird - oder:

Wieviel »Gleichberechtigung« verträgt das Land?

How much »equality« the country can stand?

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Liste Femanzen Prof. Dr. Sigrid Metz-Göckel (Liste Femanzen)

Oberkellner @, Wednesday, 10.12.2014, 18:20 (vor 3576 Tagen)

F277 Prof. Dr. Sigrid Metz-Göckel geboren am 18.08.1940 in Oberschlesien – Studium der Volkswirtschaftslehre, Soziologie und Psychologie in Mainz, Frankfurt und Gießen - engagiert in der Frauenhochschulbewegung und vielen Initiativen zur Förderung von Frauen - 2000-2002 Leitung der Evaluation der Internationalen Frauenuniversitat (ifu) - Initiatorin und Sprecherin des Graduiertenkollegs „Geschlechterverhältnis und sozialer Wandel. Handlungsspielräume und Definitionsmacht von Frauen“, gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft 1993-1999 -
leitete von 1976 bis 2005 das Hochschuldidaktische Zentrum und die Frauenstudien der Universität Dortmund.
Sie war Initiatorin und Sprecherin des ersten Graduiertenkollegs der Frauenforschung „Geschlechterverhältnis
und sozialer Wandel. Handlungsspielräume und Definitionsmacht von Frauen“ (DFG) sowie des Promotionskollegs
„Wissensmanagement und Selbstorganisation im Kontext hochschulischer Lehr- und Lernprozesse (Böckler-
Stiftung). Seit ihrer Emeritierung leitet sie weiterhin mehrere Forschungsprojekte. Sie ist Mitglied der Redaktion
der Zeitschrift GENDER. Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, Barbara Budrich Verlag sowie
Mitherausgeberin der Reihe ‚Geschlecht und Gesellschaft‘, Verlag für Sozialwissenschaften. Sie hat die Stiftung
„Aufmüpfige Frauen“ gegründet, die Frauen auszeichnet, die sich im Sinne der Zivilgesellschaft für die Verbesserung
der Situation von Frauen einsetzen – Vertrauensdozentin der Heinrich-Boell-Stiftung - Mitglied der Herausgeberschaft und Redaktion der „Zeitschrift für Frauenforschung & Geschlechterstudien“ - Mitherausgeberin der Reihe „Geschlecht und Gesellschaft“ im Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden - 1997-1999 Vorsitzende der Kommission zur Institutionalisierung der Frauen- und Geschlechterforschung an Baden-Württembergischen Hochschulen, Stuttgart - 1993-1994 Mitglied der Frauenforschungskommission Niedersachsen - 1992-1994 Mitglied der Senatskommission der Deutschen Forschungsgemeinschaft Sozialwissenschaftliche Frauenforschung – www.gender-zeitschrift.de -
Kontakt: sigrid.metz-goeckel@tu-dortmund.de, sigrid.metz-goeckel@uni-dortmund.de - www.stiftung-aufmüpfige-frauen.de - http://www.geschlechterdynamik.tu-dortmund.de/fotos/metz_goeckel.jpg


Bereits mit 35 Jahren wurde Sigrid Metz-Göckel als Professorin an die Universität Dortmund berufen. Damals, 1976, war die Sozialpsychologin eine von nur drei Professorinnen und vermisste Kollegialität. "Ich kam mir vor wie ein Kamel in der Wüste, das wochenlang ohne Wasser auskommen muss. Da blieb mir gar nichts anderes übrig, als Frauen um mich herum zu scharen", sagt Metz-Göckel. Die Biografie der mittlerweile emeritierten Professorin entspricht heute einem Stück feministischer Zeitgeschichte und ihr Name ist eng mit der Institutionalisierung der Frauenforschung in Nordrhein-Westfalen verbunden.
Viele starke Frauen erlebt
Obwohl Metz-Göckel sich als "Kriegsfeministin" bezeichnet, ist ihr geschlechtersensibler Blick erst gewachsen als sie Professorin war. Geboren wurde sie 1940 in Oberschlesien. Nach langen Fluchtbewegungen siedelte ihre "Restfamilie" 1950 nach Ostfriesland über. Ihren Vater, der an der Front starb, hat sie nie kennen gelernt. Sie und ihre Geschwister wurden von der Mutter alleine großgezogen. "Ich habe in meiner Kindheit viele starke Frauen erlebt," sagt sie rückblickend. Doch als Professorin und Beauftragte für den Aufbau des Hochschuldidaktischen Zentrums an der Universität Dortmund fühlte sie sich nicht anerkannt und als Außenseiterin. "Zum einen, weil ich jung aussah und nicht wie eine Professorin, zum anderen, weil die Hochschuldidaktik von vielen nicht ernst genommen wurde. Ich habe dann verschiedene Frauengruppen gebildet, um für mich ein Stück Normalität herzustellen."
Grenzgängerin zwischen Politik und Wissenschaft
"Ich bin eine Grenzgängerin zwischen Politik und Wissenschaft", sagt sie von sich selbst. Nachdem sie die ersten Frauenseminare an der Universität Dortmund organisiert hatte, ging es mit ihrem wissenschaftspolitischen Engagement Schritt um Schritt weiter. 1979 initiierte sie das Frauenforum im Revier, bei dem mehr als 2000 Frauen zum ersten Mal eine Universität von innen sahen. "Es war eine stürmische Zeit damals." Aus den weiteren Frauenforen entstanden nach einigen Jahren die 'Frauenstudien' als Weiterbildungsstudium. 1981 gründete sie den 'Arbeitskreis Wissenschaftlerinnen', der die Frauenhochschulpolitik in Nordrhein-Westfalen mit gestaltet hat. "Wir haben zum Beispiel dafür gekämpft, dass die Zeit einer Beurlaubung aufgrund von Mutterschaft an befristete Verträge angehängt wird." 1986 hob sie mit Kolleginnen das 'Netzwerk Frauenforschung NRW' aus der Taufe. Anfang der 90er Jahre erreichte sie mit weiteren Professorinnen aus diesem Netzwerk, dass die Deutsche Forschungsgemeinschaft erstmals ein Graduiertenkolleg zur Frauenforschung finanzierte.
