Wenn der Mensch zur MenschIn wird - oder:

Wieviel »Gleichberechtigung« verträgt das Land?

How much »equality« the country can stand?

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Liste Femanzen Prof. Dr. Uta Meier-Gräwe (Liste Femanzen)

Oberkellner @, Sunday, 22.03.2015, 14:45 (vor 3329 Tagen)

F390 Prof. Dr. Uta Meier-Gräwe – geboren 1952 – Studium der Ökonomie und Ökologie in Ostberlin - Professur für Wirtschaftslehre des Privathaushalts und und Familienwissenschaft an der Justus-Liebig-Universität Giessen – 1991-92 zweisemestrige Lehrveranstaltung am Institut für Soziologie der Ludwig-Maximilians-Universität in München, vergleichende Sozialstrukturanalyse und im vereinten Deutschland und Geschlechterungleichheit nach der deutschen Wiedervereinigung -von 1993 bis 1998 Bundesvorsitzende von Pro Familia – seit 1994 am Institut für Wirtschaftslehre der Justus-Liebig-Universität in Giessen – seit 2008 Mitglied der Sachverständigen-
Kommission für den 1. Gleichstellungsbericht der Bundesregierung – seit 2010 Mitglied der Gleichstellungskommission unter Leitung des Präsidenten der Justus-Liebig-Universität - seit 2010 Mitglied der Expertenkommission Famile der Bertelsmann-Stiftung – seit 2011 Mitglied im Beirat „Frauen in der Green economy“ - Uta.Meier-Graewe@haushalt.uni-giessen.de - http://www.wir-thueringen.de/sites/default/files/imagecache/medium/frauenberufe.jpg

www.stiftung-demokratie-saarland.de/uploads/media/Praesentation_Meier_Graewe.pdf

Frauen sind in den
Führungsetagen der
Unternehmen selten. Ob eine
Quote eine entscheidende
Verbesserung bringt, darüber
gibt es unterschiedliche
Auffassungen.
08.03.2012
Der Kampf um die Quote
In einem vom Arbeitskreis "Frau und Beruf" organisierten
Vortragsabend über den ersten Gleichstellungsbericht der
Bundesregierung brachte Prof. Dr. Uta Meier-Gräwe auf den
Punkt, was sich ändern muss.
Die EU-Kommissarin Viviane Reding will sie, die Frauenquote.
Dr. Uta Meier-Gräwe, Professorin für Wirtschaftslehre an der
Justus-Liebig-Universität Gießen und Mitglied der
Sachverständigenkommission für den ersten
Gleichstellungsbericht der Bundesregierung will sie auch und
Luise Lebeda, Referentin des Arbeitskreises "Frau und Beruf" im
Landkreis Limburg-Weilburg ebenso wie die Bildungsberaterin
Jacqueline Würz.
"Obwohl knapp die Hälfte aller Studienanfänger Frauen sind,
liegt der Frauenanteil in deutschen Vorständen bei 2,4 Prozent",
sagte Uta Meier-Gräwe im Thing. Dort war sie auf Einladung des Arbeitskreises "Frau und Beruf".
"Für diesen Bericht gab es genügend Anlass", sagte sie und nannte vor allem demografische Gründe:
"Deutschland verliert demografisch bedingt jährlich 250 000 bis 300 000 potenzielle Erwerbstätige. 2015
werden wir einen strukturell nicht gedeckten Bedarf von zwei Millionen Arbeitsplätzen haben." Dies werde
vor allem den sozialen Dienstleistungssektor betreffen. Die Gesellschaft müsse ihre Grundeinstellung
ändern, dass Industrie- und Handwerksberufe Werte schafften, während Pflegeberufe dagegen nur Geld
verschlängen. Denn bis zum Jahr 2020 werde sich der Anteil der Pflegebedürftigen, die derzeit von
Verwandten versorgt werden, von 70 Prozent auf 35 Prozent halbieren. "Soziale Dienstleistungen müssen
aufgewertet und die Gehälter erhöht werden. Auch muss ankommen, dass Betreuungs- und
Fürsorgetätigkeiten für Kinder und pflegebedürftige Familienangehörige die Aufgaben von Männern und
Frauen gleichermaßen sind."
Wahlmöglichkeiten
Die Politik müsse außerdem echte Wahlmöglichkeiten für Frauen und Männer schaffen. Konzentrieren
solle sie sich dabei auf die biografischen Übergänge, an denen gerade Frauen wieder in ihre traditionelle
Rolle verfielen: "Besonders gefährlich ist der Übergang in die Elternschaft", sagte Meier-Gräwe. "Ganz
viele Frauen, die ihr Hochschulstudium oft eine ganze Note besser abgeschlossen haben als ihre
männlichen Partner, hören auf zu arbeiten und übernehmen den Chauffeurdienst ihrer Kinder. Das muss
aufhören." Frauen müssten ihren Wunsch, Familie und Beruf zu vereinbaren, auch umsetzen können.
Dafür sei ein Ausbau der Betreuungsangebote erforderlich – aber auch ein Umdenken der männlichen
Partner. Denn oft scheitere die Erwerbstätigkeit von Frauen auch an mangelhafter Unterstützung der
Partner, wie Meier-Gräwe mit beeindruckenden Zahlen belegte: So gaben 45 Prozent aller befragten
erwerbstätigen Väter mit nicht erwerbstätigen Partnerinnen an, dass sie nicht bereit dazu wären, ihre
Erwerbsarbeitszeit auch nur um einen halben Arbeitstag zu reduzieren. Während junge Frauen auf die
Frage, was ihnen im Leben am wichtigsten sei, Kinder, finanzielle Unabhängigkeit, eine gute Ausbildung
und eine feste Beziehung nannten, lagen bei den Männern Karriere, eine romantische Beziehung und viel
Freizeit an erster Stelle. Auch bleibt der Zeitaufwand für hauswirtschaftliche Tätigkeiten bei Männern,
egal, ob vollzeit-, teilzeit- oder gar nicht erwerbstätig, gleich gering bei etwa 1:45 Stunden, während sie
bei nicht erwerbstätigen Frauen bis auf fünf Stunden ansteigt.
Empfehlungen
Als Konsequenz dieser Situation nannte Meier-Gräwe die Handlungsempfehlungen des Berichts: So solle
die Politik für beide Geschlechter flexible Alltagsarrangements zwischen Beruf, Sorgearbeit und Ehrenamt
ermöglichen und ein Gesetz für Wahlarbeit verabschieden, das die Rückkehr in das Berufsleben
erleichtere. Weiter fordert die Sachverständigenkommission, dass die Zeitkompetenz beider Geschlechter
gestärkt und der Erreichbarkeit rund um die Uhr Grenzen gesetzt werden. Schließlich müssten irreguläre
Beschäftigungsverhältnisse in reguläre umgewandelt werden.
Der Arbeitskreis "Frau und Beruf" schloss sich diesen Forderungen mit vorbereiteten Schlaglichtern an: So
appellierte Maria Leinz, Frauenbeauftragte der Stadt Hadamar, an Unternehmen und Betriebe, die
Ausbildung junger Frauen in technischen Berufen stärker zu fördern. Bildungsberaterin Jacqueline Würz
vom Hessencampus kritisierte in diesem Zusammenhang auch die Vielzahl geringfügiger
Beschäftigungsverhältnisse.
Verhältnis 6:1
"Bei uns haben es schon einige Frauen in die erste Reihe geschafft", sagte Landrat Manfred Michel (CDU),
"und ich bin stolz darauf, dass bei uns viele Arbeitszeitmodelle funktionieren." Er steht einer Verwaltung
vor, die sich in sieben verschiedene Ämter aufteilt. Sechs werden von Männern geleitet.
Er gratulierte dem Frauenbüro und der Frauenkommission im Landkreis außerdem zum 25-jährigen
Bestehen.
Während des Vortragabends wurden Bilder der Künstlerin und Referentin des Arbeitskreises, Dr. Kyra
Naudascher Jankowski, ausgestellt. pfi
© 2012 Nassauische Neue Presse

