Wenn der Mensch zur MenschIn wird - oder:

Wieviel »Gleichberechtigung« verträgt das Land?

How much »equality« the country can stand?

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Liste Femanzen Bettina Wündrich (Liste Femanzen)

Oberkellner @, Wednesday, 04.02.2015, 15:30 (vor 3520 Tagen)

F352 Bettina Wündrich geboren 1960 in Stuttgart (Baden Württemberg) – Studium der Soziologie – nach dem Studium als Redakteurin bei „Brigitte“ tätig - ehemalige Chefredakteurin von Frauenmagazinen wie Elle, Glamour, Emotion – seit 2009 als Medienberaterin selbständig – Bucherveröffentlichung: „Einsame Spitze? Warum berufstätige Frauen glücklicher sind“ – Dozentin an der Deutschen Journalistenschule in München - Wündrich ist verheiratet und lebt in München – Editorial Director von Storyboard - www.storyboard.de – (Geschäftsführer: Dr. Markus Schönmann, Anschrift Storyboard GmbH, Kaiserplatz 8, 80803 München) – seit Dezember 2014 Chefredakteurin der Zeitschrift „Zuhause Wohnen“ - http://www.rowohlt.de/fm/556/thumbnails/Wuendrich_Bettina.jpg.511766.jpg

Berufstätige Frauen sind glücklicher - findet Buchautorin Bettina Wündrich, die selbst 20 Jahre in Führungspositionen der Medienbranche gearbeitet hat. Im Interview gibt sie Frauen eine Mitschuld, die Kind und Karriere nicht unter einen Hut bekommen. Um die Rollenbilder zu ändern, plädiert sie für harte Maßnahmen.
KarriereSPIEGEL: Mehr als 500 Titel kennt Amazon zum Thema "Frau, Beruf, Karriere", darunter Ihr Buch. Müssen denn Frauen unbedingt eine Führungsposition anstreben?
Wündrich: Müssen muss niemand, aber sie sollten es können, wenn sie wollen.
KarriereSPIEGEL: Und wollen sie?
Wündrich: Karriere zu machen, scheint für viele bestens ausgebildete junge Frauen nicht attraktiv zu sein. Das hat sicher mit Klischees tun, die immer noch in den Köpfen stecken. Mir hat eine 32-Jährige gesagt: 'Ich will nicht in der Karriereschublade landen.' Ich wusste nicht einmal, dass es so etwas gibt. Offenbar hat eine Karrierefrau das Image einer einsamen, ehrgeizigen Egoistin. Das hat mich verblüfft, wie auch der Satz, Schwangerschaft sei eine Option, wenn man unzufrieden ist im Beruf. Und das habe ich nicht nur einmal gehört.
KarriereSPIEGEL: Also hindern sich Frauen selbst am Aufstieg - und nicht männliche Vorgesetzte, die lieber unter sich bleiben?

Wündrich: Es ist eine Mischung. Ein Trugschluss ist der Glaube, das Leben mit einem Kind sei stressfreier, und man könne nach einer längeren Pause problemlos in den Beruf zurückkehren. Offenbar ist noch nicht bei allen angekommen, wie wichtig es heute ist, auf eigenen Beinen zu stehen. Als Chefredakteurin habe ich immer wieder erlebt, dass eigentlich ambitionierte Frauen sich extrem veränderten, kaum dass sie schwanger wurden. Über ihre Rückkehr hatten sich viele keine konkreten Gedanken gemacht: "erst mal gucken, wie alles wird…". Ich verstehe das, aber klug ist es nicht. Was Frauen ebenso ausbremst und von leitenden Positionen fernhält: das Wissen um die gläserne Decke, die männlich geprägten Strukturen in der Arbeitswelt, auch die Angst vor einem Rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeitsanspruch. Denn wer eine Führungsfunktion hat oder anstrebt, ist natürlich mehr eingespannt als bei einem Job von neun bis fünf.
KarriereSPIEGEL: Und trotzdem glücklicher? Das schreiben Sie berufstätigen Frauen zu.
Wündrich: Ich will junge Frauen sensibilisieren, für das, was auf sie zukommt, für die Fallen auf ihrem Weg. Damit Frauen voneinander profitieren: Die älteren könnten Vorbild sein, und sie könnten die jüngeren fördern.
KarriereSPIEGEL: Haben Sie das getan? Gefördert?
Wündrich: Nicht institutionalisiert als Mentorin, aber ja, natürlich. Die, bei denen ich Potential gesehen habe. Allerdings: Einer jungen Grafikerin, die ich sehr talentiert fand und die nicht recht wusste, wie's für sie weitergehen soll, habe ich gesagt: "Du musst noch ein bisschen an dir arbeiten. Das bedeutet auch mal Überstunden. Aber dann, wenn du die Art-Director-Position hast, kannst du machen, was du willst." Diese Mehrarbeit und das Ellenbogen zeigen fand sie so abtörnend, dass sie bald darauf kündigte und ihr eigenes Büro aufmachte.
KarriereSPIEGEL: Klingt, als hätten Sie die Frau zum Jagen tragen wollen...
Wündrich: Vielleicht habe ich mich angehört wie ihre Mutter, vielleicht war es der falsche Ton. Aber man muss auch mal mit dem ganzen Karrierethema anders umgehen. Es geht ja nicht nur ums Hartsein und Entscheidungen fällen. Es geht auch darum, Gestalter des eigenen Lebens zu sein. Und das ist großartig.
KarriereSPIEGEL: Wurden Sie gefördert?
Wündrich: Ja, absolut. Der frühere Leiter des "SZ-Magazins" war so etwas wie mein Mentor und ließ mich das Jugendmagazin "Jetzt" entwickeln. Er hatte jemanden gesucht, der flexibel war und Lust hatte, sich auf ein so unsicheres Projekt einzulassen, das von einem Tag auf den anderen hätte zu Ende sein können. Er hat mir das zugetraut.