Virtuose Gesprächsführung
Als energiegeladen, beharrlich und streitlustig beschreiben sie ihre Weggefährtinnen und Weggefährten, als eine, die Sand ins Getriebe streut und ihre Ziele letztlich mit virtuoser Gesprächsführung und mädchenhaftem Charme durchsetzt. Agil, jugendlich und kämpferisch wirkt sie auch noch jenseits der 65. "Was Frauen nicht fordern, das bekommen sie nicht", so ihr Credo. Zu ihren wichtigsten wissenschaftlichen Veröffentlichungen jüngeren Datums gehört das Portrait eines amerikanischen Women's College, anhand dessen sie Exzellenz und Elite im amerikanischen Hochschulsystem untersucht hat. Auch wenn sich Sigrid Metz-Göckel 2005 aus dem aktiven wissenschaftlichen Leben verabschiedet hat, ist sie natürlich nicht im Ruhestand. Sie wirkt beim 'Netzwerk Frauenforschung NRW' mit und hat die Stiftung 'Aufmüpfige Frauen' gegründet. "Das ist mein Alterswerk", sagt sie. Die Stiftung unterstützt starke und mutige Frauen, die etwas Originelles, dem Allgemeinwohl Dienendes geleistet haben. Alljährlich wird die Auszeichnung "Aufmüpfige Frau des Jahres" verliehen. Und Sigrid Metz-Göckel betreibt weiterhin Nachwuchsförderung für die Wissenschaft, denn "Professorin zu sein, ist ein Traumberuf für Frauen".
http://www.frauennrw.de/gesellschaft_und_politik/frauen_gestern_und_heute/portraets/sigrid_metz-goeckel/index.php

Chancengleichheit, Gender-Mainstreaming an Hochschulen und Forschungs-Einrichtungen
Ob das Lied von der Chancengleichheit als Abgesang oder Hymne, in Moll oder Dur gesungen wird, hängt von den Zeithorizonten, den Zielvorstellungen und der eigenen Position ab. Das Lied vom Scheitern der bisherigen Politik zur Chancengleichheit, wie es gern von Neokonservativen angestimmt wird, kann ich nicht mitsingen. Die Politik zu mehr Chancengleichheit für die im Prinzip gleich begabten Kinder aus allen Bevölkerungsschichten ist ohne Alternative, allerdings sind Differenzierungen von Erfolgs- und Misserfolgsmeldungen anzubringen.
Ein Aspekt ist die Bildungsmobilisierung und die Hochschulexpansion. Gemäß der 15. Sozial-Erhebung des Deutschen Studentenwerks von 1998 erwerben bundesweit 36 von 100 Jugendlichen eines Bezugsjahrgangs die Studienberechtigung, davon 9 als Fachhochschulreife und 27 als allgemeine oder fachgebundene Hochschulreife. 21 % aller Studienberechtigten erwerben die Fachhochschulreife über Fachoberschulen und ähnlich Schulformen beruflicher Bildung. 6 % erreicht die Studienberechtigung über den zweiten Bildungsweg (Abendgymnasium oder ein Kolleg), die anderen über den klassischen Schulweg. Im Jahre 1996 haben 33 % von allen 18-21-Jährigen Deutschen in den alten und 25 % in den neuen Bundesländern ein Studium aufgenommen.
Die Studienanfängerquote hat sich von Mitte der 80er Jahre bis Mitte der 90er Jahre von 19 % auf 33 % erhöht, stagniert allerdings seit Anfang der 90er Jahre (15. Sozialerhebung 1998: 6). Die Prognosen gehen weiter in Richtung einer Expansion des Hochschulstudiums (Teichler 1999: 118). Bis zu 50 % und mehr eines Geburtsjahrgangs werden voraussichtlich in den nächsten Jahrzehnten ein Studium aufnehmen. Der Anteil der Studienberechtigten hat sich im Laufe der letzten 25 Jahre verdreifacht. Die breite Bildungsmobilisierung, angeregt durch die Bildungsreformen, den Wandel zur qualifizierten Dienstleistungsgesellschaft und die demographische Entwicklung kann damit als gelungen bezeichnet werden. (Zum Vergleich: Um die Jahrhundertwende waren es 5 % eines Altersjahrgang und ausschließlich Männer und diese kamen aus den bürgerlichen Schichten.)
Während also die Wahrscheinlichkeit eines Studiums für ein Kind von studienberechtigten Eltern 70:100 beträgt, ist die eines Kindes von Eltern mit Hauptschulabschluss 18:100. Damit hat ein Kind aus sogenannten bildungsfernen Familien eine vierfach geringere Chance, zum Studium zu gelangen.
Im zweiten Punkt werde ich auf Chancengerechtigkeit und soziale Bildungsvererbung(1) eingehen. Fast die Hälfte (45 %) der 17-18-Jährigen der Bevölkerung haben Väter mit einem Hauptschulabschluss. Von ihnen gelangen 33 % in die gymnasiale Oberstufe und 18 % nehmen ein Studium auf (davon 10 % an einer Universität und 8 % an einer Fachhochschule).
Etwa ein Fünftel (16 %) der Eltern in der Bevölkerung verfügt über eine Hochschulreife. Von ihren Kindern passieren
• 84 % die Schwelle in die gymnasiale Oberstufe,
• 70 % gelangen an die Hochschule, davon 53 % an die Universität, 17 % an die Fachhochschule.
Während also die Wahrscheinlichkeit eines Studiums für ein Kind von studienberechtigten Eltern 70:100 beträgt, ist die eines Kindes von Eltern mit Hauptschulabschluss 18:100. Damit hat ein Kind aus sogenannten bildungsfernen Familien eine vierfach geringere Chance, zum Studium zu gelangen. Das ist Ausdruck einer Chancenungleichheit im Zugang zur Hochschulbildung, die als Chancenungerechtigkeit bezeichnet werden kann (15. Sozialerhebung 1998). Die intergenerationelle Bildungsmobilität der Arbeiterfamilien hat jedoch auch zugenommen.
Die Chancen von Arbeiterkindern, zum Studium zu gelangen, haben sich im Vergleich zu 1945 oder 1969 ebenfalls erhöht, die von Kindern gebildeter Eltern jedoch noch mehr. In diesem Sinne lässt sich von einer familialen Vererbung der Studienbeteiligung sprechen. Aber auch die Kinder von Arbeitereltern, die eine Hochschulreife erwerben oder ein Studium abschließen, geben ihre Bildungsmotivation an ihre Kinder weiter, wie das Beispiel der DDR gezeigt hat, wo in der zweiten Generation ebenfalls bedeutend weniger Arbeiterkinder studiert hatten als in den Anfangsjahren der DDR, letztlich eher noch weniger als in der BRD. Angesichts der generell äußerst geringen Übertrittsquoten in die Abiturstufe (nur zwei aus jeder 10. Klasse) waren die Akademikerkinder dort hoch überrepräsentiert. In der DDR fand ebenfalls eine "soziale Auslese bei der Rekrutierung der Bildungselite" statt (Apel 1992: 364).
Die resignative Schlussfolgerung, Chancengleichheit sei eine bloße Illusion, ist jedoch nicht gerechtfertigt. Denn Gelegenheitsstrukturen spielen eine ganz entscheidende Rolle für das Entwickeln von Begabungen, Studierfähigkeit und Studierwilligkeit.
Ich mache jetzt einen Schwenk vom Bundesgebiet ins Ruhrgebiet. Dort wurden in den letzten dreißig Jahren viele neue Universitäten und Gesamthochschulen ausgebaut (in Bochum, Essen, Duisburg, Dortmund, Wuppertal) sowie mehrere neue Fachhochschulen gegründet. Gleichzeitig fand ein Strukturwandel von einer produktionsorientierten zu einer qualifizierten Dienstleistungsregion statt und dies mit einer soziokulturellen Mischbevölkerung, einem hohen gewerkschaftlichen Organisierungsgrad und einer selbstbewussten Arbeiterkultur. Hierzu zwei Beispiele:
Die Gründung der Fernuniversität in Hagen erfolgte mit der bildungspolitischen Zielsetzung, mehr Chancengleichheit und Korrekturen von Bildungsbiographien zu ermöglichen. Die Evaluationsdaten (von Mitte der 80er Jahre) zeigen, dass dort der Anteil der Arbeiterkinder, ebenso der ArbeiterInnen-Töchter höher ist als im Bundesdurchschnitt. Im Jahre 1985/86 gaben von den Fernstudierenden 14 % eine Arbeiterin als Mutter und 23 % einen Arbeiter als Vater an, im Unterschied zur 11. Sozialerhebung, in der 10 % eine Arbeiterin als Mutter und 16 % einen Arbeiter als Vater hatten (von Prümmer 1997: 70).
