Wenn der Mensch zur MenschIn wird - oder:

Wieviel »Gleichberechtigung« verträgt das Land?

How much »equality« the country can stand?

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Liste Femanzen Alexandra Eul (Liste Femanzen)

Oberkellner @, Wednesday, 25.02.2015, 18:22 (vor 3353 Tagen)
bearbeitet von Oberkellner, Wednesday, 25.02.2015, 18:28

F374 Alexandra Eul – geboren 1980 in Köln - Studium der Theaterwissenschaften, Film- und Fernsehwissenschaften, Psychologie und Politik an der Universität zu Köln – Studium der audiovisuellen Kommunikation in Barcelona – ab 2006 freie Journalistin für Neon, die Zentralredaktion Region der Süddeutschen Zeitung und jetzt.de – Emma-Redakteurin seit 2008 (neben Alice Schwarzer, Chantal Louis, Angelika Mallmann) - a.eul@hamburgmediaschool.de - http://s1.neon.de/images/generated/13/79/78/c_155x155_1316202884_cc2c_63252.jpg


Die Autorin verzichtet lieber auf das Objekt ihrer Begierde. Denn Frauen mit Verstand und Bewusstsein sind nicht angesagt auf dem Pärchen-Markt. Oder? Alexandra Eul, 30 und EMMA-Redakteurin, hat herausgefunden, dass die armen Männer noch viel einsamer sind: Nämlich doppelt so häufig Single, wenn sie zwischen 25 und 45 und Akademiker sind. – Ob er (Foto) wohl eine echte Doktorarbeit geschrieben hat?

Zufall? Genau jetzt, in dem ¬Moment, in dem ich diesen ¬Artikel über Single-Frauen ab Dreißig in Deutschland schreiben will, starre ich auf das Chat-Fenster meines Facebook-Profils. In dem tut sich nämlich nichts. Es schweigt. Besser: Der Typ schweigt, von dem ich gerade gerne das genaue Gegenteil will. Eine Unterhaltung, die vor Wortwitz sprüht. Oder einfach nur die Frage: „Wollen wir uns wiedersehen?“ Stattdessen Geplänkel. Ich: „Na!“ Er: „Na?“ Ich: „Gut nach Hause gekommen?“ Er: „Schon!“ Ich: „Schön!“ Dieses „Schön!“ steht nun seit 15 Minuten alleine da. Schön ist das nicht.
Der Typ ist meine Eroberung des letzten Wochenendes. Und so großartig ich es fand, mit ihm wie ein Teeny vor der Kneipe zu knutschen – umso unangenehmer ist es mir jetzt, wie eine Idiotin vor diesem Chat zu sitzen und dieses Desinteresse ¬auszuhalten. Warum passiert mir so etwas immer wieder?
Mit dieser Frage schlage nicht nur ich mich rum. Wir Frauen sind die Sorgenkinder des neuen Jahrtausends. Als Singles geistern wir durch die Köpfe, durch die Kneipen und durch die Presse. „Is female empowerment killing romance?“ fragt die New York Times. „Es gibt einfach nicht genug hochqualifizierte und finanziell ¬erfolgreiche Männer für die Zahl der hochqualifizierten und finanziell erfolg¬reichen Frauen“, antwortet die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung.
Egal, Frauen können heute schließlich prima für sich selbst sorgen. Sie verdienen ihr eigenes Geld, sie haben einen stabilen Freundeskreis und spannende Hobbys. Und sie brauchen ja nicht einmal mehr einen Kerl, um ein Kind zu machen. Also, wo liegt eigentlich das Problem?
Es ist ein paar Wochen her, an einem Sonntag, da klingelte mein Telefon, und in dem Moment, als ich abnahm, sagte meine Freundin schon: „Es ist aus! Vorbei! Ich bin echt durch mit der Sache!“ Die Sache, wie sich dann herausstellte, war kein Job, keine Freundschaft, keine Beziehung, es waren die Männer an sich. Wenn man so will, hat meine Freundin an diesem Sonntag mit etwa 3,5 Milliarden Personen, sprich etwas mehr als der Hälfte der Weltbevölkerung, Schluss gemacht. Ohne „Lasst uns Freunde bleiben“, ohne „Lasst uns noch mal drüber reden“. Alle blöd.
Der Auslöser: Ihr Kollege nutzte die Mittagspause im Büro, um ein paar zotige Witze über seine neuerdings so langweilige, weil schwangere Freundin zu reißen. „Wenn das Partnerschaft ist, dann verzichte ich!“ schnappte meine Freundin. Verständlich! Wie unfair! Die Arme! Und als das Thema durch war, sagte sie: „Ach, ich wünsch mir doch nur jemanden, der mich mal wieder in den Arm nimmt.“ Also lass uns doch noch mal drüber reden.
Paradox, oder? Frauen brauchen doch keine Männer mehr! „Es hat doch auch Vorteile, Single zu sein!“, sagen sie, wenn sie in Bars die Köpfe zusammenstecken und mit Weißweinschorle anstoßen. Auf das Single-Leben! Prost – hast du schon den großen Blonden an der Bar gesehen? Der wäre doch was für dich! Denn nach dem Weißweinschwur fällt folgende Tatsache mit den Erdnussschalen unter den Tisch: Sie wünschen sich trotzdem alle einen. Eben nur nicht irgendeinen. Und vor allem: Nicht um jeden Preis.
Dabei gibt es eigentlich gar keinen Grund zur Aufregung. Zumindest nicht, was die Frauen angeht. In Deutschland setzt sich folgender Trend seit Jahren fort: Männer sind öfter Single als Frauen. Laut Statistischem Bundesamt leben in Deutschland derzeit etwa 17 Millionen Menschen als „Alleinstehende“. Und wenn man sich die Altersgruppen von 30 bis 55 genauer anschaut, wird klar: Das sind vor allem Männer. 3,9 Millionen Männer zu 2,2 Millionen Frauen. Wenn es um die 30- bis 40-Jährigen geht, wird dieses zahlenmäßige Ungleichgewicht sogar noch deutlicher. Hier sind fast doppelt so viele Männer allein: 1,56 Millionen Männer zu 814000 Frauen. Frauen sind auch öfter verheiratet (64 Prozent, Männer: 58).
Zweifler mögen nun sagen: Ja, es handelt sich bei der Single-Frau ja auch um ein urbanes Problem! Da, wo die traditionellen Rollenmuster aufgebrochen werden. Da, wo die Karrierefrauen sitzen, die nur noch arbeiten, anstatt sich um die Familie zu kümmern. Es gibt in Städten keine epidemische Ausbreitung frustrierter Single-Frauen. Zumindest nicht im Vergleich zu den Single-Männern. Es gibt höchstens insgesamt mehr Alleinstehende. Und unter den HochschulabsolventInnen von 25 bis 45 Jahren zum Beispiel sind fast doppelt so viele Männer allein.
Eigentlich wären also die Single-Männer das Thema. Die Single-Frau ist nur ein gefühltes Problem – vor allem der Frauen selbst. Da stellt sich die Frage: Warum leiden sie so darunter?
Die einfachste Antwort: Weil sie es sich gerne schwer machen. Frauen fühlen sich irgendwie unvollständig, als Versagerin, wenn sie alleine bleiben. Alleinstehende Männer sind Junggesellen, das klingt schon aufregend: jung und gesellig. Sie stoßen sich die Hörner ab, leben sich aus, sie sind ¬auf¬regend, schwer zu kriegen und höchstens ein bisschen eigensinnig. Alleinstehende Frauen sind kompliziert und anspruchsvoll.
Natürlich gibt es sie, die coole Junggesellin. Mit leerem Kühlschrank und unaufgeräumter Bude, einer hohen Frequenz von Kneipenbesuchen und wechselnden Sexpartnern. Aber wenn eine tolle Frau mannlos lebt, stellt früher oder später jemand die Frage: Wie kann es sein, dass ausgerechnet DIE alleine ist? So eine Nette. Hübsche. Lustige. Interessante. Als wäre es ein Makel – keine eigene Entscheidung oder einfach ein akuter Zustand.
Auch das ist leider wahr: Frauen verbringen viel Zeit damit, ¬Beziehungen zu planen, die sie noch gar nicht führen. Sie haben ein großes Talent dazu, zusammen mit ihren Freundinnen Begegnungen mit Männern bis ins Detail auseinanderzuklamüsern, um eine Antwort auf die (übrigens nicht zu beantwortende) Frage zu finden: Warum hat er sich nicht in mich verliebt? Dabei schauen sie Serien wie „Sex and the City“, in denen Frauen Begegnungen mit Männern bis ins Detail auseinanderklamüsern, um sich dann wieder darüber zu unterhalten. Dieses ständige Grübeln lässt die Suche nach dem richtigen Mann zum alles beherrschenden Thema anwachsen. Das Schlimmste ist: Wir wissen das und machen es trotzdem. Und fragen uns dann: Was ist nur falsch an mir?
Dabei gibt es darauf nur eine Antwort: Rein gar nichts.

