Wenn der Mensch zur MenschIn wird - oder:

Wieviel »Gleichberechtigung« verträgt das Land?

How much »equality« the country can stand?

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Liste Femanzen Dr. Gaby Mayr (Liste Femanzen)

Oberkellner @, Sunday, 22.03.2015, 14:50 (vor 3329 Tagen)

F391 Dr. Gaby Mayr geboren 1954 in Bremen – Studium der Wirtschaftswissenschaften in Köln und Bremen – freie Journalistin für Rundfunk und Printmedien- Themenschwerpunkte sind Machtfragen und Afrika - Anschrift: Feldhören 8, 28203 Bremen - gabymayr@t-online.de - http://www.radiobremen.de/nordwestradio/sendungen/feature/feature584_v-edgewise.jpg

Männer töten. Frauen morden
Über den großen Unterschied vor Gericht
Von Gaby Mayr
Am Frühstückstisch gerät das Paar in Streit. Der Mann will nicht, dass die Frau sich von ihm trennt. Er greift zum Küchenmesser, sticht mehrfach zu, die Frau stirbt. Das Gericht verurteilt ihn wegen Totschlags zu sechseinhalb Jahren Haft.

Eine Krankenschwester tötet ihren Mann mit einer Überdosis Insulin nach 34jähriger Ehe, in der sie das Geld verdient, drei Kinder groß gezogen und all seine Launen ertragen hat, als er sich weigert, über seine angeblichen sexuellen Übergriffe an den gemeinsamen Kindern zu sprechen. Die Anklage lautet auf Mord, denn die Tötung erscheint geplant und heimtückisch. Das Gericht entscheidet, die Frau sei schuldunfähig und schickt sie in die Psychiatrie. Die Einweisung gilt unbegrenzt und muss jedes Jahr überprüft werden.

Männer und Frauen töten ihre Lebenspartner aus unterschiedlichen Gründen und auf verschiedene Art. Wie gehen Gerichte mit dem Unterschied um, der in den Paragraphen für Tötungsdelikte nicht vorgesehen ist? Das Feature stößt auf rechtliche Grauzonen, wo Gerechtigkeit sein sollte.

http://www.dradio.de/dlf/programmtipp/dossier/571486/

"Hat das Strafrecht ein Geschlecht?"
Eine Tagung am Zentrum für interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung
Von Gaby Mayr
"Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich" - so steht es im Grundgesetz. Aber wie sieht die Realität aus? Eine Tagung in Oldenburg hat die Frage untersucht, wie es um die strafrechtliche Gleichheit von Männern und Frauen heute bestellt ist.
Mütter, die ihre neugeborenen Kinder töten, stehen in Europa spätestens seit der Neuzeit am Pranger. Im Jahr 2005 sorgte eine Frau für Schlagzeilen, weil sie neun ihrer Neugeborenen in Blumenkübeln vergraben hatte. Im 18. Jahrhundert war der sogenannte Kindsmord gar ein "Schlüsseldelikt": Der Täterin drohte die Todesstrafe, hochrangige Literaten inspirierte die Tat: Goethe verfasste den "Faust", in dem Gretchen ihr nicht eheliches Kind umbringt, Friedrich Schiller schrieb das Gedicht "Die Kindesmörderin". Damals wie heute wird die Tat in ähnlicher Weise erklärt, sagt Kulturwissenschaftlerin Christine Künzel:

"Bestimmte Strategien haben sich herausgebildet, die zur Entschuldung dienen; zum Beispiel, dass man sagt: Ich war zum Zeitpunkt der Geburt unzurechnungsfähig, entweder durch so eine Art Ohnmacht, Wahnsinn et cetera - oder dass man so große Schmerzen erlitten hat. Oder heute eben dieser Fall, wo die Babys in den Blumenkübeln vergraben wurden, wo auch gesagt wurde: Zum Zeitpunkt der Geburt war ich so betrunken, dass ich das nicht mitgekriegt habe, dass man sich da entschuldet."

Psychische Verfassung als Ursache der Taten - statt der Lebensumstände. Kontinuität stellt die Mitorganisatorin der Oldenburger Tagung "Hat Strafrecht ein Geschlecht?" auch beim Umgang mit den Vätern fest:

"Der biologische Vater wird ausgeblendet, wird komplett entschuldet. Das heißt, der kommt meistens gar nicht ins Blickfeld."

Das hat Gründe. Die Strafrechtsparagrafen wurden über Jahrhunderte von Männern formuliert. In Deutschland dürfen Frauen überhaupt erst seit Beginn des 20. Jahrhunderts Jura studieren. Die Soziologin Gerlinda Smaus stellt deshalb fest:

"Man kann sagen, das Strafrecht schützt vor allem männlich definierte Interessen oder männlich definierte Sphären."

Staat und Wirtschaft sind solche traditionell von Männern dominierte Sphären. Dort soll - auch mithilfe des Strafrechts - die Ordnung hergestellt werden, die den Männern an den Schalthebeln ungestörtes Wirken ermöglicht, sagt Smaus. Denn es profitieren keineswegs alle Männer von den Strafrechtsparagrafen, schließlich sind die Gefängnisse voll mit meist jungen, männlichen Straftätern.