In einer Universität wie Dortmund, die bewusst in einer Arbeiterstadt zur Unterstützung des Strukturwandels im Ruhrgebiet gegründet wurde, haben einer Untersuchung des Hochschuldidaktischen Zentrums der Universität Dortmund zufolge 37,3 % der Studierenden an der Universität Dortmund Eltern mit einem Hauptschulabschluss und 43,0 % der Studierenden an der Fachhochschule Dortmund. Dies sind Durchschnittsdaten für die Studiengänge des Maschinenbau, der Wirtschafts- und Erziehungswissenschaften (Brendel/Metz-Göckel 2001).

Doch nicht nur die Entscheidung für eine Studienaufnahme, sondern auch die Studiengangswahl ist abhängig vom elterlichen Bildungsstand. Von den Studierenden, deren Eltern einen Hauptschulabschluss haben, studieren 42 % Pädagogik, 20 % Maschinenbau und ein gutes Drittel Wirtschaftswissenschaften (vgl. nebenstehende Tabelle).
Erziehungswissenschaft erweist sich als ein soziales Aufstiegsstudium für Frauen, Maschinenbau als Aufstiegsstudium für Arbeitersöhne und als Karrierestudium für Akademikersöhne.
Bezogen auf die jeweilige Grundgesamtheit der Studierenden eines Studiengangs sehen die sozialen Herkunftsdaten wie folgt aus:
• Fast die Hälfte der Pädagogik-Studierenden,
• 41 % der Studierenden des Maschinenbaus und 35 % der Wirtschaftswissenschaften kommen aus einem Elternhaus, in dem die Hauptschule der höchste Bildungsabschluss ist.
Erziehungswissenschaft erweist sich damit als ein soziales Aufstiegsstudium für Frauen, Maschinenbau als Aufstiegsstudium für Arbeitersöhne und als Karrierestudium für Akademikersöhne.
Nicht die Aufnahme eines Studiums, sondern welches Studium aufgenommen wird, macht einen feinen Unterschied im Ruhrgebiet zwischen den Geschlechtern und den sozialen Schichten aus (2) . Der Weg zum Studium unterscheidet sich allerdings signifikant zwischen den Herkunftsgruppen. Kinder aus Arbeiterfamilien vollziehen ihren Bildungsaufstieg in Stufen, häufiger über eine Berufsausbildung und den zweiten Bildungsweg. Studierende aus den oberen Schichten schätzen ihre Arbeitsmarktchancen und Berufsaussichten signifikant besser ein als Studierende aus den niedrigeren Schichten. Während das Studium für die Oberschichten unter Gesichtspunkten einer Karriere strategisch angelegt wird, ist es für Studierende aus den niedrigen Bildungsgruppen vorwiegend durch ein Bestreben nach Zufriedenheit und Sicherheit bestimmt (Brendel/ Metz-Göckel 2001).
Frauen und die bildungsmobilen Kinder aus bildungsfernen Familien aller Nationalitäten liefern beide Belege dafür, dass Studierfähigkeit eine Folge von Zuschreibungen und Förderung ist. Sie sind studierfähig, wenn sie denn die entsprechenden Gelegenheiten erhalten, wozu inzwischen eine Reihe qualitativer Studien vorliegen (Rohleder 1997, Brendel 1998, Schlüter 1999).
Das bildungspolitische Problem ist nicht mehr unbedingt der gleiche Zugang zum Studium, sondern ob und wie Frauen und bisher ausgegrenzte Gruppen Wissenschaft als Beruf ergreifen und darin bis an die Spitzen der Positionshierarchien gelangen können.
Dies führt zum dritten Aspekt, der Geschlechtergerechtigkeit und Demokratisierung von Bildungseliten in Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Statistisch lässt sich der Begriff Geschlechtergerechtigkeit an der Zielvorstellung der Parität messen, der Begriff der Chancengerechtigkeit an der Proportionalität der Anteile von Arbeiterkindern im Studium und in der Bevölkerung bzw. daran, wieweit Kinder aus bildungsfernen Familien einen Bildungsaufstieg machen können. Wenig wissen wir allerdings, wie sich Geschlecht und soziale Herkunft zueinander verhalten (Brendel 1998). Die Bildungsbeteiligung von Frauen hat sich in den letzten 10 Jahren fast verdoppelt. Noch 1986 lag die Studierquote der Frauen bei 16 % eines Altersjahrgangs, 1996 bei 31 %. An Universitäten nahmen erstmals 1995 mehr weibliche als männliche Studienanfänger ein Studium auf. An den Fachhochschulen nahmen allerdings 13 % der Männer und 8 % der Frauen gleichen Alters ein Studium auf (15. Sozialerhebung 1998).
Die einzelnen Studiengänge weisen eine große Geschlechterdisparität nach beiden Seiten auf. Daran hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten wenig geändert. Die Erhöhung der Durchschnittszahlen geht darauf zurück, dass in Studiengängen wie Rechtswissenschaften, Medizin und Wirtschaftswissenschaften die Geschlechterparität fast erreicht ist, in einigen Sprach- und Kulturwissenschaften studieren überwiegend Frauen, während sie in den Ingenieurwissenschaften fast unverrückt marginal geblieben sind. Rückläufig ist seit einigen Jahren der Frauenanteil in den Informatikstudiengängen.
Während das Studium prinzipiell keine Hürde mehr darstellt, ist die Wissenschaft als Beruf nach wie vor ein Hürdenlauf für Frauen, abzulesen an der immer noch minimalen Repräsentanz von Frauen auf der Ebene der Professuren und des wissenschaftlichen Personals, besonders auch der Großforschungseinrichtungen. In den Leitungspositionen fehlen sie dort noch ganz (Allmendinger et al 1999). Während die Datenlage allgemein für die Frauen inzwischen recht gut ist, fehlt jeglicher Hinweis darüber, aus welchen Schichten sich die Hochschullehrer und Hochschullehrerinnen in Deutschland rekrutieren. Die Annahme ist nicht weit hergeholt, dass sie fast alle aus den mittleren und gehobenen Schichten kommen.
Da sie die gate keeper für den wissenschaftlichen Nachwuchs sind, - alle Auswahl-, Förderungs-, Ausgrenzungs- und Abwertungsprozesse verlaufen über sie - ist die Frage: Wen erkennen sie an und wählen sie als potenziellen Nachwuchs aus, wie verlaufen die personellen Anerkennungs- und Ermutigungsprozesse für eine wissenschaftliche Karriere? Diese Fragen werden erst seit kurzem mit Konzepten wie Mentoring, Personalentwicklung und Nachwuchsförderung für Frauen kritisch diskutiert und sind Teil der Gender-Mainstreaming-Strategie. Ihr zufolge sind nicht die Frauen defizitär, sondern die Hochschulen bzw. das Wissenschaftssystem, das die Potentiale von Frauen und anderen ausgegrenzten Gruppen nicht angemessen ausschöpft (Baltes 1997, Neusel 2000).