http://www.fnp.de/nnp/print_rmn01.c.9661682.de.htm

Wie es ist, wenn Frauen mehr verdienen als ihre Männer
In zehn Prozent aller deutschen Haushalte sorgen Frauen für das Geld. An der Rollenverteilung innerhalb der Familien hat sich allerdings wenig geändert. Besonders junge Männer hängen immer noch an den traditionellen Mustern Von Dorothea Siems und Nina Trentmann
Der Aufstieg der Frauen ist atemberaubend. In nur einer Generation gelang es ihnen, die Männer im Bildungssystem zu überholen: Heute gibt es mehr weibliche Abiturientinnen und Jungakademiker als männliche. Auch existiert kaum noch ein Traumberuf - ob Pilot, Professor oder Profi-Fußballer -, in dem keine Frauen zu finden sind.
Zwar hat die Ikone der Alt-Feministinnen, Alice Schwarzer, gerade erst wieder klargemacht, dass man noch lange nicht am Ziel sei, weil von 185 Dax-Vorstandsposten 181 von Männern besetzt seien (siehe Seite 7). Doch unbestreitbar sind die beruflichen Chancen der Frauen heute so gut wie nie zuvor. Und geradezu überwältigend ist ihr Erfolg in der Politik. Schließlich werden wir seit fünf Jahren von einer Bundeskanzlerin regiert. Selbst die CSU als letzte Bastion der Konservativen hat sich jüngst eine Frauenquote verpasst.
Bei all diesen Erfolgen ist es kein Wunder, dass immer mehr Frauen in der Familie die Ernährerrolle übernehmen - eine Rolle, die früher den Männern oblag. Schon in zehn Prozent aller Paar-Haushalte verdient heute die Frau mindestens 60 Prozent des Einkommens, wie eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung zeigt. Damit ist die Gruppe der Familienernährerinnen so groß wie die so viel beachtete Gruppe der alleinerziehenden Mütter.
Noch dominiert zwar bei den Paaren nach wie vor das traditionelle Modell, bei dem der Mann für das (meiste) Geld sorgt: Zwei Drittel der Familien leben so. Doch die Familienernährerinnen sind auf dem Vormarsch. In den vergangenen 15 Jahren nahm ihr Anteil in Ostdeutschland um ein Drittel, in Westdeutschland - ausgehend von einem deutlich niedrigeren Niveau - sogar um 50 Prozent zu.
"Familienernährerinnen sind heute in Deutschland keine Ausnahmeerscheinung mehr", sagt Ute Klammer, Vorsitzende der Gleichstellungskommission der Bundesregierung und Mitautorin der Studie. Klammer wertete für die Untersuchung eine Vielzahl statistischer Daten aus und führte mit 40 Frauen in West und Ost ausführliche Interviews. Dabei kam heraus: Der Rollentausch zwischen Mann und Frau funktioniert keineswegs reibungslos.
Überraschenderweise handelt es sich überwiegend nämlich nicht um die selbstbewussten Karrierefrauen, die aufgrund ihres beruflichen Erfolgs mehr Geld als ihre Partner nach Hause bringen. Im Gegenteil: "Viele Familienernährerinnen verdienen nicht gut", sagt Ute Klammer. "Diese Frauen sind in die Rolle hineingerutscht und sind damit eher unzufrieden und unglücklich." Die Partner dieser ungewollten Familienernährerinnen sind der Untersuchung zufolge meist arbeitslos, erwerbsunfähig oder verdienen als Selbstständige sehr wenig. Gerade in Ostdeutschland ist diese Konstellation, die oft Armut bedeutet, verbreitet. Dass Frauen in Deutschland - nicht zuletzt aufgrund ihrer Berufswahl - im Durchschnitt 23 Prozent weniger verdienen als Männer, wirkt sich in diesen Familien besonders ungünstig aus.
Allerdings gebe es Frauen, die aus der Situation etwas gemacht haben, die sich beruflich weiterentwickeln konnten, sagt Wissenschaftlerin Klammer. "Und dann gibt es noch die kleine Gruppe der exzellent ausgebildeten Familienernährerinnen, die die Rolle ganz pragmatisch angenommen haben, weil sie einfach mehr verdienen als ihre Partner, und die auch nicht unzufrieden sind."
Für viele Frauen führt der Rollentausch allerdings zu einem Zwei-Schicht-Dienst: Denn trotz ihrer Erwerbsarbeit bleibt in den allermeisten Fällen die Hausarbeit und die Betreuung der Kinder an ihnen hängen. "Aufseiten der Männer existiert eine mentale Blockade", sagt die Familien- und Haushaltswissenschaftlerin an der Universität Gießen, Uta Meier-Gräwe. Doch es sei nicht nur die sprichwörtliche Distanz gegenüber dem feuchten Tuch, die Männer davon abhält, den Abwasch zu machen oder die Wäsche aufzuhängen:
Viele Familienernährerinnen hätten selbst "traditionelle Rollenbilder im Kopf" und übernähmen ganz selbstverständlich neben ihrer Berufstätigkeit auch noch die Familienarbeit, sagt Meier-Gräwe. Hinzu komme, dass sie ihren Männern mit viel Energie den Rücken frei hielten, damit diese wieder Fuß auf dem Arbeitsmarkt fassten. "Viele dieser Frauen sind total erschöpft", erklärt die Wissenschaftlerin.
Die Hartnäckigkeit, mit der sich die althergebrachte Arbeitsteilung trotz der Veränderungen im Berufsleben hält, lässt nicht nur Feministinnen verzweifeln. Jahrelang galt die Devise, die Gleichstellung der Frauen über die Chancengleichheit am Arbeitsmarkt zu erreichen. Und in der Tat tut sich auf diesem Feld eine Menge. Trotz der weiblichen Bildungsrevolution und der beruflichen Erfolge der Frauen ändert sich das Strickmuster in den Familien kaum.
Im Regelfall sind es die Mütter, die nach der Geburt des ersten Kindes beruflich zurückstecken. Die Väter arbeiten dem Genderreport der Bundesregierung zufolge dagegen im Schnitt sogar mehr als die kinderlosen Männer - und haben damit eine sehr gute Ausrede, wenn sie zu Hause nicht anpacken. Da die Männer meist in diesen Jahren Karriere machen, vergrößern sich die Einkommensunterschiede zwischen Mann und Frau. Ab einem gewissen Zeitpunkt wird die Rollenverteilung in diesen Partnerschaften nicht mehr infrage gestellt. Sie kommen schleichend beim klassischen Familienmodell an, manchmal auch, ohne es gewollt zu haben.
Doch warum übernehmen auch Frauen, die einen Vollzeitjob haben, den größeren Teil der Familienarbeit? Und warum ändert sich das selbst dann nicht, wenn die Frauen das Geld verdienen?
"700 Jahre Kulturgeschichte kann man nicht in einer Generation ändern", sagt der Berliner Soziologe Hans Bertram. Er verweist auf Zeitbudget-Studien, die überall auf der Welt das gleiche Phänomen zeigten: Die Männer arbeiten häufiger Vollzeit, die Frauen verbringen mehr Zeit mit Haushalt und Kindern. "Die Frauen wollen offenbar nicht die männliche Berufsrolle voll übernehmen, sondern lieber unterschiedliche Lebensbereiche miteinander verbinden", sagt Bertram. Sich um andere zu kümmern, etwa dafür zu sorgen, dass gemeinsam gegessen wird, gehöre offenbar mehr zur weiblichen Identität als zur männlichen. "Und wenn 50 Prozent aller Frauen sagen, sie wollen die Wäsche machen, dann muss ich das akzeptieren", sagt der Gesellschaftsforscher, der als Berater der früheren Familienministerinnen Renate Schmidt und Ursula von der Leyen keineswegs zu den Konservativen zählt. "Es sind nicht die Frauen, die sich ändern müssen, sondern die Männer, die bisher zu eindimensional nur auf die Erwerbsarbeit fixiert sind."
Das zeigt auch die Vorwerk-Familienstudie: Es ist nach wie vor im Regelfall die Frau, die kocht, putzt und bügelt. Die Väter kümmern sich der Studie zufolge allenfalls um Reparaturen, das Rasenmähen oder die Finanzangelegenheiten. Immerhin: Die Forscher machen eine leichte Verbesserung beim Staubsaugen, Einkaufen und Geschirrspülen aus.
Auch um die Kinder kümmern sich unverändert vor allem die Mütter. Noch immer würden viele Väter "die Kindererziehung, die Kontakte zum Kindergarten, zur Schule, vor allem aber auch die Betreuung der Kinder bei den Schularbeiten ganz überwiegend der Mutter überlassen", schreiben die Wissenschaftler in der Vorwerk-Familienstudie missbilligend. Angesichts der großen Bedeutung von männlichen Vorbildern bei der Erziehungsarbeit sei dies besonders bedauerlich.
An dieser Aufgabenverteilung wird sich vorerst wohl nicht viel ändern: Die jüngste Shell-Studie, für die 2500 Jugendliche zwischen zwölf und 25 Jahren befragt wurden, zeigt deutlich: Selbst bei den jungen Männern ist die Sehnsucht nach der traditionellen Rollenverteilung groß - die meisten Frauen lehnen sie dagegen ab. Während rund 80 Prozent der Frauen angeben, Mutter und gleichzeitig berufstätig sein zu wollen, sehen das nur rund 25 Prozent der Männer so. "Der Großteil der Männer sagt nach wie vor: Bitte keine emanzipierte Frau", so der Männerforscher Walter Hollstein. "Die Männer wollen ganz offensichtlich Alleinverdiener sein und sehen ihre Frau eher als Mutter", sagt Hollstein. Dass die Gehälter in vielen Berufen heute gar nicht mehr so hoch sind, dass sich damit eine Familie ernähren lässt, wird von den jungen Männern nicht gesehen.
Für den totalen Rollentausch ist allerdings auch die Gesellschaft offenbar noch nicht reif. Denn Männer, die sich ausschließlich um Kinder und Hausarbeit kümmern, müssen sich oftmals die Frage gefallen lassen: "Schön, was machst du wirklich?", sagt Walter Hollstein: "Das würde man eine Mutter nie fragen."
Solche Erfahrungen führen sogar dazu, dass die heutigen Männer in der Frage der Rollenverteilung konservativer sind als ihre Väter, die im Vergleich eher bereit waren, auf ein gleichberechtigtes Modell zu setzen. Hollstein fordert deshalb eine gesellschaftliche Diskussion darüber, was Männlichkeit heute bedeuten kann. "Je länger wir diese Debatte nicht führen, desto länger dauert es auch, diese alten Bewusstseinsstrukturen zu ändern."
Doch die Frauen sollten nicht resignieren. Denn es gibt durchaus Lichtblicke. Offenbar gelingt es den gut ausgebildeten Frauen besser, ihre Männer zu einem größeren Engagement im Haushalt zu bewegen. "Wenn sie wirklich gute Einkommen haben, läuft die Arbeitsteilung reibungsloser", sagt Frauenforscherin Meier-Gräwe. Zum einen träten diese Frauen ihren Partner gegenüber selbstbewusst auf. "Zum anderen können sich viele dieser gut situierten Paare Haushaltshilfen und gute Betreuungsmöglichkeiten für ihre Kinder leisten und lagern das Problem damit einfach aus."