"Weil die Männer vor allem ihre interne Hierarchie aufrecht erhalten wollen. Ihr Kampf geht nicht in erster Linie gegen Frauen, sondern unter sich. Sie machen die Hierarchien unter sich aus."

Auch den öffentlichen Raum betrachten Männer traditionell als ihr Terrain. Die aus dem Ruder laufende Wirtshausschlägerei stand Pate, als die Reichstagsabgeordneten im 19. Jahrhundert den Totschlagsparagrafen formulierten. Häusliche Gewalt - das ist ja meist der Ehemann, der seine Frau schlägt - rückte dagegen erst seit den 1970er-Jahren ins Blickfeld und schlug sich dann langsam in der Rechtsprechung nieder.

Über eine besonders zerstörerische Form der Gewalt, die Männer gegen Frauen einsetzen - die Vergewaltigung - herrschten lange Zeit Ansichten, die den Durchschnittsmann entlasten, erklärt die Juristin Isabel Kratzer aus Augsburg.

"Dazu ist zu sagen, dass das Täterbild bis weit ins 20. Jahrhundert hinein von der Vorstellung geprägt war, dass ein Vergewaltiger aus der Unterschicht stammt und dass er definitiv krank sein muss, debil, schizophren. Und man wollte nicht anerkennen, dass ein ganz normaler Mann auch zu dieser Tat fähig ist."

Nun verliert das Strafrecht stellenweise seine Festlegung auf männlich geprägte Sichtweisen - zum Beispiel dank einer parteiübergreifenden Initiative weiblicher Bundestagsabgeordneter: Seit 1997 kann auch ein Ehemann, der seine Frau zu sexuellen Handlungen zwingt, wegen Vergewaltigung bestraft werden. Zuvor war qua Gesetz eine "Vergewaltigung in der Ehe" ausgeschlossen.

Aber es bleiben Restbestände aus der Zeit, als die männlichen Strafrechtler unter sich waren. Dazu gehört, dass Vergewaltigungsopfer in der Regel körperliche Verletzungen aufweisen müssen, damit man ihnen vor Gericht glaubt.

"Die herrschende Meinung heutzutage ist auf jeden Fall wieder: Ich muss mich an der körperlichen Kraftentfaltung und auch an der körperlichen Auswirkung festmachen, nur dann liegt Gewalt vor. Dass eine Vergewaltigung nur stattfinden kann, wenn diese körperlichen Bedrohungen eine Rolle spielen."

Dass eine Frau vor Schreck erstarrt oder nicht wagt, sich gegen einen viel stärkeren Mann zu wehren, ist in der Rechtsprechung noch nicht angekommen. Immerhin: Klischeehafte Zuschreibungen nach Geschlecht lösen sich auf. Heute sind im Strafrecht auch Männer als Opfer von Vergewaltigung denkbar und können klagen.

Aber das Bild ist nicht einheitlich. In der Bevölkerung herrschen viele Klischees über Kriminalität, über Täter und Opfer - das hat die Frankfurter Juristin Dagmar Oberlies erst kürzlich wieder festgesellt, als sie ihre Studierenden in der Mensa eine Umfrage machen ließ: Wer wird häufiger Opfer von Schlägereien und Überfällen - Männer oder Frauen?

"Männer wie Frauen haben gesagt, Frauen werden häufiger Opfer von Straftaten. Tatsächlich ist es aber so, dass Männer dieser Altersgruppe doppelt so häufig Opfer von Körperverletzung werden wie Frauen. Also auch da haben Sie bei dem Opferbegriff ein Stereotyp in der Bevölkerung - Frauen sind die Opfer -, das aber überhaupt nicht mit der Wirklichkeit der Statistik übereinstimmt."

Bewegung auch im Gerichtssaal. Die als "männlich" titulierte Strafjustiz ändert ihr Gesicht - und das ist ganz wörtlich zu verstehen: Jurastudentinnen haben oft bessere Examensnoten, deshalb ist die nachrückende Generation auf Richterbänken und in den Staatsanwaltschaften mehrheitlich weiblich.

Es ändern sich auch die Sanktionen, die im Strafprozess verhängt werden. Das Bild vom "männlichen" Strafrecht, das wie ein "strenger Vater" wirkt, erscheint zunehmend unpassend.

"Es gibt eine Verstärkung des Opferschutzes, Wiedergutmachung, Täter-Opfer-Ausgleich, die eigentlich auch nicht so mit einer Strafjustiz als strengem Vater sich verbinden lassen."

Ohnehin versteht man das Bild vom strengen Vater kaum noch. Väter sind heute "neue Väter", die sich die Kinderbetreuung mit der Mutter teilen, oder "abwesende Väter". An die Stelle der starren Rollenklischees tritt eine Variationsbreite von Verhaltensmöglichkeiten - für Männer und Frauen.