Corbis
KarriereSPIEGEL: Sie haben dann fast 20 Jahre in Führungspositionen gearbeitet. Was war Ihr Karriere-Motor?
Wündrich: Ich habe das Bedürfnis, etwas zu tun, für das ich brenne. Und mich selbst zu fordern, auszuprobieren, an meinen Schwächen zu arbeiten: Mein Weg ist da, wo die Angst sitzt. Und natürlich Ehrgeiz. Ich versteh' gar nicht, warum diese Eigenschaft so negativ besetzt ist. Ehrgeiz bedeutet doch einen starken Drang, sich weiterzuentwickeln.
KarriereSPIEGEL: Als Führungskraft und Feministin hätten Sie gesellschaftlich etwas verändern können, haben aber vor zwei Jahren gekündigt. Warum?
Wündrich: Es stimmt: Ich arbeite nicht mehr innerhalb dieser Strukturen und Hierarchien, das kann man mir vorwerfen. Aber ich glaube, mein Einfluss ist momentan stärker als damals - ich leitete ein Magazin, das in seinem Verlag keine Zukunft mehr hatte und dann ja auch verkauft wurde.
KarriereSPIEGEL: In Führungsetagen bilden Männer meist die Mehrheit - und machen die Regeln. Glauben Sie, die lesen Ihr Buch?
Wündrich: Keine Ahnung. Das Buch wird keine Mauern einreißen. Aber der gesellschaftliche Druck hat schon etwas in Unternehmen bewirkt. Und die EU wird darauf drängen, dass befristet eine Frauenquote eingeführt wird, was ich befürworte. Einige Firmen wie ein Hamburger Verlag setzen inzwischen auf den "Female Factor". Das mag aus strategischen Gründen geschehen, aber wenn es der Idee nützt - was soll's?! Ich bin sogar dafür, Männer zum Erziehungsurlaub zu verdonnern. Nicht nur für zwei Monate, sondern für ein halbes Jahr, damit sich die Rollenbilder in den Köpfen ändern: Arbeitgeber werden dann feststellen, dass auch Väter Kinder haben - sichtbare, keine unsichtbaren, die von teilzeitarbeitenden Partnerinnen oder Vollzeitmüttern betreut werden. Ich bin der Meinung, dass wir eine Revolution der Arbeitswelt brauchen.
http://www.spiegel.de/karriere/berufsleben/frauen-in-fuehrungspositionen-maenner-zu-erziehungsurlaub-verdonnern-a-789499.html

Sie nennen es Glück
28.04.2012 • Die Debatte darüber, wo Kinder am besten untergebracht sind, bringt albtraumhafte Szenarien
narien hervor - und eine Wiederkehr längst tot geglaubter Denkmuster. Dass Frauen Frauen sagen, wie sie leben sollen, ist nicht besser als der Chauvinismus.