Natürlich denken Frauen irgendwann, dass mit ihnen etwas nicht stimmt, wenn sie seit Jahrzehnten in Zeitungen Sätze lesen wie: „Es ist wahrscheinlicher, dass eine vierzigjährige Single-Frau bei einem Anschlag ums Leben kommt, als einen Mann zu finden“ (Newsweek, 1986). Genau: Beziehungen in DEM Alter, das können sie sich nämlich abschminken. Es sei denn, sie benutzen den tollen Lippenstift von Seite 28.
Oder kann sich jemand daran erinnern, dass einsame und frustrierte Manager jemals in einem ähnlichen Ausmaß die Zeitungs¬seiten füllten? Stellen wir uns folgende Geschichte im sonntäglichen Feuilleton der FAS vor: Vier frustrierte Karrieristen werden nach ihren letzten verpatzten Dates befragt („Am Ende hatten wir uns einfach nichts mehr zu sagen!“; „Sie hatte nie Zeit für mich!“) und im Anschluss sagt ein Paarpsychologe folgenden Satz: „Männer müssen heute einfach lernen, auch mal zurückzustecken.“
Stattdessen lesen wir: Sozialwissenschaftler haben herausgefunden, dass gerade die gut ausgebildeten Frauen, die Akademikerinnen, die Karrierefrauen ab 30 neben Hartz-IV-Empfängern die Liebesladenhüter sind. In der Regel steht gar nicht mehr daneben, wer genau diese „Sozialwissenschaftler“ eigentlich sind und wen sie befragt haben. Warum auch, die These ist schließlich griffig.
Die gleichen Schreiber kommen früher oder später immer auf den Vorschlag, dass Frauen eben die Bereitschaft entwickeln müssen, sich „nach unten“ zu schlafen, ergo: nicht so anspruchsvoll zu sein. Aber, so heißt es weiter, die Frauen suchen sich nach wie vor lieber einen Partner, der ihnen in Sachen Bildung und Einkommen mindestens gleichgestellt, wenn nicht überlegen sei.
Übrigens, auch das steht in den sozialwissenschaftlichen Studien, aber nicht in den Zeitungen: So wie Frauen dazu tendieren, sich keinen Mann zu suchen, der ihnen in Sachen Geld oder Bildung unterlegen ist, neigen Männer dazu, „Frauen mit höherem Bildungsgrad systematisch abzulehnen.“
„Es geht mir gar nicht um Bildungsstand oder Verdienst“, sagte mir jüngst eine Tierärztin aus Hannover, 32 Jahre alt. „Es geht darum, meinem Freund auf Augen¬höhe zu begegnen.“ Eine gleichberechtigte Beziehung zu führen, in denen Frauen sich nicht kleiner machen müssen, als sie sind, nur damit der Typ keine Komplexe ¬bekommt. Und in denen der Mann selbstbewusst damit umgeht, dass er nicht der Alleinverdiener ist oder besser: nicht sein muss, worin er im besten Fall seine Vorteile erkennt.
Diesen Jemand zu finden, ist gar nicht so einfach, sagte die Tierärztin. Wenn die Arbeit einen ohnehin völlig einnimmt und die Freizeit knapp bemessen ist. Da wird es schon zum Problem, überhaupt jemanden kennen zu lernen.
Männer, schreibt die Soziologin Jutta Allmendinger in ihrer Studie „Frauen auf dem Sprung“, suchen sich ihre Partnerinnen nach wie vor nach dem Aussehen aus und sehen sich in der Versorgerrolle. Frauen ¬dagegen wollen nicht mehr versorgt werden. „Sie setzen zunehmend auf Unabhängigkeit und Eigenständigkeit.“ Auf beruflichen Aufstieg würden nur 25 Prozent zugunsten ihrer Partnerschaft verzichten.
Und wer ist schuld an dem Dilemma? Natürlich: Der Feminismus! Jüngst hat sich der ¬Spiegel dem „endlosen Weg zum richtigen Mann“ in einer Titel-Story gewidmet. In dem Artikel lesen wir: „Die Emanzipation hat den Frauen eine große Unabhängigkeit beschert. Und das Alleinsein“. Natürlich waren in den 70er Jahren weniger Frauen allein. Sie hatten ja gar keine Chance, sich von dem Mann zu trennen, in den sie sich mit 20 verliebt hatten, ohne dadurch gesellschaftlich abzusteigen. Auch nicht, wenn der Typ ein Gewalttäter war. Die Tatsache, dass Frauen heute die Möglichkeit haben, alleine durch die Welt zu gehen, ist das Beste, was uns passieren konnte. Es fühlt sich nur abends auf der Couch manchmal blöd an.
Klar, die Ansprüche werden höher – auf beiden Seiten. Und natürlich gehen Frauen mit 40 anders an Beziehungen ran als solche mit 20. Die Lebensumstände sind ja auch ganz andere. Sie haben dann schon ihren Job, ihren Wohnort, feste Alltagsstrukturen. Und die Beziehung wird an diese Faktoren angepasst. Nicht umgekehrt.
„Kaum etwas trennt Single-Männer und Single-Frauen zwischen 30 und 50 so sehr wie der Druck. Frauen spüren ihn, Männer nicht“, schrieb der Spiegel über den „endlosen Weg zur richtigen Frau“. Denn Männer, so weiter, haben keine biologische Uhr. Sie können mit 55 noch Papa werden. Aber: Das stimmt gar nicht. Die Zeugungsfähigkeit von Männern nimmt in den 30ern genau so ab wie die Gebärfähigkeit von Frauen, wissen Forscher heute. Und zwar nicht nur, was die Menge und die Geschwindigkeit ihrer Spermien angeht. Ebenso steigt seitens der Erzeuger das Risiko, dass das Kind mit Missbildungen oder neurologischen Störungen geboren wird. Die biologische Uhr des Mannes ist wie eine digitale Armbanduhr. Sie läuft, aber sie tickt nicht.
Auch nicht alle Frauen rennen mit glühenden Eierstöcken durch die Welt, auf der Suche nach einem zeugungsfähigen Gegenpart, der bereit ist, die Windeln zu wechseln. Ich kenne einige Frauen, deren größte Sorge vielmehr diese ist: Was ist, wenn ich übrig bleibe? Wenn am Ende alle meine Freunde, männlich wie weiblich, mit ihren Kleinfamilien beschäftigt sind? „Davor habe ich mehr Angst, als selbst keine Kinder zu bekommen“, sagte letztens eine zu mir.
Die Single-Falle. Es kann doch nicht sein, dass Frauen immer noch drei Tage auf Telefone starren, weil sie sich an die Regel halten: Der Mann (ergo: der Jäger) muss anrufen! Sonst mache ich (sprich: das Jagdwild) mich noch uninteressant. Ich habe mich in meinem Fall für folgende Lösung entschieden: Den Typ ganz schnell wieder von meinem Facebook-Profil gelöscht. Und danach: mit keiner meiner Freundinnen drüber geredet.

http://www.emma.de/ressorts/artikel/frauenalltags-geschichte/auf-ihn-reinfallen/

Als EMMA-Redakteurin bekommt frau kein Prinzessinnen-Krönchen, sondern einen dicken Stempel, weiß Alexandra Eul nach einem Jahr in der EMMA-Redaktion.