Für die Vergangenheit gilt sicher: Das Strafrecht ist ein grammatikalisches Neutrum, aber seine Gesetze und Urteile gingen von einem festgezurrten, von Männern bestimmten Weltbild aus. Vorstellungen vom männlichen Triebtäter und von Frauen, die ihre Vergewaltigung provoziert oder sogar genossen haben sollen, verlieren jedoch an Einfluss.

Das Strafrecht könnte sich in Zukunft zu einem Recht entwickeln, in dem Richterinnen und Richter jeden Einzelfall prüfen, abseits von Vorurteilen - so wie es eigentlich immer schon ihre Pflicht gewesen wäre.

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/studiozeit-ks/984617/

Bremen ist die Hauptstadt der Männerbünde
Ein Feature von Gaby Mayr
Ein geselliger Abend mit angenehmer Gesellschaft in gediegenem Ambiente - dabei lässt es sich gut fachsimpeln, lassen sich gut neue Kontakte knüpfen. Da ist sicher jeder Mann gern dabei.
Noch schöner ist es, wenn man unter sich sein und mal so richtig loslassen kann. Das gibt es heute nicht mehr in der Geschäftswelt? Gibt es doch - und zwar ausgerechnet im als liberal geltenden Bremen, wo gleich mehrere große Ereignisse stattfinden, bei denen Frauen keinen Zutritt haben - aus reiner Traditionspflege, versteht sich.

http://www.ndr.de/info/programm/sendungen/forum/bremermaennerbuende101.html

Gaby Mayr wird mit dem Niedersächsischen FrauenMedienpreis 2009 ausgezeichnet


Koproduktion von Deutschlandfunk und Saarländischem Rundfunk

Die Autorin Gaby Mayr erhält den Niedersächsischen FrauenMedienPreis 2009 im Bereich Hörfunk für ihr Feature: "Einseitige Spitze - Wie die deutsche Wirtschaftselite Fehlentscheidungen trifft", das unter Federführung des Deutschlandfunks in Koproduktion mit dem Saarländischen Rundfunk entstanden ist. Das Feature wurde am 16. Januar 2009 im Deutschlandfunk und am 28. Februar 2009 auf SR 2 KulturRadio gesendet.

Das Feature beschäftigt sich mit dem Thema männlicher Entscheidungsträger in der Wirtschaft. Kritisch beleuchtet Mayr die Tatsache, dass Männer in den obersten Etagen der Wirtschaft fast immer unter sich sind, obwohl wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass gemischte Teams oft bessere Ergebnisse erzielen und Unternehmen mit hohem Frauenanteil an der Spitze besser wirtschaften können.

Der Preis - benannt nach der 1998 verstorbenen Fernsehjournalistin Juliane Bartel - findet über die niedersächsischen Grenzen hinaus Beachtung. Sein Ziel ist es, die komplexe Lebenswelt der Frauen sichtbar zu machen.


SR Kommunikation
Saarländischer Rundfunk
Funkhaus Halberg - 66100 Saarbrücken
Tel: +49 681 602-2040/43
Fax: +49 681 602-2049
pressestelle@sr-online.de
Internet: http://www.sr-online.de

http://www.pressrelations.de/new/standard/result_main.cfm?pfach=1&n_firmanr_=115563&sektor=pm&detail=1&r=392196&sid=&aktion=jour_pm&quelle=0