Das bildungspolitische Problem ist nicht mehr unbedingt der gleiche Zugang zum Studium, sondern ob und wie Frauen und bisher ausgegrenzte Gruppen Wissenschaft als Beruf ergreifen und darin bis an die Spitzen der Positionshierarchien gelangen können. Damit ist die bildungspolitische Frage nicht mehr die der "Bildungsfähigkeit" und des Zugangs zur akademischen Bildung breiter Bevölkerungskreise. Vielmehr ist die Frauenfrage zur Strukturfrage geworden. Mit ihr ist wie mit der Zielvorstellung der sozialen Chancengleichheit die Macht- und Ressourcenfrage gestellt, genauer eine Umverteilung von Einflussnahme, Macht und Steuerungsmöglichkeiten verbunden.
Die Frauenfrage ist zur Strukturfrage geworden. Mit ihr ist wie mit der Zielvorstellung der sozialen Chancengleichheit die Macht- und Ressourcenfrage gestellt, genauer eine Umverteilung von Einflussnahme, Macht und Steuerungsmöglichkeiten verbunden.
Die Allokation von WissenschaftlerInnen auf Professuren erfolgt über exzellente individuelle Leistungsfähigkeit. Über die Auswahlprozesse verfügen maßgeblich diejenigen, die solche Positionen innehaben. Das Phänomen der (vermuteten) Selbstrekrutierung dieser Bildungs- und Funktionseliten wird bisher kaum problematisiert. Sowohl die Definition der exzellenten Einzelleistung als auch die Prozesse ihrer Herstellung bleiben gebunden an die etablierte Bildungselite und deren Vorstellung von Rationalität, wissenschaftlicher Produktivität und Originalität (Metz-Göckel 1999). Zimmermann hat für den Transformationsprozess der Wissenschaft in den neuen Bundesländern die flexible Konstruktion einer Passfähigkeit potentieller Personen für die Spitzenpositionen empirisch nachweisen können und damit erste Hinweise für die Rekrutierung von Bildungseliten geben können, die sich als nepotistisches Machtspiel der Vererbung von Stellung herausstellt (Zimmermann 1999). Meine These hierzu lautet:
Der Subtext des modernisierten Begabungsdiskurses ist traditionell elitär geblieben. Nicht die breite Begabung, wohl aber die Spitzenbegabungen gelten als geschlechts- und schichtgebunden. Die Unterstellung von Exzellenz oder Genialität ist (unausgesprochen) ein männliches Reservat der höheren Schichten und maßgeblich für die soziale und geschlechtliche Selbstrekrutierung der Inhaber von Spitzenpositionen. Frauen und Angehörige der unteren Schichten waren von den "akademischen Eliten" als Leistungs- und Funktionseliten bisher ausgeschlossen. Daher wäre eine kritische Elitedebatte im Hinblick darauf zu führen, ob und wie eine Demokratisierung dieser Bildungseliten herbeigeführt werden kann.(3) Sie sollte nicht den Konservativen und auch nicht allein den Männern überlassen werden. Inzwischen verfolgen einige private Hochschulen und auch die staatliche Universität in Erfurt als Institutionen für ihre Studierenden Auswahl- und Exzellenzkonzepte. Der Zugang für Studierende wird über Leistung geregelt.(4)
Das exzellente Ausbildungsangebot ist aber nicht mit gesellschaftspolitischen Zielvorstellungen einer weitergehenden Demokratisierung verbunden. Die Internationale Frauenuniversität während der EXPO hat dagegen für die nächste Generation von Wissenschaftlerinnen ein Konzept entwickelt, das mit dem exzellenten Ausbildungsangebot gleichzeitig die Zielsetzung zu realisieren versucht, weltweite Probleme wie Stadtentwicklung, Wasserversorgung und Information u.a.m. in einer interdisziplinären und globalen Perspektive zu bearbeiten und dafür die personellen und inhaltlichen Rahmenbedingungen bereitzustellen. Zwar werden sich die Studentinnen letztlich wohl mehrheitlich aus den oberen sozialen Schichten ihrer Gesellschaften rekrutieren, aber in ihren Studienschwerpunkten werden sie sich in einer Art "weltbürgerlichen Bildung" personell mit den sozialen und kulturellen Unterschieden im Sinne von Ungleichheiten kritisch auseinander zusetzen haben.
Es spricht einiges dafür, dass eine weitergehende Demokratisierung der Chancengleichheit und kontinuierliche Ausschöpfung aller Begabungen eine gesellschaftliche Resonanz findet, denn die Absorptionsfähigkeit des Arbeitsmarktes für Hochschulabsolventen wird sich im Zuge des Transformationsprozesses zur qualifizierten Dienstleistungsgesellschaft eher noch steigern (Teichler 1999). Zudem ist die Arbeits- bzw. Erwerbslosigkeit bei AbsolventInnen eines Hochschulstudiums deutlich niedriger als bei anderen Ausbildungsgruppen. Da die Begabungsreserven von Kindern aus bildungsnahen Elternhäusern fast ausgeschöpft zu sein scheinen, könnten für die Rekrutierung weiterer Studierender verstärkt Kinder aus den bildungsfernen Schichten zur Zielgruppe werden, vor allem Kinder aus nicht-deutschen (zugewanderten) Familien. Ethnizität ist als Untersuchungsfeld in der Hochschulforschung und -politik bisher kaum angekommen.
Um im Studium und später im Beruf (sehr) erfolgreich zu sein, brauchen die Studierenden neben Begabung und einem entsprechenden Selbstbewusstsein ein Klima der Anerkennung und Herausforderung.
Das Studium und seine Rahmenbedingungen wirken als äußere Karrierebremsen. Zugangschancen sind nicht gleich Erfolgschancen. Die Hochschulforschung hat in den letzten Jahren zunehmend Erkenntnisse über die Bedeutung kultureller Faktoren für den Studien- und Berufserfolg vorgelegt. Um im Studium und später im Beruf (sehr) erfolgreich zu sein, brauchen die Studierenden neben Begabung und einem entsprechenden Selbstbewusstsein ein Klima der Anerkennung und Herausforderung. Gerade die soziokulturellen Dimensionen des Studiums erweisen sich sowohl für Frauen als auch für Studierende aus den bildungsfernen Schichten als problematisch und problematisierend, eben nicht als stabilisierend und fördernd (Metz-Göckel 1998, Neusel/Wetterer 1999).
Allmendinger hat in einer breit angelegten empirischen Studie ein Faktorenbündel ermittelt, das in einem indirekten Mechanismus zum cooling out von Frauen (vielleicht auch von Arbeiterkindern) im Verlauf ihrer Bildungskarriere führt: "Weniger als zwei Drittel der Frauen in unserem Sample bleiben in der Wissenschaft bzw. wollen in der Wissenschaft bleiben. Alle anderen Frauen gehen der Wissenschaft verloren: Sie sind entweder ganz oder für unabsehbar lange Zeit aus dem Beruf ausgeschieden, arbeiten in außerwissenschaftlichen Feldern oder beenden ihre Promotion, ohne in der Wissenschaft bleiben zu wollen. Die Frauen, die in der Wissenschaft bleiben, ....zeichnen sich dadurch aus, dass sie zusätzlich zum Max-Planck-Institut andere Institutionen kennen gelernt haben: Sie absolvierten Praktika, legten ein Studienjahr in den USA ein, sammelten Lehrerfahrungen oder beendeten eine Lehre.