Storys, in denen plötzlich was passiert, sind ja immer beliebt. „Plötzlich Prinzessin!“ zum Beispiel. Meine Geschichte heißt „Plötzlich Feministin!“. Sie beginnt vor etwa einem Jahr als „die Neue“ in der EMMA-Redaktion. Seitdem hat sich nicht nur mein Arbeitsalltag verändert.
Noch vor meinem ersten Tag in der EMMA erhielt ich von Freundinnen plötzlich E-Mails, die nicht mehr wie früher mit „Wie geht’s?“, sondern mit „Ich weiß, es ist typisch Frau, aber …“ begannen. Ob ich denn jetzt auch „so eine“ und neuerdings „lesbisch“ sei, hat mich ein Freund gefragt. Und einmal traf ich einen Ex-Kommilitonen, der mich fragte, warum ich denn jetzt für ein Blatt schreibe, das alle männlichen Ausländer und Kopftuchträgerinnen ausweisen wolle. Wie bitte? Ja, er hätte das „ganz sicher irgendwo in einem Artikel gelesen“.
Als EMMA-Redakteurin bekommt frau also kein Prinzessinnen-Krönchen, sondern einen dicken Stempel. Unabhängig davon, ob jemand das Heft auch nur in der Hand hatte oder nicht: Die meisten scheinen ganz genau zu wissen, was in EMMA steht. Und damit natürlich auch, was für eine ich bin, wo ich doch „jetzt da arbeite“.
Als ich meinen Job antrat, rechnete ich mit einem prall gefüllten Redaktionsalltag. Womit ich nicht rechnete, war meine Tätigkeit im feministischen 24-Stunden-Außendienst. Der beginnt beim Verlassen der Redaktion mit der Frage „Was machst du so?“
Versteht mich nicht falsch, ich liebe Diskussionen! Ich finde es toll, mit Freundinnen über Männergeschichten zu brüten und mit Müttern über Mütterprobleme oder mit meinen griechischen Bekannten über die Schuldenkrise. Vor allem, weil ich im vergangenen Jahr eher in diesen Gesprächen als bei der Zeitungslektüre gemerkt habe, wie wichtig es ist, dass es eine unabhängige, klarsichtige Stimme wie EMMA gibt.
Letztens hatte ich sogar einen prima Abend mit einem selbsterklärten Chauvinisten, der mich mit viel Humor auf einer Hochzeit von den Vorteilen des Hausfrauen-Lebens überzeugen wollte. Ich höre auch gerne zu, wenn ebensolche Typen („Ich habe eine sehr feministische Mutter!“) ihre Theorie vom „Urschmerz der Frauen“ als Ursache für „eure Unzufriedenheit“ entwickeln – anstatt mit mir zu flirten. Aber eben nicht immer und vor allem nicht um 1 Uhr 30 auf einer Party, wo ich EMMA erwähne und mein Gegenüber gegen die Frauen-Quote wettert und plötzlich die Gäste nicht mehr feiern, sondern streiten.
Nach einem Jahr EMMA ist mir mittlerweile klar: Die Reaktionen lassen sich in Kategorien einteilen. Es gibt die Ahnungslosen: „EMMA? Klar, kenn ich! Das ist diese Modezeitschrift!“ Die Begeisterten: „Hab ich im Abo, seit ich 15 bin!“ Es gibt die (eigentlich interessierten) Provokateure: „Wofür kämpft ihr denn heute überhaupt noch?“ Es gibt die Wankelmütigen: „Also, ich bin ja nicht nur eurer Meinung, aber …“
Und dann gibt es noch die Verhetzten. In Situationen wie dieser: Einige Wochen nach meinem Umzug nach Köln endete ein nettes Geplänkel mit einer Frau über das beste Wohnviertel der Stadt im Inferno. „EMMA! Alice Schwarzer! Egal, finde ich beides scheiße! Wie die Schwarzer sich immer im Fernsehen aufspielt, die soll mal abtreten und Jüngere ran lassen. Und dann die Bildzeitung …!“ Ihre Hass-Tirade schallte durch das nächtliche Köln, und ich schwieg betreten. Ob sie denn die EMMA schon mal gelesen habe? fragte ich zaghaft. Nein, bellte sie. Und das habe sie auch definitiv nicht vor.
Meine EMMA-Kolleginnen zucken bei solchen Erzählungen mit den Achseln. Das alles kennen sie seit Jahren oder Jahrzehnten. Diese ständige Konfrontation mit Klischees, die mich manchmal im Bett bis spät in die Nacht wach hält. Wie tief müssen Vorurteile verankert sein, wenn ausgerechnet Frauen sich freiwillig Informationen entgehen lassen, die sie zwischen Make-Up-Werbung und Promi-Klatsch in Modezeitschriften niemals finden werden? Übrigens: Vor ein paar Tagen hat mich ein Journalist gefragt, was ich Frauen wie der in Köln eigentlich entgegne. Ganz einfach: EMMA lesen, dann urteilen.

http://www.emma.de/hefte/ausgaben-2011/herbst-2011/ploetzlich-feministin/


„Prostitution wird verharmlost“
Seit Jahren engagiert sich das Magazin Emma für die Ächtung von Prostitution. Für die aktuelle Ausgabe war die Emma-Redakteurin Alexandra Eul undercover im Pascha. Im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtet sie von ihren Erlebnissen.
Frau Eul, für die aktuelle Ausgabe des Magazins Emma waren Sie im Pascha und haben sich undercover als Arbeitslose ausgegeben, die sich ein Zimmer in dem Bordell mieten wollte, um dort als Prostituierte zu arbeiten. Wie haben Sie sich auf Ihre Rolle vorbereitet?
Alexandra Eul: Ich habe versucht, mich in die mentale Situation einer arbeitslosen jungen Akademikerin zu versetzen, die ihre Miete nicht mehr bezahlen kann. Und mich entsprechend aufgemacht: die Haare nicht zusammengebunden, sondern offen, Push-Up-BH, grelle Schminke und so weiter. Was man als Frau eben alles so bieten muss, wenn man seinen Körper verkaufen will. Und dann hab ich mich als ganz normale Frau um ein Zimmer für Prostituierte beworben. Davor habe ich das Pascha und dessen Macher natürlich gründlich recherchiert. Und ich habe mir auch noch mal die zahlreichen Gespräche durchgelesen, die EMMA in den vergangenen Monaten und Jahren mit echten Prostituierten geführt hat. Und dann bin ich einfach hingegangen.
Oft wird die Situation von Prostituierten heruntergespielt, die Lebenswelt teilweise als positiv dargestellt. Sie konnten sich nun ein Bild von den Arbeitsbedingungen der Frauen vor Ort machen. Was haben Sie dort gesehen?
Eul: Das Pascha ist eine Art Parallelwelt. Es gibt nur wenige Gelegenheiten für die Frauen, diese Sexfabrik überhaupt zu verlassen. Die meisten werden auch gar nicht das Geld dazu haben. Denn sie müssen ja alleine schon mit drei Männern am Tag schlafen, um die 160 Euro Tagesmiete für ihr Zimmer im Pascha zusammenzukriegen. Und dann haben sie noch nichts gegessen. Das Essen in der Pascha-Kantine kostet soviel wie in einem Restaurant. Essen mitbringen ist verboten.