http://www.welt.de/print/wams/politik/article10919810/Wie-es-ist-wenn-Frauen-mehr-verdienen-als-ihre-Maenner.html


Fulda. Warum sollten Frauen lieber ihre Kröten zählen, anstatt Prinzen zu küssen? Warum sollte der Gleichstellungsbericht der Bundesregierung unbedingt im Schulunterricht behandelt werden? Und was hat das mit der Häufung von Altersarmut bei Frauen zu tun? Genau das können Sie am 7. März von Frau Prof. Dr. Uta Meier-Gräwe um 19 Uhr im Oratorium der Dalbergschule in Fulda erfahren.
Frauen sind heute genauso gut ausgebildet wie Männer. Mädchen haben oft die besseren Schulabschlüsse. Im Beruf erhalten sie jedoch aufgrund der unterschiedlichen Arbeits- und Lebensbedingungen immer noch 23 Prozent weniger Lohn im Jahr als Männer. Je älter Frauen sind, desto mehr klafft die Einkommensschere zwischen Frauen und Männern auseinander. Nicht wenige Frauen sind im Alter auf die Unterstützung des Sozialamts angewiesen, obwohl sie ihr ganzes Leben lang gearbeitet haben, ob Sorge- oder Erwerbsarbeit.
Das Leben von Frauen und Männern verläuft noch immer sehr unterschiedlich, obwohl alle von Chancengleichheit reden. Erst in der Lebensverlaufsperspektive zeigen sich die Konsequenzen. Die alten Rollenmuster der Frauen mit Teilzeitstellen, Kindererziehung und Haushalt herrschen immer noch vor. Frauen tragen die Dreifachbelastung, während Männer Karriere machen. Eine immer noch nicht ausreichende Kinderbetreuungsinfrastruktur lässt eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht zu. Auch die Strukturen in der Arbeitswelt und der Sozialgesetzgebung tragen dazu bei. Wir brauchen gesetzliche Vorgaben zur Umsetzung der Gleichstellung damit Frauen und Männer wirklich Gleichberechtigt miteinander leben können.

http://www.fuldaer-nachrichten.de/?p=95806

SZ: Was ist aus dem deutschen Sonntagsbraten geworden?

Meier-Gräwe: Er ist in Familien nicht mehr die Norm. Am Samstag - dem Einkaufstag - gibt es irgendwas, was sich schnell machen lässt, zum Beispiel Linsensuppe aus der Dose. Sonntags ziehen viele Familien ein ausgiebiges Frühstück vor. Das passt oft viel besser zu den Wünschen von Familien mit berufstätigen Eltern, die am Wochenende ausschlafen wollen und trotzdem eine gemeinsame Mahlzeit möchten.

SZ: Essen in der Familie hat im Idealfall etwas Verbindendes. Welche Familien erreichen das?

Meier-Gräwe: Der Wunsch ist in allen Familien präsent. Oft lässt er sich aus Zeitgründen nicht realisieren. Am ehesten schaffen es die Frauen, die sich eher traditionell nach einem Halbtagsjob um die Mahlzeiten kümmern - wir haben sie "Ernährungsministerinnen" genannt. Den Karrierefrauen gelingt es mittags garnicht. Sie legen dann großen Wert auf das Abendessen.

SZ: Gilt die alte Regel "Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt" für Kinder noch?

Meier-Gräwe: Definitiv nicht. Da gibt es - in allen Milieus, in allen Schichten - Demokratisierungsprozesse. Die Kinder werden gefragt, was ihnen schmeckt, und das berücksichtigen die Mütter auch oft. Trotzdem ärgern sich gerade die Akademikerinnen, wenn es ihnen nicht gelingt, Süßigkeiten zu verbannen. Und sie grämen sich nicht selten darüber, dass zwar die Töchter beim Tischdecken helfen, die Söhne aber schon stöhnen, wenn sie eine Kiste Mineralwasser aus dem Keller holen sollen.

SZ: "Fleisch ist ein Stück Lebenskraft" warb die Agrarindustrie einst. Ist das noch präsent?

Meier-Gräwe: In manchen Milieus auf jeden Fall. Frauen, die sich ganz traditionell als Versorgerin der Familie sehen, richten sich stark nach den Wünschen ihrer Männer - und der Wunsch dieser Männer ist häufig das Stück Fleisch auf dem Teller. Essen steht in diesen Familien für Wohlstand; es kompensiert, dass diese Familien oft eher schlechte Chancen im Beruf haben. Die Mengen an Fleisch, die dort gegessen werden, sind enorm - auch wenn die Männer nicht mehr wie im Frühkapitalismus schwer körperlich schuften, sondern zum Beispiel LKW-Fahrer sind. Dem Entstehen von Übergewicht kann man in diesen Familien fast zuschauen.

SZ: Sie haben für Ihre Untersuchung ausschließlich Frauen befragt. Ist das nicht ein bisschen frauenfeindlich?

Meier-Gräwe: Das Statistische Bundesamt hat in den Jahren 1990 und 2000 detailliert erhoben, wer im Haushalt wieviel Zeit womit verbringt. Da zeigt sich eindrücklich, dass Männer auf dem Feld der Ernährung nicht präsent sind. Frauen sind die Expertinnen des Essalltags - also muss man sie befragen.

SZ: Emanzipation findet demnach nicht statt.

Meier-Gräwe: Bei dem Thema nicht. Einkaufen, kochen und die Organisation des Ganzen ist eindeutig Frauensache.