Die Geschichte könnte so gehen: Ein Mann rüstet sich für das Dreißig-Jahre-Abitreffen mit seiner alten Klasse. Er weiß, kommen wird nur, wer Erfolg hatte. Er findet, davon habe er genug vorzuweisen. Genau zwanzig Jahre in Führungspositionen. Er kauft sich einen teuren Anzug und fährt hin. Aber seine alten Klassenkameraden reden nur von Frau und Kindern. Der Erfolg ist ihnen nicht so wichtig, die Familie schon. Der Mann fühlt sich nicht anerkannt. Zuerst bemitleidet er sich, dann die anderen. Schließlich legt er ihnen ausführlich dar, warum sein Lebensmodell das richtige ist. Am Ende sitzt er allein am Tisch.
Nun geht die Geschichte in Wirklichkeit aber so: Eine Frau rüstet sich für das Klassentreffen. Sie heißt Bettina Wündrich und ist eine Journalistin, die für große Frauenmagazine gearbeitet hat. Sie glaubt, dass ihr Erfolg es ihr erlaubt, zum Klassentreffen zu fahren. Sie kauft sich ein teures Outfit. Doch sie trifft dort auf Frauen, die sie mit der Frage nach den Kindern quälen, die sie nicht hat. Sie fühlt sich nicht verstanden. Die Demütigung wird sie nicht auf sich sitzen lassen. Sie möchte nun selbst die Fragen stellen. In einem Buch wird sie das Private wieder zum Politikum machen.
In einem Interview wird Wündrich gefragt, ob es denn „verwerflich“ sei, der Kinder wegen vom Beruf zu pausieren. Und Wündrich sagt: „Wofür? Dafür, dass die Ausbildung zum Fenster rausgeschmissen ist. Die Rente noch schmaler wird. Man vom Ehemann abhängig ist. Und dass man im Fall einer Scheidung erst recht dumm dasteht, weil man auch gesetzlich dazu angehalten ist, für sich selbst zu sorgen!“ Frauen wären wahnsinnig, würden sie sich darauf einlassen. (Männer übrigens auch.) Neben den pragmatischen Aspekten führt Wündrich für die Berufstätigkeit der Frau aber auch eine Verheißung ins Feld: Glück.
Wo gedeihen Kinder am besten? Bei den Eltern? In der Krippe? Bei beiden?
„Einsame Spitze? Warum berufstätige Frauen glücklicher sind“ heißt ihr Buch. Die ehemalige „taz“-Chefin Bascha Mika stieß mit ihrem Pamphlet „Die Feigheit der Frauen“ in dasselbe Horn: Wer keine Karriere macht, bleibe unter seinem Niveau. Schuld daran, so die ebenfalls kinderlose und unverheiratete Mika, sei der Rückfall der Frauen in klassische Rollenbilder wie das der Ehefrau und Mutter.
Macht nur Arbeit glücklich?
Diese Feministinnen sagen den Frauen nicht: „Geld macht glücklich.“ Sie sagen: „Arbeit macht glücklich“. Das ist marktkonformer Großraumbürofeminismus für eine Schicht, die bürgerlich leben darf. Dabei stören vor allem Kinder. Die neuen Frauenverwerterinnen predigen jungen Müttern, nicht zu lange zu pausieren, sich in der Arbeitswelt bloß keine offene Flanke zu geben. Wer schon Kinder kriegt, soll sie bitte mit dem Beruf vereinbaren und nicht umgekehrt. Diese Frauen sind so unpolitisch, nicht einmal zu merken, wie ein Arbeitgeberpräsident sie für seine Zwecke einspannt. Man darf sich fragen, ob es nicht seit jeher viel mehr die Ökonomie ist, die die Frauenfrage in diese Richtung peitscht, als der Feminismus.
Das Berufsleben soll nun also auch der Höhepunkt der Selbstverwirklichung der Frau sein. Haben die Feministinnen den Männern das denn je geglaubt? Nie war der Feminismus arbeitgeberfreundlicher und angepasster. Die Arbeitgeberverbände jedenfalls würden die meisten feministischen Forderungen freudig unterschreiben: Erfüllung für die Frauen und Fachkräfte für die Industrie. Diesen Lobgesang kennt man von den glücklichen Werktätigen in der DDR bis zu den Interpreten von Firmenhymnen in modernen Großunternehmen. Nur werden diese Frauen nicht zu solchen Gesängen gezwungen - sie machen sich selbst zum Humankapital. Und nennen es Glück.
Weiblichkeit und weibliche Lebensmodelle tauchen gar nicht mehr auf, Liebe und Sexualität gelten als „Fallen“. Pornographie dagegen möchte sich eine Charlotte Roche nicht entgehen lassen. Pornographie kann man kaufen. Im Weiberrat wäre sie damit nicht durchgekommen. Feministinnen heute nennen sich geschlechtsneutral denn auch jenseits der dreißig lieber „Mädchen“ oder „Missy“, die Bezeichnungen „Mutter“, „Weib“, „Frau“ sind out. Weil man die Mutter nicht abschaffen, quotieren oder verstaatlichen kann, ist sie nur noch salonfähig, wenn sie sich als Rabenmutter gibt.
Dreifache Blutgrätsche aus Muttertum, Beruf und Frausein
Während die deutschen Frauenverwertungsfeministinnen über Muttertum und Beruf streiten, proben ihre französischen Kolleginnen sich schon lange in der dreifachen Blutgrätsche aus Muttertum, Beruf und Frausein. Für die graue Eminenz unter den französischen Feministinnen, die Philosophin Elisabeth Badinter, ist Mutterschaft folgerichtig das Ende der Selbstbestimmung der Frau: „So klingt das Totengeläut für die Freuden, die Freiheit und die Sorglosigkeit, die zum Status der kinderlosen Frau gehören. Wie die Nonne, die den Schleier nimmt, gehört die künftige Mutter nicht mehr sich selbst. Gott und das Baby sind für sich mächtig genug, um ihrem weltlichen Leben ein Ende zu setzen.“ Badinter war es, die das Bild der Rabenmutter positiv erscheinen ließ, indem sie ein Gegenbeispiel erfand: die Pelikanmutter. Nach der christlichen Ikonographie nährt die Pelikanmutter ihre Jungen mit dem Blut aus ihrer Brust. Wenn der Feminismus vorgibt, dass es unfeministisch sei, sein Kind zu stillen - ist das nicht ebenso das Ende der Selbstbestimmung der Frau? Ist es etwa feministisch, sein Kind wegzugeben, um dem Mann oder dem Geliebten ein guter Sexpartner zu sein? Die Aufspaltung in Raben- und Pelikanmütter verrät vor allem eines: den Selbsthass der Frauen, die sich an alten und neuen Rollenmustern die Nase blutig stoßen. Traurigstes Ergebnis dieser Orientierungslosigkeit ist der Angriff auf das Lebensmodell der Mutter. Eine Selbstverstümmelung.