Für ihre Reportage hat sich die EMMA-Redakteurin Alexandra Eul undercover ins Pascha begeben.
Foto: EMMA
Welchen Eindruck haben Sie vom Pascha gewonnen? Ist es ein „Vorzeige-Bordell“, wenn es das überhaupt gibt?
Eul: Was ist ein Vorzeige-Bordell? Eines mit Rotlicht und Rüschen? Im Pascha sieht es im Tageslicht jedenfalls ziemlich trist und angeschrabbelt aus. Und das Zimmer, das ich gesehen habe, war eher eine Bruchbude. Das einzige, worin das Pascha und andere sogenannte Laufhäuser vorbildlich sind, das ist die Eigenwerbung. Die Bordell-Betreiber haben es hinbekommen, die Prostitution als eine völlig harmlose Angelegenheit mitten in der Gesellschaft zu platzieren. Sie sind jetzt angesehene Geschäftsleute, die sich zum Golfen auf Schlössern treffen oder in Pulheim zum Karnevalsprinzen gekrönt werden. Und die Frauen? Die sind in einem so abgerockten Hochhaus wie in der Hornstraße eingepfercht. Sie zahlen hoch für den Luxus, den sich Bordellbetreiber und Zuhälter leisten: mit ihren Körpern, mit ihrer Seele und dem so hart erarbeiteten Geld, dass eigentlich ihnen zustünde.
EMMA engagiert sich seit Jahren gegen die Salonfähigkeit von Prostitution. In anderen Magazinen wird der Beruf dagegen als Trend bezeichnet. Was sagen Sie nach Ihren Erlebnissen im Pascha dazu?
Eul: Ich wüsste gerne mal, wie viele von den Journalisten und Journalistinnen, die so was schreiben, wirklich schon mal mit Prostituierten gesprochen haben. Oder selbst bereit wären, den Job zu machen. Oder wer von denen eine Ex-Prostituierte in seiner Redaktionen einstellen würde. Oder was diese Kolleginnen und Kollegen sagen würden, wenn die eigene Frau oder Tochter auf den Strich ginge. Aber klar, Prostitution normal finden, gilt als cool und tolerant. Und die Nähe zur Rotlichtszene als schick. Ich bezweifle, dass die 95 Prozent Frauen, die den Job nicht freiwillig machen, weil sie von Menschenhändlern aus den ärmsten Ländern nach Deutschland geschleust werden oder aus wirtschaftlicher Not in dem Gewerbe landen, ihren Job besonders trendig finden. Und was die restlichen fünf Prozent betrifft: mit zwei von diesen sogenannten freiwilligen Prostituierte haben wir in der letzten EMMA-Ausgabe ein Gespräch geführt. Und da haben sich Abgründe aufgetan: sexueller Missbrauch, Drogen, Einsamkeit.
Die Grünen wollten die Prostitution ja sogar zum Ausbildungsberuf machen.
Eul: Ja, und sie sind zusammen mit der SPD maßgeblich an diesem fatalen Reformgesetz beteiligt, wie es seit 2002 in Deutschland gilt. Ein Gesetz, das angeblich Prostituierten helfen sollte, von dem aber vor allem Bordellbetreiber, Zuhälter und Menschenhändler profitieren. EMMA fordert seit Jahren eine Reform dieser Prostitutionsreform. Nach schwedischem Vorbild, wo nicht die Frauen, sondern die Zuhälter und Freier bestraft werden. Und wenn Sie sich die Situation in Schweden mal anschauen, hat dieses Gesetz interessante Auswirkungen: Da gelten Freier nicht als cool, sondern als looser. Frankreich und die Niederlande erwägen inzwischen auch, Freier zu bestrafen und die Profiteure der Prostitution härter zu ahnden. In ganz Westeuropa diskutiert man heute über Prostitution unter dem Aspekt der Menschenwürde der Frauen. International spricht man von "white slavery“. Nur in Deutschland erlaubt man sich noch, vor diesem Skandal die Augen zu verschließen. Aber hoffentlich nicht mehr lange.
Das Gespräch führte Daniela Jaschob

http://www.ksta.de/koeln/interview--prostitution-wird-verharmlost-,15187530,21049268.html