Durch diese Außenorientierung haben sie Anerkennung bekommen, Aufmerksamkeit erhalten, eigene Perspektiven und Selbstsicherheit gewonnen. Sie haben Personen, die sie extern betreuen oder eine interne Betreuung sicherstellen. Alle diese Faktoren ‚schützen' die Frauen, machen sie robuster, verleihen klare Zielorientierung, Eigenschaften, die von allen Frauen als maßgeblich für erfolgreiche wissenschaftliche Karrieren angesehen werden.... Außenorientierung vor und während der Beschäftigung an einem Max-Planck-Institut hilft den Frauen." (Allmendinger et al 1999: 211).
Das Konzept des Gender-Mainstreaming lässt sich als Demokratisierung von Eliten deuten, denn die neuen Adressaten der Chancengleichheit und Geschlechtergerechtigkeit sind jetzt alle Entscheider und Programmmacher, die Einfluss ausüben, nicht Individuen, um deren Förderung es geht.
Diskriminierungen auf Grund von Geschlechts- und Schichtzugehörigkeit sind diskreter geworden, damit aber nicht unwirksamer, wenn sie von den Individuen verinnerlicht werden. Daher ist der Perspektivwechsel in der Frauen- und Chancengleichheitspolitik, wie er sich in der Strategie des Mainstreaming ausdrückt, folgerichtig.
Das Konzept des Gender-Mainstreaming lässt sich als Demokratisierung von Eliten deuten, denn die neuen Adressaten der Chancengleichheit und Geschlechtergerechtigkeit sind jetzt alle Entscheider und Programmmacher, die Einfluss ausüben, nicht die Individuen, um deren Förderung es geht. Die Verantwortung für die Chancengleichheit ist damit delegiert an diejenigen, die sie verhindern oder bisher deren Nutznießer waren. Während die Ungleichheit eine Voraussetzung des Mainstreaming ist, wird diese auf allen Stufen und in allen Entscheidungsverfahren zu einem Entscheidungskriterium. Da die Rekrutierungsweisen und Beteiligungsstrukturen aber zunächst die alten bleiben, sind weitergehende Umerziehungs- oder Umdenkungsprozesse notwendig: Ein Sensibilisierungs- und Aufklärungsprogramm für die EntscheiderInnen und Programm-ImplementatorInnen.
Konkret kann dies z.B. bei der Umsetzung in einer Hochschule heißen, dass die Geschlechterthematik sich auf allen institutionellen Ebenen und bei allen Entscheidungen stellt, die vorher "geschlechtsneutral" behandelt wurden. Dies wird neues Wissen generieren darüber, wie Frauen und Männer von diesen Schritten betroffen sind. Als Institution kann die Hochschule die Mainstreaming-Strategie der Geschlechtergerechtigkeit sichtbar machen:
• als Zielvorstellung der Geschlechtergerechtigkeit im Leitbild der Hochschule,
• in Zielvereinbarungen mit den Untereinheiten der Hochschulen zur Integration von Frauen in die wissenschaftlichen Karrierelaufbahnen, indem sie bei der indikatorisierten Mittelverteilung Fortschritte in der Frauenbeteiligung honoriert,
• in Berufungsverfahren die Hälfte der Männer zu Frauenbeauftragten erklärt (Siegele 1998) und die Frauen/Geschlechterforschung in Studiengängen und Forschungsprogrammen verankert (Catenhusen 1999).
Chancengleichheit und Geschlechtergerechtigkeit haben zwar viel mit Bildungserwerb zu tun, mehr aber noch mit Umverteilung von Macht und Ressourcen oder anders ausgedrückt: Studium und Beruf sind inzwischen für sehr viele Frauen aus bildungsnahen und für wenige Frauen aus den bildungsfernen Familien möglich, aber nicht alle von ihnen sollen nach den Sternen greifen. Dafür sorgen vor allem die etablierten Eliten.

http://www.chancengleichheit.de/texte/foren/F4/goeckel.html

Interview mit Sigrid Metz-Göckel im
November 2005, die Fragen stellte Marion
Kamphans
Marion K.: Wie bist du zur Frauen- und
Geschlechterforschung gekommen? Gab es einen
konkreten Anlass?
Sigrid M.-G.: Das war eher ein schleichender
Prozess. Ich war damals Assistentin in Gießen und
habe ziemlich zeitgleich auf Anraten eines männlichen
Kollegen, Bruno Reimann, das erste Seminar
zur neuen Frauenbewegung gemacht. Er kam
zu mir und sagte, da gibt es jetzt so Frauengruppen
und sogar einen Frauenbuchladen. Er war
darauf gestoßen und ich hatte das noch gar nicht
richtig wahrgenommen. In diesem ersten Frauenseminar
ging es hoch her. Das Seminar war noch
nicht .nur. für Frauen, sondern es war ein Seminar
über die neue Frauenbewegung, voll, auch einige
Männer. Mein Kollege wurde dauernd von
den jungen Frauen angegriffen und die jungen
Männer im Seminar, die wollten den Frauen immer
das richtige Bewusstsein beibringen. Das war
voller Spannungen . (lacht) . also stürmisch, ein
stürmisches Seminar. Ich war mit meiner ganzen
Diplomatie gefordert, sicherlich auch überfordert,
wie ich diese konfligierenden Geschlechterkämpfe
und die Gruppen da zusammenbringen konnte.
Ich wurde eigentlich in diesem Seminar insofern
sensibilisiert, als ich merkte, da ist eine eigene
Kraft, eine eigene Dynamik . das war Mitte der
1970er Jahre, also zu Beginn der neuen Frauenbewegung.
Als ich dann nach Dortmund kam, nahm ich sofort
Kontakt zu der .Frauenaktion Dortmund. auf .
auch aus Not. Aus Not, weil ich hier keinen einzigen
Menschen kannte und man kann als Frau
leichter auf eine andere Frau zugehen. Jedenfalls
habe ich das intuitiv so gemacht, hab dann im
Frauenkalender . den hatte ich damals schon gekauft
oder geschenkt bekommen . eine Telefonnummer
angerufen, Hannelore Weihert, die bis
heute meine Freundin ist, und da bin ich zu der
.Frauenaktion Dortmund. gegangen und habe
mit Studentinnen das erste Frauenseminar veranstaltet.