MANAGER
Frauen müssen draußen bleiben
Von Mayr, Gaby und Schiessl, Michaela
Deutschlands Unternehmen buhlen um weibliche Mitarbeiter. Das hält sie nicht davon ab, Veranstaltungen zu unterstützen, die nur Männer zulassen.
Eines darf heutzutage in der unternehmerischen Selbstdarstellung unter gar keinen Umständen fehlen: das unbedingte Ja zu mehr Frau. In den Glaubensbekenntnissen deutscher Großunternehmen finden sich seitenweise Programme zur Frauenförderung, sie wollen mehr weibliche Mitarbeiter einstellen und ihnen den Aufstieg erleichtern.
Man ahnt: Die Zeiten des gepflegten Männerwitzes gehen langsam ihrem Ende entgegen. Aber halt: Es gibt sie noch, die Enklaven, wo ein Mann ganz Mann sein darf. Und nicht etwa verschämt im dunklen Hinterzimmer - es sind prunkvolle Veranstaltungen, besucht von den Spitzen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, bei denen Frauen ganz offiziell draußen bleiben müssen.
Die Hochburg dieser Männerbünde ist Bremen. Während ehrwürdige Organisationen wie der Hamburger Übersee-Club, der Anglo-German Club, der Münchener Herrenclub oder der Industrie-Club Düsseldorf längst Frauen über die Schwellen lassen, hält das kleinste Bundesland an der reinen Herrenrunde fest. Allein drei der wichtigsten gesellschaftlichen Ereignisse sind Frauen verschlossen: Schaffermahlzeit, Eiswettfest und die Treffen des Bremer Tabak Collegiums (BTC).
Eine nicht enden wollende Pinguinparade aus 750 Männern im Smoking stolzierte vorvergangenen Samstag zu den Klängen von Wagners "Tannhäuser" in die Bremer Kongresshalle, zum 183. Eiswettfest. Sieben Stunden lang lauschten Spitzenpolitiker, Manager und auch ein SPIEGEL-Chefredakteur der Ehrung verdienter Mitglieder, dem Gedenken Verstorbener und fünf launigen Reden. Axel-Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner sprach über Freiheit, Deutsche-Bank-Boss Josef Ackermann über die Finanzkrise. Man sang die Nationalhymne zu Braunkohl und Pinkel.
Doch den Geladenen ist dieses Brimborium weniger wichtig. Für die meisten zählt nur eine einzige Stunde: die Rauch- und Pinkelpause, zärtlich Raupipau genannt. Hier werden Netzwerke geknüpft, Geschäfte angebahnt, Karrieren geschmiedet. Deshalb ist es für Geschäftsfrauen und Politikerinnen mehr als nur ärgerlicher Anachronismus, dass sie ausgeschlossen sind. Die Bremer Firmenchefin Janina Marahrens-Hashagen plädiert für eine Öffnung: "Man sollte auch ein bisschen an die Zukunft denken. Das würde der Tradition keinen Abbruch tun."
Die Unternehmen aber können an der Veranstaltung trotz aller Bekenntnisse zur Antidiskriminierung nichts Anstößiges finden. Da bei der Eiswette "regelmäßig Bundespräsidenten, Bundeskanzler und andere höchste Repräsentanten des Staates auftreten", könne man "nicht sehen, wieso ein Auftritt von Herrn Dr. Ackermann dort in irgendeiner Weise kritikwürdig sein sollte", teilt die Deutsche Bank mit. Siemens stellt klar: "Es ist nicht an uns, sich von gesellschaftlichen Ereignissen fernzuhalten, die im öffentlichen und gesellschaftlichen Leben Bremens breit getragen und hoch anerkannt sind." Der Axel-Springer-Verlag findet: "Die Bremer Eiswette ist sicher Geschmackssache und keine dem gesellschaftlichen Mainstream entsprechende Veranstaltung." Aber: "Im Bemühen um Chancengleichheit den Sinn für Humor und die Toleranz für Männer-Folklore zu verlieren wäre schade."
Dem Bremer SPD-Bürgermeister Jens Böhrnsen fehlt dieser Sinn für Humor offenbar. Er wollte zum Schaffermahl eine Frau als Ehrengast mitbringen, zumal die Sause - ursprünglich ein Geschäftsessen der Kaufmänner und Kapitäne - in seinem Rathaus stattfindet. Doch die Macher dieses ältesten Brudermahls der Welt lehnten nach reiflicher Beratung ab. "Dort regieren scheinbar immer noch ein paar Betonköpfe", sagt Wiebke Hamm, Vizepräses der Bremer Handelskammer. Der verstimmte Bürgermeister warnt: "Ich glaube, dass Traditionen, wenn sie sich erhalten wollen, auch einer gewissen Weiterentwicklung bedürfen."
Immerhin: Angela Merkel durfte 2007 vor den Schaffern reden, ihr Auftritt dient manchem Gast seither als Rechtfertigung. Wenn sogar die Kanzlerin komme, könne die Teilnahme von Vorstandschef Dieter Zetsche 2010 wohl nicht falsch gewesen sein, findet Daimler. Für das diesjährige Schaffermahl am 10. Februar hat Bundestagspräsident Norbert Lammert zugesagt.
Einige dieser frauenfeindlichen Traditionsveranstaltungen leben von Spenden aus der Wirtschaft. Die Treffen des Bremer Tabak Collegiums etwa, die den rauchseligen Herrentreffen des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. nachempfunden sind, werden von rund 40 Firmen finanziert, darunter Siemens, KPMG und etliche Banken. Schließlich spiele das BTC eine wichtige Rolle zur Repräsentanz der Freien Hansestadt Bremen, findet Coca-Cola-Deutschland.
Ein Unternehmen jedoch zeigt Ansätze des Unwohlseins. Die Commerzbank, ebenfalls Förderer des BTC, arbeitet offenbar undercover am Gesinnungswandel. Ihre Strategie: Zersetzung von innen. "Nur wer sich engagiert, kann letztlich Einfluss nehmen", heißt es bei der Bank. So sei es zum Beispiel auch dem hartnäckigen Wirken des örtlichen Repräsentanten zu verdanken, dass im einstigen Männerverein "Club zu Bremen" heute Frauen aufgenommen werden.
Ob es bei den anderen Männerbünden jemals so weit kommen wird? Da lacht Handelskammer-Vize Hamm: "Der Erste, der eine Frau als Gast mit zur Schaffermahlzeit bringt, muss ein mutiger Mann sein - glauben die Männer."