Netter Sexismus?
von Alexandra Eul Quelle: EMMA
Warum haben Frauen so kleine Hände? Damit sie besser in den Ecken putzen können! Über solche Witze lachen nicht nur Männer, sondern kichern auch Frauen. Warum? Die Sozialpsychologin Julia Becker, 32, wollte es genau wissen. An der Philipps-Universität in Marburg führte die Wissenschaftlerin einige Studien durch über “Die Internalisierung von Sexismus bei Frauen”. Die Ergebnisse sind nachdenkenswert, vor allem für Frauen.
Fangen wir vorne an: Was verstehen Sie denn unter Sexismus?
Julia Becker: Sexismus ist eine negative Einstellung oder Verhaltensweise gegenüber einer Person aufgrund ihres Geschlechts. Er kann sich gegen Frauen und Männer richten – Frauen sind aber schon immer stärker davon betroffen gewesen. Sexismus muss übrigens gar nicht feindselig sein. Er beginnt da, wo bestehende Geschlechterhierarchien künstlich aufrechterhalten werden.
Deshalb unterscheiden Sie in feindlichen und wohlwollenden Sexismus.
Genau. Feindlicher Sexismus ist vor allem Männersache. Frauen stimmen vorwiegend wohlwollendem Sexismus zu. Im Berufsleben begegnet uns eher der feindliche Sexismus. Der richtet sich gegen Frauen, die mit traditionellen Rollenmustern wie Hausfrau oder Mutter brechen. Im Alltag und in Paarbeziehungen finden wir vor allem den wohlwollenden Sexismus.
Zum Beispiel?
„Frauen müssen von Männern umsorgt und beschützt werden“ – das ist ein Klassiker für wohlwollenden Sexismus. Oder auch: „Frauen sind das bessere Geschlecht, sie haben mehr Sinn für Kunst und Kultur, sie sind feinfühliger, sie können sich besser um die Kinder kümmern“. Auch das ist sexistisch. Denn alle diese Attribute sind nicht mit Macht und Status verknüpft. Sie weisen Frauen eher einen geringeren Status zu. Frauen sind angeblich moralisch überlegen und fürsorglich, warmherzig und kreativ. Aber diese Eigenschaften werden nicht mit Kompetenz und Durchsetzungsvermögen in Verbindung gebracht. Frauen sind „gut“ zu anderen und deshalb bleiben sie in der Defensive. Sie können nicht einfach sagen: Heute beschütze ich mal meinen Mann.
Und feindlicher Sexismus?
Sätze wie „Frauen sind nicht so kompetent, wie Männer und deshalb haben Männer einen höheren Status verdient“ oder „Frauen wollen Männer doch nur dominieren“ sind Beispiele für feindlichen Sexismus. Ebenso: „Frauen versuchen sich unter dem Deckmantel der Gleichberechtigung persönliche Vorteile zu verschaffen.“
Was ist denn für Sie das überraschendste Ergebnis Ihrer Forschung?
Dass es nicht nur Frauen gibt, die wohlwollendem, sondern auch solche, die offen-feindlichem Sexismus zustimmen. Dieser Beobachtung bin ich im Detail nachgegangen. Dabei habe ich herausgefunden, dass sie diese feindlichen Aussagen keineswegs auf sich selbst oder auf die Frauen im Allgemeinen beziehen. Nein, sie zielen damit immer auf Feministinnen und Karrierefrauen. Wenn sie also zum Beispiel der Aussage „Frauen wollen doch nur mehr Macht als Männer“ zustimmen, dann denken sie dabei an Feministinnen und nicht an sich selbst.
Und warum ausgerechnet diese beiden Gruppen?
Na ja, die Rollenaufteilung in vielen Beziehungen sieht heute noch immer so aus: Der Mann macht Karriere und ist der Hauptverdiener. Die Frau hört auf zu arbeiten, sobald die Kinder da sind und nimmt danach einen Teilzeitjob an. Eine traditionelle Familienaufteilung also. Karrierefrauen oder Feministinnen brechen mit dieser Tradition, sie sind non-konform. Und das kommt bei eher traditionellen Frauen nicht so gut an, weil sie non-konforme Frauen als Bedrohung ihres Weltbildes wahrnehmen.
Steht der Feminismus deshalb bei Frauen in einem ständigen Rechtfertigungszwang?
Ja. In der Psychologie heißt das „Systemrechtfertigung“: Menschen streben danach, nicht nur sich selbst und ihr Umfeld positiv wahrzunehmen, sondern auch das gesellschaftliche System, in dem sie leben. Selbst wenn Frauen heute nach wie vor in Führungspositionen unterrepräsentiert sind und weniger verdienen, streben vor allem traditionell eingestellte Frauen danach, diese Aufteilung trotzdem als fair und gerecht anzusehen. Dafür benutzen sie legitimierende Ideologien. Sexismus ist eine davon. Klar, wenn ich davon ausgehe, dass Frauen und Männer aufgrund ihrer Geschlechterzugehörigkeit völlig unterschiedlich sind, kann ich damit auch die fehlende Gleichberechtigung rechtfertigen.
Welche Weltbilder werden denn geschützt?
Viele Frauen und natürlich auch Männer sind der Ansicht, dass sich Frauen und Männer ergänzen, dass Frauen besser in der Kindererziehung sind und Männer besser im Berufsleben. Das Weltbild dieser Menschen wird natürlich angegriffen, wenn sie sehen, dass andere ihr Kind schon früh in den Kindergarten geben oder vom Vater aufziehen lassen.
„Frauen wollen doch gar keine Karriere machen“ – wäre das auch wohlwollender Sexismus?
Das ist eher ein Beispiel für modernen Sexismus. Die Annahme, dass Frauen heute gar nicht mehr diskriminiert sind. Ein Argument, um die bestehenden Ungleichheiten in der Wirtschaft zu rechtfertigen: Männer sind in einflussreicheren Positionen und verdienen mehr Geld. Daran sind die Frauen selbst schuld. Sie wollen ja gar keine Karriere machen.
Eigentlich dachten wir doch, die Zeit solcher Sprüche sei vorbei.
Das stimmt. Es ist aber auch erwiesen, dass solche Einstellungen besonders in Bedrohungssituationen sichtbar werden. Nehmen Sie eine Arbeitsgruppe in einem männlich dominierten Arbeitsfeld. Zum Beispiel im gehobenen Management, in dem es mehr Männer als Frauen gibt. Studien zeigen, dass Männer mit Sexismus reagieren, wenn nach und nach Frauen dazukommen. Sie aktivieren die Stereotype aus Selbstschutz, zum Erhalt ihrer Stellung.
Warum stimmen denn Frauen diesem wohlwollenden Sexismus überhaupt zu?
Es handelt sich schließlich um eine Wertschätzung, wenn einem per se positive Eigenschaften zugeschrieben werden. Viele Frauen mögen es, beschützt zu werden. Sie lieben Komplimente. Das sind alles Annehmlichkeiten, die sich im Kleinen gut anfühlen und im Großen Schaden anrichten. Die positiven Emotionen steigen an. Damit steigt die Systemrechtfertigung. Und dann denken Frauen, dass die Gesellschaft Frauen und Männer fair behandelt und die Aufteilung der Macht zwischen ihnen gerecht ist. Auf der gesamtgesellschaftlichen Ebene hält dieses Wohlwollen allerdings Geschlechterstereotype aufrecht. Ich habe zum Beispiel herausgefunden, dass Frauen, die wohlwollendem Sexismus ausgesetzt sind, weniger dazu bereit sind, an kollektiven Aktionen für mehr Gleichberechtigung teilzunehmen. Beim feindlichen Sexismus ist das anders! Der macht eher wütend und erhöht die Bereitschaft.
Das heißt, wohlwollender Sexismus lullt ein?
Genau.
Warum machen Frauen sich selbst mundtot?
Weil sich Wohlwollen wie eine Belohnung anfühlt. Das ist das Gefährliche. In einer Studie haben Forscher zum Beispiel nachgewiesen, dass Frauen im Lösen von Denkaufgaben schlechter abschneiden, wenn sie vorher mit wohlwollendem Sexismus konfrontiert wurden. Das aktiviert die schon erwähnten Stereotype: Frauen sind nett aber nicht kompetent. Das beeinflusst die Frauen unbewusst und ihre Leistung nimmt ab.
In ihrer Forschungsarbeit schreiben Sie, dass Frauen Sexismus auch zustimmen, um dazuzugehören.
Es gibt eine andere Studie, in der Frauen mit folgendem Szenario konfrontiert werden: Sie sitzen in einem Raum mit Männern und einer macht einen sexistischen Kommentar. Die Frauen werden gefragt: Was würdest du machen? 80 Prozent geben an, dass sie sich sofort wehren und den Mann auf sein unangemessenes Verhalten hinweisen würden. Das gleiche Szenario wurde dann tatsächlich hergestellt – und nur 15 Prozent der Frauen haben sich gewehrt. Genau das ist die Ursache, warum Sexismus nicht verschwindet: Die wenigstens sagen etwas dagegen, obwohl sie sich unwohl fühlen. Viele Frauen haben Angst, bei Kritik als kompliziert oder humorlos zu gelten. Sich gegen Sexismus auszusprechen, wird bis heute sozial sanktioniert. Sich als Feministin zu outen ebenso.
Erleben wir derzeit einen Backlash in Sachen Sexismus?
Ich bin mir nicht sicher, ob es sich um einen Backlash handelt oder ob Sexismus immer latent da war. Ich glaube, dass Feministinnen oder eigentlich alle selbst bewussten Frauen oft übersehen, was beim Rest der Gesellschaft außerhalb ihres Milieus los ist.
Ernten Sie denn auch Kritik für Ihre Forschungsarbeit?
Ja, sogar häufig. Besonders wohlwollender Sexismus ist kein prominentes Forschungsgebiet. Viele sagen: Sexismus spielt für Frauen heute keine Rolle mehr. Oder: Heute werden Männer diskriminiert, zum Beispiel durch Frauen-Quoten.
Sie beschäftigen sich ja auch mit Auswegen aus dieser Sexismus-Falle. Wo sind die?
Besonders subtiler und wohlwollender Sexismus wirkt auf viele Frauen und Männer gar nicht sexistisch. Dagegen hilft eine stärkere Sensibilisierung. Auch von Frauen. Aufklärung ist wichtig. An Schulen gibt es Projekte für Integration und gegen Gewalt. Warum nicht gegen Sexismus? Kinder sollten schon früh lernen, wie negativ die Konsequenzen sind. Ich habe einmal Studentinnen Tagebücher ausgehändigt, in denen sie eine Zeit lang sexistische Erfahrungen notieren sollten. Das hat sie nicht nur für das Thema sensibilisiert. Sie haben sexistischen Äußerungen danach auch weniger zugestimmt.
Undauf der individuellen Ebene?
Alltägliche Verhaltens- und Denkweisen hinterfragen! Ist das sexistisch gewesen? Wenn eine Frau diese Frage mit „Ja!“ beantwortet, würde ich ihr dazu raten, sofort zu reagieren. Zu sagen: Das passt mir nicht! Oder nachzufragen: Wie hast du das denn gemeint? Humor ist auch immer gut. Frauen neigen dazu, in dem Moment selbst nichts zu sagen – und danach die ganze Zeit darüber nachzudenken. Es gibt nur einen Weg, dieses Nachgrübeln zu unterbinden: Sofort reagieren. Das hat sogar positive Effekte! Meine Untersuchungen haben nämlich auch gezeigt, dass Frauen so auf andere aufrichtiger, cleverer und sozial kompetenter wirken. Auch auf Männer.
EMMA Frühling 2011 – Das Gespräch führte Alexandra Eul.