Nie gab es mehr Buchtitel, die ein derart negatives Bild der Mutter transportieren. Geradezu vernichtend ist die These der Arbeitsmarkt-Feministin Barbara Vinken in ihrem Buch „Die deutsche Mutter“. Für Vinken ist „Mutter“ eine Ideologie, um Frauen vom Arbeitsmarkt fernzuhalten. Sie will Ganztagskrippen, Ganztagskitas, Ganztagsschulen. „Erfüllt“ ist allein das Berufsleben. Vinken sieht darin selbstverständlich keine Ideologie. Eines ihrer Totschlagargumente ist, dass Hitler die Mutter zur wichtigsten Bürgerin seines Staates stilisierte. Ein Kapitel über die Mutter in der DDR gibt es in ihrem Buch nicht. Es wäre ja auch peinlich zuzugeben, dass die sozialistische Form des Totalitarismus ziemlich nahe an ihrem Ideal lag.
Klischee der überforderten, hysterischen Mutter
Im Buch „Die böse Mutter“ erklärt eine Psychologin, warum viele Frauen dick werden und bleiben. Ursache der Fresssucht ist natürlich falsch verstandene mütterliche Liebe. Auch den passenden Sozialneid-Titel gibt es: „Lassen Sie mich durch, ich bin Mutter. Von Edel-Eltern und ihren Bestimmer-Kindern“. Die Ratgeberliteratur liefert Tipps wie „Mein Job, mein Baby, mein Chef, mein Mann und ich“ oder „Die etwas gelassenere Art, Mutter zu sein“. „Kinderkacke“ ist ein klassisches Jammer-Buch, verpackt als ironische Distanzierung vom Kind.
Das Klischee der hysterischen, überforderten, manipulierbaren oder asozialen Mutter stößt auf wenig Widerspruch. Mütter haben keine Lobby, Arbeitskräfte schon. Es scheint kaum eine schlimmere Provokation zu geben als Frauen, die gern bei ihren Kindern sind - und das auch noch zu Hause. Mütter, die sich den Zwängen der Ökonomie zumindest für eine gewisse Zeit entziehen. Um den Anfang des Lebens freizuhalten vom Diktat einer gewalttätigen, kapitalistischen oder sozialistischen Logik. So sind es die Kinder, auf die die Entsolidarisierung mit den Müttern letztlich zielt. Die Kinder sind die wahren Schuldigen der weiblichen Berufsmisere.
Durchrationalisierter Mensch
Die Debatte darüber, was nun mit den Kindern zu geschehen habe, bringt albtraumhafte Szenarien oder aber blanken Unsinn hervor. So liest man im „Spiegel“ zur Kindererziehung zunächst den Allgemeinplatz, eine Gesellschaft brauche Orte „gebündelter Gemeinschaft“. Alles solle wie ein Dorf vernetzt sein: „Erziehungshilfen und Ausländerberatung, Kinderarzt, Psychologe, Gynäkologe und Hebamme; der sozialpädiatrische Dienst, Zweigstellen des Jugendamts, der Kirchen und der Polizei“. Wohlgemerkt, es geht hier um Kinder, nicht um Kriminelle. Vom Elternhaus als Ort „gebündelter Gemeinschaft“ ist kaum noch die Rede. Vielmehr zeichnet sich die Zukunftsvision des durchrationalisierten Menschen mit verstaatlichtem Kind ab.
“Mein Bauch gehört mir“, proklamierten einst die Feministinnen. Ihre marktgängigen Nachfolgerinnen wollen sich vom Staat rundum die Fürsorge für ihre Kinder garantieren lassen. Dass sie damit gleichzeitig das Selbstbestimmungsrecht über diesen Bauch schwächen, wollen sie nicht verstehen. Dazu denken sie viel zu konform. Verbreitet ist unter ihnen auch die Annahme, alle Frauen seien Feministinnen, was die Frauenfrage natürlich wesentlich vereinfachen würde. Das haben ihre Vorgängerinnen anders gesehen und sich abgegrenzt. Für die jetzige Generation ist das Private nicht mehr politisch, es darf verstaatlicht werden.
Man muss sich als Frau sagen lassen, wie man zu leben hat
Eine Frau führt heute ein Frauenministerium und gibt sich tolerant. Sie ist gegen eine starre Quote und hat nicht grundsätzlich etwas gegen Frauen, die ihre Kinder zu Hause betreuen wollen, auch wenn sie selbst es anders macht. Ihre Gegnerinnen dagegen diskriminieren und diskreditieren diese Frauen als „Heimchen am Herd“ und nennen das Betreuungsgeld „Herdprämie“ oder gleich „Verdummungsprämie“. Anscheinend muss man sich als Frau immer noch sagen lassen, wie man zu leben hat.
Ausgerechnet ihrer Minister-Erzfeindin ähneln die angeblich linken Verwertungsfeministinnen aber mehr, als sie wahrhaben wollen: brennender Aufstiegswille innerhalb großer Institutionen, verbunden mit einer im Grunde unpolitischen und angepassten Haltung. Dass sie „karrieregeil“ sei, hat auch eine Frau Schröder schon zugegeben. Mit ihren Vorgängerinnen haben die Gleichheitsfeministinnen dagegen weniger gemein, als ihnen lieb sein dürfte. Ihr Konformitätsdenken ist von der Angst regiert, ihnen könnte etwas vorenthalten werden, doch in ihrer Wahlfreiheit liefern sie sich den Institutionen aus, statt sie zu verändern. Die alte feministische Garde hat vom alternativen Kinderladen bis zur Vollzeitmutter wesentlich mehr Modelle zugelassen und sie selbst geformt.
Der Witz und die Pointe der Frontfrauen von damals muten heute fast nostalgisch an. Als vor zehn Jahren das Buch der Autorin Ute Kätzel über die Achtundsechzigerinnen in Berlin vorgestellt wurde, war der Saal der Heinrich-Böll-Stiftung voller Frauen, die meisten jenseits der fünfzig. Gegen Ende der Veranstaltung fragte die Moderatorin, was die Emanzipation ihnen denn nun gebracht habe. „Lauter alleinstehende Frauen“, rief eine Dame aus dem Publikum. Der Saal bebte vor Lachen.