SZ: Und die Männer, die begeistert Kochbücher, Messer und Induktionsherde kaufen?

Meier-Gräwe: Die kochen manchmal mit großem Aufwand, dann muss aber das Publikum Beifall spenden. Aufräumen dürfen dann die Partnerinnen.

SZ: Gab es keine Ausnahmen?

Meier-Gräwe: Ein gab schon. Manche Frauen, die beruflich sehr erfolgreich sind, haben Partner, die sich auch beim Thema Essen engagieren. Diese Frauen haben eine gute Verhandlungsposition; sie sind mit den Männern auf Augenhöhe und können ihnen leichter etwas abverlangen. Aber selbst das ist nicht die Regel. Ich kann mich an eine Fachärztin in einer Klinik erinnern, deren Mann Professor war. Zwar hatte dieser Mann am Mittwoch seinen Hausarbeitstag - aber die Frau hat ihm am Dienstagabend alles vorgekocht.

SZ: Können Sie sich vorstellen, dass sich daran etwas ändert?

Meier-Gräwe: Solange die Arbeitszeiten von Männern und Frauen so sind, wie sie sind, bin ich skeptisch.

http://www.sueddeutsche.de/leben/ernaehrung-kochen-ist-eindeutig-frauensache-1.468052

Am 17. Juli 2006 hielt Prof. Dr. Uta Meier-Gräwe im Rahmen der Gender Lectures des GenderKompetenzZentrums an der Humboldt-Universität zu Berlin einen Vortrag zum Thema: „Kinderwunsch ade? Warum Frauen und Männer (keine) Kinder haben wollen“. Anlass für einen Vortrag mit diesem Titel ist die im Zuge des demographischen Wandels stark angestiegene mediale und politische Aufmerksamkeit für die sinkende Geburtenrate und das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Prof. Dr. Meier-Gräwe lotete in ihrem Vortrag Ursachen der zunehmenden Kinderlosigkeit aus. Zudem entwickelte sie Perspektiven einer geschlechterdemokratischen Gesellschaft, die ihrer Meinung nach zu neuen Balancen von Beruf und Familie im Alltag und entlang des Lebenslaufs finden muss.


Einleitend skizzierte Prof. Dr. Meier-Gräwe kurz die unterschiedlichen Familienmodelle der DDR und der Bundesrepublik und die Veränderungen, die sich im Laufe der Zeit bei der Ausbildung von Frauen und in den Rollenbildern der Gesellschaft vollzogen haben. Sie wies darauf hin, dass es mit dem Mauerfall eine Chance gegeben hätte, auf den Wandel seit den 1970er Jahren zu reagieren und eine moderne Familienpolitik für das wiedervereinigte Deutschland auf den Weg zu bringen, diese Chance aber nicht genutzt wurde. Erst jetzt, nach den Ergebnissen der PISA-Studie und im Angesicht des bevorstehenden Fachkräftemangels, beginne ein Umdenken und es werde deutlich, dass eine Neuorientierung im Bereich der Vereinbarkeit von Beruf und Familie unbedingt erfolgen muss.
Zu Beginn stellte Prof. Dr. Meier-Gräwe die Entwicklungen und Veränderungen bei der Lebensplanung von Frauen und Männern dar: So nimmt die Erwerbsarbeit stetig an Bedeutung zu und wird positiver bewertet als Hausarbeit. Ein starker Kinderwunsch wird inzwischen auch bei Frauen mit einer hohen Berufsorientierung verbunden. Um diese Vorstellungen vereinbaren zu können, wird eine gleichwertige Verteilung von Familien- und Berufsaufgaben angestrebt, die aber nachweislich häufiger von Männern als von Frauen nicht realisiert wird. Hier liegt eine der Ursachen für konfliktbeladene Paarbeziehungen nach Geburt eines Kindes, die immer häufiger zu Trennung oder Scheidung führen.

Als weitere Entwicklung führte Prof. Dr. Meier-Gräwe die stetig steigende Bildungs- und Erwerbsbeteiligung von Frauen an. Sie machte darauf aufmerksam, dass in diesem Zusammenhang insbesondere eine Analyse der Wochenarbeitszeit aufschlussreich ist. Diese zeigt, dass bei Frauen die Teilzeitarbeit dominiert und die Erwerbsarbeit im Lebensverlauf durch Phasen der ausschließlichen Familienarbeit unterbrochen wird, während bei Männern in der Regel eine durchgehende Vollzeiterwerbstätigkeit zu finden ist. Durch weiterhin bestehende Lohn- und Gehaltsdifferenzen zwischen Frauen und Männern wird die traditionelle Rollenverteilung laut Prof. Dr. Meier-Gräwe spätestens beim Übergang zur Elternschaft verfestigt. Dass diese Entwicklung größtenteils nicht den Wünschen und Vorstellungen der jungen Menschen entspricht, machen Zahlen der Bertelsmann Stiftung deutlich: Dort gaben 2002 in einer Studie zum Thema „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ 52,3% aller Paare mit Kindern an, das Modell „Mann Vollzeit, Frau nicht erwerbstätig“ zu leben. Allerdings sagten nur 5,7% der Befragten, dass sie sich diese Konstellation auch wünschen. Auch die Zahlen des Eurobarometers belegen, dass für Frauen in Deutschland immer wieder die Situation entsteht, sich zwischen Beruf und Kind entscheiden zu müssen. Vor diese Entscheidung gestellt, wählen immer mehr Frauen die berufliche Karriere und verschieben den Kinderwunsch zunächst biographisch zunächst weiter nach hinten und bekommen am Ende überhaupt auf ein Kind.. Ein Kohortenvergleich macht deutlich, dass die Zahl derer, die am Ende ganz auf Kinder verzichten, über die Jahrgänge ansteigt. Bei einer Erhebung von 35 - 39jährigen Frauen, die ohne Kinder im Haushalt leben, zeigt sich, dass dies am stärksten Frauen betrifft, die einen Hochschul- oder Fachhochschulabschluss erworben haben. Prof. Dr. Meier-Gräwe machte darauf aufmerksam, dass diese Daten jene Frauen, die erst nach dem 39. Lebensjahr Mutter werden, zwar nicht berücksichtigt, dies aber kein Grund zu Entwarnung sei. Zudem habe sich der Anteil von Frauen (und Männern) mit Hochschulabschluss in den letzten 30 Jahren verfünffacht und es ist politisch gewollt, den Anteil der Studierenden in den nächsten Jahren auf bis zu 40 Prozent zu erhöhen, so dass das Thema der Vereinbarkeit einer gewünschten doppelten Lebensplanung zwischen Beruf und Familie in Zukunft eine deutlich größere Zahl von gut ausgebildeten Frauen und Männern betreffen wird.

Prof. Dr. Meier-Gräwe machte darüber hinaus noch auf eine weitere Entwicklung aufmerksam, die ihrer Meinung nach in der aktuellen Diskussion nicht ausreichend berücksichtigt wird. So lässt sich auf dem „Beziehungs- und Heiratsmarkt“ ein deutlicher Anstieg der Ehehomogenität konstatieren und zwar umso ausgeprägter, je länger die Verweildauer im Bildungssystem ist. Dies führt einerseits dazu, dass sich die sozialen Verkehrskreise schließen. Andererseits entwickeln sich aus der Tatsache, dass beide Partner ähnliche Lebenslagen und Qualifikationen aufweisen, andere Konsequenzen für die Lebens- und Familienplanung als in der Vergangenheit . So kann die Entscheidung für eine traditionelle Rollenverteilung zum Beispiel nicht mehr allein mit der Begründung, dass der Mann die bessere Ausbildung hat und daher mehr verdient, getroffen werden. Außerdem geht diese Tendenz mit der fatalen Folge einher, dass auch immer weniger gut ausgebildete Männer Kinder haben.