http://www.linkewoche.at/?p=911

Guten Tag, wo steht denn hier die
Männerliteratur? „Direkt hinter
dem Regal mit den Diatbüchern!",
sagt die Buchhändlerin und zeigt
Richtung Ratgeberliteratur. Wer auch
immer das Regal damals eingerichtet hat,
der gab den Männerbüchern keine nennenswerte
Zukunft. Am untersten Regalboden,
klebt ein zerrupfter Zettel, auf
dem „Männer A - Z " steht. Dafür nehmen
Männerbücher heute fast das ganze
Regal „Männer und Frauen" ein.
Männer dürfen jetzt die Bücher
schreiben, die Frauen inzwischen zu
peinlich geworden sind. 20 Jahre nach
der Heralindisierung der Frauenliteratur
folgt also die Heralindisierung der Männerliteratur.
„Der perfekte Verführer"
lauten die Titel. Oder: „Der Weg des
wahren Mannes" und die „Männer-
Bibel". Das Buch „So wird der Mann ein
Mann" enthält sogar eine Männer-Meditations-
CD.
Wir erinnern uns an die schreibende
Opernsängerin Hera Lind: Ihre Bestseller
standen in den späten Achtzigern und
frühen Neunzigern in allen Frauenregalen.
„Ein Mann für jede Tonart", „Frau
zu sein bedarf es wenig", „Das Superweib".
Daneben standen weitere Frauenbücher:
„Suche impotenten Mann fürs
Leben" oder „Beim nächsten Mann wird
alles anders". Diese Bücher waren und
sind bis heute so erfolgreich, dass sie in
der Buchhandlung in einem Extraverkaufsregal
mitten im Raum thronen.
„Powerfrauen" steht groß drüber.
Die Protagonistinnen bei Hera Lind und
ihren literarischen Erbinnen sind ungebunden,
tierisch erfolgreich, unterhaltsam,
schwer umworben — und am
Schluss verheiratet und/oder schwanger.
Hauptsache Mann. Diese Frauen sind
super drauf, aber leider überemanzipiert.
„Schönheitsoperationen
geben mir die Hoffnung,
dass ich meine Frau
in 20 Jahren nicht
betrüge."
Deshalb müssen sie endlich mal wieder
echte Frauen sein (dürfen). Zur Entspannung.
Mit Kind, Teilzeitstelle und einer
starken Männerschulter zum Anlehnen.
Favorisierte Farben im Powerfrauenbuchregal:
rosa, flieder und hellblau, garniert
mit Schmetterlingen, Blümchen, niedlichen
Babyhunden oder einem einzelnen
High Heek
Die heralindisierten Männerbücher
dagegen sind rot, schwarz oder grau. Sie
sind eine späte Antwort auf die fühlige
Ich-Literatur der Powerfrauen. Bücher, in
denen es entweder darum geht ein „echter
Mann" zu sein oder einen echten Mann
zu verstehen oder als echter Mann eine
Frau abzukriegen. Hauptsache Kerl. Was
diese Bücher gemeinsam haben, ist nicht
nur ein Frauenbild von gestern, sondern
auch ein Männerbild von gestern.
Neu ist: Der Mann leidet. So wie zum
Beispiel in „Der Vollzeitmann - Endlich
das eigene Leben zurückerobern" von
EMMA-Pascha Hajo Schumacher alias
,Achim Achilles". Unter diesem Pseudonym
schreibt der Journalist „ironische
Kolumnen" übers Joggen für Spiegel
Online. Schumacher hat für sein Buch
fünf Charaktere ersonnen, die allesamt
„unter der Diktatur des Feminats" stehen:
Attila, der Karriere-Mann, verheiratet mit
einer „langbeinigen Ukrainerin"; Jochen,
der WG-Mann, „Hobby: Onanieren";
Lars, der Macho-Mann, bei dem „immer
irgendwas geht"; Martin, der Frauen-
Mann, „parkt in Elternzeit"; Maik, der
Familien-Mann, „Frau: Berufsmutti mit
physischer Expansionstendenz".
Mit allen Fünfen haben wir am frühen
Morgen an WG-Jochens Tankstelle das
Vergnügen und Hajo Schumacher lässt
seinen als chronisch untervögelt vorgestellten
Tankwart sinnieren: „Zwischen
Kasse und Zapfsäule verdichtet sich
Sommer 2012 EMMA 79
soeben eines der großen
Dramen des dritten Jahrtausends:
die Krise des Mannes."
Denn die Tankstelle ist
„das Frauenhaus des Mannes",
schreibt Schumacher.
Zeit fiir's nächste Buch.
Diesmal von den beiden
Journalisten Till Raether, Ex-
Brigitte und Stephan Bartels,
'Hoch-Brigitte. „Männergefühle"
heißt es, und auch hier
ist schnell klar: Es sieht düster
aus im Männerland. Die
Welt hat sich nämlich in eine
Gefühlsdiktatur gewandelt,
in der Männer ihren Platz
verloren haben. Verloren
zwischen Sensitive-Rasierschaum
und Kantinen-Salatinsel.
Und wer ist Schuld?
Die Frauen!
„Die Welt ist weiblicher
geworden" schreibt das Duo
und begrüßt diese Entwicklung.
Wären da nur nicht die fiesen Nebenwirkungen:
Frauen haben die „Gefühlshoheit"
und sie sind Meister darin,
ihre Gefühle als „rhetorische Waffen" und
„Machtinstrumente" gegen völlig hilflose
Männer einzusetzen. Und den Männern
bleibt aus lauter Frust nichts anderes übrig,
als übellaunig zu schweigen und ihren Familien
gelegentlich das Samstags-Frühstück
zu versauen.
Echte Männer gucken laut Raether und
Bartels Actionfilme und anderen Frauen
hinterher. Sie gehen nie zum Arzt, waschen
gern ihr Auto, denken einmal am Tag,
nämlich durchgängig, an Sex und brauchen
Heavy Metal. Wohingegen Frauen
„immer alles auf die Gefühlsebene zerren",
Probleme nicht lösen sondern besprechen,
ihr iPhone nicht bedienen können und
Wohnungseinrichtungsjunkies sind. Frauen
hören Robbie Williams, Norah Jones
und die soften Lieder von Radiohead.
Jetzt könnte frau natürlich den Rückschluss
ziehen: Mensch, die beiden haben
ihr ganzes Leben lang die falschen Frauen
kennen gelernt. Denn es gibt ja auch tatsächlich
solche, die ihr iPhone nicht bedienen
können. Aber diese Männer kennen
nur solche Frauen. Pech gehabt?
Jochen-Martin Gutsch (Ii) und Maxim Leo
haben sich als erfahrene Journalisten auf
unerforschtes Gebiet begeben: ihre Gefühle.
Gutsch zwei Monate lang E-Mails
über ihr Männerleben geschickt.
Der erste ist Familien-Papa, der
zweite Single-Berliner, beide sind
um die 40.
Wir Leserinnen lernen das
Wort „Analthrombose" und
erfahren, wie Männer es so anstellen,
wenn sie sich ihre
Hoden mit einem Remington
BHT2000 rasieren. Wenn sie es
tun, denn wie Leo versichert:
Echte Männer sind „hart, haarig
und harzig". Und können, apropos,
so laut brüllen, dass sie eine
Herde Wildschweine in die
Flucht schlagen. So wie Papa
Leo es einst getan hat. Erzählt
der Sohn stolz. Und danach lachen
sie laut und triumphierend
„das Lachen eines Mannes". Ach
ja, und „im Zweifel immer
zuerst zuschlagen", das hat der
Papa Leo auch immer gesagt.
Aus den schweigsamen sind also inzwischen
„Sprechende Männer" geworden
und so lautet auch der Titel des dritten
heralindisierten Männerbuches. Geschrieben
von zwei weiteren Journalisten,
Maxim Leo von der Berliner Zeitung und
Jochen-Martin Gutsch vom Spiegel, beide
Träger des renommierten Theodor-Wolff-
Journalistenpreises.
Was die beiden vom Rest abhebt: Sie
geben ihrem Buch keine Pseudo-Objektivität
und tun auch nicht so, als ginge es gar
nicht um ihre eigenen Probleme. Sie haben
sich als Maxim Leo und Jochen-Martin
„Einer der großen Vorteile
des verheirateten
Mannes ist die ständige
körperliche Verfügbarkeit
der Ehefrau."
Co-Autor Gutsch hingegen gehört eher zur
Kategorie Schmerzensmann. Er weiß nicht
so recht, wo er im Leben im Allgemeinen
und bei den Frauen im Speziellen steht.
Männlich ist seiner Meinung nach vor
allem Eitelkeit, Unentschiedenheit und
Verspieltheit. Er hatte in seinen zehn Jahren
Single-Leben nie die Gelegenheit, wie
Kollege Maxim Leo, eine Frau als sein
„Weibchen" zu bezeichnen, das ihm gehört
(nur ihm!). Oder über seine Ehefrau zu
sagen: „Dinge, die mit Schmutz und Kraft
zu tun haben, überlässt sie mir", weil sie
einen „starken Mann braucht". Da kann
der Single nur von träumen, glaubt der verheiratete
Mann: „Einer der großen Vorteile
des verheirateten Mannes ist die ständige
körperliche Verfügbarkeit der Ehefrau."
Single-Gutsch träumt stattdessen von
Schönheits-OPs. Nein, nicht für ihn, für
seine Zukünftige. „Schönheitsoperationen
geben mir die Hoffnung, dass ich meine
Frau in 20 oder 30 Jahren vielleicht nicht
betrüge". Obwohl er sich nicht vorstellen
kann, mit „einer 50-Jährigen zu schlafen".
Und sich voraussorgend gerade mit den
„25-Jährigen anfreundet".
Ist das armselig, fragt Gutsch sich
selbst. Und antwortet ehrlich: „Ja, ist
es." Stimmt. ALEXANDRA EUL
gleichstellungdergeschlechter.files.wordpress.com/.../c3bcber-mc3a4
Ihr Besuch habe sich wie "eine Ewigkeit" angefühlt, sagt Alexandra Eul gegenüber MEEDIA. Nach monatelangen Recherchen war sie für ein paar Stunden selber in dem Bordell, von der Redaktion ausgewählt, weil sie die "Jüngste (und Blondeste) in der Redaktion" sei, wie sie in ihrem Beitrag schreibt. Sie sagt, das Pascha sei wie eine "Parallelwelt". Für die Frauen gäbe es kaum Gelegenheiten, das Bordell zu verlassen. Wie sie diese Welt erlebt hat, berichtet die Autorin in ihrer Reportage mit dem Titel "Emma-Reporterin im Pascha-Bordell". Als Nicole stellte sie sich vor und gab an, daran interessiert zu sein, als Prostituierte im Pascha arbeiten zu wollen.
Nach einem Telefonat wurde sie zum Bordell gebeten, wo sie eine Führung inklusive einiger Informationen zur Arbeitsweise erhielt. Diese Momente schildert Eul in ihrer Reportage intensiv. An einer Stelle schreibt sie: "Während wir durch die Gänge des Laufhauses eilen, erhasche ich immer wieder mal einen Blick auf Frauen, die in Reih, Glied und in Unterwäsche auf den Hockern vor ihren Zimmern ausharren. Fast alle sind jung und schlank. Mit jeder Etage wächst mein Respekt vor den Frauen, die hier ihr Brot verdienen – und sinkt mein Respekt vor den Männern, die sie betrachten wie die Auslage in einer Metzgerei."
Nach dem Besuch steht für Eul fest: Sie könne sich weniger den je vorstellen, in diesem Beruf der angeblich sei "wie jeder andere", zu arbeiten. Bereits die Vor-Recherche im Internet – die sie im Beitrag ebenfalls zum Teil schildert – sei sehr ernüchternd gewesen.
Die Idee zur Reportage sei innerhalb der Redaktion aufgekommen, berichtet die 32-Jährige, die Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft, Psychologie und Politik in Köln studiert hat und später an der Hamburg Media School zur Journalistin ausgeblidet wurde. Seit etwa zwei Jahren arbeitet sie nun für die Emma. Sie sagt: "Ich wünsche mir eine kritischere Debatte zum Thema Prostitution, als sie bisher in Deutschland geführt wird." Unter anderem müsse man sich mit dem derzeit geltenden Prostitutionsgesetz auseinandersetzen, von dem nur die Zuhälter, Bordellbetreiber und Menschenhändler profitieren würden. Ziel der Emma-Kampagne gegen Prostitution sei eine Aufklärung über die wahren Arbeitsbedingungen der Frauen und die gesellschaftliche Ächtung von Prostitution.