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-83774703.html

Heftiger Gegenwind
Schlechtere Beziehungen, weniger Geld, tief sitzende Vorurteile: Wie Frauen in der Forschung ausgebremst werden.
Von Von Gaby Mayr
Die Nobelpreisträgerin schüttelt es noch heute, wenn sie an den Anruf zurückdenkt. Am anderen Ende war ein Direktorenkollege von der Max-Planck-Gesellschaft (MPG), der eine Tagung über Embryonenforschung organisierte. Christiane Nüsslein-Volhard müsse unbedingt kommen, beschwor er die renommierte Embryologin, sie hätten festgestellt, dass sie überhaupt keine Frau auf der Tagung hätten. "Denen ist vorher nicht eingefallen, dass ich Embryologin bin", erinnert sich die Direktorin des Tübinger Max-Planck-Instituts für Entwicklungsbiologie. Ein Beispiel für die Ignoranz männlicher Wissenschaftler gegenüber der Kompetenz ihrer Kolleginnen - und beileibe kein Einzelfall.

"Es fehlt nicht an qualifizierten Frauen, sondern an Wertschätzung für ihre Leistung": Je höher die Positionen im Wissenschaftsbetrieb, desto geringer ist zurzeit noch der Frauenanteil.
"An deutschen Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen wird ein enormes Potenzial vergeudet, weil Wissenschaftlerinnen nach wie vor nicht die gleichen Möglichkeiten haben wie ihre männlichen Kollegen", sagt Andrea Löther vom Bonner Kompetenzzentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung (CEWS). Wie Diskriminierung beim Einstieg in die Karriere funktioniert, haben Oldenburger Sozialwissenschaftlerinnen anhand von 10.000 Doktorarbeiten an niedersächsischen Hochschulen zwischen 1995 und 2000 untersucht. Sie nahmen die finanzielle Absicherung der Promotionen unter die Lupe, weil sich viele Absolventen eine Dissertation nur leisten können, wenn sie Geld bekommen. Staatliche Stipendien wurden zu Beginn des Untersuchungszeitraumes überwiegend an Männer vergeben, von 1998 an lagen allerdings die Frauen vorn. Grund war ein Erlass des niedersächsischen Wissenschaftsministeriums, der eine gleiche Graduiertenförderung für beide Geschlechter verlangte. "Da hat eine Frauen fördernde Maßnahme deutlich gewirkt", urteilt Untersuchungsleiterin Karin Flaake.
Mehr Mittel für Männer
Wie hilfreich derartige Programme sind, beweist nach Ansicht der Oldenburger Professorin eine schwedische Studie, wonach ein Förderantrag eher positiv beschieden wird, wenn angenommen wird, er stamme von einem Mann. Eine andere Möglichkeit, eine Promotion finanziell abzusichern, ist die wissenschaftliche Mitarbeit. Über die Besetzung dieser Stellen entscheiden Professoren weitgehend im Alleingang. In Niedersachsen, so das Oldenburger Ergebnis, suchen sich die überwiegend männlichen Professoren zu zwei Dritteln männliche wissenschaftliche Mitarbeiter aus.
Nicht selten spielt in Deutschlands Wissenschaftsbetrieben bei der Entscheidung für den Mann und gegen die Frau auch die Kinderfrage eine Rolle. Kinder und Wissenschaft gehen nicht zusammen, jedenfalls nicht für Frauen und nicht oberhalb der Promotionsebene, lautet das Vorurteil. Dem erliegt auch MPG-Vizepräsident Herbert Jäckle, dem eine Ehefrau den Rücken freigehalten und drei Kinder aufgezogen hat, wenn er mit treuherzigem Augenaufschlag sagt, dass es "schwer ist, Familie und Beruf aus Sicht der Frau zu vereinbaren". Zwar sei er sich keiner Schuld bewusst, bei Bewerbungsgesprächen eine Frau benachteiligt zu haben, aber "ich bin ein Mann und sicher habe ich das getan."
Fehlende Kleinkindbetreuung, zu wenige Kindergärten und Ganztagsschulen, mangelndes Engagement der Väter und ein international nahezu einmaliger Muttermythos sind tatsächlich Hindernisse für hochqualifizierte Wissenschaftlerinnen mit Kindern. Aber "die Unvereinbarkeit von Mutterschaft und Wissenschaft wird vor allem von Entscheidungsträgern und Vorgesetzten überschätzt", fasst CEWS-Mitarbeiterin Inken Lind die Ergebnisse einschlägiger Studien zusammen.
Andere Barrieren, die sich vor Wissenschaftlerinnen auftürmen, würden dagegen unterschätzt. Frauen müssen, selbst wenn sie ihre Leistungsfähigkeit bereits vielfach unter Beweis gestellt haben, dennoch gegen die Meinung ankämpfen, sie seien zeitlich weniger verfügbar und nicht so zielstrebig wie Männer - zwei Vorurteile, die eine 2003 erschienene Studie über die Integration von Frauen in die MPG widerlegt. Zumindest jene Frauen, die den Schritt in die Elite-Forschung gewagt haben, unterscheiden sich in ihrem Karriereverhalten nicht maßgeblich von Männern.