http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/debatte-ueber-kinderbetreuung-sie-nennen-es-glueck-11734293.html

Es war die Killerfrage, es ist die Killerfrage: Kind oder Karriere? Als erfolgreiche/unverheiratete/kinderlose Journalistin wurde Bettina Wündrich nicht nur einmal mit ihr konfrontiert. Doch es gab eine Situation, die ihr so zusetzte, dass sie beschloss, dieses Buch zu schreiben. Ihre Bilanz: «Ich habe verzichtet, aber nichts verpasst – das jedenfalls habe ich nach diesem Klassentreffen gelernt.» Ihr Buch Einsame Spitze? ist ein starkes Plädoyer für ein verändertes Selbstbild: Frauen wollen Karriere. Aber auf ihre Art. «Eine durchaus feministische Ermunterung zu Experiment, Ausdauer und Cleverness, um die Verhältnisse zu ändern.» (Süddeutsche Zeitung)

Es war beim Klassentreffen zum 30. Abi-Jubiläum. Bettina Wündrich hatte sich arglos auf den Weg gemacht, um zu sehen, was aus den anderen geworden war, die mit ihr am Mädchengymnasium das Abi gemacht hatten. Der Begrüßungs-Prosecco war kaum geleert, da wurden die Fotomäppchen rausgeholt, die iPhone-Bildersammlungen bestaunt und Lebensentwürfe kritisch begutachtet. Mein Mann! Mein Haus! Mein Baby! Meine Kinder! Plötzlich stand sie unter all diesen zeigefreudigen glücklichen Normalfrauen wie nackt da. Als sei sie die einzige Verliererin unter lauter Erfolgsfrauen. Dabei kann die studierte Diplomsoziologin und Journalistin auf eine erfolgreiche Karriere zurückschauen: als Chefredakteurin von Emotion und Glamour, als stellvertretende Chefin von Elle, später als Beraterin.
Erfolgreich = einsam und kinderlos?
Zwanzig Jahre in Führungspositionen schienen auf einmal nichts zu zählen. Und das nur, weil sich Bettina Wündrich gegen das konventionelle Lebensmodell mit Mann, Kind und Kleinfamilie entschieden hatte. In der Statistik werden Frauen wie sie mit dem Etikett «einsame Spitze» bedacht. Die 51-Jährige zählt, wie sie im Spiegel-Interview sagt, zu der Generation, «die Feminismus auf sich selbst anwenden durfte. Und ich wollte das: Mich im Beruf ausprobieren. Mit Kindern hätte ich mein Leben so nie leben können.»

Ein Mann muss sich nie für seine Karriere verteidigen, eine Frau immer, ob offen oder unterschwellig. Das Klischeebild der so egoistischen wie einsamen Karrierefrau ist blitzschnell aktiviert, wie das Manager Magazin feststellt: «Frauen mit Karriereambitionen sind in Wirtschaft und Politik heiß umworben - aber auch nur dort. Die Gesellschaft beäugt sie mit Misstrauen, vor allem ihr ewiger Widerpart, die deutsche Übermutter, urteilt schnell und hart: Erfolgreich = einsam und kinderlos.» Es sei an der Zeit, schreibt Bettina Wündrich in ihrem Buch, dass Frauen endlich anfingen, für Teilhabe an der Macht nach ihren eigenen Maßstäben zu kämpfen.
Raus aus der Emanzipationsfalle!
«Jede Frau sollte Karriere machen können. Die Frage ist nur, ob das Karrieremodell, welches die Arbeitswelt Frauen und Männern anbietet, eines ist, das wir wollen. Dieses Modell verlangt männliche Härte und Ellenbogen. Und integriert nicht die Familie. Wenn man die wenigen Frauen, die den Aufstieg geschafft haben, über ihre Karriereeigenschaften reden hört, kommen schnell Zweifel, ob man mit ihnen tauschen möchte: «Außerordentlich hohe Leistungsbereitschaft» bräuchten Frauen, um nach oben zu gelangen, «Durchhaltevermögen», und «Abstriche» im Privatleben müssten sie selbstverständlich auch in Kauf nehmen. Das klingt so sexy wie eine Trainingseinheit im Boot Camp. Vielleicht ist es ja so: Frauen wollen Karriere machen. Aber auf ihre Art.»

Bettina Wündrich verschwendet keinen Satz aufs Jammern und Lamentieren. Dafür ist ihr das Anliegen zu wichtig. Die perfekte Hausfrau, die perfekte Mutter, die perfekte Karrierefrau: alles Klischees, nichts davon gibt es, die Wirklichkeit ist immer komplexer und komplizierter. Eines ist sicher: Die noch immer auf testosterongesteuerte männliche Single zugeschnittene Arbeitswelt muss sich grundlegend ändern; der Zeitpunkt, kluge und radikale Forderungen zu stellen, könnte nicht besser sein: Denn starke Frauen werden händeringend gesucht.