http://meedia.de/print/emma-redakteurin-berichtet-aus-dem-pascha/2012/12/05.html


Auf den #Aufschrei gegen Sexismus folgte der Aufschrei der Machos: Darf ich jetzt etwa nicht mal mehr mit einer Frau in den Aufzug steigen? Wo ist denn das Problem, wenn ich ihr ein Kompliment für ihren Hintern mache? Wird hier etwa der „kleine Unterschied wegmoralisiert“? Droht uns das „moralische Korsett“ der „politischen Korrektheit?“, wie Christiane Hoffmann im aktuellen Spiegel zur #Aufschrei-Debatte wettert. Mitnichten. Eher gehen bei dem Sturm auf Twitter, in Redaktionen und Parteibüros so einige Dinge durcheinander, wenn es um Sexismus geht. Sexismus hat nichts mit Komplimenten, nichts mit Flirten, nichts mit ernsthaftem sexuellem oder emotionalem Interesse zu tun. Bei Sexismus geht es um ein Machtgefälle. Ein Flirt dagegen findet auf Augenhöhe statt. Von Frau zu Mann, Frau zu Frau, Mann zu Mann. Er macht Spaß. Und er ist vor allem einvernehmlich. So viel zur Theorie. In der Praxis ist die Sache dann doch etwas komplizierter. EMMA-Redakteurin Alexandra Eul und Autor Jonathan Widder antworten im Dossier "Ist die Liebe noch zu retten?" auf die Frage: Wie geht eigentlich feministisch Flirten?