Warum die Männerquoten bei Hochschulprofessuren mit annähernd 90 Prozent und bei den MPG-Direktorenstellen mit über 95 Prozent immer noch an realsozialistische Wahlergebnisse erinnern, erklärt Lind mit "einer Anhäufung scheinbar kleiner Benachteiligungen". Bei Berufungsverfahren werden ihre Qualifikationen geringer bewertet, sie erhalten schlechtere Verträge mit kürzerer Laufzeit und geringerer Ausstattung und ihre Fachbeiträge werden nicht wahrgenommen oder abgewertet.
An einer Hochschule im Ruhrgebiet etwa wurde eine hochqualifizierte Informatikerin auf den ersten Platz einer Berufungsliste gesetzt. Die Inhaberin einer gut ausgestatteten Stelle in den USA wollte gerne nach Deutschland zurückkehren, sagte aber trotzdem ab, weil Personal- und Sachmittel unattraktiv waren. Ein paar Monate später erhielt ein Mann die Stelle - und es wurde bekannt, dass die Universität ihm eine wesentlich bessere Ausstattung zugesagt hatte. Wissenschaftlerinnen mit Billigtarifen abzuspeisen ist ein probates Mittel, ihnen die Karriere zu erschweren oder, wenn sie schon Karriere, vorzugsweise im Ausland, gemacht haben, die Rückkehr nach Deutschland zu verleiden, sagt Lind.
Gute Chancen für Ziehsöhne
Noch heftigeren Gegenwind als an Hochschulen bekommen leistungsstarke Wissenschaftlerinnen bei der MPG zu spüren. Dort ist die Besetzung der Direktorenposten besonders von persönlicher Einflussnahme und Unterstützung abhängig, denn ein Großteil der ranghöchsten Posten wird nicht ausgeschrieben. Statt dessen sucht man in der internationalen Wissenschaftsgemeinde nach geeigneten Kandidaten, anschließend muss sich der Ausgewählte vor einem hochkarätig besetzten Symposium bewähren.
"Unser Ziel ist, den Frauenanteil auf ein international vergleichbares Niveau zu erhöhen", versichert Personalreferatsleiterin Susanne Mellinghoff. Allerdings ist in europäischen Vergleichsstudien belegt, dass die Chance für Frauen, sich in einer männlich geprägten Institution durchzusetzen umso höher ist, je formalisierter und nachprüfbarer das Auswahlverfahren ist.
Immerhin wurden bei der MPG in jüngster Zeit mehr Wissenschaftlerinnen eingeladen, und dann ist die Enttäuschung jedes Mal groß, wenn eine von ihnen absagt. Hausintern besteht durchaus der Vorwurf, dass manche Absage in Kauf genommen wird, weil man eine zu renommierte und etablierte Frau anfragt. Und während Wissenschaftlerinnen sich vielfach bewährt haben müssen, bevor sie auf eine MPG-Einladung hoffen dürfen, würde bei den Männern gerne mal ein "Shooter" angesprochen, der sich bis dahin erst mit einer Idee international hervorgetan hat. Oder es wird gleich der Ziehsohn des alten Direktors installiert, auch wenn es Proteste führender MPG-Wissenschaftlerinnen hagelt, so geschehen am Berliner Institut für Bildungsforschung.
Unterhalb der Direktorenebene hat sich der Frauenanteil zwar in den vergangenen Jahren erhöht, er nimmt aber mit jeder Karrierestufe rapide ab. "Es fehlt nicht an qualifizierten Frauen, sondern an Wertschätzung für ihre Leistung", folgert MPG-Gleichstellungsbeauftragte Marlis Mirbach aus dem Auseinanderklaffen von Qualifikation und Karriere bei Wissenschaftlerinnen.
Eine beachtliche Doppelkarriere hat Antje Boetius hingelegt. Die 37-jährige Expertin für Meeresbakterien ist Arbeitsgruppenleiterin am Bremer Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie und hat eine Professur an der International University Bremen. "¸Ganz klar habe ich mehr Doktorandinnen in meiner Arbeitsgruppe als die Kollegen", stellt sie lachend einen Zusammenhang zwischen ihrem Geschlecht und dem ihrer Mitarbeitern her. Sie selber hatte ebenfalls eine renommierte Mentorin. Vorherrschend sind aber auch in Antje Boetius' Fach männliche Seilschaften, erst kürzlich gut zu beobachten, als das Redaktionsgremium für eine neue europäischen Fachzeitschrift für Geowissenschaften zusammengestellt wurde: "Das besteht, trotz Kritik aus dem Ausland, zu fast 90 Prozent aus Männern und entspricht damit überhaupt nicht der Zusammensetzung in dieser Wissenschaft."
Christiane Nüsslein-Volhard jedenfalls hat inzwischen beschlossen zu handeln. Sie hat kürzlich eine Stiftung gegründet, die Wissenschaftlerinnen Geld geben will - nicht für Forschung, sondern für die Kinderbetreuung oder eine Haushaltshilfe. So kann es auch keinen Anlass mehr für den Verdacht geben, Frauen seien nicht engagiert genug.
http://www.sueddeutsche.de/karriere/wissenschaft-heftiger-gegenwind-1.566538