Im Folgenden erläuterte Prof. Dr. Meier-Gräwe verschiedene Aspekte der herrschenden Zeitkoordinierungspolitik. So führte sie an, dass geschlechter-segregierte Alltagszeiten überwunden werden müssen, um eine gelingende Balance zwischen Beruf und Familie für Frauen und Männer zu ermöglichen. Hier seien auch die Kommunen gefordert, entsprechende Bedingungen zu schaffen, zumal sich Familie zunehmend als „harter“ Standortfaktor erweist. In diesem Zusammenhang wurde auf die unterschiedlichen Zeitverwendungen von Erwachsenen im Haushalt sowie auf eine allgemeine Wahrnehmungsresistenz gegenüber der Bedeutung der generativen Haus- und Sorgearbeit in der bundesdeutschen Gesellschaft hingewiesen. Prof. Dr. Meier-Gräwe machte schließlich auf die Notwendigkeit der Erweiterung des Kompetenzspektrums von Männern aufmerksam, die entstehen könnten, wenn ihnen Erfahrungs- und Lernfelder fürsorglichen Praxis erschlossen werden. Insofern sah die Referentin die Veränderungen beim Elterngeld als einen Schritt in die richtige Richtung an. Männer mit diesem Erfahrungshintergrund seien am Ende auch ein Gewinn für die Wirtschaft, weil davon ausgegangen werden könne, dass Väter als Entscheidungsträger mit dem Thema anders umgehen werden als bisher.

Zuletzt sprach Prof. Dr. Meier-Gräwe das Phänomen der „Rush Hour of Life“ an. Darunter wird verstanden, dass sich im Lebensverlauf vielfältige Anforderungen gerade in der Altersspanne zwischen 30 – 40 Jahren verdichten. So steht in diesem Zeitraum der Berufseinstieg an, gleichzeitig spielt die Partnersuche sowie die anschließende Familiengründung und die weitere Lebensplanung eine wichtige Rolle. Laut Prof. Dr. Meier-Gräwe widerspricht ein so enges Zeitfenster mittlerweile aber den Möglichkeiten: So haben sich sowohl das Zeitfenster der biologischen Fertilität als auch das Zeitfenster für eine Beteiligung am Erwerbsleben infolge der gestiegenen Lebenserwartung erweitert. Um diese neuen Chancen aber auch nutzen zu können, müssten Patchwork-Biographien besser abgesichert und eine weitere Verdichtung des Lebenserwerbsverlaufes verhindert werden.
Prof. Dr. Meier-Gräwe fasste zusammen, dass die Ursachen für Kinderlosigkeit in einer fehlenden Geschlechtersolidarität im privaten wie im öffentlichen Raum und in der flächendeckenden Alltagsvergessenheit männlicher Entscheidungsträger in Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zu finden sind. Zudem fehlt es an flexiblen und verlässlichen familienergänzenden Infrastrukturen und Diensten, sowie an der Bereitschaft, Müttern eine eigenständige Berufskarriere zu ermöglichen und eine aktive Vaterschaft strukturell zu unterstützen.
Abschließend stellte Prof. Dr. Meier-Gräwe zusammen, was sie im Rahmen einer zukunftsfähigen und geschlechtersensiblen Familienpolitik für notwendig hält. Zentral ist für sie dabei ein intelligenter Mix aus Zeit-, Infrastruktur- und monetärer Transferpolitik, der unterschiedliche Lebensformen und Lebenslaufphasen berücksichtigt. Zudem sollte ihrer Meinung nach die Vereinbarkeitsfrage um die Aspekte „Ausbildung und Familie“, „Karriere und Kinder“ und „späte Elternschaft“ erweitert werden.
Im Anschluss an den sehr interessanten und faktenreichen Vortrag stellte Prof. Dr. Meier-Gräwe noch das aktuelle Modellprojekt „Studieren und Forschen mit Kind“ vor, das die Sensibilisierung für Vereinbarkeitsprobleme von AkademikerInnen und eine Ressourcenbündelung von verschiedenen Akteuren zum Ziel hat.

In der folgenden lebhaften Diskussion hob Prof. Dr. Meier-Gräwe noch einmal hervor, dass sich in den letzten fünf Jahren im Bereich der Vereinbarkeit von Beruf und Familie schon viel verändert hat, da sowohl die Politik als auch die Wirtschaft den dringenden Handlungsbedarf erkannt haben. Dieser werde besonders durch den Vergleich mit anderen europäischen Staaten deutlich und werde nicht zuletzt durch den absehbaren Mangel an Fach- und Führungskräften stärker ins Bewusstsein gerufen. Prof. Dr. Meier-Gräwe bemängelte aber auch, dass zum Beispiel die EU-Gleichstellungsrichtlinien in Deutschland nicht umgesetzt werden und die Diskurse zu diesen Themen allgemein häufig inkonsistent sind. Sie forderte, dass an allen Faktoren angesetzt werden muss und neue, flexiblere Familien- und Karrieremodelle eingeführt werden müssen, um den individuellen Situationen gerecht werden zu können. Dabei macht es Sinn, sich konsequent an der Politik der nordeuropäischen Länder zu orientieren. Der Erfolg dort beruhe darauf, dass sich Familienpolitik gerade nicht auf eine Erhöhung der Geburtenrate konzentriert, sondern konsequent die ebenbürtige Teilhabe von Frauen am Arbeitsmarkt anstrebt und zugleich Gender Equality fördert.

http://www.genderkompetenz.info/veranstaltungs_publikations_und_news_archiv/genderlectures/060717glhu

Zwischen Last und Lust: Der Essalltag in Familien
Ernährungskommunikation unter Gender-Aspekten
Der Essalltag in deutschen Familien kommt vor allem für Frauen einem täglichen Balance-Akt gleich. Immer noch sind es überwiegend die Mütter, die sich - oftmals neben der eigenen Erwerbstätigkeit - um das leibliche Wohl aller Familienmitglieder kümmern. Die geläufige These, dass sich traditionelle Arbeitsteilungsmuster in der jungen Männergeneration allmählich auflösen, lässt sich nicht halten - so das Fazit der Familiensoziologin Prof. Uta Meier-Gräwe im Rahmen des 12. aid-Forums "Männer wollen mehr, Frauen wollens besser - Ernährungskommunikation unter Gender-Aspekten".
Die am Institut für Wirtschaftslehre des Haushalts und Verbrauchsforschung der Universität Gießen tätige Wissenschaftlerin stützt sich dabei auf eine interdisziplinäre Untersuchung zum Thema "Essalltag in Familien - Ernährungsversorgung zwischen privatem und öffentlichem Raum", die sie gemeinsam mit Kolleginnen des Instituts für Ernährungswissenschaft und des Zentrums für Internationale Entwicklungs- und Umweltforschung der Justus-Liebig-Universität Gießen durchgeführt hat. Die Studie stellt erstmals berufsgruppen- und milieuspezifische Befunde einer systematischen Analyse der Zeitbudgets, Mahlzeitenmuster und Strategien zur Organisation der familialen Ernährungsversorgung zwischen privatem und öffentlichem Raum vor. "Wie der Essalltag in Paarhaushalten mit berufstätigen Müttern gestaltet und koordiniert wird, ist bisher in Deutschland kaum untersucht worden. Unsere Studie basiert auf einem ökotrophologischen Ansatz und fügt repräsentative Zeitbudgetdaten und detaillierte qualitative Fallanalysen zu einem umfassenden Bild der Ernährungsversorgung in Familienhaushalten zusammen", so Meier-Gräwe.
Einige Zahlen und Ergebnisse der Studie:
Beköstigung ist ein Handlungsfeld, in dem sich die Ordnung der Geschlechterverhältnisse manifestiert und in dem sie immer wieder aktiv hergestellt wird. 72 Prozent aller jungen Männer zwischen 20 und 25 Jahre überlassen ihre Ernährungsversorgung vollständig ihren Müttern, Großmüttern und (Ehe)-Partnerinnen. Außerdem seien Kinder und Jugendliche heute deutlich seltener in die Mahlzeitenvor- und -zubereitung eingebunden. Ernährungsbezogene Kompetenzen und Kulturtechniken würden im Elternhaus weniger intensiv vermittelt als früher. Insbesondere für Vollzeit- oder vollzeitnah-beschäftigte Mütter sei daher eine Doppel- und Dreifachbelastung vorprogrammiert. "Ein Hauptproblem für berufstätige Mütter bei der Organisation des Essalltags besteht darin, zeitliche Kollisionen zwischen den eigenen Erwerbsarbeitszeiten, den eher starren Öffnungs- und Schließungszeiten der Kinderbetreuungseinrichtungen und den Erwerbszeiten des Partners auszutarieren. Von Lust oder Genuss an gemeinsamen Familienmahlzeiten kann vor dem Hintergrund der Mehrfachbelastung vieler Mütter kaum mehr die Rede sein", so Meier-Gräwe.
Basierend auf dem Datenmaterial der Studie haben die Wissenschaftlerinnen eine Typologie familialer Ernährungsversorgungsstile erstellt, die innovative Ansatzpunkte für eine zielgruppenbezogene Gesundheits- und Ernährungsprävention eröffnen könnte. Sie unterscheiden die "Die berufsorientierten Netzwerkerinnen", "Die familienorientierten Traditionalistinnen", "Die aufopferungsvollen Umsorgerinnen", "Die ambivalenten Ess-Individualistinnen", "Die pragmatischen Selbstständigen", "Die überlasteten Einzelkämpferinnen" und "Die entspannten Unkonventionellen". In keinem anderen Versorgungstyp würden Mütter - zumindest partiell - eine so verlässliche Unterstützung durch ihre Partner erfahren wie die berufsorientierten Netzwerkerinnen. Meier-Gräwe: "Väter befürworten die beruflichen Ambitionen ihrer Partnerinnen. Sie weisen durchaus ein partnerschaftliches Selbstverständnis auf und engagieren sich auch bei der Ernährungsversorgung, allerdings eher in ausführender, denn in hauptverantwortlicher Funktion." Allerdings komme es auch in diesem Versorgungstyp vor, dass beispielsweise eine vollzeitbeschäftigte Fachärztin abends vorkocht, damit die Verpflegung ihres Professorengatten an dessen Heimarbeitstag gewährleistet ist.
Die Ergebnisse zeigten insgesamt einen erheblichen gesellschaftspolitischen Handlungs- und Unterstützungsbedarf, der je nach Versorgungstyp variiere. Vor allem sei ein Ausbau von haushaltsnahen Dienstleistungsangeboten wie Serviceleistungen in Form von hochwertige Halbfertigprodukten, Salaten, Hilfen beim Einkauf oder beim Kochen sowie qualitativ hochwertige Verpflegungsangebote in Kita, Schule und am Arbeitsplatz notwendig, um Frauen und Familien stärker zu entlasten.
Wie können die vorgestellten Ergebnisse der Studie Multiplikatoren bei der Ernährungskommunikation helfen? Im Hinblick auf die unterschiedlichen Typen und Zielgruppen empfiehlt Meier-Gräwe vor allem bei einer differenzierten Bestandsaufnahme des Essalltags anzusetzen und Lebensgestaltungskompetenzen im Einzelnen zu stärken. Darüber hinaus sollten Multiplikatoren "Motivallianzen" gendersensibel nutzen und an Umbruchsituationen ansetzen.
aid-Pressedienst, Ira Schneider
Weitere Informationen:

http://www.skg-forum.de/veroeffentlichungen/veroeffentlichung171.htm


"Wir brauchen einen tiefgreifenden Mentalitätswechsel..."
Ein Modellprojekt in Hessen soll Wege freimachen, damit Studieren und Forschen mit Kind langfristig zum Normalfall werden

Prof. Dr. Uta Meier-Gräwe
In Deutschland ist Kinderlosigkeit in Akademikerfamilien besonders hoch. Inzwischen gibt es aber zahlreiche Anstrengungen, Hochschulen und Universitäten familiengerecht auszugestalten. Die Hessenstiftung "Familie hat Zukunft" und der Lehrstuhl für Wirtschaftslehre des Privathaushalts und Familienwissenschaft der Universität Gießen haben ein Modellprojekt zur Vereinbarkeit von Studium und Familie initiiert. Bildung PLUS sprach darüber und über die Frage, wie realistisch familiengerechte Hochschulen sind, mit Prof. Uta Meier-Gräwe und Dr. Ulrich Kuther.

Bildung PLUS: In Hessen wurde 2005 das Modellprojekt "Studieren mit Kind" gestartet. Was war der Auslöser oder Anlass für dieses Projekt und was soll mit diesem Projekt erreicht werden?
Meier-Gräwe: In unserer Gesellschaft wird zunehmend die hohe Kinderlosigkeit als Problem für die künftige Entwicklung wahrgenommen. Kinderlosigkeit verteilt sich aber nicht gleichermaßen über alle Bildungsgruppen. Sie tritt überproportional gerade bei denjenigen Frauen und auch Männern auf, die ein hohes Bildungsniveau besitzen, von denen man mit einiger Sicherheit sagen kann, dass sie gute Berufsperspektiven haben und Kindern gedeihliche Bedingungen des Aufwachsens bieten könnten. Von einer Gesellschaft, die ansonsten im internationalen Wettbewerb keine Ressourcen einbringen kann außer ihrem Humanvermögen, muss diese Entwicklung durchaus zu denken geben. Das ist auch Anlass gewesen für das Modellprojekt, was übrigens "Studieren und Forschen mit Kind" heißt, da es sich sowohl mit der Studien- und Lebenssituation von Studierenden als auch mit der Arbeitssituation des wissenschaftlichen Nachwuchses an Universitäten und Fachhochschulen befasst.
Kuther: Anlass für das Projekt ist die Tatsache der hohen Kinderlosigkeit von Akademikern. Derzeit bleiben etwa 40 Prozent von ihnen kinderlos, wobei jedoch 80 Prozent den Wunsch nach einer eigenen Familie äußern. Dies wurde bereits als gesellschaftliches Problem erkannt, welches Folgen für die ohnehin schon negative demographische Entwicklung der Gesellschaft hat. Deshalb ist es für uns ein erklärtes Ziel, hier einen "Mentalitätswechsel" herbeizuführen. Es soll jungen Menschen ermöglicht werden, bereits während des Studiums Kinder zu bekommen. Hier will das Projekt gezielt bei der Elternschaft im Studium ansetzen und die Vorteile dieses biographischen Zeitfensters herausstellen. Studieren und Forschen mit Kind soll künftig der Normalfall werden.

Bildung PLUS: Ein Grund für die hohe Kinderlosigkeit bei Akademikerinnen und Akademikern sind mangelnde Betreuungsmöglichkeiten für Kinder, insbesondere für Kleinkinder. Wie kann das angesichts leerer Kassen in Kommunen und Hochschulen geändert werden?
Kuther: Ein Ausbau der Betreuungsmöglichkeiten könnte an bestehende Konzepte anknüpfen, welche auf einer Kosten- und Aufwandteilung basieren. Gemeint sind Einrichtungen, die von Elterninitiativen getragen werden, von Land und Kommunen gefördert werden und von der Hochschule Räume zur Verfügung gestellt bekommen. Fehlt jedoch hierfür das Geld, sind Tageselternbörsen eine gute und häufig flexiblere Alternative. Auch Elternnetzwerke, bei denen sich Betreuungsgemeinschaften bilden, wären sicher hilfreich. Jedoch sind neben diesen formellen Netzwerken auch informelle aus dem Familienkreis und der Nachbarschaft sehr wichtig, um neue Ressourcen zu mobilisieren und den bestehenden Institutionen unter die Arme zu greifen.

Bildung PLUS: Die Hessenstiftung will vor allem kommunale Akteure für das Projekt mobilisieren. Wie sieht das konkret aus und welche Ergebnisse gibt es bereits?
Kuther: Die Hessenstiftung ist auch Gründungsmitglied des lokalen Bündnisses für Familie in Gießen. In Zusammenarbeit mit der Stadt und anderen lokalen Partnern werden Maßnahmen für das Studieren mit Kind entwickelt und erprobt. Denn einer Stadt wie Gießen, welche die höchste Studierendendichte Deutschlands hat, kommt eine besondere Verantwortung für junge Familien zu.