Parallel schrieb ich einen ersten Bericht
über Frauenseminare und auf der Berliner
Sommeruniversität der Frauen im 1976 trug ich
hierzu vor. Ich trug frei vor und das war eine große
Veranstaltung und ich habe ganz gute Resonanz
bekommen. Ich merkte, das erste Mal in meinem
Leben, dass ich in einer großen Gruppe ganz in
Übereinstimmung mit ihr war . das war eine neue
Erfahrung, im Unterschied zu dem Seminar in Gie-
ßen, wo es eigentlich konfrontativ um Konflikte
ging. Aus diesen Erfahrungen des ersten Frauenseminars
in Gießen traf ich dann innerlich die Entscheidung,
dass ich Frauen unterstützen wollte,
die Seminare nur für Frauen forderten. Das zweite
Seminar in Dortmund war dann nur für Frauen und
das hat auch einigen Wirbel ausgelöst . aber
mehr im Umfeld als im Seminar selber. Es sind Er-
.Als Frau in der Institution, mit Ressourcen der Institution und einer
Stimme für Ressourcen der Frauen.
Sigrid Metz-Göckel im Gespräch
Beiträge
Journal Netzwerk Frauenforschung NRW Nr.19/2005 13
fahrungen gewesen, die mich gezwungen haben
darüber nachzudenken, was ist. Dann fängt man
an zu schreiben, sich auszutauschen, dann wird
man eingeladen . so bin ich zur Frauenforschung
gekommen.
Marion K.: Was waren dann die Motive, dich
weiterhin in der Frauen- und Geschlechterforschung
zu engagieren?
Sigrid M.-G.: Dadurch, dass wir in der Frauengruppe
sehr viel über persönliche Erfahrungen gesprochen
haben, in den Seminaren versucht haben
diese Erfahrungen zu erklären und hierzu erste
Texte lasen, dadurch begann eine Sensibilisierung
und wir stellten die Frage .Wo werden Frauen
diskriminiert? Warum gibt es so wenig in bestimmten
Rängen?. Dann kam das Thema Gewalt
gegen Frauen auf. Darüber hab ich auch ein Seminar
gemacht und auch darüber geschrieben. Aus
dem ersten Frauenseminar hier in Dortmund ist
das Frauenarchiv entstanden. Ich habe Ressourcen
beantragt, Bücher wurden gesammelt, kollektiv
im Rotationsprinzip verwaltet, also das waren
ja auch andere Organisationsmodelle als heute.
Dadurch, dass ich Professorin war und angefangen
hatte über .Frauenfragen. zu schreiben,
arbeitete ich parallel, gleichzeitig etwas machen
und darüber veröffentlichen. Nachdenken, wo gibt
es Unterschiede, wo gibt es Diskriminierungen
und wie wird darüber in der Frauen- und Geschlechterforschung
gedacht? Kategorien wie Patriarchat,
Feminismus, Gewalt, Ausbeutung,
Diskriminierung . all solche Begriffe waren ja
Kampfbegriffe der ersten Zeit . wurden in einen
gesellschaftstheoretischen Zusammenhang gestellt.
Hier im Revier haben wir auch ziemlich
schnell dann das erste .Frauenforum im Revier.
gemacht. Hierdurch sind viele Publikationen entstanden,
haben wir auch Kontakt zu anderen
Frauen, nicht nur Studentinnen, bekommen. Das
war eine ganz, ganz dichte Zeit.
Marion K.: Du hast die vergangenen 30 Jahre
der bundesdeutschen Frauen- und Geschlechterforschung
maßgeblich mitgestaltet. Inzwischen
ist die Institutionalisierung der Frauen- und
Geschlechterforschung vorangeschritten . was
war dein Beitrag daran?
Sigrid M.-G.: Also ich muss erst mal widersprechen.
Ich habe nicht den Eindruck, dass ich die
Frauenforschung maßgeblich mitgestaltet habe.
Ich habe die Frauenhochschulbewegung mitgesteuert,
und zwar als Frau in der Institution, mit
Ressourcen der Institution und einer Stimme für
Ressourcen der Frauen. Ich habe die Frauenbewegung
auch als Abschaffung der sozialen Ungleichheit,
was den Zugang zu Ressourcen betrifft, verstanden
und ich habe in der Tat ganz früh den
vielfältigsten Institutionalisierungsprozess vorangetrieben,
also das Frauenarchiv, Modellversuch
Frauenstudien als Weiterbildungsstudiengang,
den Arbeitskreis Wissenschaftlerinnen, dann haben
wir eine Vereinigung zur Institutionalisierung
der Frauenstudien, das erste Graduiertenkolleg,
dann habe ich immer mich eingesetzt für die Frauenforschungsprofessuren,
das Netzwerk Frauenforschung.
Ich habe diesen Bewegungscharakter in die Hochschule
reingebracht. Ich glaube, das ist ein Teil
meiner Beteiligung an der Frauenforschung und
inhaltlich sind es auch wenige Schwerpunkte, die
ich gesetzt habe. Gerade, weil das hier eine technische
Universität (die Universität Dortmund) war,
habe ich sehr früh diesen Schwerpunkt Technikund
Naturwissenschaftspotenziale von Frauen an
dieser Universtität aufgebaut und von da an haben
wir angefangen Drittmittel einzuwerben.
Die Universität besteht aus zwei Teilen, nämlich
einem mehr sozial- und kulturwissenschaftlichen
Teil, in dem es sehr viele Studentinnen gibt, und
einen technisch-ingenieurwissenschaftlichen, in
dem es einige wenige wissenschaftliche Mitarbeiterinnen
gab und der ansonsten fast frauenfrei
war und es auch noch ist. Dieses Missverhältnis
konnte ich nicht hinnehmen und deshalb habe ich
diese Forschungsprojekte gemacht. Da sind auch
ziemlich viele kleine Initiativen daraus entstanden.
Die Technik- und Naturwissenschaftspotenzale
waren ein wichtiger Themenstrang und in dem
Zusammenhang sind wir dann auch auf die
Koedukationsthematik gestoßen. Dadurch ist das
mehr in den Schulbereich hineingeraten. Aber
meine Position war eher eine minoritäre, also
eher die kritische, die nicht mehrheitsfähige Position,
das heißt ich war eine Kritikerin der Koedukation
und habe gleichzeitig es für möglich gehal14
Journal Netzwerk Frauenforschung NRW Nr.19/2005
Beiträge
ten, dass man monoedukative Inseln oder Phasen
oder Projekte schafft.
Und wir haben ja in der Bundesrepublik eine sehr
dogmatische Haltung zur Koedukation und ich
hab zur Koedukation, die ich im Prinzip befürworte,
eine eher experimentelle Haltung, und auch
eine experimentelle Haltung zur Monoedukation.
Ich hatte die Ahnung, dass es den Frauen auch gut
tun kann, mal unter sich zu sein.
Marion K.: Wenn du jetzt zurückblickst auf die
vergangenen 30 Jahre Frauen- und Geschlechterforschung
- was würdest du sagen, was sind die
Errungenschaften der Frauen- und Geschlechterforschung?