Der Rücken der schmalen, hoch gewachsenen Frau ist gebeugt, als ob die Last von 34 Ehejahren sie niedergedrückt hat. Elke Winkler (Name von der Redaktion geändert) muss sich vor dem Göttinger Landgericht verantworten, weil sie ihren Ehemann umgebracht hat. Sie mischte ihm ein starkes Beruhigungsmittel ins Eis und verabreichte ihm, während er schlief, eine Überdosis Insulin. Als erfahrene Krankenschwester kennt sie sich auch aus mit Medikamenten, die tödlich sein können. Weil sie ihren Mann im Schlaf tötete, sprechen Juristen von "Heimtücke" und deklarieren die Tat als Mord. Elke Winkler, das zeigt der Prozessverlauf, hat zuletzt ihre Ehe nicht mehr ertragen können, sie, die immer Gutmütige, die alles erduldet und nie aufgemuckt hat.

Bereits mit knapp 16 Jahren wird Elke Winkler schwanger und heiratet bald darauf den Vater des Kindes, einen angehenden Waldfacharbeiter. Es kommen noch zwei Kinder, Elke Winkler bleibt aber berufstätig. Ihr Mann gründet ein Transportunternehmen, weil ihn Lastwagen faszinieren, aber für den Broterwerb sind die auf Pump beschafften Lkw offenbar kaum geeignet. Außerdem übernimmt er sich beim Hausbau. Die Familie landet tief in den roten Zahlen. Elke Winkler versucht ohne Aussicht auf Erfolg die Schulden abzuarbeiten. Sie beginnt zu trinken, um sich zu betäuben, und wird depressiv.

Sexueller Missbrauch

Vor Gericht beteuert die intelligente Frau, die als Mädchen nur den Volksschulabschluss machen durfte, sie wolle alles erzählen, und antwortet den Richtern und psychologischen Gutachtern tagelang auf ihre Fragen.

Nach einem ersten Selbstmordversuch 1996 beginnt sie eine Therapie. Dem Therapeuten berichtet sie von sexueller Gewalt während ihrer Kindheit. Drei Männer aus dem Bekanntenkreis ihrer Eltern, darunter ein Küster, hätten sie sexuell missbraucht. Der Therapeut rät ihr, das Kindheitstrauma zu Hause anzusprechen.

Nachdem Elke Winkler im Familienkreis von den Übergriffen erzählt hat, erlebt sie einen Schock. Die älteste Tochter offenbart ihr, dass der Vater sie sexuell belästigt habe. Elke Winkler will ihren Mann zur Rede stellen. Sie versucht es viele Male. Es muss ihr schwer gefallen sein, denn von klein auf hat sie gelernt, nicht zu widersprechen. Ihr Mann, berichtet Elke Winkler, bleibt ihr eine Antwort schuldig: "Glaub doch, was du willst." In dieser Zeit verliert sie wohl endgültig den Boden unter den Füßen.

Trotz ihrer Erschöpfung will sie es immer noch allen recht machen, vor allem ihrem Mann. Das Insulin spritzt sie ihm, so schildert sie ihre Beweggründe, um ihn bei ihrem dritten Selbstmordversuch nicht alleine zurückzulassen. Elke Winkler erzählt dem Gericht aber auch, dass sie und ihr Mann in den Stunden vor der Tat wieder einmal über den angeblichen sexuellen Missbrauch der Tochter gestritten haben. Der Sohn findet später den Vater tot im Schlafzimmer, die Mutter liegt kaum ansprechbar auf der Couch im Wohnzimmer.

Als die Richter den Verhandlungssaal betreten, um ihr Urteil zu verkünden, steht Elke Winkler blicklos auf, neben ihr der Anwalt - und eine junge Psychologin. Die Angeklagte gilt nach wie vor als stark suizidgefährdet.

Die meisten Frauen, die ihren Lebenspartner töten, sind wie Elke Winkler, hat Peter Steck festgestellt. Der Konstanzer Rechtspsychologe ist kürzlich emeritiert. Er hat Gefängnisinsassinnen, die ihren Mann umgebracht haben, befragt. Sie töteten, fasst Steck zusammen, "weil sie unter der Beziehung litten, aber nicht in der Lage waren, sich zu wehren". Nach Jahren voller Demütigungen und Gewalt brachten sie ihren Mann um, seiner überlegenen Körperkraft wegen meist im Schlaf, mithin "heimtückisch". Auf Mord steht lebenslange Freiheitsstrafe.

Steck hat auch mit Männern gesprochen, die ihre Lebenspartnerin töteten. Es war einfacher, eine aussagekräftige Zahl von Gesprächspartnern zu finden, denn Männer stehen zehnmal so oft wie Frauen wegen einer Beziehungstötung vor Gericht. Nach den Untersuchungen von Steck tötet ein Mann seine Frau, wenn sie ihn verlassen will und er erkennen muss, "dass er die Frau nicht länger gefügig" machen kann. So unterschiedlich das Motiv bei Männern und Frauen ist, so ungleich werden sie vor Gericht behandelt.