Bildung PLUS: Im November 2005 fand eine Tagung statt, auf der Zwischenergebnisse der Längsschnittstudie "Studieren und Forschen mit Kind" vorgestellt und diskutiert wurden. Welche Erkenntnisse und Lösungsansätze vermittelte die Studie?
Meier-Gräwe: Wir haben im ersten Anlauf Studierende und Angehörige des wissenschaftlichen Mittelbaus, aber auch Expertinnen und Experten befragt, die mit dem Alltag von Studierenden und des wissenschaftlichen Nachwuchses mit Kindern zu tun haben. Die Befragungen bezogen sich auf den Hochschulstandort Gießen, weil Gießen die Stadt mit der höchsten Dichte an Studierenden in Deutschland ist. Dabei kristallisierte sich für mehr oder weniger alle als ein Riesenproblem heraus, eine angemessene und qualitativ gute Kinderbetreuung hinzubekommen, um eben das Studium nicht unterbrechen zu müssen bzw. die wissenschaftliche Arbeit fortsetzen zu können. Aber auch die finanzielle Situation von studierenden Eltern ist teilweise sehr problematisch und viele, die Kinder haben, müssen ja nicht nur studieren, sondern auch jobben, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, was auf eine Dreifachbelastung hinaus läuft.
Ein weiterer Aspekt, der uns aufgefallen ist: In den Universitäten und Fachhochschulen wird das Thema Kinder auch auf Seiten des Lehrkörpers bis heute mehrheitlich überhaupt nicht mitgedacht. Es gibt da zwar rühmliche Ausnahmen, aber in der Regel werden Universitäten und Fachhochschulen als Elite- oder Ausbildungseinrichtungen gesehen, wo man sich mit der Kinderfrage nicht wirklich auseinandersetzt, sondern davon ausgeht, dass man das irgendwie privat regelt. Jetzt sieht man aber, dass es so nicht funktioniert. Viele der Professoren, die selber noch klassische Lebensmodelle leben, wollen diese Veränderungen im Bildungsbereich nicht wahrhaben, die den Frauen höhere Bildungschancen in unserer Gesellschaft eröffnen. Unterschwellig werden andere Lebensmodelle, die eine zeitgleiche Vereinbarkeit von Beruf und Familie zum Inhalt haben, tendenziell immer noch skeptisch betrachtet.
Bei dem Modellprojekt geht es nicht nur um eine wissenschaftliche Bestandsanalyse der Ist-Situation. Vielmehr zielt er darauf ab, dass wir mit den Studierenden selbst und mit Angehörigen des wissenschaftlichen Mittelbaus herauszufinden, wie Studierende und Forschende mit Kind im Alltag wirksam unterstützt werden könnten. Eine solche Maßnahme soll dann mit Mitteln der Hessenstiftung finanziert und in ihrer Wirkung evaluiert werden. Welche Maßnahme das sein wird, ist gerade in der Diskussion und wird abgestimmt mit Vorhaben, die Universität und Fachhochschule im Rahmen des Auditierungsprozesses "Familiengerechte Hochschule" planen.
Wir haben uns alles, was landesweit zu Thema "Studieren mit Kind" läuft, angesehen. Das war Bestandteil des Modellvorhabens. Unser Projekt ist allerdings stark bezogen auf die Stadt Gießen, verbunden mit der Überlegung, dass es nicht allein ein Problem der Universität oder der Fachhochschule ist, sondern dass auch die Stadt an einer familiengerechten Infrastruktur interessiert sein muss, um qualifizierte Leute in dieser Stadt zu halten. Dazu haben wir jetzt auch das Bündnis für Familie gegründet und versuchen, verschiedenen Aktivitäten am Standort Gießen miteinander zu vernetzen. Die Ergebnisse des Projekts werden dann aber auch für andere Hochschulstandorte von Nutzen sein.

Bildung PLUS: Am 14. Februar findet eine weitere Tagung statt die "Promovieren mit Kind - Forschung und Familie vereinbaren" zum Thema hat. Welche Ziele werden mit dieser Veranstaltung verfolgt?
Kuther: Im Allgemeinen soll es darum gehen, wie Elternschaft und Berufseinstieg sowie die postgraduale Phase bestmöglich zu vereinbaren sind. Auf der Tagung werden in Workshops die Wünsche von Doktorand/innen formuliert und es werden erste Projektideen entwickelt. Themenkomplexe sind hierbei u. a. "Soziales Networking" und "Kinderbetreuung und Finanzierung".

Bildung PLUS: Das, was bisher als Notfall betrachtet wurde, soll künftig in Gießen der Normalfall sein: Studieren mit Kind. Wie realistisch ist dieser "Normalfall" und mit welchen zeitlichen Dimensionen rechnen Sie? Reichen materielle Unterstützung und bessere Voraussetzungen aus, oder brauchen wir nicht auch einen "Kulturwandel"?
Meier-Gräwe: Das ist ein sehr hoher Anspruch und ich sehe das genauso wie Sie, dass man tatsächlich an mehreren Stellschrauben zugleich drehen muss. Vor allem brauchen wir einen tiefgreifenden Mentalitätswechsel in unserer Gesellschaft, die Kinderfrage im Zusammenhang mit anderen gesellschaftlichen Entwicklungen zu betrachten, etwa der rasanten Bildungsbeteiligung von Frauen. Es reicht jedenfalls nicht, eine Kindereinrichtung zu schaffen oder ein paar Wickeltische bereit zu stellen. In den Köpfen der Lehrenden, in der Universitätsleitung, aber auch bei den kommunalen Akteuren muss das Thema der Verknüpfung von Ausbildung, Qualifizierung und Familiengründung verankert sein. Im Grunde gilt es, bei allen Maßnahmen, bei allem, was an den Hochschulen stattfindet zu fragen, wie familienfreundlich ist unsere Hochschule im Alltag? Es müssen also wirklich "dicke Bretter" gebohrt werden, deshalb kann keine zeitliche Dimension genannt werden.
Kuther: Ein "Kulturwandel" braucht Zeichen. Dies kann schon bei kleinen Dingen, wie Wickeltischen, Spielecken und Kindermenüs in der Mensa anfangen. Natürlich benötigen wir auch umfangreichere Maßnahmen, wie flexiblere Kinderbetreuung und umfangreiche Informations- und Beratungsangebote. Jedoch stehen wir erst am Anfang, es benötigt sicherlich noch einige Jahre Zeit, bis Studieren und Forschen mit Kind vom Notfall zum Normalfall wird. Wir sind überzeugt, dass unser Modellprojekt hier einen Anstoß für andere Universitäten und lokale Bündnisse gibt, die Vereinbarkeit von Studium und Familie weiter voranzutreiben.

Uta Meier-Gräwe, Professorin für Wirtschaftslehre des Privathaushalts und Familienwissenschaften an der Justus-Liebig-Universität Gießen, 1993-1998 Bundesvorsitzende von Pro Familia, Mitglied der Sachverständigenkommission für den 7. Familienbericht der Bundesregierung, Forschungsschwerpunkte: Familien- und Genderforschung, Haushaltswissenschaften, Zeit- und Ernährungssoziologie
Dr. phil. Ulrich Kuther, geb. 1963, studierte Katholische Theologie und ist seit 2002 bei der Karl Kübel Stiftung für Kind und Familie in Bensheim tätig. Seit 2004 ist er innerhalb der Stiftung für die Geschäftsführung der "hessenstiftung - familie hat zukunft" bevollmächtigt.