Kinder seien nun einmal die Weichenstellung im Leben einer Frau, sagt Wündrich im myself-Interview. «In der Arbeitswelt, wie ich sie mir vorstelle, setzen sich Arbeitgeber und Arbeitnehmerin zusammen, wenn diese schwanger ist, und handeln ein Modell aus, bei dem kaum pausiert werden muss. Ein Home Office, von der Firma gestellt, sollte selbstverständlich sein. Wenn die Familie in den Job integriert werden kann, ist es auch in Ordnung, den Beruf in die Familie zu integrieren Vaterurlaub müssten verpflichtend sein. Frauen sollen ruhig Männer in die Verantwortung nehmen.»
Vorn ist, wo die Frauen sind
Bettina Wündrichs Einsame Spitze? endet mit einem knappen Nachwort, darin heißt es: «Beate, die Vollzeitmutter, meine Klassenkameradin vom anderen Ende des Spektrums der Lebensentwürfe, mailt mir «Gedankengänge aus einer anderen Welt»: ‹Bettina, wie wäre es denn, wenn wir ein Buch gemeinsam schrieben? Einfach die Fragen des Lebens und des Berufsalltags aus Sicht der ‹Karrierefrau› und der ‹Familienmanagerin›. Wir werden wahrscheinlich staunen, wie viele Gemeinsamkeiten wir finden!› Und wenn wir uns dann einig sind, führen wir den Dialog mit den Männern. Damit es in zehn Jahren heißt: Vorn ist, wo die Frauen sind.»

http://www.rowohlt.de/magazin_artikel/Bettina_Wuendrich_Einsame_Spitze.2958063.html

Sind berufstätige Frauen glücklicher als Mütter? Bettina Wündrich schreibt ein Credo auf die berufliche Unabhängigkeit.

Von Michaela Schabel, MZ

Nur 23 Prozent der Männer nahmen 2009 Elternzeit in Anspruch, davon 75 Prozent zwei Monate, nicht länger. Der neue Weg, dass beide Eltern die Kinder erziehen, ist weiterhin eine „Vater Morgana“. Noch immer bleibt die Kindererziehung Domäne der Frau und das Vorurteil, dass jede eingestellte junge Frau durch mögliche Schwangerschaft ein Risikofaktor ist.
Mit dem Anspruch journalistischer Recherche und flotten Formulierungen schreibt Bettina Wündrich ein Plädoyer für die Berufstätigkeit der Frau, zumal die Ehe als Versorgungsmodell längst ausgedient hat und das neue Unterhaltsrecht in sogenannter „nachehelicher“ Verantwortung ab dem dritten Lebensjahr des Kindes keine Unterhaltszahlung des Vaters an die Mutter vorsieht. Selbst bei den arrivierten „Macciato-Mamis“ rund um Berlin Prenzlauer Berg verflüchtigt sich die Gelassenheit gut betuchter Mütter, sobald Scheidung in Sicht ist, und die Scheidungsquote ist inzwischen mit 40 Prozent enorm hoch. Allzu schnell endet Mutterschaft in einer finanziellen Sackgasse, solange Arbeitszeiten der typischen Frauenberufe und Öffnungszeiten der Kinderversorgungseinrichtungen nicht zusammenpassen. 40 Prozent der Alleinerziehenden sind Hartz-IV-Empfänger.
„Kinder verändern das Leben der Frau zum Nachteil“, urteilt Wündrich sachlich, ohne auf das beglückende Gefühl, ein Kind zu haben, einzugehen. „Einsame Spitze?“ gilt für sie als Karrierefrau nicht, weil die Attraktivität des Berufs, der Erfolg und die Freiheit, Karriere auf ihre Art zu realisieren, für sie der Glücksfaktor Nummer eins ist. Entsprechend fordert Wündrich statt Doppelbelastung von Kind und Beruf den Synergieeffekt, das Sowohl-als-auch von Mutterschaft und Berufstätigkeit. Die männlich geprägte Führungsetage muss umdenken. Statt „schwanger oje“ sollten Arbeitgeber Kindererziehung als Aufgabe begreifen, die egal ob bei Mann oder Frau von beruflicher Seite her zu unterstützen ist. Eine Frauenquote in Führungspositionen ist für Wündrich absolute Selbstverständlichkeit, damit die Welt endlich aufhört, aus der Sicht der Männer interpretiert zu werden.
Die These des Untertitels „Warum berufstätige Frauen glücklicher sind“ bleibt letztendlich unbeantwortet, zu sehr ist das Buch aus der Perspektive einer Karrierefrau geschrieben. Bettina Wündrich, 1960 in Stuttgart geboren, war stellvertretende Chefredakteurin der „Elle“, Gründerin und Chefredakteurin von „Glamour“, „Vogue Business und „emotion“ und ist Dozentin an der Deutschen Journalistenschule in München.