Sigrid M.-G.: Die Errungenschaften sind eindeutig
diejenigen, dass es überhaupt ein Thema
geworden ist. Das war es ja eigentlich kaum, dass
die Frauen- und Geschlechterforschung auf vielen
Ebenen hat Ressourcen für sich mobilisieren können,
in Forschungsprojekten, in Studiengängen, in
Verankerungen von Ausbildungen, auch in Professuren,
nicht zuletzt das Netzwerk Frauenforschung:
Im Grunde genommen ist das Bewusstsein,
die Gleichstellung der Geschlechter, die
Wahrnehmung der Gleichstellungsinteressen ein
ganz gutes Stück vorangekommen, ohne dass
man sagen kann, dass sich die Wissenschaft und
die Hochschule maßgeblich verändert hätten. Also
das ist ein eigenartiger Prozess. Die Kritik der
Frauen ist integriert, die Situation der Frauen ist
partiell verbessert worden. Bei den Studierenden
kann man sagen ist eine Gleichverteilung fast erreicht,
abgesehen von dieser Schiefe in der Beteiligung
der Technik- und Naturwissenschaften und
der Erziehungswissenschaften. Also da gibt es
Disproportionalitäten, aber Studentinnen sind erw
ünscht, sie werden auch nicht mehr diskriminiert.
Wissenschaftlerinnen sind inzwischen nicht
mehr diskriminiert als Frauen, sondern wenn es
da persönliche Probleme gibt oder altvordere,
hinterwäldlerische ... ja, stereotype Auffassungen,
die aber im Grunde genommen nicht mehr
mehrheitsfähig sind. Also das Bewusstsein, Frauen
können genauso gut Wissenschaft betreiben
und eigentlich sind sie jetzt auch in den Naturund
Ingenieurwissenschaften erwünscht, weil
man denkt, sie könnten das doch auch. Von daher
glaube ich, gibt es auf der rhetorischen Ebene und
auf der Einstellungsebene eine doch in den letzten
Jahren erreichte Angleichung. Das heißt noch
nicht, dass die Ressourcen gleich verteilt sind, das
ist nach wie vor ein Problem.
Marion K.: Welche Rolle spielt die Frauenund
Geschlechterforschung heute in der Wissenschaft,
in der Soziologie und in der Hochschulforschung?
Sigrid M.-G.: Na ja, es gibt zwei Varianten der
Institutionalisierung, eine integrative und eine
additive. Es ist eher eine Addition erreicht. Also
dieses Integrieren in alle Zusammenhänge, was ja
eigentlich erst das Gender-Mainstreaming intendiert,
das ist noch nicht geglückt. Aber wir haben
ja auch so angefangen. Wir haben gesagt, wir wollen
eine eigene Kommission, Frauenforschung in
der deutschen Gesellschaft. Also wir sind auch eigentlich
additiv vorgegangen und der nächste
Schritt ist, wenn man den will, wie missionieren
wir jetzt den Mainstream (lacht), dass er sich erkennt
als einer der geschlechterschief ist oder als
einer, der noch bestimmte Blindheiten hat.
Marion K.: Die Frauenforschung ist mit dem
Impetus angetreten, die Wissenschaft zu verändern.
Inwiefern hat sie sich auf dem Weg in die Institution
selbst verändert?
Sigrid M.-G.: Die Frauenforschung hat sich akademisiert,
sie hat auch ihren kritischen Stachel
ein Stück verloren in diesem Integrationsprozess
in die Universität. Das hat bestimmt zu einer grö-
ßeren Akzeptanz beigetragen. Aber wenn die
Frauenforschung etwas ist, was sich von anderen
neuen Wissenschaftszweigen nicht sehr unterscheidet,
dann ist natürlich auch der Impuls zur
Veränderung des Gesamten sehr viel schwächer
geworden, also die Wissenschaftskritik ist ja
ziemlich zurückgedrängt, sondern jetzt werden
mit den akademischen Methoden, also in der akademischen
Terminologie, in Insidergruppen, wissenschaftliche
Themen der Frauen- und Gechlechterforschung
behandelt, die sich von vielen anderen
gar nicht mehr unterscheiden.
Marion K.: Vor welchen Herausforderungen
steht denn nach deiner Auffassung die Frauenund
Geschlechterforschung in den kommenden
Jahren?
Sigrid M.-G.: Also sie wird über ihre zunehmende
Unsichtbarkeit nachdenken müssen und möglicherweise
darüber, was sie, wenn sie nicht nur als
etwas auf Zeit verstanden werden will, was sie
grundsätzlich noch machen müsste, um im Mainstream
verankert zu werden. Also es gibt solche
Ansätze, dass zum Beispiel in der Ungleichheitsforschung,
in der Bildungsforschung oder in den
soziologischen Lehrbüchern jetzt auch die Geschlechterthematik
aufgegriffen wird. Trotzdem
ist mein Gefühl, dass das eigentlich die Soziologie
noch nicht durchdrungen hat. Ich glaube, das Problem
liegt daran, dass sich so das Bewusstsein
verbreitet hat, die Gleichstellung ist erreicht. Und
es sind jetzt genügend politische Instrumente geschaffen,
um das sicherzustellen und was sollen
wir da eigentlich überhaupt noch erforschen?
Oder, was ist denn überhaupt jetzt noch ein Problem?
Marion K.: Was müsste die Frauen- und
Geschlechterforschung tun, damit sie nicht unsichtbar
wird?
Beiträge
Journal Netzwerk Frauenforschung NRW Nr.19/2005 15
Sigrid M.-G.: Das ist eigentlich eine gute Frage.
Ich könnte ja natürlich sagen, sie soll machen wie
bisher, weil es war ja richtig, was sie gemacht hat.
Manche sagen, sie hat sich zu spät für Männer ge-
öffnet, aber das ist ja inzwischen erreicht. Jetzt
kommen aber relativ wenige Männer zu den Veranstaltungen,
dabei sind die Männer im Prinzip
eingeladen, zumal es in vielen Gesellschaften
nicht mehr nur Frauen- sondern Geschlechterforschung
heißt. Mein Fazit ist, die Frauen haben
sich maßgeblich verändert, tüchtig verändert. Ob
sich die Männer entsprechend verändert haben,
ist eine große Frage. Wir haben ja Partnerschaftskrisen,
wir haben Gebärstreiks, wir haben problematische
Familienkonstellationen durch die doppelte
Orientierung der Frauen und das eigentlich
nicht im gleichen Ausmaß .Sich-verändert-haben
. der Männer. Also Männerforschung ist
schon jetzt ein wichtiger Forschungszweig, Worklife-
Balance-Forschung, das sind jetzt wichtige
Themen. Partnerschaftsforschung, warum das an
manchen Stellen immer so heftig kriselt. Nichtsdestotrotz
muss man immer auch achten, dass die
alten Fallen nicht wieder zuschnappen, also dass
Mädchen selbstbewusst werden, dass sie ihre Interessen
vertreten, dass sie sich nicht in die zweite
Reihe drängen lassen. In der Jugendarbeit ist
das wichtig. Gerade angesichts des größeren Gewaltpotenzials,
das unsere Gesellschaft bei den
Jungen heranzüchtet, das meine ich jetzt ganz kritisch.
Frauenforscherinnen sollten sich viel auch
mit Jungen befassen.
Marion K.: Ein Blick in die Zukunft. Wird es
die Frauen- und Geschlechterforschung in 30 Jahren
noch geben?
Sigrid M.-G.: Ja, es wird sie mit einer stärkeren
internationalen Komponente geben. Ich glaube,
es wird, was die Verteilungskämpfe betrifft, noch
mindestens so lange dauern, bis Segmentierungen
horizontaler, vertikaler Art aufgelöst sind. Es
wird viel darauf ankommen, wie stabil, wie politisch
Frauenpolitik weiter vorangetrieben wird.