http://www.bildungsserver.de/innovationsportal/bildungplus.html?artid=488

„Die Aufwertung der Frauenberufe steht auf der Agenda“

Interview mit Prof. Dr. Uta Meier-Gräwe
Frauentag: Lohngleichheit, Aufstiegschancen und eine Kultur der 2. Chance fordert Uta Meier-Gräwe, Professorin für Wirtschaftslehre des Privathaushalts und Familienwissenschaften, an der Universität Gießen. Meier-Gräwe ist gebürtige Erfurterin.
In Thüringen haben Frauen mit rund 70 Prozent einen hohen Beschäftigtenanteil. Gleichzeitig arbeitet ein Großteil von ihnen im Teilzeit- und Niedriglohn-Sektor. Warum haben Frauen die schlechteren Jobs?
Frauen sind in Deutschland zum großen Teil im tertiären Sektor tätig – vor allem in sozialen und pflegerischen Berufe, die noch immer schlecht bezahlt werden. Das hat historische Ursachen. Einerseits wurden Frauen aufgrund ihrer angeblich qua Geschlecht „besseren Eignung“ in diese Berufe gedrängt, andererseits wurden sie lediglich als Zuverdienerinnen gesehen: Ihre Berufe mussten nicht die Existenz der Familie absichern, das wurde den Männern überlassen. Deshalb wurden sie für ihre Arbeit in diesen weiblichen Berufsfeldern schon immer schlecht bezahlt. Bis heute hat sich an dieser Lohnstruktur wenig geändert. Dabei hat sie sich vollkommen überlebt.
Mit welcher Strategie kann dieser Missstand behoben werden?
Eine Aufwertung der sogenannten Frauenberufe steht auf der Agenda. Der monatliche Bruttodurchschnittslohn von Vollzeitbeschäftigten in frauentypischen Branchen liegt zwischen 517 und 1.278 Euro unter dem in der Automobil-Branche. Wir brauchen deshalb eine Reform der Entgeltstrukturen und geschlechtergerechte Arbeitsbewertungsverfahren. Eine weitere Strategie liegt in der Gewinnung von Frauen für die MINT-Berufe: Männerberufe werden ganz bewusst für Mädchen und Frauen geöffnet, damit sie bessere Verdienstchancen bekommen und zugleich den Wünschen von Kundinnen im Sinne von „Diversity“ besser entsprochen wird. Außerdem müssen die Aufstiegschancen für Frauen verbessert werden. Oft arbeiten sie als Pflegerinnen, die Leitung eines Krankenhauses oder eines Pflegeheimes wird aber von einem Mann übernommen. Und schließlich muss dafür gesorgt werden, dass auch mehr Männer in personenbezogenen Dienstleistungsberufen tätig sind, denn es handelt sich um eine Branche mit hohen Beschäftigungs- und Wachstumspotentialen.
Wie können Frauen zu einer besseren Bezahlung kommen?
In Stuttgart oder München werden die Beschäftigten im Kita- und Pflegebereich inzwischen übertariflich bezahlt, weil der Arbeitsmarkt leergefegt ist. Es muss deutlich werden, dass diese Berufe keine „ärgerlichen Geldverschlinger“ sind, sondern zur gesellschaftlichen Wertschöpfung genauso wie das Handwerk oder das verarbeitende Gewerbe beitragen. Wer diese Tatsache ignoriert, befindet sich im ökonomischen Blindflug. Im Kampf um Fach- und Führungskräfte werden passgenaue Dienstleistungen eben zu einem harten Standortfaktor.
Frauen werden für ihre Arbeit nicht nur schlechter bezahlt, sie sind auch öfters auf Teilzeitstellen und in Minijobs zu finden. Wie steht es um das Risiko Altersarmut?
Frauen mit Kindern unter 18 Jahren investieren heute insgesamt deutlich weniger Stunden pro Woche in eine Erwerbstätigkeit als noch 2001 – auch in Ostdeutschland. Mit anderen Worten: Immer mehr Frauen teilen sich ein gleich bleibendes Erwerbsarbeitsvolumen. Das mindert ihre Rentenansprüche massiv, und vielen droht Altersarmut. Ostdeutsche Frauen versuchen diesem Trend entgegenzuwirken, indem sie häufiger in Vollzeit arbeiten als im Westen, nicht zuletzt, weil sie auf eine bessere Infrastruktur der Kinderbetreuung zurückgreifen können. Allerdings sind sie insgesamt eben auch öfter geringfügig beschäftigt oder von Arbeitslosigkeit betroffen. Schließlich sind Alleinerziehende oder Frauen mit einem Partner, der seinen Job verloren hat, immer häufiger plötzlich in der Rolle der Hauptverdienerin. 51,2 Prozent aller Haushalte im Osten mit einer Familienernährerin gehören zu den ärmsten 20 Prozent aller Haushalte. Sie haben geringe Einkommen, müssen in der „2. Schicht“ auch noch den Haushalt schmeißen und ihre deprimierten Männer trösten, was zu hohen gesundheitlichen Belastungen führt.
Welche Maßnahmen schlagen Sie vor?
Ganz wichtig ist die Orientierung an guter Arbeit und sicheren Arbeitsverhältnissen. Zu guter Arbeit gehören existenzsichernde Einkommen für Frauen und Männer. Minijobs, die in großer Zahl von Frauen ausgeübt werden, münden dagegen in biographische Sackgassen und verursachen erhebliche gesellschaftliche Folgekosten. Außerdem brauchen wir eine Kultur der zweiten und dritten Chance für Schul- und Ausbildungsabbrecherinnen, damit sie den Einstieg ins Berufsleben schaffen und finanziell auf eigenen Beinen stehen können. In Zeiten des Fachkräftemangels kann es sich die Wirtschaft nicht leisten, dass 23 Prozent der jungen Männer und sogar 26 Prozent der jungen Frauen zwischen 25 und 35 Jahren derzeit in Deutschland ohne abgeschlossene Berufsausbildung sind. Sie müssen mitgenommen werden, statt mit Hartz IV abgehängt zu werden. Das ist auch für den Staat zu teuer. Und schließlich brauchen wir ein differenziertes System der Weiterbildung. Da eignet sich zum Beispiel ein Modulsystem, das zu unterschiedlichen Lebens- und Berufsbiographien passt.

http://www.wir-thueringen.de/die-aufwertung-der-frauenberufe-steht-auf-der-agenda

Podiumsdiskussion über Frauen in Führungspositionen

Den pointiertesten Satz sprach der einzige Mann auf dem Podium: "Die
Zukunft ist weiblich", sagte Christoph Santner, ein Autor aus Österreich, den
die Moderatorin auch als Zukunfts-Experten vorstellte. Vielleicht, so seine
zweite These, werde in 100 Jahren diese Diskussion genau andersherum geführt.
Aber so weit ist es noch nicht. Und so diskutierten fünf Frauen und ein Mann zum
Abschluss der Ausstellung "Was tun?" im Senckenbergmuseum abermals über die
Frage, warum es so wenige Frauen in Deutschland in Führungspositionen schaffen.
Dabei, so der optimistische Einstieg von Beraterin Astrid Kehsler, habe sich in
den vergangenen Jahren eine Menge getan. "Wir müssen nicht bei null anfangen."
Das sah auch Petra Jenner so, die seit vielen Jahren an der Spitze von Microsoft
arbeitet und seit einiger Zeit die Geschäfte in der Schweiz, nach ihrer Ansicht
"einem der frauenfeindlichsten Länder der Welt", leitet. Dennoch: "Vielen Frauen
gefällt die Unternehmenskultur nicht. Sie wollen dann oft gar nicht bis an die
Spitze." Damit war der Rahmen der Diskussion gesteckt, die zwar lebendig, aber
doch recht einseitig verlief. Den Hinweis von Uta Meier-Gräwe, Professorin für
Familiensoziologie an der Universität Gießen, dass auch Männer mehr auf ihre
Rechte im Beruf pochen sollten, fing die Moderatorin schnell mit der Bemerkung
ab, dass es an diesem Abend um die Frauen gehe. Dabei war doch interessant zu
hören, dass laut Meier-Gräwe die befristeten Verträge an den Universitäten auch
den Männern und ihrer Familienplanung schaden: "Solche Verträge wirken wie
Verhütungsmittel."
Um den Anteil der Frauen zu erhöhen, sprach sich eine Mehrheit auf dem Podium
für eine Quote aus - oder zumindest für die Drohung, sie einzuführen, damit sich
endlich etwas tue. Damit müssten aber nicht alle Probleme gelöst sein, sagte
Petra Jenner: Microsoft habe sich schon sehr früh um mehr Frauen an der
Unternehmensspitze bemüht, die Zahl sei dennoch kaum gestiegen. Der Grund: "Die
Frauen sind einfach nicht da." Und wenn doch, so stimmten die anderen mit ein,
sei das Klima an der Spitze der meisten Unternehmen und Universitäten von
Männern geprägt und damit frauenunfreundlich. Und so lautete am Ende der
Diskussion das Resümee: "Frauen müssen es selbst in die Hand nehmen."
moja.

http://fazjob.net/ratgeber-und-service/beruf-und-chance/fuehrungskraefte/121597_Mit-der-Quote-drohen.html?em_redirect_url=%2Fratgeber_und_service%2Fberuf_und_chance%2Ffuehrungskraefte%2F121597_Mit-...

--
Die ultimative Dienstleistungsoffensive des Antifeminismus

Ein bisschen Frauenhass steht jedem Mann!

wikimannia statt femipedia


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