http://www.mittelbayerische.de/index.cfm?pid=10025&pk=709286&p=1

Männer ergreifen berufliche Macht in der Regel ohne Vorbehalte. Sie definieren sich ja auch überwiegend über beruflichen Erfolg. Auf die Party-Frage: «Und was machen Sie so?» zu antworten: «Ich bin ein toller Vater!» ist ein sicherer Small-Talk-Killer, zumindest unter Geschlechtsgenossen. Und die Frauen?
Von Bettina Wündrich
Frauen haben ein gespaltenes Verhältnis zur Macht. Schon der Begriff hat für sie einen negativen, unsympathischen Beiklang. Ist von Verantwortung die Rede, fällt ihnen die Beurteilung wesentlich leichter: «Verantwortung scheint für Frauen ein teilbares Gut zu sein, und daher finden sie es auch notwendig, dass so viele wie möglich in der Gesellschaft Verantwortung tragen», so Jutta Allmendinger, die in der Brigitte-Studie darüber geforscht hat. «Macht scheint für Frauen hingegen etwas Unteilbares zu sein. Wenn ich Macht habe, hat der andere keine oder weniger. Macht übt man auf Kosten eines anderen aus.»25 Bei Männer ist Macht etwas Positives: je mehr, desto besser. Ein weiterer Unterschied, den Allmendingers Befragungen stützen: Frauen wollen führen, weil sie sich für kompetent halten. Männer, weil sie meinen, dass ihnen das zusteht.
Wären mehr Frauen in einer machtvollen Position, wären sie in der Lage, ein differenzierteres Bild von Macht zu bekommen. Und anderen Frauen auch weiterzuvermitteln, dass Macht nichts Negatives ist. Ich vermute, dass Macht gerade bei jungen Frauen sehr mit Vorurteilen behaftet ist, weil sie Macht bisher lediglich als Ohn-Macht erfahren haben.
Eine, die Macht viele Jahrzehnte lang als bereichernd empfunden hat, ist Angelika Jahr-Stilcken, die lange Zeit im Vorstand des Medienhauses Gruner + Jahr war. Sie illustriert im Buch «Frauen an der Macht», das von Maybrit Illner herausgegeben wurde, mit einem hübschen Beispiel aus ihrer Kindheit, wie sie spielerisch gelernt hat, was Macht bedeutet – und spielerisch sei sie auch immer damit umgegangen: Als kleines Mädchen spielte sie mit ihren drei Brüdern oft Indianer, mit Pfeil und Bogen, Federschmuck und einem aus Holz geschnitzten Marterpfahl im Garten. «Das war der Höhepunkt des Spiels: Wer wurde angebunden? Wer stampfte den Siegertanz? Das war die Macht. Und wenn Sie jetzt denken, dass es das kleine Mädchen war, das immer dran glauben musste, irren Sie.» Die inzwischen siebzigjährige Mutter von zwei Kindern war Gründerin, Herausgeberin und Chefredakteurin einer ganzen Reihe von Heften, von Schöner Wohnen über marie claire bis essen und trinken. Heute hat sie sich aus den operativen Aufgaben zurückgezogen und gehört zum Aufsichtsrat des Unternehmens. Jahr-Stilcken erzählt auch, dass es einen besonderen Motor, ein Motiv braucht, um Lust auf Macht zu bekommen: Bei ihr war es das Bestreben, sich von ihrem mächtigen Vater, dem Hamburger Verleger John Jahr, zu emanzipieren: «Diese Unabhängigkeit war der wichtigste Impuls für meinen Erfolg. Ich musste ihm und der Umwelt zeigen, dass ich es alleine schaffe.» Eines Abends, längst leitete sie schon erfolgreich ein paar Hefte, erlebte sie ihren großen Moment, ihr Schlüsselerlebnis: Sie unterhielt sich gerade mit ein paar Leuten, da nahm sie hinter ihrem Rücken die Stimme eines Mannes wahr: «Es war auf einem Empfang. Mein Vater stand hinter mir. Die Stimme auch. Sie stellte meinem Vater eine Frage: ‹Sind Sie nicht der Vater von Angelika Jahr?› Ich dachte nur: ‹Jetzt geht’s los!› Und trank Champagner.»
Ich mag das Beispiel deshalb so gern, weil sich hier Gefühle vermitteln: Freude. Ein inneres Grinsen. Ein Hochgefühl. Aber auch Leichtigkeit, das Gegenteil von Verbissenheit. Ja, Macht hat mehrere Spielarten. Wenn ich überlege, wie ich zur Macht stehe, fällt meine Antwort schnell und eindeutig aus: Ich habe gelernt, berufliche Macht zu schätzen. Macht verschafft einem Gehör. Wie es ist, wenn alle immer lauter sind als man selbst und dadurch auch einfach mehr Spaß haben, erlebte ich als junges Mädchen. Ich war derart schüchtern, dass andere mich einfach vergaßen. Ehe ich mal meinen Mund aufkriegte, waren meine Schulkameradinnen schon beim Bummeln in der Stadt oder auf einer lustigen Party. Später, als Praktikantin, bekam ich schon bei dem Gedanken daran, auf Themenkonferenzen vor allen etwas sagen zu müssen, unübersehbare hektische Flecken im Gesicht. So kam ich natürlich nie zum Zug. Viele gute Geschichten, besonders Interviews, die ich so brennend gern gemacht hätte, sind mir so durch die Lappen gegangen. Aus Ärger über mich selbst habe ich mich dann um ein Praktikum bei einem Hörfunksender beworben. Es war grässlich: Ich musste mit einem riesigen, knallgelben Mikrophon in Fußgängerpassagen O-Töne einsammeln und armen Menschen die peinlichsten Fragen stellen. Aber plötzlich bekam ich Spaß an meiner Stimme. Obwohl ich das Praktikum nach ein paar Wochen schmiss, hatte ich danach raus, wie ich meine Schüchternheit in entscheidenden Momenten wegsperren konnte.