Dass sich das Verhältnis von Männern zu mir verändert hat, wurde mir klar, als mir eine EMMA-Kollegin mit den Worten „Das ist für dich abgegeben worden“ einen Brief überreichte. „Ich will dich wiedersehen“ stand da. Handschriftlich, abgegeben in der Redaktion. Der Absender, ein sympathischer Typ, neben dem ich zwei Abende zuvor zufällig auf einer Party gesessen hatte. Na gut, ich hatte mich absichtlich genau neben ihn gesetzt.
„Was machst du so?“ – eine simple Frage. Nicht ganz so simpel, wenn die Antwort darauf lautet „Feministin, beruflich übrigens. Vollzeit.“ Eine sex-negative Männerhasserin, weißte bescheid.
Aber diese Klischees blieben überraschenderweise aus. Wir plauderten über Frauen, Männer, Liebe, Quote, Übermütter und Surfen. Kein „Du hast schöne Augen.“ Kein „Was, 31? Du siehst aus wie 23! Höchstens!“. Überhaupt keine Fremdschämmomente. Einer kleinen, blauäugigen Blondine, stets Zielscheibe klebrigen Altherrencharmes, fällt sowas auf.
Seitdem frage ich mich: Wie geht das eigentlich, feministisch flirten? Und was macht das F-Wort aus einem Flirt?
Theoretisch ist die Sache klar: Beim Flirten handeln ein Mann und eine Frau spielerisch ihr Verhältnis zueinander aus. Ein Wettbewerb mit Trostpreis (Freundeskreiserweiterung), Bronzemedaille (Knutschen vor der Haustür), Silbermedaille (aufregende Affäre) und Pokal (Verlieben).
Aber wer will das hören, wenn dringende Fragen beantwortet werden müssen: Lächel ich den jetzt an? (Ja.) Sprech ich den an? (Trau ich mich nicht.) Ruf ich den an? (Trau ich mich erst recht nicht!) Sag ich, dass ich ihn sexy, sogar zum Verlieben finde? (Bloß nicht!) Sag ich am besten einfach mal nix, mach mich ein bisschen rar? (Klingt irgendwie auch blöd …) Oder mach ich ihm den Hof? (Gott, es ist kompliziert …). Kurz: Was ist eigentlich mein Spieleinsatz?
Nach meinem Partyflirt erklärte mir ausgerechnet meine Mutter: „Ich verstehe nicht, wie jemand wie du beim Anmachen so spießig sein kann!“ Das saß. Meine Mutter, fast 60, findet mich, halb so alt, in Flirtfragen altbacken. Zugegeben, ich hatte die Frage „Ich will ihn wiedersehen, rufe ich an?“ mit Nein beantwortet. Schließlich hatte ich vorvorgestern auf seine knappe SMS nicht minder knapp geantwortet. So leicht bin ich nämlich nicht zu haben! Für meine Mutter lag die Sache auf der Hand: Alles Quatsch. Sag einfach, was du willst. Geradeheraus ist praktisch. Jeder weiß, woran er ist.
Nur haben wir ach so modernen jungen Frauen dank Film, Fernsehen und Frauenzeitschriften das Gegenteil verinnerlicht. Eine prototypische Situation: Ein lauer Frühlingsabend unweit der Spree, ein Mann und eine Frau sitzen an einem kleinen Tisch vor einer Bar. Es ist ihr erstes Date. Sie streicht sich durchs Haar, er lacht, zufällig berühren sich ihre Hände, sie lehnt sich nach vorn und lauscht aufmerksam seinen Storys. Zum Abschied hilft er ihr in den Mantel, sie haucht ihm einen Kuss und den Satz „Ruf mich an!“ auf die Wange und dreht sich noch einmal lächelnd um, bevor sie in der rosa Dämmerung davon schlendert.
An der nächsten Straßenecke zückt sie ihr Handy und verkündet mit Entsetzen: „Und dann habe ich den ganzen Abend einen auf Mädchen gemacht!“ Die Frau ist übrigens eine Freundin von mir und als sie mich anrief, waren wir uns einig: So läuft das nicht. Einen auf Mädchen machen, ein Code für: Ich fand ihn heiß, und weil die Nummer zieht, habe ich genickt, gelächelt und meine Augen aufgerissen. Die Putzig-Strategie. Nicht ausgelassen sein, sondern sich möglichst gut gekleidet in eine einladende und abwartende Haltung zu begeben und in dieser so lange auszuharren, bis der Mann den nächsten Schritt macht. Wie langweilig! Bestimmt auch für ihn. Da lernen wir Jahrzehntelang, dass die Hälfte der Welt hypothetisch uns gehört, und ausgerechnet wenn es mal ein bisschen nett wird, greifen Frauen nicht zu, sondern wollen in bester Tanzschulmanier aufgefordert werden.
Unter meinen Freundinnen gibt es eine, die Männern (und Frauen) regelmäßig den Kopf verdreht. Dinge, die sie nie tut: In einer Bar ausharren, in der Hoffnung, dass etwas Aufregendes passiert. Typen anschmachten, weil es endlich der Richtige sein könnte. Was sie tut: tanzen. Von Gespräch zu Gespräch schwirren. Sie denkt beim Flirten nicht darüber nach, was er, sondern was sie selbst fühlt. Außerdem interessiert sie sich auch mehr für Musik als für Männer … Das kommt an.
Die meisten Frauen dagegen spielen beim Flirten Roulette und setzen alles auf die rote Neun mit der Wuschelfrisur. Wenn die nicht gewinnt, fragen sie: Bin ich zu hässlich? Sie denken nicht: Die rote Neun ist ein Idiot. Ich hätte besser nur ein Viertel meines Einsatzes auf ihn gesetzt, dann noch ein bisschen was auf die schwarze Fünf und mir den Rest für die nächsten Runden aufgespart. Was die meisten Männer tun. Sie flirten nach einer Abfuhr weiter. Mit einer anderen.
Und wenn es funkt? Wenn auf der Geburtstagsparty plötzlich jemand in der Küche steht, und sich im Kopf drei Buchstaben breit machen: Wow! Dann kann alles passieren. Und nichts. Ein Rezept gibt es nicht und wer etwas anderes behauptet, möchte Ihnen nur den hundertsten Psycho-Ratgeber verkaufen.
Einen Brief in die EMMA-Redaktion habe ich übrigens nie wieder bekommen. Es gibt trotzdem zwei gute Gründe, beim Flirten einfach mal das F-Wort fallen zu lassen: 1. Haltung ist sexy. 2. Es gibt keinen besseren Test, um herauszufinden, ob sich der Spieleinsatz überhaupt lohnt.

http://www.emma.de/ressorts/artikel/feminismus-theorie/feministisch-flirten-ist-sexy/
Emma-Reporterin undercover im Bordell

Das Thema Prostitution begleitet das Magazin Emma seit jeher kritisch. In der am 6. Dezember erscheinenden neuen Ausgabe widmet die Zeitschrift dem Feld ein weiteres Dossier. Herzstück dessen: eine sechsseitige Rollen-Reportage der Redakteurin Alexandra Eul. Für ihren Beitrag hat sich die 32-Jährige als Arbeitslose ausgegeben, die sich um ein Zimmer im Kölner Bordell Pascha bewirbt – die einzige Möglichkeit, als Frau das Innere des Etablissements zu sehen.
Ihr Besuch habe sich wie "eine Ewigkeit" angefühlt, sagt Alexandra Eul gegenüber MEEDIA. Nach monatelangen Recherchen war sie für ein paar Stunden selber in dem Bordell, von der Redaktion ausgewählt, weil sie die "Jüngste (und Blondeste) in der Redaktion" sei, wie sie in ihrem Beitrag schreibt. Sie sagt, das Pascha sei wie eine "Parallelwelt". Für die Frauen gäbe es kaum Gelegenheiten, das Bordell zu verlassen. Wie sie diese Welt erlebt hat, berichtet die Autorin in ihrer Reportage mit dem Titel "Emma-Reporterin im Pascha-Bordell". Als Nicole stellte sie sich vor und gab an, daran interessiert zu sein, als Prostituierte im Pascha arbeiten zu wollen.
Nach einem Telefonat wurde sie zum Bordell gebeten, wo sie eine Führung inklusive einiger Informationen zur Arbeitsweise erhielt. Diese Momente schildert Eul in ihrer Reportage intensiv. An einer Stelle schreibt sie: "Während wir durch die Gänge des Laufhauses eilen, erhasche ich immer wieder mal einen Blick auf Frauen, die in Reih, Glied und in Unterwäsche auf den Hockern vor ihren Zimmern ausharren. Fast alle sind jung und schlank. Mit jeder Etage wächst mein Respekt vor den Frauen, die hier ihr Brot verdienen – und sinkt mein Respekt vor den Männern, die sie betrachten wie die Auslage in einer Metzgerei."
Nach dem Besuch steht für Eul fest: Sie könne sich weniger den je vorstellen, in diesem Beruf der angeblich sei "wie jeder andere", zu arbeiten. Bereits die Vor-Recherche im Internet – die sie im Beitrag ebenfalls zum Teil schildert – sei sehr ernüchternd gewesen.
Die Idee zur Reportage sei innerhalb der Redaktion aufgekommen, berichtet die 32-Jährige, die Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft, Psychologie und Politik in Köln studiert hat und später an der Hamburg Media School zur Journalistin ausgeblidet wurde. Seit etwa zwei Jahren arbeitet sie nun für die Emma. Sie sagt: "Ich wünsche mir eine kritischere Debatte zum Thema Prostitution, als sie bisher in Deutschland geführt wird." Unter anderem müsse man sich mit dem derzeit geltenden Prostitutionsgesetz auseinandersetzen, von dem nur die Zuhälter, Bordellbetreiber und Menschenhändler profitieren würden. Ziel der Emma-Kampagne gegen Prostitution sei eine Aufklärung über die wahren Arbeitsbedingungen der Frauen und die gesellschaftliche Ächtung von Prostitution.

http://meedia.de/print/emma-redakteurin-berichtet-aus-dem-pascha/2012/12/05.html

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Die ultimative Dienstleistungsoffensive des Antifeminismus

Ein bisschen Frauenhass steht jedem Mann!

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