Weil wenn nicht die Aufmerksamkeit anhält, dann
ist es ganz schnell möglich, das Rad zurückdrehen.
Ich erinnere nur an zwei historische Beispiele.
Erstens, die Frauen hatten 1918 das Wahlrecht
erreicht und in der Weimarer Republik stieg auch
die Zahl der Studentinnen und die der ersten Wissenschaftlerinnen,
da gab es einen großen Schub
der Frauenentwicklung, und der ist ja 1933 ziemlich
radikal wieder zurückgedrängt worden.
Selbst das passive Wahlrecht wurde den Frauen
entzogen. Zweitens, Frauen in der DDR waren ja,
was die Kinderversorgung, was die Beteiligung an
technisch-naturwissenschaftlichen Studiengängen,
an der Ingenieurausbildung und so fort betrifft,
ja, viel weiter, auch der §218, waren ja viel
weiter als die westdeutschen Frauen. Trotzdem
haben sie durch die Wende ja eher verloren, in
mancher Hinsicht. Als Frauen haben sie nicht dazu
gewonnen. Deshalb denke ich, es ist so, dass gro-
ße Umbrüche immer Krisen bedeuten, in denen
Frauen, Frauenrechte, Frauenpositionen, wieder
in Frage gestellt werden, von denen man meinte,
sie wären schon errungen.
Marion K.: Bei der gegenwärtigen Debatte
um den Nutzen der Wissenschaften für die Gesellschaft
. wird denn in Zukunft, also in 30 Jahren
deutlicher für die Gesellschaft und auch die übrigen
wissenschaftlichen Disziplinen zu erkennen
sein, welchen Nutzen sie von der Frauen- und
Geschlechterforschung haben?
Sigrid M.-G.: Wir fangen ja jetzt damit an, Indizes
zu bilden und uns auszurechnen, was bringt es
einer Gesellschaft, wenn sie mehr Gleichheit zwischen
den Geschlechtern herstellt. Also weltpolitisch
betrachtet hat sich das Bewusstsein in der
Tat durchgesetzt, dass vom gleichen Zugang der
Frauen zu Bildung nicht nur die Gesundheitsprobleme,
ökonomische Probleme, demografische
Probleme sehr viel besser gelöst werden, eigentlich
nur so gelöst werden können. Die Gleichheit
der Geschlechter zahlt sich bestimmt für eine
Gesellschaft aus . ja, warum soll man das nicht
auch in 30 Jahren mit so guten Indizes quantifizieren
können? Ich fände das eine gute Idee.
Marion K.: Jetzt, wenn du auf deine 30 Jahre
Hochschullehrerin zurückblickst, was waren die
schönsten Erlebnisse?
Sigrid M.-G.: Ich hatte ja ganz viele schöne Erlebnisse.
Innerlich macht es mich sehr glücklich,
doch relativ viele Frauen gefördert zu haben, von
denen ich glaube, dass sie aus Familienzusammenh
ängen gekommen sind, wo ihnen die Wissenschaft
oder die Hochschulprofessur nicht so in
die Wiege gelegt waren, dass sie durch das Zusammenarbeiten
mit mir und das Promovieren
sich das doch zugetraut haben und da glaube ich,
dass das ohne mich wahrscheinlich doch nicht so
gelungen wäre, sodass ich für eine bestimmte
Gruppe von Frauen glaube ich karrieremäßig ganz
wichtig war. Ich war auch sehr wichtig, was die
ganz, ganz vielen Gutachten betrifft. Ich hab unglaublich
viele unsichtbare Gutachten geschrieben,
bei Bewerbungen, für Projekte, Berufungen,
ah, ich hab Hunderte, Tausende von Gutachten geschrieben.
Ich hab das auch eigentlich immer gerne
getan. Ich finde, dass Hochschullehrerin zu sein
ein sehr mächtiger Beruf ist. Und mit .mächtig.
meine ich, Dinge zu ermöglichen, die Macht, etwas
zu ermöglichen. Insofern war ich eine mächtige
Frau.
Marion K.: Was waren schmerzhafte Erlebnisse
in den 30 Jahren?
Sigrid M.-G.: Was ich am meisten vermisst
habe, ist Kollegialität. Ich habe so selten wirklich
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gute Kollegialität, männliche Kollegialität erlebt.
Wo ich sie bekommen hab, hab ich selber auch
sehr viel investiert. Ich geh ja immer eher auf Kollegen
zu, kann auch sehr lobend sein und an manchen
Stellen habe ich dann innerlich auch gesagt,
ich reproduziere nicht gleichzeitig immerzu die
Männer, weil sie haben mich nicht reproduziert.
Ich hab mich nicht über Männer reproduziert.
Meine Kräfte kamen immer von woanders. Aber
ich hab viel in Männer investiert. Aber das war ein
Verlustgeschäft für mich, eindeutig.
Marion K.: Hattest du am Ende deiner Hochschulkarriere
den Eindruck, dass du bei den
männlichen Kollegen als Wissenschaftlerin anerkannt
bist?
Sigrid M.-G.: Es gibt verschiedene Levels von
anerkannt sein. Also sie haben schon die Wahrnehmung,
ich bin eine Hochschullehrerin, die ihre
Sache versteht. Ich bin aber keine Hochschullehrerin,
auf die sie sich beziehen. Ich bin auch keine
Hochschullehrerin, mit deren Arbeiten sie sich
groß oder öffentlich beschäftigt haben. Das ist
eher eine Ausnahme.
Marion K.: Wie sieht denn dein Tagesablauf
jetzt als Rentnerin aus?
Sigrid M.-G.: Na, ich bin ja noch keine Rentnerin.
Wir machen so viel Witze darüber, wie das ist,
wann wir mal in Rente gehen können. Im Augenblick
gibt es fast so anstrengende Phasen wie in
der schlimmsten Evaluationszeit der Internationalen
Frauenuniversität. Also in kurzer Zeit Forschungsantr
äge zu schreiben, Projekte zu machen,
Berichte zu schreiben, unheimliche Datenmengen
zu verarbeiten und daraus was Vernünftiges
zu machen. Aber alle meine Belastungen sind
ja in ganz, ganz großem Ausmaß selbst hergestellt.
Ich meine, ich mach das leidenschaftlich
gerne, aber ich überschätze mich regelmäßig.
Und, was ich nicht gelernt habe, in der ganzen 30-
jährigen Hochschullehrerzeit, ist so rational mit
Zeit und meinen Möglichkeiten umzugehen, dass
ich so was wie Pünktlichkeit gelernt habe, was die
Investition meiner Zeit in Relation zu dem Output
betrifft. Da hab ich mich immer maßlos übersch
ätzt. Ich brauchte immer mehr Zeit als ich eigentlich
zur Verfügung hatte. Und ich hab mir auch
immer mehr vorgenommen als ich eigentlich leisten
konnte. Das ist ein strukturelles Überforderungssystem.
Und das hat sich noch nicht ver-
ändert. Ja, ich mach. ja immer noch weiter, aber es
hört mal auf. Das weiß ich schon.

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