Macht macht Spaß. Sie gibt uns die Möglichkeit, etwas zu gestalten. Etwas entstehen zu sehen, zum Beispiel die Gründung einer Zeitschrift: Das hat mich immer mit Leidenschaft erfüllt. Ideen zu entwickeln. Ein Team zusammenzuführen. Die Dirigentin zu sein, die die vielen einzelnen Stimmen zu einem Gesamtsound zusammenfügt. Besonders glücklich gemacht hat mich vor zehn Jahren die «Komposition» und Lancierung eines kleinen, feinen Karrieremagazins für Frauen, das beides miteinander verband: Businessmode und Businessregeln. Ich habe noch alle Ausgaben zu Hause in meinem Regal. Das Titelthema auf der ersten Ausgabe lautete «Mit Spaß an die Spitze». Auf dem Cover war Claudia Schiffer zu sehen, in einer ungewohnten Pose: im hochgeschlossenen Businesskostüm, vor einem chromblitzenden Schreibtisch, darauf ein Laptop. Im Heft dann ein Porträt über das Model als Managerin, der es gelungen ist, ihren Namen zur Marke auszubauen. Das Heft war ein Bekenntnis zum Handeln: sich nicht abschrecken zu lassen, sondern selbst etwas zu bewegen. Im Mittelpunkt standen auch Frauen, bei denen es nicht so glatt lief wie bei Claudia Schiffer, die aber sagten: Hauptsache, das Leben ist nicht langweilig. Und noch eine wichtige Erkenntnis verrieten: Es wird überall nur mit Wasser gekocht.
Meine Arbeit bei Frauenzeitschriften hat mich einiges gelehrt. Zum Beispiel, dass ich sehr gerne mit Frauen arbeite. Frauenteams sind keine Zickenvereine, auch wenn das von Außenstehenden gerne mal behauptet wird. Meine Kolleginnen habe ich als sehr kooperativ, loyal und unterstützend erlebt (und Schwangerschaften haben das Engagement übrigens nie beeinträchtigt). Allerdings fand ich es auch immer wichtig, Männer und Frauen im Team zu haben, um beim Magazinmachen unterschiedliche Perspektiven auf Themen zu bekommen. Ich habe Frauen häufiger als offener und «gerader» als meine männlichen Kollegen erlebt – was natürlich auch daran liegen kann, dass Frauen untereinander leichter den passenden Ton finden.
Männer lassen sich nicht so gerne in die Karten gucken, sagen lieber erst einmal nichts und checken die Gesamtlage. Erstaunt hat mich bei Gehaltsverhandlungen, dass Männer weniger mit ihren Fähigkeiten argumentierten, um ihre Forderung nach mehr Geld zu begründen, sondern zum Beispiel mit Familienzuwachs. Ich habe nie erlebt, dass eine Frau das tat.
Was ist ein positiver Umgang mit Macht? Macht innezuhaben um der Macht willen führt im Business zu nichts. Es demonstrativ darauf anzulegen, andere ihre Unterlegenheit spüren zu lassen, schadet dem unternehmerischen Ergebnis. Dominanzgebaren lässt ein Vertrauensverhältnis gar nicht erst entstehen, dabei ist es wichtig, auch einen persönlichen Zugang zu Mitarbeitern zu haben: Wer sich anerkannt fühlt, ist auch motiviert. Um in einer verantwortungsvollen Position gut arbeiten zu können, sind Vertrauen und Offenheit essenziell, auf beiden Seiten. Zu einer verantwortungsvollen Position gehört auch, Begabungen zu erkennen und diese zu fördern – aber auch einzufordern. Mitarbeiter werden es honorieren, wenn sie sich unterstützt wissen. Chefs, die sich gern auf ein Podest stellen, tragen nur dazu bei, Macht zu glorifizieren. Selten habe ich erlebt, dass jemand, der nach dem Sonnenkönig-Prinzip regiert hat, für das Unternehmen gewinnbringenden, guten Nachwuchs herangezogen hätte.
«Frauen lieben die Macht nicht (oder sehr selten). Frauen lieben die Sache, um die es geht», sagt Angelika Jahr-Stilcken. Manchmal denke ich auch: Frauen lassen sich viel zu leicht bluffen. Nicht wenige Frauen haben eine viel zu große Hochachtung vor einer machtvollen Position. Macht wird gerne inszeniert, auch das gehört zum Spiel. Ich erlebte einmal, wie eine Kollegin, Chefredakteurin eines Wohnmagazins, jede einzelne Kachel in der Bürotoilette wieder wegklopfen ließ, weil die Farbnuance nicht stimmte. Oder die Chefredakteurin eines Modemagazins, die Mitarbeiterinnen unter Androhung der Kündigung nach Hause schickte, wenn diese in Sneakers statt in High Heels zur Arbeit kamen. Ein Kollege war Meister darin, so zu tun, als arbeite er Tag und Nacht. Wenn er nach Hause ging, oft früher als seine Mitarbeiter, tat er das heimlich, erweckte aber den Anschein, sich noch im Büro zu befinden: Die Schreibtischlampe brannte, über der Stuhllehne hing sein Jackett, und auf dem Tisch waren aufgeschlagene Unterlagen platziert. Derartige «Macht-Macken» sind aber nicht weiter ernst zu nehmen, sondern eher zu belächeln.
Immer wieder habe ich erlebt, dass Frauen sich – im Gegensatz zu Männern – nicht selbst für einen Karrieresprung vorschlagen. Sie warten lieber, bis man sie fragt oder ihnen etwas zutraut. Bis man die Begabung zur Macht in ihnen «erweckt». Dabei sollten Frauen sich nicht ins Bockshorn jagen lassen, sondern sich vor Augen führen, dass Führung erlernbar ist. Man kann Respekt vor besonderen Qualitäten, aber nicht vor einem anderen Türschild haben. Jeder spielt nur eine Rolle. Und die gilt es zu durchschauen.
«Wird ein bestimmter Mythos um den Chefjob aufgebaut?», fragte man Jutta Allmendinger, kurz nachdem sie als Präsidentin des Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung benannt wurde. «Ja», antwortete sie. «Etwa bei den Arbeitszeiten. Der berühmte 16-Stunden-Tag, den man angeblich als WZB-Präsidentin haben sollte: Das schnurrte bei näherer Betrachtung auf ein durchaus handhabbares Maß zusammen.»

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Die ultimative Dienstleistungsoffensive des Antifeminismus

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