Ulf Weber (Name von der Redaktion geändert), Automechaniker, derzeit arbeitslos, sitzt schweigend im Lüneburger Gerichtssaal. Er verweigert die Aussage, ein paarmal weint er. Der 43-Jährige erstach seine Freundin, die Gärtnerin Regina Oden, während des gemeinsamen Frühstücks. Zuvor hatte sie ihn einen Egoisten genannt, als er sich die restlichen Krabben vom Vortag aufs Brötchen gelegt und ihr nichts abgegeben hatte. Den Streit darüber hatte Oden zum Anlass genommen, endgültig Schluss zu machen. Daraufhin nahm Weber ein Messer und stach zu.

Es war nicht der erste Krach gewesen. Regina Oden hat die Beziehung zu Ulf Weber schon einmal beendet, nachdem er sie zusammengeschlagen hat. Zur Polizei geht sie wegen der Gewalttat nicht. Er verspricht Besserung, sie glaubt ihm. "Er konnte zuhören und war ein oberzärtlicher Mensch", versucht ihre Schwester eine Erklärung. Aber dosierte Nähe reicht Ulf Weber nicht. Er wird zum Stalker, terrorisiert Regina Oden per Telefon und per SMS.

Einweisung in die Psychiatrie

Im Prozess wird bekannt, dass er der Tochter einer früheren Lebensgefährtin in einem Wutanfall das Nasenbein brach. "Aufbrausend" nennt ihn sein Anwalt. Auch damals ging niemand zur Polizei. Ulf Weber ist nicht vorbestraft.

Die Kammer unter Vorsitz von Richter Günter Kruse kreidet Weber nicht an, dass er seine Gewaltdurchbrüche auslebte, ohne etwas dagegen zu unternehmen. Webers Neigung zum Jähzorn spielt im Prozess allerdings doch noch eine Rolle, im Plädoyer seines Verteidigers. Webers "Impulsivität" belege demnach, dass er "im Affekt" getötet und keinesfalls planvoll gemordet habe. Ulf Weber wird wegen Totschlags zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt.

Elke Winkler als eiskalte Mörderin will sich niemand im Göttinger Gerichtssaal vorstellen. Die Richter folgen den Gutachtern, die ihr zur Tatzeit eine "seelische Störung" bescheinigen, und erklären die 51-Jährige für schuldunfähig. Als Richter Reiner Finke in der Urteilsbegründung sagt, eine Wiederholung sei nicht auszuschließen und sie werde deshalb in die Psychiatrie eingewiesen, schluchzt Elke Winkler leise auf. Ein Gericht muss nun jedes Jahr prüfen, ob von ihr noch eine Gefahr ausgeht. Eine Zukunftsprognose will Staatsanwalt Hans Hugo Heimgärtner nicht wagen: "Eine Unterbringung kann bis zum Lebensende dauern."

Sein Kollege Wanja Welke guckt bei der Arbeit vom neunten Stock auf die Frankfurter Einkaufsstraße Zeil. Während seiner Ausbildung in Australien hat er erfahren, dass die dortige Rechtsprechung andere Wege geht. Australische Frauen, die ihren Peiniger umbringen, wollen nicht als psychisch krank gelten und reklamieren für sich den Notwehrparagrafen: "Die Frauen wollen anerkannt haben, dass sie bei Sinnen waren, als sie so handelten."

Auch deutsche Gerichte schicken nicht alle Täterinnen in die Psychiatrie. In Bremen war vor zwei Jahren eine Frau wegen Mordes angeklagt, weil sie ihren Mann im Schlaf erschossen hatte. Mit leiser Stimme schilderte Ayse B. damals, wie der Mann ihr Gesicht in seine Hände genommen und gesagt hatte, er könne ihr das Genick brechen. Jahrelang hatte er sie gedemütigt und geschlagen.

Die Kammer billigte der 39 Jahre alten Mutter von drei Kindern verminderte Schuldfähigkeit zu und verringerte die Haftstrafe auf acht Jahre, begründete das Urteil wegen Mordes aber unter anderem damit, die von Murat B. ausgestoßenen Todesdrohungen "gehörten zur Streitkultur des Paares". Der Bundesgerichtshof bestätigte das Urteil.

Auch in Juristenkreisen stoßen Richtersprüche wie diese auf Unbehagen. "Die Urteile erscheinen ungerecht", sagt die Münchner Kriminologin Rita Haverkamp und schlägt ein Umdenken beim Mordmerkmal "Heimtücke" vor. Die Tötung eines Schlafenden solle "nicht mehr fast automatisch zur Verurteilung wegen Mordes führen".

Dass deutsche Gerichte radikal umdenken können, bewies der Bundesgerichtshof, als er beim Umgang mit betrunkenen Gewalttätern eine Kehrtwende vollzog und festlegte, dass Täter nicht länger mildere Strafen erwarten können, wenn sie unter Alkohol zuschlagen oder töten.
(fr-online vom 17.05.2007)

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